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Knollenblätterpilz (links) und Parasol (rechts):
tödliche Verwechslung |
Sonntagssammler“, die nur mit geringen Vorkenntnissen auf
Pilzjagd gehen, „setzen sich einem fürchterlichen Risiko aus“, so Ing. Walter
Rauch vom Marktamt der Stadt Wien. In Österreich gibt es rund fünftausend
Pilzarten, wovon dreitausend zu den größeren Sorten gehören. Darunter wiederum
sind etwa zweihundert Giftpilze, von denen neunzig ziemlich stark und zehn
tödlich giftig wirken können.
„Pilze sind eine eigene und fremde Welt, und
wer sich dort nicht sehr gut auskennt, sollte die Finger vom Sammeln lassen“,
meint Ing. Rauch. Wichtig für den Pilzfreund ist es, die Merkmale der einzelnen
Arten genau zu studieren, zum Beispiel Hut, Stiel, Ring, Hutunterseite, Geruch,
Farbe, Manschette usw. Bei den Blätterpilzen besteht die Hutunterseite aus
Lamellen oder Blättern, bei den Röhrlingen aus Röhren. „Ich habe selber schon
Sammler getroffen, die Giftpilze im Korb hatten, zum Beispiel Grünblättrige
Schwefelköpfe statt essbarer Stockschwammerln. Als ich sie darauf aufmerksam
machte, waren manche regelrecht erbost, dass ihnen ein schmackhaftes Mahl
entgeht. Der Leichtsinn der Leute ist erstaunlich“, so Ing. Rauch. Um schwere
Unfälle zu vermeiden, sollte jeder, der sich für die faszinierende Welt der
Pilze interessiert, an geführten Exkursionen der österreichischen Mykologischen
Gesellschaft (Institut für Botanik der Universität Wien, Rennweg 14, 1030 Wien,
Herr Dr. Hermann Voglmayr, Tel. 01/42 77 54-050) teilnehmen. Dabei kann man in
der Praxis die feinen, aber oft lebensrettenden Unterschiede der einzelnen
Pilzarten studieren. Das Marktamt der Stadt Wien informiert auch im Internet:
http.//www.magwien.gv.at - Button „Gesundheit – Pilzberatung.“ Auch mit
Pilzbestimmungsbüchern kann man sich fortbilden.
Äußerste Vorsicht ist auch
bei sogenannten „Allergiepilzen“ geboten. Sie können bei manchen Menschen nur
leichte, bei anderen wieder schwerste Vergiftungserscheinungen auslösen. Der
Kahle Krempling gehört zu dieser Gruppe. Es gibt aber auch Pilzsorten, die nur
in Verbindung mit Alkohol ihr Gift freisetzen. Dabei kann der Alkoholgenuss bis
zu zwei Tage zurückliegen oder erst drei Tage später erfolgen, was die Wirkung
des Giftes nicht vermindert, etwa beim Grauen Faltentintling. Giftpilze können
unterschiedlich wirken. Manche, wie der Fliegenpilz, beeinträchtigen das
Nervensystem so stark, dass es zu schweren Halluzinationen kommen kann, andere,
wie der Riesenrötling oder der Speitäubling zielen auf die Verdauungsorgane, was
zu starkem Durchfall und Erbrechen führt.
Kahler Krempling: für manche giftig
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Der Grüne Knollenblätterpilz ist für rund 90 Prozent aller
Todesfälle durch Pilze verantwortlich. Er zerstört die inneren Organe wie die
Leber und kann leicht mit dem Grünen Speisetäubling oder dem schmackhaften
Parasol verwechselt werden. „Deswegen kann ich nur alle Pilzfreunde aufs
Schärfste warnen, ohne fundierte theoretische und praktische Vorkenntnisse
wahllos Pilze zu sammeln und zu essen“, betont Ing. Walter Rauch. Auch aus
anderen Gründen sollte man bei Pilzen vorsichtig sein. Sie können radioaktive
Substanzen und Schwermetalle speichern (siehe Artikel auf Seite 12).