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Pflücksalate - Blatt für Blatt

, aktualisiert am

Pflücksalate, auch Schnittsalate genannt, können Blatt für Blatt geerntet werden. Und sie wachsen nicht nur im Garten, sondern auch auf der Terrasse und im Balkonkistchen.

Nun ist er doch gekommen: der Frühling. Höchste Zeit, die dicken Gartenbücher zuzuklappen, die über den Winter gewälzt wurden, und an die praktische Arbeit zu gehen. In Gärtnereien, Gartencentern und den Gartenabteilungen der Baumärkte werden inzwischen viele Pflanzen angeboten, z.B. Setzlinge für Pflücksalat. Dabei handelt es sich um eine Unterart des Gartensalats, der auch als Schnittsalat angeboten wird. Anders als bei herkömmlichem Salat bildet sich aber kein Kopf, sondern eine lose, lockere Blattrosette.

Nur die äußeren Blätter ernten

Wer Grünzeug liebt und selbst anbaut, kennt das Problem: Bei Salat muss immer das ganze Häuptel geerntet werden, egal wie groß oder klein der Gusto auf frischen Salat gerade ist. Bei Pflück- oder Schnittsalaten werden dagegen nur die äußeren Blätter weggeschnitten, besser: abgezupft. Solange das Herz unverletzt bleibt, also die innersten Blätter, wächst die Pflanze weiter.

Altbekannte Sorten

Auch wenn das alles neu und trendy klingt: Pflücksalate sind in Wahrheit überwiegend altbekannte Sorten, die früher in jedem Gemüsegarten zu finden waren. Da sie schnell wachsen, können sie noch vor dem Kopfsalat geerntet werden. Am bekanntesten sind:

  • Lollo Rosso (gekrauster Blattsalat)
  • Lollo Bionda (gekrauster Blattsalat)
  • grüner Eichblattsalat
  • roter Eichblattsalat

Lesen Sie auch unseren Test: Verpackte Salate 8/2011

Nicht nur für Profis

Nicht nur für Profis

Für den Eigenanbau von Pflücksalat brauchen Sie keinen grünen Daumen. Auch Gartenanfänger kommen gut damit zurecht. Zuerst gibt es aber ein paar Entscheidungen zu treffen. Eine Frage, die Sie sich stellen müssen, lautet: bio oder konventionell? Die nächste: Samen oder Setzlinge? Zumindest die zweite Frage lässt sich schnell beantworten. Bei rund 2 Euro, die im Gartenfachhandel für 12 konventionell gezogene Pflanzen verlangt werden, ist das Hantieren mit Samen inklusive Vorkultur, Vereinzeln und Abhärten nur mehr etwas für Liebhaber.

Ideale Anbaustandorte

Außerdem: Wo soll sich Ihr Pflücksalat entfalten? Jedes Gemüse braucht Licht, damit es gut gedeihen kann. Ganztägig pralle Sonne ist für Salat trotzdem ungeeignet, denn er mag weder Hitze noch Trockenheit. Ideal sind Standorte mit Vormittagssonne: Die Pflanzen bekommen genügend Licht, ohne zu verbrennen oder zu vertrocknen. Mindestens genauso wichtig ist ausreichender Windschutz. Die zarten Salatblätter reagieren nämlich empfindlich auf mechanische Belastungen.

Sind alle diese Voraussetzungen geklärt, können Sie sich zum Substrat- und Pflanzeneinkauf aufmachen. In jeder Gartenabteilung gibt es inzwischen eine Unzahl von Fertigerden. Auch hier steht wieder die Entscheidung an: bio oder konventionell? In Bioerde ist nur organischer Dünger enthalten, z.B. Hornspäne. Konventionelle Erde wird meist mit einem Langzeitdünger, der Stickstoff freigibt, aufgedüngt.

Eine Frage der Erde

Eine Frage der Erde

Gute Erde, egal welcher Herkunft, ist strukturstabil. Damit sie nicht wie Gartenerde im Blumentopf in sich zusammenfällt und dabei hart wie Beton wird, braucht sie Hilfsstoffe. Sie sorgen für Hohl- und Lufträume und ermöglichen dadurch den nötigen Gasaustausch. Nach wie vor top ist hier Torf. Er hat wenig Gewicht, raubt der Pflanze keine Nährstoffe und ist aufgrund dieser positiven Eigenschaften kaum zu ersetzten. Da der Torfabbau aber ökologisch problematisch und nicht nachhaltig ist, gibt es inzwischen auch Substrate mit Torfersatzprodukten zu kaufen.

Verschiedenste Bezeichnungen

Lassen Sie sich von den vielen verschiedenen Bezeichnungen der angebotenen Erden nicht verwirren. Wichtig ist nur, dass das Produkt laut Beschreibung „für Gemüse geeignet“ ist. Salat hat, als sogenannte kurze Kultur, anders als beispielsweise Paradeiser keinen großen Nährstoffbedarf. Der in den gekauften Erden enthaltene Dünger reicht meist für die Vegetationsperiode aus, Sie müssen nicht nachdüngen. Auch gut: eine Mischung aus je einem Drittel Gartenerde, Kompost und Pflanzenerde.

Pflanzen Sie im Freiland aus, also im Gartenbeet, muss der Untergrund passen. Salat mag es feucht, darf aber nicht im Wasser stehen. Schwere Böden können durch das Einarbeiten von Sand (z.B. Quarzsand) „luftiger“ gemacht werden. Hilft auch das nicht, ist der Umstieg auf ein Hochbeet sinnvoll.

Grow Bags

Wem das alles zu kompliziert ist: Es gibt inzwischen auch sogenannte Grow Bags. Hier müssen Sie nur noch den Sack nehmen, unten Schlitze hineinschneiden und ihn auf eine Palette stellen, damit das Gießwasser abfließen kann. Dann die gekauften Pflanzen einsetzen – fertig.

Eine Sorte ist zu wenig

Eine Sorte ist zu wenig

Apropos Pflanzen: Das Angebot wird von konventionell gezogenen Setzlingen dominiert. Bioware gibt es meist nur bei spezialisierten Betrieben. Auf jeden Fall sollten Sie nicht nur eine Sorte Pflücksalat wählen, sondern mehrere. Das schmeckt gut und gibt – aufgrund der verschiedenen Farben in der Salatschüssel – auch optisch etwas her.

Um von Mai bis in den Herbst hinein frischen Salat zu haben, pflanzen Sie am besten regelmäßig alle zwei bis drei Wochen nach. Dann können Sie laufend ernten und haben täglich etwas Frisches auf dem Tisch.

Platzbedarf

Selbst wenn Gartenbeet und Balkonkistchen anfangs riesig aussehen: Pflanzen brauchen Platz. Im Freiland passen 16 Setzlinge auf einen Quadratmeter Boden. Daraus ergibt sich ein Reihen- bzw. Pflanzenabstand von etwa 25 x 25 cm. Im Kistchen kann es dagegen enger zugehen. Hier reicht ein Abstand von 15 bis 20 cm zwischen den Setzlingen. Mehr geht nicht. Wird das Gedränge zu groß, konkurrenzieren die Pflanzen einander, um ausreichend Licht zu bekommen. Sie fangen früh zu blühen an und werden bitter.

Schön feucht halten

Schön feucht halten

Salat hat es gerne feucht. Daher immer gut wässern, die Pflanzen nicht heiß und trocken stehen lassen. Ideal ist Gießen in der Früh – auch der gefräßigen Schnecken wegen, die zu dieser Tageszeit in ihren Verstecken bleiben. Ob Sie selbst mit der Gießkanne gehen oder auf einen Bewässerungscomputer vertrauen: Hauptsache feucht. Das ist besonders wichtig, wenn der Salat in einem Substrat mit viel Torf wächst. Ist eine solche Pflanzenerde nämlich erst einmal ausgetrocknet, nimmt sie Wasser nur noch schlecht auf. Bleibt im Untersetzer des Balkonkistchens nach dem Gießen Wasser stehen, ist das kein Problem.

Staunässe vermeiden

Vor allem Kistchen aus Kunststoff werden in der Sonne schnell heiß und der Wasserbedarf der Pflanzen steigt. Praktisch sind auch Gefäße mit „eingebautem“ Wasservorrat. Sie stellen eine gute Lösung für Berufstätige dar, regelmäßiges Nachfüllen vorausgesetzt.

Im Freiland geht es dagegen vor allem darum, Staunässe zu vermeiden. Die verträgt Salat nämlich nur schlecht. Mindestens genauso wichtig ist hier ein ausreichender Schutz vor Schnecken. Sonst finden Sie in kürzester Zeit im Beet statt Salatpflanzen nur noch einige abgenagte Stümpfe sowie jede Menge Schleimspuren. Und das ist dann wirklich bitter.

Genauer hingeschaut

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Lollo Rosso
Lollo Rosso Die hell- bis dunkelroten Blätter bilden eine dichte Rosette. Wächst langsamer als der Lollo Bionda, weil die roten Blätter Licht abstrahlen. | Bild: Palme
Lollo Bionda
Lollo Bionda Bildet wie der Lollo Rosso eine dichte Rosette. Da die stark gekrausten Blätter grün bleiben, wächst er schneller und kann früher geerntet werden. | Bild: Palme
Roter Eichblattsalat
Roter Eichblattsalat Die charakteristischen eichblattförmigen Blätter sind an den Spitzen rot bis dunkelbraun gefärbt und sehr zart. Nussartiger Geschmack. | Bild: Palme
Grüner Eichblattsalat
Grüner Eichblattsalat Hier bleiben die Blätter grün, weshalb der Salat weniger Licht abstrahlt und daher schneller wächst. Schmeckt ebenfalls nussig. | Bild: Palme
Lollo Rosso
Lollo Rosso Die hell- bis dunkelroten Blätter bilden eine dichte Rosette. Wächst langsamer als der Lollo Bionda, weil die roten Blätter Licht abstrahlen. | Bild: Palme
Lollo Bionda
Lollo Bionda Bildet wie der Lollo Rosso eine dichte Rosette. Da die stark gekrausten Blätter grün bleiben, wächst er schneller und kann früher geerntet werden. | Bild: Palme
Roter Eichblattsalat
Roter Eichblattsalat Die charakteristischen eichblattförmigen Blätter sind an den Spitzen rot bis dunkelbraun gefärbt und sehr zart. Nussartiger Geschmack. | Bild: Palme
Grüner Eichblattsalat
Grüner Eichblattsalat Hier bleiben die Blätter grün, weshalb der Salat weniger Licht abstrahlt und daher schneller wächst. Schmeckt ebenfalls nussig. | Bild: Palme

Gemüse für alle!

DI Wolfgang PalmeDI Wolfgang Palme leitet an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn die Abteilung für Gemüsebau. Es gibt fast keine Gemüsepflanze, die er nicht kennt und von der er nicht wüsste, wie und wo sie am besten gedeiht. Sein Anliegen ist, das Thema Gemüse in die Gesellschaft hineinzutragen. Und Produzenten wie Konsumenten klarzumachen, dass es viel mehr Gemüsesorten gibt als die ewigen 15 bis 20, die im Supermarkt im Regal liegen. In Schönbrunn werden laufend Anbauversuche mit alten Sorten, aber auch mit Pflanzen aus fernen Ländern durchgeführt.

Kinderprojekt "Junior City Farming"

Mindestens so wichtig wie die Forschungsarbeit ist dem Gemüsexperten aber auch, Kindern zu vermitteln, wo Gemüse eigentlich herkommt. Und ihnen zu zeigen, wo und wie es wächst. In der "Kammermeierei" von Kaiserin Sisi in Schönbrunn können Nachwuchsgärtner unter fachkundiger Anleitung umgraben, säen und ernten. Oder ein Balkonkisterl bepflanzen und mit nach Hause nehmen. Junior City Farming nennt sich dieses Projekt (Kontakt: info@cityfarm.at). Denn mit dem Garteln in der Stadt kann man nicht früh genug anfangen.

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