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Geschnittenes Obst: Obst-Snacks aus dem Kühlregal im Test - Teuer abgeschnitten

, aktualisiert am

  • Unappetitlich: drei Proben verdorben, zwei mit Hygienemängeln
  • Geschnittenes Obst wesentlich teurer als Früchte im Ganzen

Frisches Obst, mundgerecht geschnitten und portionsweise verpackt, zählt zum Standardsortiment vieler Supermärkte. Kein mühsames Schleppen verschiedener Obstsorten nach Hause oder ins Büro, kein Waschen, Schälen, Schnipseln, kein Nachdenken über Lagerung und Haltbarkeit großer, angeschnittener Früchte: einfach die Packung aufmachen und den vitaminträchtigen Snack verspeisen.

Heikles Produkt

Eine leichte und gesunde Alternative zu einem üppig belegten Sandwich oder einer deftig-süßen Topfenkolatsche sind Melonen-, Kiwi-, Ananas-, Apfel- oder Erdbeerstückchen aus dem Kühlregal allemal. Andererseits ist geschnittenes Obst sehr empfindlich und anfällig für raschen Verderb. Bei seiner Erzeugung muss daher genauestens auf Hygiene und auf lückenlose Kühlung geachtet werden. Und je eher es nach der Zubereitung gegessen wird, desto besser. Bis für den Verkauf bestimmtes geschnittenes Obst verspeist wird, kann es allerdings dauern: Der Transport vom Produktionsort ins Kühlregal und bis sich schließlich ein Käufer findet – all das braucht seine Zeit.

Frisch und hygienisch einwandfrei?

Wir wollten wissen, ob geschnittenes Obst am Ende der Mindesthaltbarkeit noch frisch und hygienisch einwandfrei ist. Aber auch, ob (und wenn ja, wie stark) sein Vitamin- C-Gehalt durch Verarbeitung und Lagerung gelitten hat. Die Proben für unseren Test kauften wir in je drei Filialen von Billa, Merkur, Interspar und Spar. In Filialen anderer Supermarktketten gab es zu den Erhebungsterminen kein geschnittenes Obst.

Zu warm gelagert

Aus langjähriger Erfahrung wissen wir: Frischwaren werden im Handel oft bei höheren Temperaturen gelagert als es laut Packungsaufschrift sein sollte. Unsere Tester maßen daher beim Einkauf die Temperatur in den Kühlregalen und die Kerntemperatur der Früchte. Als optimal bewerteten wir Lagertemperaturen von +2 bis +6 Grad C. Diese Temperaturen waren auf den meisten Packungen auch angegeben. Tatsächlich bei Temperaturen zwischen +2 und +6 Grad C gelagert war das geschnittene Obst allerdings nur in drei Geschäften – einer Billa- und zwei Spar-Filialen. In je einer weiteren Billa- und Spar-Filiale waren die Obstsnacks kühler aufbewahrt, eine Probe gar unterhalb des Gefrierpunktes.

Probleme bei Interspar und Merkur

Probleme gab es vor allem bei Interspar und Merkur. Hier passten die Kühlregal-Temperaturen in keiner einzigen Filiale, sie waren fast überall zu hoch. Rein äußerlich – bei Aussehen, Geruch und Geschmack – gab es bei sämtlichen Proben am Ende der Mindesthaltbarkeit nichts zu beanstanden. Schlecht wurde uns allerdings, als wir die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen sahen: einfach eklig! Drei Proben – Dimmidisi Fruchtmix von Spar bzw. Interspar und der Melonenmix von Interspar frischgemacht – waren in Wahrheit bereits stark verkeimt und verdorben. Zwei weitere Proben, der Obstteller von Spar und der Melonen-Mix von Chef Menü, den wir bei Merkur eingekauft hatten, waren mit Fäkalkeimen verunreinigt. Mahlzeit!

Vitaminstoß

Besser fielen die Ergebnisse beim Vitamin- C-Gehalt aus. Dieser variiert von Natur aus je nach Obstsorte. In Weintrauben und in Wassermelonen ist der Vitamin-C-Gehalt beispielsweise mit durchschnittlich 4 bzw. 6 Milligramm pro 100 Gramm Obst generell sehr niedrig, in Erdbeeren und Kiwis mit rund 65 bzw. 71 Milligramm je 100 Gramm Früchten an sich hoch. Honig- und Zuckermelonen liegen mit rund 33 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm Frucht in der Mitte. Die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin C liegt für Erwachsene übrigens bei 100 Milligramm. Das bedeutet, mit 150 Gramm Erdbeeren oder 300 Gramm Zuckermelone lässt sich der Bedarf bereits decken.

Wenig Vitamin- C im Melonen-Mix

Bei einigen Proben des von uns untersuchten geschnittenen Obstes war der Vitamin- C-Gehalt deutlich reduziert. Der Interspar-Fruchtsalat war als Vitamin-C-Lieferant schon ziemlich schwach. Noch weniger Vitamin C fand sich im verunreinigten Melonen-Mix von Merkur. Am wenigsten Vitamin C enthielt der bereits verdorbene Melonen-Mix von Interspar.

Obst zu Apothekerpreisen

Convenience hat ihren Preis. Das gilt natürlich auch für mundgerecht geschnittenes frisches Obst. Die getesteten Proben kosteten hochgerechnet bis zu 19,90 Euro pro Kilo (Obstteller von Spar). Mit 6,60 Euro pro Kilo war unser Testsieger, der Chef Menü Apfel-Snack von Billa, am günstigsten. Verglichen damit, was ungeschnittene Äpfel kosten, sind mehr als 6 Euro pro Kilo allerdings immer noch ein ziemlich stolzer Preis! Umso ärgerlicher, dass sich beim Chef Menü Früchte-Mix von Merkur das auf der Packung angegebene Nettogewicht (reines Obstgewicht) als Bruttogewicht (Obstgewicht plus Verpackung) entpuppte.

Gewicht brutto statt netto

Beim Fruchtsalat von Interspar und dem Melonenmix von Interspar frischgemacht waren die unter „Gewicht“ getätigten Angaben ebenfalls brutto. Eine kleinliche Buchstabenklauberei? Mitnichten, denn in solchen Fällen sind für die Verpackung Obstpreise zu zahlen. Ein Beispiel: Die Interspar Melonenmix- Packung wiegt 33,5 Gramm. Und wird zum Preis der Melonen, also um 7,90 Euro pro Kilo verkauft. Das macht immerhin 26,5 Cent aus. Auch Kleinvieh macht Mist. Bei verpackten Lebensmitteln ist übrigens grundsätzlich das Nettogewicht bzw. die Nettofüllmenge anzugeben.

Dimmidisi Fruchtmix: gute Kennzeichnung

Was laut Aufschrift in der Packung enthalten sein sollte und was tatsächlich drinnen steckt, klafft bisweilen ebenfalls stark auseinander. Sehr gut stimmten die gekennzeichneten mit den in der Packung enthaltenen Obstsorten nur beim Dimmidisi Fruchtmix von Spar und – wenig überraschend – beim Apfel-Snack von Chef Menü überein (der besteht zu 100 Prozent aus Äpfeln). Am ungenauesten waren die Zutaten beim Früchte-Mix, Melonen- Mix, der Ananas-Kiwi-Erdbeertasse (alle drei von Chef Menü, gekauft bei Merkur) sowie beim Fruchtsalat von Interspar deklariert

Geschnittenes Obst: kompetent mit "Konsument"

  • Auf Hygiene und Kühlung achten. Geschnittenes Obst nur dort kaufen, wo die Kühltheke sauber wirkt und ausreichend kühlt. Die Temperaturen in den Kühlregalen sind oft zu hoch.
  • Rasch konsumieren. Geschnittenes Obst möglichst frisch essen, nicht bis zum Ende der Mindesthaltbarkeit warten. Vor allem in der warmen Jahreszeit in einer Kühltasche vom Geschäft nach Hause oder ins Büro transportieren.

 

Testkriterien

Untersucht wurden 12 Proben geschnittenes, verpacktes Obst, gekauft bei Billa, Merkur, Spar, Interspar. In den Filialen wurde mit einem geeichten Thermometer die Temperatur im Kühlregal und die Kerntemperatur jeweils einer Probe gemessen.

Anschließend wurde die Ware bis zum Ende der Mindesthaltbarkeit wie auf der Verpackung angegeben gelagert. Nach der organoleptischen Prüfung (Aussehen, Geruch, Geschmack) erfolgte die mikrobiologische Untersuchung und die Bestimmung des Vitamin-C-Gehalts. Außerdem wurde überprüft, ob die Kennzeichnungsvorschriften eingehalten wurden und ob die enthaltenen Zutaten den auf der Verpackung angegebenen entsprachen.

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