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Digitale Camcorder - Scharfe Sachen

  • Immer besser, immer billiger, immer leichter
  • MiniDV auf dem Rückzug, DVD stark im Kommen
  • "High definition" sollte auch das TV-Gerät beherrschen

Durchwegs "gute" Ergebnisse

Die Welt steht Kopf, was digitale Camcorder betrifft. Und das ist gut so. Zeigt unser aktueller Test von 35 Geräten doch, dass sich der Markt seit Dezember vergangenen Jahres erheblich geändert hat: Brachte es damals nur jedes vierte Gerät auf ein „gutes“ Testurteil, darf sich mittlerweile jedes zweite darüber freuen.

Umgekehrtes gibt es bei den verwendeten Speichermedien zu beobachten: Die „klassische“ MiniDV-Cassette fiel von einem Anteil von 50 Prozent auf ein Viertel zurück. DVD, Festplatte und Flash-Speicher haben entsprechend aufgeholt. Ein Rückgang ist auch bei den Preisen zu beobachten: Sie liegen im Durchschnitt bei 590 Euro.

Was alle können

Alle Modelle verfügen über

  • einen LCD-Monitor mit Helligkeitseinstellung und einer Diagonale von 60 (Samsung VP-DC171 und VP-D371) bis 75 Millimeter (Panasonic HDC-SD1 und HDC-DX1); keines verfügt mehr über einen optischen Sucher, der aber bei hellem Tageslicht durchaus hilfreich wäre;
  • vollautomatischen Aufnahmemodus, Bildstabilisator, manuelle Scharfstellung, Standard- und Langzeitaufnahme (bei den Cassetten-Modellen) beziehungsweise High- und Low-Qualität (bei allen anderen), automatischen und manuellen Weißabgleich, Programmautomatiken, Datumseinblendung und eingebaute Lautsprecher.

Mit der Auswahl dieser Features müssen Sie sich also nicht plagen. Wichtiger sind andere Eigenschaften und Eigenheiten.

Hochauflösend oder nicht?

Das ist derzeit das „Zauberwort“: HD (High Definition), also „hochauflösend“. Acht der Prüflinge können das Videobild mit bis zu 1920 x 1080 Bildpunkten aufzeichnen. Und das macht sich durchaus positiv bemerkbar – sofern man über Wiedergabemöglichkeiten verfügt, die das Plus an Bildinformation auch auf den Schirm bringen. Ein HD-Camcorder ohne das dazu passende TV-Gerät ist wie Füßewaschen mit Socken. „FullHD“ sollte der Fernseher beherrschen (eben die 1920 x 1080 Bildpunkte) und über einen HDMI- (High Definition Multimedia Interface, volldigitale Schnittstelle für die Übertragung von Video- und Audio-Dateien) oder DVI-Anschluss (Digital Visual Interface, Schnittstelle zur Übertragung digitaler Videosignale) muss er verfügen; S-Video- oder Scart-Anschlüsse sind hier nicht ausreichend.

Wer kein solches TV-Gerät besitzt und auch nicht an dessen Anschaffung in nächster Zukunft denkt, der ist mit den „normalen“ SD-Camcordern (Standard Definition) und ihrem PAL-Bildformat von 768 × 576 Bildpunkten besser bedient. Zumal es am Markt auch jede Menge preiswerte und leistungsfähige Software für die Nachbearbeitung am PC gibt – was für das HD-Format (noch) bei Weitem nicht in diesem Umfang der Fall ist. Und nachbearbeitet wollen die Filmchen in der Regel schon sein; wie flott das gelingt – im Hinblick auf die Überspielzeit vom Camcorder auf den PC – hängt unter anderem vom Speichermedium des Aufnahmegeräts ab.

Die MiniDV

… galt bislang als Standard. Auf den kleinen Cassetten lassen sich bis zu 60 Minuten Film in „normaler“ Qualität aufnehmen; der Bearbeitung im Camcorder selbst sind aber Grenzen gesetzt: Zwar lassen sich Szenen entfernen („Papa ist schon wieder in den Pool gefallen!“), an ihrer Stelle klaffen dann aber Lücken. Ergo ist auch hier ein PC zumindest empfehlenswert. Das Überspielen vom Camcorder dauert dabei so lange wie die Originalaufnahme – 60 Minuten Video also 1 Stunde Überspielzeit –, bevor es mit dem Schneiden losgehen kann.

Wer das Ergebnis seiner Cutter-Bemühungen wieder auf Band zurückspielen möchte, sollte unbedingt darauf achten, dass der Camcorder dafür über eine DV-In-Schnittstelle verfügt, was leider zunehmend nicht mehr der Fall ist! Bleibt also nur, die cineastischen Meisterwerke auf der Festplatte des PC zu speichern oder sie auf DVD zu brennen. - Die MiniDV-Geräte im Test kosteten durchschnittlich 430 Euro mit einer Bandbreite von 216 bis 991 Euro.

Die DVDs

… sind nicht die bekannten Scheiben mit rund 12 Zentimetern Durchmesser, sondern solche mit 8 Zentimetern. Dennoch lassen sich auf den Winzlingen bis zu zwei Stunden Video aufzeichnen. Zwar lassen sich Szenen hier im Camcorder löschen, ohne dass „Löcher“ entstünden, dennoch ist die Nachbearbeitung am PC sicher komfortabler und bietet mehr Möglichkeiten. Die Zeit für das Überspielen von einer Stunde Videomaterial beträgt hier zwischen 30 und 75 Minuten.

Ähnlich wie bei den „normalen“ DVDs gibt es aber auch hier eine Reihe von Formaten, auf die es bei der Anschaffung zu achten gilt, wenn man die Mini-DVD direkt vom Camcorder daheim in den DVD-Player oder den PC einlegen möchte. Dazu muss das Medium aber zuerst „abgeschlossen“ werden, weitere Aufzeichnungen darauf sind dann nicht mehr möglich. Das Medium ist jedoch vergleichsweise billig und leicht zu kopieren.

Die DVD-Geräte im Test kosteten durchschnittlich 520 Euro, mit einem Preisspektrum zwischen 285 und 897 Euro.

Die Festplatten

… sind die Speichergiganten der Geräte im Test. Rund 15 Stunden Videoaufzeichnung im Standardformat lassen sich auf einer 40 Gigabyte-Platte unterbringen, das Überspielen auf den PC – und dieser ist in diesem Fall fast ein Muss – geht flott dahin: Nur rund 6 Minuten benötigt man über die USB-2.0-Schnittstelle für eine einstündige Aufzeichnung (die alternative „FireWire“-Schnittstelle wird zunehmend seltener angeboten). Dabei sind die Bearbeitungsmöglichkeiten im Camcorder selbst bereits vielfältiger als bei den bislang genannten Medien, aber irgendwann kommt halt die Stunde der PC-Wahrheit: Sobald die Harddisc im Camcorder voll ist, muss entweder unwiederbringlich gelöscht oder eben via PC auf dessen Festplatte ausgelagert bzw. auf DVD gebrannt werden, um Platz zu schaffen.

Diese Gerätekategorie kostete durchschnittlich 716 Euro bei einer Preisspanne von 496 bis 1313 Euro.

Der Flash-Speicher

… erlaubt aufgrund seines vernachlässigbaren Gewichts und seiner geringen Abmessungen eine weitere Miniaturisierung der Camcorder und bietet bei einem Speicher von 4 Gigabyte Platz für zwei Stunden Video in Standardqualität. Noch sind Flash-Speicher aber zu teuer, um sie als Medium für die dauerhafte Speicherung des Materials zu verwenden. Auch hier ist also der PC mit seinen Möglichkeiten gefragt. Das Überspielen ist ähnlich unproblematisch und flott wie die Übertragung von der Festplatte, man sollte jedoch darauf achten, ob der Kartenleser des PC auch wirklich SD-Karten (Secure Digital) mit einer Kapazität von 4 Gigabyte aufnehmen kann (das ist nicht automatisch der Fall).

690 Euro kosteten die Flash-Camcorder durchschnittlich, der billigste 378, der teuerste 1058 Euro.

Worauf man noch achten sollte

Wenngleich vor allem das Testfeld der „guten“ Camcorder relativ eng beisammen liegt, sollte man einigen Details durchaus sein Augenmerk schenken:

  • Fantasieangaben beim Zoom beziehen sich meist auf den digitalen, also den vom Gerät berechneten Zoomfaktor (bis zu 2000-fach!). Die sind freilich kaum brauchbar. Die Angaben in unserer Tabelle beziehen sich deshalb ausschließlich auf den „wirklichen“, den optischen Zoombereich.
  • Die automatische Scharfstellung funktioniert bei vielen Geräten unter schlechten Lichtbedingungen nicht zufriedenstellend. Wer häufig unter solchen Gegebenheiten filmt, sollte dem Autofokus deshalb besondere Bedeutung zumessen. Da helfen auch Infrarot-Features (Sony) bestenfalls auf extrem kurze Distanzen. Videoleuchten fehlen zunehmend bei den Camcordern, ein integrierter Blitz für Standfotos ist hingegen im Kommen.
  • Die Audioqualität mit eingebautem Mikrofon ist – obwohl alle Geräte über digitale Tonaufzeichnung verfügen – konstant unbefriedigend, die Verwendung eines externen Mikrofons hingegen führt oft zu „sehr guten“ Ergebnissen – nur lässt leider die Hälfte der Kandidaten nicht mehr den Anschluss eines solchen zu oder nur mit teuren Adaptern („Hot shoe“ von Sony). Übrigens ähnelt das „In-Feature“ der Filterung von Windgeräuschen diesem in den meisten Fällen: nur heiße Luft.
  • Die Aufnahmezeit mit einer Akku-Ladung ist zwar großteils durchaus zufriedenstellend, an eine Ladestation für den Zweitakku denken die meisten Hersteller aber nicht mehr.

Digitale Camcorder: Kompetent mit "Konsument"

  • „Generationenwechsel“.  So lautet die Parole bei den Speichermedien. Camcorder mit MiniDV sind deshalb derzeit besonders günstig zu haben – und ausgereift.
  • „High Definition“.  Macht nur Sinn, wenn auch das sonstige Equipment den (hohen) Anforderungen entspricht. Dann ist die Bildqualität kaum zu übertreffen. Andernfalls lohnt sich der Mehrpreis nicht.
  • Nicht ohne PC.  Ein Computer für die Nachbearbeitung und/oder dauerhafte Speicherung der Filme ist – mehr oder weniger – bei allen Speichermedien ein Muss.
  • Auf Ausstattung achten.  Fehlende Ausstattungsdetails wie etwa die Anschlussmöglichkeit für ein externes Mikrofon können beim Einsatz des Camcorders empfindlich schmerzen. Unbedingt vor dem Kauf checken.

Digitale Camcorder: Testkriterien

In einem internationalen Gemeinschaftstest wurden digitale Camcorder unterschiedlicher Systeme getestet. Die Bewertung der Bildqualität erfolgte bei Camcordern mit hochauflösender Aufzeichnung (High Definition – HD) nach strengeren Kriterien als bei Standard-Geräten (SD). Insofern sind die beiden Gruppen auch nicht direkt vergleichbar.

Bildqualität

Durch entsprechende Messungen wurde die Auflösung ermittelt. Aufnahmen bei Tageslicht, bei Kunstlicht und bei sehr geringem Umgebungslicht wurden von mehreren Testpersonen nach Schärfe, Farbtreue und Gesamteindruck beurteilt.

Fotofunktion

Standbilder wurden über USB auf einen PC übertragen und über einen hochwertigen Monitor betrachtet. Die horizontale und vertikale Auflösung im Fotomodus wurde mit Testbildern ermittelt.

Autofokus

Unter verschiedenen Umgebungsbedingungen (im Freien und in Innenräumen) wurden Genauigkeit, Wiederholbarkeit und Schnelligkeit des Systems ermittelt.

Tonqualität

Mehrere Testpersonen beurteilten Sprach- und Musikbeispiele bei Wiedergabe über eine Hi-Fi-Anlage, die über eingebautes und (soweit möglich) über externes Mikrofon aufgenommen wurden. Dabei wurde auch auf Lauf- und Störgeräusche geachtet. Die Windempfindlichkeit der Mikrofone wurde in einem simulierten Luftstrom gemessen.

Handhabung

Von mehreren Testpersonen wurden die Bedienungsanleitungen, Aufnahme und Wiedergabe, Sucher und Monitor, Fernbedienung, Startzeit (Zeit bis zur Aufnahme), Datenübertragung auf einen PC und Tragbarkeit beurteilt.

Betriebsdauer

Unter realistischen Aufnahmebedingungen (Autofokus und Monitor eingeschaltet, Motorzoom in Verwendung) und im Wiedergabebetrieb (LCD-Monitor in Betrieb) wurden die Zeiten pro Akkuladung ermittelt.

Vielseitigkeit

Anhand einer Ausstattungsliste wurden Punkte für zusätzliche Ausstattung und Anschlüsse vergeben.

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