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Früchtetee - Ausschuss im Beutel

  • 30 Früchtetees untersucht, 9 davon aromatisiert
  • Statt getrockneter Fruchtstücke werden Granulate eingesetzt
  • Auch Tees von bekannten Firmen konnten nicht überzeugen

Wenn draußen der Schnee fällt und drinnen im Ofen das Feuer knistert, tut eine Tasse Tee so richtig gut. Rund 50 Millionen Euro schwer ist der Teemarkt in Österreich. Das meiste Geld lässt sich bei uns mit Kräuter- und Früchtetees verdienen. Schwarztee sowie grüner Tee spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Und obwohl es inzwischen jede Menge trendige Spezialgeschäfte gibt, ist die häufigste Zubereitungsart von Tee hierzulande nach wie vor: einen Beutel in die Tasse hängen, heißes Wasser drüber, fertig. Dieser Siegeszug des Teebeutels ist eng mit dem Namen „Teekanne“ verknüpft. Gegründet 1882, wurde in diesem Unternehmen 1949 der Doppelkammerbeutel erfunden, den inzwischen auch die Konkurrenz flächendeckend einsetzt.

Heiße Ergebnisse

Im Winter, genauer: von Oktober bis Februar, brummt das Geschäft. Mit Früchtetee werden in Österreich 38 Prozent des Umsatzes am Teemarkt gemacht. Im Herbst des Vorjahres schenkte allerdings eine wissenschaftliche Untersuchung zur Qualität dieser Tees den Teeverkäufern kräftig ein. In den Packungen fanden die Experten nämlich auch Zutaten, die man sich nicht als Inhaltstoffe eines Früchtetees erwarten würde. Wie bei wissenschaftlichen Publikationen üblich, wurden in der Untersuchung keine Produktnamen genannt.

Am liebsten im Doppelkammerbeutel

Namen und Testurteile zu insgesamt 30 Früchtetees finden Sie dagegen in unserer Testtabelle. 21 nicht aromatisierte und 9 aromatisierte Produkte kauften wir für unseren Test ein. Fast die Hälfte davon stammt aus biologischer Erzeugung. Alle Tees sind in Beutel gefüllt. Nur Ja! Natürlich verzichtet auf den Doppelkammerbeutel und setzt stattdessen einen Einkammerbeutel ein. Der Großteil der Produkte ist einzeln kuvertiert. Wie viel Früchtetee jeder Österreicher trinkt, ist nicht genau bekannt.

Durstlöscher: besser ungesüßt

Es gibt nur Schätzungen, und die gehen von 300 Gramm pro Person und Jahr aus. Auch über die Marktaufteilung zwischen aromatisierten und nicht aromatisierten Tees existieren keine Daten. Sicher ist dagegen, dass für eine gesunde Ernährung ungesüßte bzw. schwach gesüßte Kräuter- und Früchtetees als Durstlöscher empfohlen werden, weil sie kaum Kalorien enthalten.

Teebeutel aufgeschnitten

Früchtetee wird im österreichischen Lebensmittelbuch (Codex) als teeähnliches Erzeugnis definiert, das Pflanzenteile enthält, "die getrocknet, fermentiert oder geröstet zur  Zubereitung wässriger Aufgüsse verwendet werden“. Basis aller Früchtetees ist eine Grundmischung aus Hagebutte, Hibiskus und Apfel in unterschiedlichem Mengenverhältnis. Die Hagebutten sorgen für einen fruchtig-sauren Grundton.

Der Hibiskus, keine Frucht, sondern eine Blüte aus der Familie der Malvengewächse, gibt dem Tee seine kräftig rote Farbe und enthält ebenfalls viel Fruchtsäure. Die Apfelbestandteile mit ihrer mild-süßlichen Note runden den Geschmack ab. Beigemischt werden Orangenschalen, häufig auch Brombeerblätter. Dazu kommen oft noch andere getrocknete Früchte und Gewürze.

Unterm Mikroskop

Wie gut ist die Qualität der angebotenen Produkte, welchen Früchtetee können Sie unbesorgt aufgießen? Um das herauszufinden, schnitten wir Teebeutel um Teebeutel auf. Mit Analysesieben trennten wir die Bestandteile jedes Teehäufchens nach Größe. Dann kamen Präpariernadel und Stereomikroskop (ein spezielles Lichtmikroskop) zum Einsatz. Beurteilt wurden nur Partikel, die bis zum feinsten Sieb – Maschenweite 0,71 mm (ja, das gibt es) – zurückgehalten wurden. Wir wollten wissen: Ist alles drin, was auf der Zutatenliste steht? Wo gibt es Abweichungen? Welche Qualität haben die verwendeten Bestandteile? Kommen Verunreinigungen vor? Werden Granulate, eine Art Pellets aus gepressten Fruchtanteilen, eingesetzt?

KONSUMENT-Test  Früchtetee: Hibiskusgranulat und Erdbeeraroma (Bild: VKI/Schreiner)
Obst auf der Verpackung, im Beutel Granulat bzw. Aroma: In vielen Tees fanden wir gepresste Fruchtanteile und Aromakügelchen. - Hibiskusgranulat (im Bild links) und Erdbeeraroma (Bild rechts - Bilder: VKI)


Zutaten gesucht

Alle untersuchten Tees enthalten Hagebutte und Hibiskus. Dazu kommen bei fast allen Produkten Apfelbestandteile, was der üblichen Grundmischung für Früchtetees entspricht. Wir gingen weiter ins Detail, schauten durchs Mikroskop, zählten, wogen, verglichen und stellten verblüfft fest: Nicht alle Erzeuger füllen jene getrockneten Früchte in ihre Teebeutel, die sie auf der Verpackung versprechen. Viele halten sich nur teilweise, manche überhaupt nicht an die Angaben in der jeweiligen Zutatenliste. Einige geben Inhaltstoffe an, die wir trotz aller Sorgfalt nicht entdecken konnten. So fahndeten wir im Früchte-Tee von Basic und im Beerenzauber von Teekanne vergebens nach den versprochenen Holunderbeeren. Beim Brombeer-Himbeer-Tee von Spar waren sowohl die ausgelobten Brombeeren als auch die Himbeeren unauffindbar, um nur einige Beispiele zu nennen.

Trester statt Apfel

Wie sieht es mit der Qualität der Hauptbestandteile aus? Hier nahmen wir uns Apfel und Hagebutte genauer vor. Die Qualität der in den Tees enthaltenen Apfelbestandteile ist äußert variabel, um es einmal vornehm auszudrücken. Statt der auf der Packung ausgelobten Äpfel bzw. Apfelstücke fanden wir des öfteren nur Apfeltrester. Das ist ein Reststoff aus der Apfelsaftherstellung; man könnte auch Abfall dazu sagen. Wir meinen, dass es sich dabei um eine qualitätsmindernde Zutat handelt, und lehnen das als Verbrauchertäuschung ab. Welche Produkte überwiegend Apfeltrester enthalten, erkennen Sie am Urteil "nicht zufriedenstellend" in der Tabellenspalte "Apfelqualität“.

Sparen bei Hagebutten

Probleme gab es auch bei den Hagebutten bzw. Hagebuttenschalen. Da sie vergleichsweise teuer sind, landeten in den Tees in einigen Fällen geringere Mengen als in den Zutatenlisten angegeben. Wir fanden zudem Hagebuttengranulat. Es enthält neben getrockneten Hagebuttenschalen – echt gschmackig – Samen und Haare der Hagebutte, früher einmal im Fasching als Juckpulver beliebt. Auch das hat unserer Ansicht nach in einem Früchtetee nichts verloren. Eine besonders aparte Mischung ist hier übrigens Hagebuttengranulat mit Apfeltrester.

Granulate auf dem Vormarsch

Apropos Granulat: Ohne kamen gerade einmal 4 Produkte aus. Bei den restlichen 26 war von Apfel über Hagebutte bis zu Hibiskus und Orangen- bzw. Zitronenschalen an Granulaten praktisch alles vertreten. Für diesen breiten Einsatz gibt es eine Erklärung: Was als Granulat gepresst wird, kann sich beim Befüllen des Teebeutels nicht verhaken. Keine Erklärung haben wir für die festgestellten Verunreinigungen. Nur bei knapp einem Drittel unserer Proben haben die Erzeuger sauber gearbeitet. Bei der Mehrzahl der Produkte mussten wir dagegen allerlei Stängel und Fremdsamen beanstanden.

Nicht nur uns werden die Ergebnisse dieses Tests sauer aufstoßen. Aufs Siegerstockerl schafften es lediglich zwei Produkte – die Früchtetees von Bio Primo (Müller) und Lebensbaum (Basic). Ebenfalls gut unterwegs: zwei Tees von Alnatura (dm), einer von Dennree, einem Bio-Grossisten aus Deutschland (Maran), sowie der Früchtetee von Ja! Natürlich. Alle diese Erzeugnisse sind Bioprodukte, die im Test übrigens wesentlich besser abschnitten als konventionell erzeugte. 

Sonnentor, Dungl, Demmer

Damit hat es sich schon. Bei 18 von 30 untersuchten Tees reichte es nur für ein mattes „Durchschnittlich“. Hier erwischte es auch Firmen, denen man viel mehr zugetraut hätte. Willi Dungl zum Beispiel, dessen Markenrechte inzwischen zum Imperium von Teekanne gehören. Oder Sonnentor, innovativer und hochgelobter Vorzeigebetrieb aus dem Waldviertel und mit 0,18 bzw. 0,17 Euro pro Teebeutel der teuerste Anbieter im Test. Auch Demmer, Pionier in Sachen Teekultur, konnte nicht überzeugen.

4% Verunreinigungen und Granulat

Noch trüber sieht es bei den Testverlierern aus. "Die Teekanne macht den Tee" - im Fall von FixFrutta und Apfel-Zimt leider keinen guten. In FixFrutta fanden wir vom Apfel hauptsächlich Kerngehäuse und Trester. Außerdem war deutlich mehr Hibiskus drin als auf der Verpackung steht. Beim Apfel-Zimt-Tee tauchen genau jene Bestandteile, die dem Tee seinen Namen geben, erst unter "ferner liefen" in der Zutatenliste auf. Auch hier fanden wir reichlich Apfeltrester. Mit dem Früchtebär von Natur aktiv (Hofer) und dem 6-Früchte natur von Milford gießen sich Teeliebhaber gleich einmal vier Prozent Verunreinigungen und jede Menge Granulat auf. Letzteres gilt auch für Meßmer (Lidl).

Schlusslicht Meinl

Am meisten Magenweh verursachte uns aber die Marke mit dem Mohren. Der Walderdbeeren- Tee von Julius Meinl enthält hauptsächlich Trester statt Äpfel, Granulate und jede Menge Aroma sowie Vitamine. Insgesamt 15 Prozent an Zusätzen konnten wir ausmachen. Von Wald keine Spur, von Natur schon gar nicht. Und sogar die bei den Zutaten angegebenen Erdbeeren, genauer ein Erdbeerfruchtgranulat, das dem Tee immerhin seinen Namen gibt, suchten wir vergebens.

Testtabelle: Früchtetee

Reportage: bei Teekanne

Der Großteil aller bei uns verkauften Kräuter- und Früchtetees im Beutel stammt von Teekanne. KONSUMENT war beim österreichischen Marktführer auf Betriebsbesuch.

Ein unauffälliges weißes Gebäude in Salzburg Liefering, direkt an der Münchner Bundesstraße, wo sich der Verkehr vierspurig nach Freilassing bzw. Richtung Westautobahn quält. Wäre nicht direkt am Straßenrand das Hinweisschild „Teekanne“, könnte man das Haus glatt übersehen. Bereits im Eingangsbereich riecht es betörend nach Kräutern, Früchten und Gewürzen. An den weißen Wänden hängen unzählige Werbesujets der 1882 gegründeten Marke. Manche stammen aus dem 19. Jahrhundert, andere aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Jedes Bild ein Kunstwerk.

Unübersehbar auf allen Darstellungen ist das Teekanne-Logo, das – 1888 eingeführt – in seinen Grundzügen kaum verändert wurde. Nicht nur was perfektes Marketing betrifft war Teekanne der Zeit weit voraus. Hervorgegangen aus einem Chinawarengeschäft in Dresden, das Tee und Porzellan verkaufte, verlegten sich die Firmengründer bald auf portionierten Tee. Eine Teeabpackmaschine wurde erfunden und die abgefüllte Ware so standardisiert, dass sie immer gleich gut schmeckte. Ein für damalige Verhältnisse revolutionäres Konzept.

Bahnbrechende Erfindung 

1949 erfand Teekanne schließlich den Doppelkammerbeutel, der inzwischen auch von allen anderen Teeverkäufern flächendeckend eingesetzt wird. Sein Vorteil: Er bietet dem Wasser mehr Angriffsfläche, der Tee kann besser auslaugen. So wie Iglo zum Marchfeld, gehört Teekanne zu Österreich – oder vielleicht doch nicht? Tatsächlich ist das Unternehmen keine einheimische Firma. Das Stammhaus befindet sich in Düsseldorf, der Standort Salzburg wurde erst 1951 gegründet. Alles, was die österreichische Niederlassung in Beutel füllt, kommt fixfertig aus Deutschland. Dort erfolgt der zentrale Wareneinkauf, werden die unterschiedlichen Rohstoffe gemischt und neue Teesorten kreiert. Manche Produkte gibt es überall zu kaufen, andere nur auf regional eng begrenzten Märkten, um nationale Vorlieben zu befriedigen.

Vollautomatisch …

In Düsseldorf wird immer nur so viel bestellt, wie in den nächsten Tagen in Salzburg verarbeitet werden kann. Per Lkw reist die Ware in großen Papiersäcken an. Passt die Qualität, landen die Fertigmischungen umgehend in Behältern, aus denen sie über Rohrleitungen in die Produktionshalle rieseln. Halle ist hier eigentlich das falsche Wort: Der Raum, in dem 650 Millionen Teebeutel jährlich gefüllt werden, ist erstaunlich klein. Umgeben von Fließbändern stehen dort die Teeabfüllmaschinen. Sie sind Wunderwerke der Technik aus einer Unzahl von computergesteuerten Zahnrädern, die in rasender Geschwindigkeit und mit einem Höllenlärm ineinander greifen. Im Bruchteil einer Sekunde wird Tee portionsweise auf Filterpapier gesetzt und in praktisch null Komma nichts entsteht durch Schneiden, Rändeln (Pressen), Falten der bekannte Doppelkammerbeutel mit Faden, Etikett sowie Metallklammer.

Direkt aus der Maschine wandern die Teebeutel in Kartons, welche ebenfalls vollautomatisch gefaltet, geklebt und nach der Befüllung verschlossen werden. Über ein weiteres Fließband landen die einzelnen Packungen in einem Überkarton, der, kaum dass er wie durch Zauberhand verschlossen wurde, über einen Schacht ins Auslieferungslager rutscht. Dort nimmt die Ware erstmals ein Mensch in die Hand, schlichtet sie auf Paletten und bringt sie mit dem Hubstapler genau an jenen Platz, den das vollautomatische Warenwirtschaftssystem zuweist.

… und rund um die Uhr

In der kalten Jahreszeit, wenn heißer Tee Hochsaison hat, wird bei Teekanne rund um die Uhr in drei Schichten gearbeitet. Damit der vollautomatisierte Betrieb reibungslos läuft, besteht der Großteil des Personals im Produktionsraum aus spezialisierten Schlossern. Jeder auftretende Defekt kann dadurch sofort vor Ort behoben werden.  Auch im Warenlager ist Tempo angesagt. Warenumschlag so rasch wie möglich, lautet die Devise, denn Tee als heikles Produkt nimmt leicht Fremdgerüche an. Mit dem Lkw kommt die Rohware ins Haus, mit dem Lkw wird der Tee ausgeliefert: in ganz Österreich, aber auch nach Italien, in die Schweiz und den Großteil Südosteuropas.

Produktentwicklung? Ein Jahr!

Weniger flott geht es bei der Entwicklung neuer Teemischungen. Von der ersten Idee bis zur Marktreife dauert es meist ein Jahr. An die hundert Produkte hat Teekanne derzeit im Sortiment, darunter 40 verschiedene Früchtetees und 45 Kräutertees. Im Jahresrhythmus werden 6 bis 10 neue Produkte entwickelt. Teekanne-Käufer lieben die Abwechslung und gustieren regelmäßig im Regal, was es Neues gibt.  Eine der erfolgreichsten Mischungen des Unternehmens heißt „Winterzauber“. Der Anstoß dazu kam aus Salzburg, wo sich eine Mitarbeiterin von den Kollegen aus Düsseldorf einen Tee wünschte, der nach Weihnachten schmeckt.

Seit dieser sogenannte Themen-Tee 1995 gelauncht wurde, wie es im Marketingjargon heißt, ist seine Popularität ungebrochen. Er verkauft sich in so rauen Mengen, dass selbst der Weihnachtsmann staunt. Gestaunt haben auch wir, als die Ergebnisse zu unserem Test Früchtetee vorlagen. Teekanne ist mit drei verschiedenen Mischungen vertreten. Was von diesem Tee, den die Teekanne macht, zu halten ist, finden Sie in unserer Tabelle.

Daten und Fakten

Teekanne ist, wie Branchenumfragen immer wieder zeigen, Österreichs bekannteste Teemarke. 95 Prozent der Österreicher kennen sie – kaufen sie auch am liebsten und empfehlen sie am ehesten weiter. Abgeschlagen an zweiter und dritter Stelle liegen Milford und Twinings. Teekanne verkauft Tee, aber nicht nur unter dem Markennamen "Teekanne", sondern auch unter "Sir Winston Tea" und "Pompadour". Sir Winston (Schwarztee) wird in Österreich derzeit nicht angeboten, am Salzburger Standort aber für Italien abgefüllt, wo er sich bestens verkauft. Kandisin und Dungl-Produkte

Auch Kandisin, ein Süßstoff, gehört zum Teekanne-Reich und die Hausmischungen von Gesundheitsguru Willi Dungl. Anfangs in Lizenz abgefüllt, ist Teekanne inzwischen Markeneigentümer und Lizenzgeber für eine Reihe anderer Dungl-Produkte. Teekanne beschäftigt weltweit rund 1.300 Mitarbeiter, davon über 100 in Salzburg. Dieser Standort ist hauptsächlich für Österreich, aber auch für die osteuropäischen Märkte sowie die Schweiz verantwortlich. Der Marktanteil von Teekanne im Lebensmittelhandel beträgt bei Tee im Beutel sagenhafte 61,6 Prozent. Außer bei Lidl und Hofer gibt es die Produkte überall zu kaufen.

Kommentar: unter Druck

Ein Kommentar von KONSUMENT-Redakteurin Elisabeth Spanlang

Elisabeth Spanlang (Bild: Wilke)
Redakteurin
Elisabeth Spanlang

Pausbäckige Äpfel, leuchtend rote Hagebutten, saftige Beeren: Die Bilder auf den Verpackungen von Früchtetees gehen förmlich über mit knackigem Obst. Natürlich erwartet kein Mensch, dass in den Teebeuteln ganze Früchte stecken. Umgekehrt rechnet aber auch niemand mit Granulaten. Darunter versteht man gepresste Fruchtanteile, die wir in den meisten unserer getesteten Früchtetees fanden.

Das habe nichts mit mangelnder Qualität zu tun, versichern die Hersteller. Abgesehen davon, dass sich Granulate beim Befüllen der Teebeutel praktischerweise nicht verhaken, seien sie manchmal einfach unverzichtbar, z.B. bei Holunderbeeren, die sonst alles – von der Abfüllmaschine bis zum Teebeutel – hoffnungslos verkleben würden. Kann schon sein. Dann aber bitte auch draufschreiben. Kunden wollen wissen, was sie kaufen.

Dass Granulate - siehe auch das Bild Seite 2 - drin sind, war auf genau einer Packung vermerkt. Bei 25 Tees, wo wir sie ebenfalls aufspürten, wurde diese Tatsache mit keinem Wort erwähnt. Das hat wohl damit zu tun, dass Früchteteekäufer sich getrocknetes, fein geschnittenes Obst im Teebeutel erwarten und nicht gepresstes. Dazu kommt: Was genau in den verschiedenen Presslingen steckt, weiß niemand so genau. Auch unseren Experten gelang es nicht, die Bestandteile der einzelnen Granulate zuverlässig zu identifizieren.

Zusammenfassung

  • Apfel versprochen, Trester gefunden. Statt Apfelbestandteile enthalten viele Tees Apfeltrester. Das ist ein Restprodukt aus der Apfelsaftherstellung.
  • Gepresst statt geschnitten. Granulate sind in Früchtetees auf dem Vormarsch. Getrocknete, fein geschnittene Früchte werden zunehmend durch stark zerkleinerte, gepresste Fruchtanteile ersetzt.
  • Unsauber. Bei einigen Tee-Herstellern landen bis zu vier Prozent Verunreinigungen (Stängel und Fremdsamen) im Teebeutel und damit auch in den Teetassen.

Verkostung: Aroma gefragt

9 aromatisierte, 21 nicht aromatisierte Früchtetees schenkten wir unseren VKI-Verkostern ein. Natürlich ohne ihnen zu sagen, was genau in ihren Tassen ist.

Nur in zwei Fällen versagten bei den meisten die Geschmacksnerven: So wurde Teekanne Apfel-Zimt eher als aromatisierter Tee eingestuft, obwohl er das nicht ist. Beim Früchtetraum von Sonnentor war es dagegen genau umgekehrt. Der kam den meisten eher nicht aromatisiert vor, obwohl er mit Vanille-Aroma aufgepeppt wird.

Die fast punktgenau herausgeschmeckte Aromatisierung war übrigens kein Grund für schlechte Bewertungen, im Gegenteil. Brombeere Himbeere von Spar, der Erdbärige Tee von Das gesunde Plus (gekauft bei dm) und der Früchtetee Red Orange von Demmer Quick, allesamt aromatisiert, schmeckten am besten, auch wenn es insgesamt nur für eine "gute" Note reichte. Bei den nicht aromatisierten Tees lag Ja! Natürlich an der Spitze. Absolut grauenhaft fanden die meisten Verkoster dagegen Hofers Früchtebär von Natur aktiv. „Riecht eigenartig, schmeckt muffig, stinkt“, lauteten hier die wenig schmeichelhaften Kommentare. Ein Ergebnis, das dem sonst so erfolgsverwöhnten Diskonter sicher nicht schmecken wird.

Geruch und Geschmack der Tees ließen wir diesmal übrigens nicht in unser Testurteil einfließen. Wir bewerteten die Teequalität ausschließlich aufgrund der Ergebnisse bei der Mikroskopie (mehr dazu in "Testkriterien").

Testkriterien

Eingekauft wurden insgesamt 30 Früchtetees. 9 Proben waren aromatisiert, 21 nicht aromatisiert. 14 Produkte stammten aus biologischer Landwirtschaft. Alle Teesorten waren in Beutel abgefüllt. 23 Proben waren einzeln kuvertiert, die restlichen 7 befanden sich frei im Karton. Alle Tees wurden mikroskopisch untersucht und von Laien verkostet.

Mikroskopische Untersuchung

Von jedem eingekauften Produkt wurde ein Teebeutel aufgeschnitten und sein Inhalt unter dem Stereomikroskop untersucht. Es erfolgte die Definition der einzelnen Bestandteile und eine mengenmäßige Bestimmung. Dafür wurde der Inhalt jedes Teebeutels mittels Analysensieben nach Größe vorgetrennt, um das spätere Sortieren mit einer Präpariernadel unter dem Stereomikroskop zu erleichtern. Zur Beurteilung gelangten nur Partikel, die bis zum feinsten Sieb (Maschenweite 0,71 mm, d = 0,45 mm) zurückgehalten wurden. Deren Gesamtgewicht bildete auch die Grundlage zur Ermittlung der Gewichtsprozente einzelner Zutaten.

Laienverkostung

Alle Tees wurden nach den auf der Verpackung aufgedruckten Angaben zubereitet. Waren diese unvollständig, gingen wir nach folgendem Schema vor: Die Teebeutel wurden mit sprudelnd kochendem Wasser (200 ml pro Beutel) aufgegossen. Anschließend ließen wir die Tees 9 Minuten ziehen (der Durchschnittswert liegt lt. österreichischem Teeverband bei 8 bis 10 Minuten).
Die Verkostung erfolgte durch das VKI-Laienpanel mit mindestens 20 Urteilen.

Gewichtung der Ergebnisse

Mikroskopische Untersuchung: 100 %
Laienverkostung: 0 %

Leserreaktionen

Einzelverpackung

Guter Test, weil mal jemand in die Beutel hineingeschaut hat! Bei den Spar-Früchte-Tees (und auch bei den Spar-Kräuter- und Schwarz-/Grün-Tees) sind alle Beutel noch extra einzeln kuvertiert, bei den doppelt so teuren Teekanne-Produkten nicht (obwohl vermutlich beide Produktserien denselben Hersteller haben). Diese Einzel-Kuvertierung ist besonders dann wertvoll für das Tee-Aroma, wenn man die viel preiswerteren größeren Packungen mit je 40 statt 20 Beuteln kauft.

Dr. Alexander Micke
E-Mail
(aus KONSUMENT 2/2011)

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