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ÖBB: Fahrplan-Wechsel 2016/17 - Teurere Tickets, neue Angebote

Am 11.12.2016 tritt europaweit der neue Fahrplan 2017 in Kraft. Das bringt bei den ÖBB zahlreiche Änderungen. Das Angebot wächst um 2,2 Millionen Zugkilometer. Neue Railjet- und Cityjet-Züge kommen zum Einsatz,  digitale Services werden vorangetrieben und die Tickets teurer.

Den internationalen Fahrplanwechsel im Dezember 2016 nützen die ÖBB traditionell, um neben den Änderungen im Fahrplan auch andere Neuerungen anzukündigen.

Zugfahren wird teurer

Die ÖBB erhöhen laut eigenen Angaben ihren Tarif um durchschnittlich 1,6 Prozent. Da die ÖBB vor einigen Jahren vom Kilometertarif abgegangen sind und für jeden Zielort, unabhängig von den gefahrenen Kilometern den Preis festlegen, sagt das wenig über die einzelne Destination aus. Tatsächlich werden viele Fahrten deutlich mehr teurer: Etwa Wien–Salzburg um 3,3 Prozent, Wien–Linz um 2,9 Prozent, Wien–Graz um 2,4 Prozent, Wien–Baden gar um 5 Prozent. In Summe wird es laut ÖBB für 70 Prozent der Bahnfahrer teurer. Verbundtickets sind von der ÖBB-Preiserhöhung nicht betroffen.

Sparschiene unverändert

Die neuen Preise gelten für Tickets ab 11. Dezember 2016. Bis dahin sind ÖBB-Tickets, auch für Fahrten bis zu sechs Monate im Voraus noch zum alten Preis erhältlich. Die Preise für Sparschiene-Tickets und Einfach-Raus-Tickets bleiben unverändert.

Wer ohne Ticket unterwegs ist, den Zug mutwillig verschmutzt oder Notfalleinrichtungen missbräuchlich verwendet, zahlt künftig 90 Euro (bisher 70 bzw. 80 Euro).

Österreichcard: billig oder teuer?

Die Vorteilscards, die das Bahnfahren um bis zu 50 Prozent verbilligen, bleiben preislich gleich. Die Österreichcards (Classic, Jugend, Senior und Familie) hingegen, die ein Jahr lang zum beliebigen Bahnfahren in Österreich berechtigt, werden teurer, in der 2. Klasse um rund vier Prozent und der 1. Klasse um rund acht Prozent. So kostet ab 11. 12. 2016 die Österreichcard Classic 2. Klasse 1.784 Euro.

Schweizer bieten mehr

Die ÖBB begründen diese Preiserhöhungen u.a. mit dem Hinweis auf die deutlich höheren Preise dieser Angebote in der Schweiz (2. Klasse: 3.577 Euro) und Deutschland (4.090 Euro). Das kann man auch anders sehen: Bezogen auf die Länge des Streckennetzes, die mit dieser Karte befahren werden kann, ist die Österreichcard (5.500 Streckenkilometer) bereits mehr als doppelt so teuer wie das Generalabo in der Schweiz (rund 23.000 km). Dort kann der Kunde auch Linienbusse und Stadtverkehre nutzen. Die DB Bahncard 100 eröffnet in Deutschland ein Streckennetz von über 33.000 km.

Sparschiene-Tickets bis zur letzten Minute

Sparschiene-Tickets bis zur letzten Minute

Künftig kann der Kunde Sparschiene-Tickets, solange das Kontingent reicht, bis eine Minute vor Abfahrt des Zuges lösen, statt wie bisher bis maximal drei Tage vor dem gewünschten Reisetag. Die ÖBB erhoffen sich mit diesem verlängerten Verkaufszeitraum den Absatz der günstigen Sparschiene-Tickets um 20 Prozent zu erhöhen.

Eine Milliarde investiert

Rund eine Milliarde Euro investieren die ÖBB in Verbesserungen: Sie kaufen um 775 Millionen Euro neue Wagen, 93 Millionen Euro fließen in besseres Service, 85 Millionen Euro in die Erneuerung von Bahnhöfen. So stattet die Bahn 2017 die Bahnhöfe Liezen, Schärding, Velden und Lustenau barrierefrei aus.

Mehr Cityjets für den Regionalverkehr

Im Regionalverkehr geht das Rollout der neuen Cityjet-Nahverkehrszüge weiter. Insgesamt werden von den 101 Garnituren, die um 590 Millionen Euro bestellt wurden, bis Ende 2017 bereits 94 im Einsatz sein. 63 Cityjet-Züge fahren dann in der Ostregion (VOR), 16 in Oberösterreich und 15 in der Steiermark.

Zusätzliche Railjet-Garnituren

Neun neue Railjet-Garnituren gehen in Betrieb und ersetzen nun alle IC-Zügen auf der Westbahnstrecke. Über den Arlberg fährt künftig im Stundentakt ein Railjet. Von Graz zum Flughafen Wien gibt es künftig sechs Railjet-Direktverbindungen. Erstmals fahren Railjets zwischen Klagenfurt und Salzburg. An den Wochenenden in den Sommerferien wird es erstmals eine direkte Verbindung Salzburg/Neusiedl am See geben.

Fahrradmitnahme im Railjet

Die meisten Railjets sind mittlerweile auf die Mitnahme von fünf oder sieben Fahrrädern umgebaut. Die zusätzlichen vier sollen zu Saisonbeginn im Frühjahr 2017 zur Verfügung stehen. Wermutstropfen: In Fernzügen wie den Railjets muss der Kunde einen Fahrradplatz reservieren. Der Zugbegleiter hat offenbar keinen Überblick, für welche Teilstrecken Fahrradreservierungen vorliegen und für welche noch Fahrradplätze frei sind. So kann er auch weiterhin nicht rasch reagieren, wenn Fahrgäste mit Rad unmittelbar zum Zug kommen und noch Plätze frei wären, weil er nicht weiß, ob ab der nächsten Station jemand den Fahrradabstellplatz reserviert hat.

Mehr Nachtzüge

Mehr Nachtzüge

Im Nachtreisezug-Angebot kommen zu den bereits bestehenden neun ÖBB-Nachtreisezügen sechs weitere hinzu. Die ÖBB übernimmt sie von der DB, die den Nachtreisezugverkehr völlig einstellt. Die neuen Nachtreisezüge der ÖBB verbinden täglich Hamburg und Düsseldorf mit München und Innsbruck, weiters werden täglich Hamburg und Berlin mit Zürich verbunden sowie München mit Venedig, Rom und Mailand. Alle 15 Nachtreisezüge der ÖBB sind ab 11. Dezember unter der neuen Marke ÖBB Nightjet unterwegs (nightjet.com). Jeder ÖBB Nightjet wird neben Liege- und Schlafwagen immer auch Sitzwagen mitführen. Die Bahn kann dadurch Preise und Angebote stark differenziert anbieten, den komfortbewussten Fahrgast ebenso wie Billigpreis-Reisende ansprechen. Punkten wollen die ÖBB mit verbessertem Frühstück, mit Auto- und Motorradmitnahme in acht der 15 ÖBB Nightjets sowie mit günstigen Sparpreis-Angeboten in den Sitzwaggons.

Digitalisierung und besserer Handyempfang

Die ÖBB treiben bei Auskunft, Ticketverkauf und Sitzplatzreservierung die Digitalisierung weiter voran. Neben ÖBB-Tickets sind nun auch Einzeltickets aller Verkehrsverbünde online und mobil im Ticketshop erhältlich. In den nächsten Monaten wird die Bildschirmeingabe der ÖBB-Fahrkartenautomaten dem Erscheinungsbild der ÖBB-Internetauftritte angepasst.

Um 5,5 Mio. Euro hat das Unternehmen das WLAN in den Railjets deutlich verbessert und das Unterhaltungsportal „Railnet“ gestartet. Die gesamte Railjet-Flotte ist mit neuem WLAN und Onboard-Portal ausgestattet. Ab Sommer 2017 sollen um 16,6 Mio. Euro schrittweise auch die Talent- und Cityjet-Züge mit einem ÖBB-Onboard Portal, das Informations- und Serviceinhalte umfasst, ausgestattet sein. Das Service können die Fahrgäste dann über ihre mobilen Endgeräte vom Bordserver abrufen.

Ausbau von WLAN am Bahnhof

Derzeit sind 22 Bahnhöfe mit kostenlosem WLAN ausgestattet; bis 2020 sollen die 100 größten und frequenzstärksten ÖBB-Bahnhöfe so weit sein. In Kooperation mit Telekom-Unternehmen arbeiten die ÖBB weiter an der Verbesserung des Handyempfangs im Zug und werden 900 Handymasten neu errichtet. Bis Ende 2017 soll der Handyempfang auf der Strecke Wien-Salzburg klaglos funktionieren. Bis 2018 sollen die wichtigsten 1.500 km des Streckennetzes so weit sein (insgesamt umfasst das ÖBB-Bahnnetz rund 5.500 Streckenkilometer).

Verbesserung beim Zugsangebot

Insgesamt wird mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember punktuell auch das Angebot verbessert: verlängerte Zug- und neue Taktverbindungen, bessere Anschlüsse, verkürzte Umsteigezeiten. In Summe steigen die von den ÖBB gefahrenen Zugkilometer geringfügig, und zwar um 2,2 Millionen (plus 1,6 Millionen Zugkilometer im Nah-, plus 0,6 Millionen im Fernverkehr). 2015 fuhren die ÖBB insgesamt 10,7 Milliarden Zugkilometer.

Prüfen Sie unbedingt das Bahnangebot ab 11. Dezember auf Ihren Strecken (z.B. Abfahrtszeiten), um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
 

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