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Getränkeverpackungen - Ex und hopp auf dem Vormarsch

Eine freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft sollte wiederbefüllbaren Pfandflaschen einen fixen Platz in den Regalen der Supermärkte sichern. Die Realität sieht anders aus.

Einweg-Getränkeverpackungen sind für kritische, umweltbewusste Konsumenten ein Reizthema. Bei unserer Leserlobby im Herbst vergangenen Jahres zur Frage Pfand oder Einweg wurde es deutlich: In über 5000 Fragebögen machten sich „Konsument“-Leser Luft bezüglich unserer Wegwerfgesellschaft.

Doch der Anteil der verkauften Einweg-Gebinde steigt. Der Handel argumentiert damit, dass „Convenience“ gefragt sei: geringes Gewicht der Wegwerf-Kunststoffflaschen, kein Pfand und kein Zurückgeben der Verpackung. Dazu kommt: So mancher Konsument glaubt – getäuscht durch zahlreiche Sonderangebote –, dass Einweg der preisgünstigere Weg ist, was im Normalfall aber nicht stimmt.

"Freiwillige Selbstverpflichtung"

Die in der Verpackungsverordnung seinerzeit festgelegten Zielquoten hat der zuständige Minister Molterer herabgesetzt (siehe auch: Weitere Artikel - "Getränkeverpackung"). Dafür gab es eine „freiwillige Selbstverpflichtung“ von Industrie und Handel, die unter anderem bestehende Pfand- und Mehrwegsysteme erhalten soll.VKI-Geschäftsführer Hannes Spitalsky dazu: „Diese Selbstverpflichtung weist durchaus brauchbare Ziele auf. Aber sie enthält keine Angaben, geschweige denn Verpflichtungen, bezüglich der Erreichung der Ziele. Dadurch handelt es sich um ein zahnloses Papier. Dazu kommt die Herabsetzung der Zielquoten, was umweltbewusste Betriebe, die sich frühzeitig auf die Quotenerfüllung eingestellt haben, besonders ärgern muss. Das ist eine Bankrotterklärung der österreichischen Umweltpolitik.“

Kein Rückenwind für Mehrweg

Wohl startete die Wirtschaftskammer Österreich im Juni eine Informationskampagne zur Förderung der Pfandflaschen: Dafür wurde ein eher unscheinbarer und wenig konkreter Schriftzug „Mehr Wege zur Umwelt“ entwickelt, der auf Plakaten, Flugblättern, Einschaltungen und Werbekatalogen auf Mehrweg-Getränkeverpackungen aufmerksam machen soll. Auch entsprechende Preisaktionen waren vorgesehen. Geplant sind auch Aktivitäten in Gemeinden und Bundesländern, in Zusammenarbeit mit Umwelt- und Konsumentenschutzgruppen.

Tatsache ist aber, dass die Kampagne relativ spurlos an den Konsumenten vorübergegangen ist. Lediglich in der Zeit von Anfang Juni bis Ende Juli konnte man in manchen Postwurfsendungen von Supermärkten den meist unscheinbaren Schriftzug „Mehr Wege zur Umwelt“ entdecken. Auch von großartigen Preisaktionen haben Konsumenten wenig bemerkt.

Direkter Vergleich schwer

Und Preisvergleiche sind mühsam: Die Auszeichnung des Literpreises bei den Einweggebinden ist winzig klein. Dazu kommt, dass Ein- und Mehrweggebinde weit voneinander getrennt angeboten werden, ein direkter Vergleich damit äußerst schwer ist. Die Auszeichnung „Pfand“ beziehungsweise der Preis dafür wurde also durch ein unscheinbares Logo, mit dem Konsumenten nicht viel anfangen können, ersetzt. VKI-Geschäftsführer Spitalsky: „Ein Signal in die falsche Richtung.“

Um Stellungnahme gebeten

Wir haben die Getränkehersteller beziehungsweise -abfüller sowie den Handel brieflich um Stellungnahme gebeten. Die Antworten waren spärlich und meist äußerst zurückhaltend. Teilweise weigerte man sich, Daten zur Entwicklung von Einweg und Mehrweg preiszugeben, fast immer wurde auf bevorstehende Werbekampagnen verwiesen. Lediglich Römerquelle, einziger Anbieter einer 1,5 Liter PET-Pfandflasche und der Selbstverpflichtung formell nicht beigetreten, informierte ausführlicher.

Pfand mit Zukunft?

Eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien bescheinigt, dass das Anbieten von Pfandflaschen ein ausdrücklicher Kundenwunsch ist. Man könne sich damit auch gegenüber den „Hard Discountern“ profilieren, die sich für eine kompromisslose Einweg-Strategie entschieden haben. Und neben dem positiven Image des verantwortungsbewussten Handelns führt die Pfandflasche den Kunden immer wieder in sein Stammgeschäft zurück.

Konsumenten mögen sich um die „Pfandflaschen“ keine Sorgen machen, haben wir bei unseren Recherchen oft gehört; die werde es (wie beim Bier, wo die Pfandglasflasche unangefochten ist) immer geben. Fragt sich dann nur, weshalb – wie uns aufmerksame „Konsument“-Leser berichten – beispielsweise die Pfandglasflaschen von Römerquelle aus den Regalen der Merkur-Märkte verschwunden sind.

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