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Pflanzliche Körperöle - Unreinheiten

Körperöle sollen die Haut vor allem gut vor Feuchtigkeits­verlust schützen. Doch unser Test zeigt, dass dies nicht alle Produkte schaffen.

In der Testtabelle finden Sie diese Produkte:

  • Arganhain - Reines Bio-Arganöl
  • dm/Alverde - Aroma Pflegeöl Kokos
  • Dresdner Essenz Naturell - Hautöl Granatapfel/Grapefruit
  • Dr. Hauschka - Rosen Pflegeöl
  • Jislaine - Bio-Arganöl Anti-Aging Pflege für Haut, Haare und Nägel
  • Lavera - Orange Feeling Körperöl Bio-Orange & Bio-Sanddorn
  • Primavera - Aloe Vera Öl bio Feuchtigkeitsspendend
  • Weleda - Sanddorn Pflegeöl

Getestet wurden die kosmetische Qualität (Hautfeuchtigkeit, Anwendung und Hautgefühl), die Handhabung, die sensorische Beurteilung, Verunreinigungen (Pestizide, Mineralöle, PAK, Weichmacher), die Verpackung und die Deklaration und Werbeaussagen. - Lesen Sie nachfolgend den Testbericht.


Die Haut ist unser größtes und vielseitigstes Organ. Sie dient etwa als lebenswichtiges Bollwerk gegen Krankheitserreger und Schadstoffe, spielt eine wichtige Rolle bei der Thermoregulation sowie beim Stoffwechsel. Als unser exponiertestes Organ ist sie schädlichen Einflüssen besonders ausgesetzt. Die UV-Strahlung der Sonne, trockene Heizungsluft im Winter oder die Verwendung von Duschlotionen und Seifen hinterlassen ihre Spuren auf unserer Haut, trocknen sie aus und beschleunigen den Alterungsprozess. Die verlorene Feuchtigkeit sollte man ihr auch wieder zurückgeben.

Test: 4 Öle erhielten "gute" Bewertung

Häufig verwenden wir dafür Cremen oder Bodylotions. Ebenfalls auf dem Markt als "Feuchtigkeitsspender" angeboten werden pflanzliche Körperöle. Unsere Partnerorganisation Stiftung Warentest hat acht auch in Österreich erhältliche Produkte getestet; als ­Vergleich diente eine Standardlotion mit ­guter Feuchtigkeitsanreicherung. Vier der Öle schafften eine gute Bewertung.

Wichtigstes Kriterium: Feuchtigkeitsanreicherung

Die besten Körperöle im Test sind das reine Bio-Arganöl von Arganhain sowie das Rosen Pflegeöl von Dr. Hauschka. Beide Präparate schafften auch beim wichtigsten Kriterium, der Feuchtigkeitsanreicherung, als Einzige ein "gut". Mit leichtem Abstand folgen das preiswer­teste Produkt im Test, das Aroma Pflegeöl Kokos von dm/Alverde, sowie das Sanddorn Pflegeöl von Weleda.

20 Testerinnen prüfen Hautgefühl der Öle

Gutes Hautgefühl

Von einem guten Körperöl erwarten wir allerdings nicht nur gute Pflegeeigenschaften, sondern es muss auch im Praxistest über­zeugen. Jedes Produkt wurde deshalb von je 20 Probandinnen eine Woche lang verwendet und auf den Beinen aufgetragen. Anwendung und Hautgefühl wurden bei allen Produkten als gut bewertet. Fast alle Anbieter im Test empfehlen, Körperöl auf die noch feuchte Haut aufzutragen, weil so eine Emulsion aus Wasser und Öl entstehe, die schneller in die Haut einziehe. ­Unsere Probandinnen hielten sich daran. ­Dabei zeigte sich im Vergleich mit trockener Haut kein wesentlicher Unterschied. Die ­Empfehlung der Testerinnen: Einfach ausprobieren, welches Vorgehen einem mehr behagt.

Ölflecken auf der Kleidung?

Besonders ärgerlich sind ölige Flecken auf Textilien. Dies scheint bei Körperölen allerdings kein großes Problem zu sein. Keine der Probandinnen beschwerte sich über Ölflecken auf der Kleidung.

Edle Öle tatsächlich enthalten

So ergiebig Körperöle auch sein mögen: Wer sie bei der Körperpflege bevorzugt, muss ­tiefer in die Geldbörse greifen. Uns ­interessierte deshalb, ob der Inhalt den teilweise hohen Preis auch rechtfertigt. Sind die ausgelobten edlen pflanzlichen Öle wirklich enthalten? Die Abklärung erfolgte im Labor. Zumindest was die getesteten Produkte angeht, können wir Entwarnung geben.

Arganöl aus Marokko

Werden auf der Verpackung mehrere Ölsorten angeführt, lässt sich aus der Reihenfolge auf ihren Anteil am Gemisch rückschließen. Das an erster Stelle genannte Öl macht den größten Anteil im Produkt aus, das letztgenannte Öl den geringsten. Auch die beiden reinen Arganöle bestanden die Authentizitätsprüfung. Das rare Arganöl zählt zu den teu­ersten Ölen der Welt. Arganbäume wachsen nur im Südwesten Marokkos; ihr Öl, auch flüssiges Gold Marokkos genannt, wird traditionell in aufwendiger Handarbeit hergestellt. Die ­beiden getesteten Produkte kosten 25 bzw. 28,90 Euro je 100 Milliliter.

Nur 1 Körperöl ohne Rückstände

Nicht frei von Rückständen

Körperöle sind nahezu wasserfrei, sie müssen deshalb im Gegensatz zu anderen Kosmetika nicht konserviert werden. Da die getesteten Körperöle zudem allesamt pflanzliche Produkte mit einem Naturkosmetiksiegel sind, dürfen Konsumentinnen auch eine natürliche Reinheit und Unverfälschtheit der Inhaltstoffe erwarten. Doch sind die Präparate tatsächlich frei von Pestiziden, Weichmachern oder Mineralölen?

Einige Öle waren belastet

Die Untersuchung ergab, dass hier nur das reine Bio-Arganöl von ­Arganhain ein „sehr gut“ verdient. Drei ­weitere Öle (Dr. Hauschka, dm/Alverde und Primavera) konnten, was Verunreini­gungen angeht, noch ein „gut“ erreichen. In einigen Produkten fanden sich in geringem Ausmaß Mineralölbestandteile. Diese stammen vermutlich entweder aus Schmier- bzw. Weißölen, die für Maschinen in der Produk­tion eingesetzt werden, oder direkt aus der Umwelt, etwa aus Abgasen. Einige Öle ­waren außerdem geringfügig mit polyzyklischen aroma­tischen Kohlenwasserstoffen (PAK) oder dem Weichmacher Diethylhexyl­phthalat (DEHP) verunreinigt. Auch das ist vermeidbar.

Jislaine in zwei Punkten durchgefallen

Im Bio-Arganöl von Jislaine wurde eine nicht unerhebliche Belastung mit dem gesundheitsschädlichen DEHP festgestellt. Diese Substanz darf seit 21. Jänner 2015 nur mehr unter Einschränkungen eingesetzt werden. Jislaine veranlasste nach Bekanntwerden der Testergebnisse einen Verkaufsstopp. Laut Hersteller stammte der Weichmacher von den PVC-Schläuchen und Dichtungen der Produktionsmaschine.

Das Jislaine-Präparat fiel im Test allerdings noch aus einem anderen Grund völlig durch: Die Probandinnen attestierten ihm einen käsigen, stechenden Geruch. Die chemische Analyse bestätigte, dass das Öl verdorben war.

Testtabelle: Pflanzliche Körperöle

Zusammenfassung

  • Qualität. Bei der Anwendung überzeugten alle Produkte durch angenehmes Hautgefühl, doch nur zwei schafften auch eine gute Feuchtigkeitsanreicherung der Haut.
  • Verunreinigungen. Die getesteten Körperöle tragen allesamt ein Naturkosmetiksiegel; frei von Verunreinigungen sind die Produkte allerdings nicht. Das ist besonders ärgerlich, weil im Produktionsprozess vermeidbar.
  • Verdorben. Eines der getesteten Produkte (Bio-Arganöl von Jislaine) war verdorben; den Probandinnen fiel es durch einen käsigen, stechenden Geruch negativ auf. Es macht also durchaus Sinn, sich beim Kauf auf die Nase zu verlassen.

Testkriterien

Die Stiftung Warentest hat acht exemplarisch ausgewählte Körperöle aus pflanzlichen Ölen getestet.

Kosmetische Qualität. Ermittlung der Hautfeuchtigkeit mit einem Corneometer an den Unterarminnenseiten von jeweils 20 Probandinnen pro Produkt im Vergleich zu Leerfeld und Positivstandard. Anwendung der Produkte zwei Wochen lang einmal täglich morgens, am letzten Anwendungstag morgens und abends. Messung vor erster und 16 Stunden nach letzter Anwendung. Je 20 Probandinnen wendeten die anonymisierten Körperöle eine Woche lang an den Beinen an. Dann beurteilten sie Anwendung und Hautgefühl; dazu zählten zum Beispiel Verteilbarkeit und Einziehvermögen der Öle, Geschmeidigkeit und Elastizität der Haut sowie Fleckenbildung auf Textilien.

Handhabung. Fünf Prüfpersonen beurteilten Öffnen, Schließen, Entnahme sowie Handlichkeit und Standfestigkeit der Gebinde mit trockenen und feuchten Händen.

Sensorische Beurteilung. In Anlehnung an Methoden der Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren (ASU) nach § 64 LFGB beschrieben 5 geschulte Prüfpersonen unter gleichen Bedingungen Aussehen und Geruch der auf Raumtemperatur gebrachten und anonymisierten Körperöle. Besonderes Augenmerk lag auf abweichenden Ausprägungen. Starke Auffälligkeiten (Fehler) wurden an weiteren Prüfmustern verifiziert, etwa wenn ein Produkt als verdorben einzustufen war. Sensorisch fehlerfreie Öle wurden als gut beurteilt.

Verunreinigungen. Auf Pestizide wurde gemäß ASU-Methoden geprüft. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Weichmacher wurden mittels GC/MS analysiert, Mineralöle nach Extraktion und Aufreinigung per LC-GC/FID untersucht.

Deklaration und Werbeaussagen. Ein Experte überprüfte die Deklaration gemäß der Kosmetikverordnung sowie die Werbeaussagen. Drei Experten überprüften die Lesbarkeit.

Verpackung. Geprüft wurde auf Lichtschutz, Originalitätssicherung und Entleerbarkeit, außerdem auf Mogelpackungen.

Weitere Untersuchungen. Bestimmt gemäß den Methoden der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft (DGF): Wassergehalt/Ölanteil, Fettsäureverteilung, Triglyceridspektrum, Sterine, Steradiene, di- und oligomere Triglyceride, freie Fettsäuren/Säurezahl, Peroxidzahl und Tocopherole/Vitamin E. Auf synthetische Antioxidantien (BHA, BHT) prüften wir per GC/FID, auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) mittels Real-Time PCR. Auf leicht flüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW), Restlösemittel sowie auf BETX (Benzol, Ethylbenzol, Toluol, m-, p- und o-Xylol) prüften wir gemäß ASU-Methoden, auf Arsen und Schwermetalle nach Aufschluss per DIN-EN- bzw. ASU-Methoden.

Anbieter

Arganhain: Phyto Treasures GmbH
Köpenickerstraße 9a
D-10997 Berlin
+49 30 325 254 56
www.arganhain.de
dm Drogerie Markt GesmbH
Kasernenstraße 1/4/105
A-5071 Salzburg
0662 85 83-0
www.dm-drogeriemarkt.at
Dr. Hauschka: Wala Austria GmbH
Wipplingerstraße 31
A-1010 Wien
01 235 03 44
www.dr.hauschka.at
Dresdner Essenz Naturell: Li-iL GmbH Arzneimittel und Arzneibäder
Leipziger Straße 300
D-01139 Dresden
+49 351 894 12-0
www.dresdner-essenz.com
Jislaine Naturkosmetik GmbH
Schwenckestraße 101
D-20255 Hamburg
+49 40 180 414 01
www.jislaine.de
Lavera: Fritz Naturprodukte
Hart-Puch 83
A-8184 Anger
03175 267 60
www.lavera.de
Primavera Life GmbH
Naturparadies 1
D-87466 Oy-Mittelberg
+49 8366 89 88-0
www.primavera.com
Weleda GesmbH & Co KG
Hosnedlgasse 27
A-1220 Wien
01 256 60 60
www.weleda.at
 

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