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Greenwashing: Silans veganer Weichspüler - Natürlich bedenklich

Silan wirbt mit einem veganen, naturbasierten Weichspüler. Natur­basiert heißt aber nicht gleich unbedenklich. Ist diese weiche Formulierung absichtlich so gewählt?

Bedenklich: Silan-Weichspüler von Henkel (Foto: Henkel)

Was uns stutzig gemacht hat: "Unglaubliche Weichheit und ein angenehmer Duft mit 99 % naturbasierten Inhaltsstoffen, 100 % vegan.“ Bei diesem Werbeslogan der Silan-„Naturals“-Weichspüler-Linie von Henkel witterte eine Konsumentin Greenwashing. Sie stieß sich daran, dass „ein umweltschädliches Produkt grün dargestellt wird“. Außerdem seien bei einem Weichspüler „bestimmt nicht 99 % der Inhaltsstoffe naturbelassen“. Ob das stimmt, versuchen wir in diesem Check zu klären.

Sind Sie über ein dreistes grünes Werbeversprechen gestolpert? Melden Sie es uns. Das Formular finden Sie auf  Greenwashing-Check:Hält das grüne Versprechen?

 

Der Check: Bei einer Straßenbefragung wüssten wohl Wenige die Antwort auf die Frage, was die Rohstoff-Basis von Weichspülern ist – also wenn sie nicht als „vegan“ beworben ­werden. Die Antwort ist wenig gustiös: Schlachtabfälle. Bei Silan Naturals werden die kationischen Tenside, die die Wäsche so schön weich machen, stattdessen aus Raps hergestellt.

Weichspüler im Abwasser

Greenwashing - hält das grüne Versprechen? (Bild: Seyser/VKI)Über die Notwendigkeit, Weichspüler überhaupt zu verwenden, kann man trefflich streiten. Denn alles – sei es noch so „naturbasiert“ –, was über das Abwasser in die Umwelt gelangt, ist schon aus Prinzip kritisch zu hinterfragen. Darüber hinaus setzt Weichspüler die Wasseraufnahmefähigkeit von Textilien herab, was einen höheren Waschmitteleinsatz zur Folge hat. Und da Weichspüler in der Regel die Farbstoffe und Fasern von Textilien angreifen, müssen diese schneller aussortiert und nachgekauft werden, wodurch die Umwelt zusätzlich belastet wird. Immerhin: „Tierische“ wie „pflanzliche“ Tenside in Weichspülern müssen biologisch abbaubar sein; in den 1990er-Jahren war das noch nicht so – auch daher deren schlechtes Image.

Viele chemische Prozesse

Viele chemische Prozesse

Wenden wir uns dem Begriff "naturbasiert“ zu. Auch wenn man reflexartig an Blumenwiesen, an intakte Natur denkt, in Wahrheit ist der Begriff äußerst vage. Raps ist ein ­Naturprodukt, ja (über die konkreten ­Anbaubedingungen bei Naturals ist nichts bekannt). Um daraus Tenside zu gewinnen, bedarf es aber einer Vielzahl an hochkomplexen chemischen Prozessen. Also Reagenzglas und nicht Blumenwiese. Treibt man es auf die Spitze, ist auch Benzin naturbasiert. Weil es aus Erdöl hergestellt wird, einem auf natürlichem Weg gebildeten Rohstoff. Heißt also: Auch ein natürlicher oder naturbasierter Stoff kann ökologisch und/oder gesundheitlich bedenklich sein. Das trifft durchaus auch auf kationische Tenside zu, sie können z.B. zu Hautreizungen führen.

Tarnen und täuschen

Der Begriff „naturbasiert“ ist positiv auf­geladen, Stichwort Blumenwiese. Und damit spielt Henkel. Ganz bewusst. Was wird mit dem Slogan „99 % naturbasiert“ noch suggeriert? Dass man das eine läppische Prozent getrost vernachlässigen könne. Es wird getarnt und getäuscht. Im Fall von ­Naturals handelt es sich bei dem einen ­Prozent um Duftstoffe: Coumarin, Hexyl Cinnamal, Limonene, Citronellol und Linalool. Und die haben es durchaus in sich. Zum Teil gelten sie als toxisch für Wasserorga­nismen, und sie können bei Menschen zu Allergien führen.

Was sagt Henkel dazu?

Was sagt Henkel dazu? Henkel zeigte sich bei der Beantwortung unserer Fragen kooperativ, das ist positiv zu bewerten. Etwa hinsichtlich der Definition von "naturbasiert“.

Hier orientiere man sich an einer Vereinbarung (eine nicht näher genannte ISO-Norm) für Kosmetikprodukte, „nach der ein Inhaltsstoff zu mehr als 50 Prozent pflanzlichen Ursprungs sein muss, um als naturbasiert bezeichnet zu werden“. Jetzt wissen wir zwar, was für Henkel „naturbasiert“ bedeutet, aus der Nachhaltigkeitsperspektive ist diese Definition aber nach wie vor unbefriedigend. Im Detail sind die Antworten auf www.vki.at/greenwashing nachzulesen.

Fazit: Schlachtabfälle statt Rapsfelder

Fazit: Hält das grüne Versprechen? Ein klares Jein. Auf einer Greenwashing-­Ampel würden wir Silan Naturals auf Gelb ein­stufen. Warum? Weichspüler werden üblicherweise auf Basis tierischer Rohstoffe hergestellt. Insofern ist ein Vegan-Labeling bei diesem Weichspüler durchaus ge­rechtfertigt, Green­washing im Sinne der Verwendung ­irrelevanter Aus­sagen ist es nicht ­(wahre Aussagen, die keinerlei Mehrwert für den Konsumenten haben, wie z.B. eine Vegan-­Auslobung von Avocados).

Aber den Tadel, sich mit dieser Produktlinie ein grünes Feigenblatt umzuhängen, muss Henkel jedenfalls einstecken. Denn der weitaus größere Teil des Produktportfolios der Firma ist und bleibt konventionell. Prinzipiell bemerkt man bei Henkel jedoch ein durchaus ehrlich gemeintes „grünes“ Bemühen. Im Nachhaltigkeitsbericht finden sich Ansätze, die zeigen, dass man sich Gedanken macht. Auch unsere Fragen wurden unaufgeregt und transparent beantwortet; nicht, wie wir es bisher gewohnt waren, aus­weichend.

Naturbasiert = Schlachtabfälle

Der größte Vorwurf ist die Verwendung des vagen Begriffes „naturbasiert“. Hier handelt es sich definitiv um Greenwashing. Denn Verbraucher können mit Silan Naturals eben nicht, wie Henkel es in einer Aussendung formuliert, „die Weichheit und den Duft ihrer Wäsche ganz unbeschwert genießen“. Schließlich werden Duftstoffe eingesetzt, die zwar teilweise naturbasiert sein mögen, aber ganz und gar nicht ­unbedenklich sind. Und: Weichspüler mit „tierischen“ Tensiden sind ebenso natur­basiert. Allerdings bezieht sich das naturbasiert dabei auf Schlachtabfälle, und eine Werbung mit eben jenen kommt wohl nicht so gut an wie eine mit blühenden Raps­feldern.

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