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Pilze - Tipps für Schwammerljäger

Schwammerl suchen ist ein beliebtes Hobby.
Aber auskennen sollte man sich.

Im kühlen und ruhigen Wald, fern von Alltag und Hektik nach Schwammerln zu suchen, ist für viele Menschen ein wahrhaft himmlisches Vergnügen. Begleitet vom Gesang der Vögel und dem Rauschen der Bäume fühlt man sich in eine fremde Welt versetzt und vergisst leicht, dass dort eigene, manchmal tödlich wirkende Gesetze herrschen. Der Verzehr selbstgesammelter Pilze kann zur „Fahrkarte in die Ewigkeit“ werden, denn viele Pilze haben giftige oder zumindest ungenießbare Doppelgänger. Deswegen sollten nur Pilze mitgenommen werden, die man eindeutig kennt. Im Zweifelsfall unbedingt die Pilzberatungsstellen aufsuchen (bei den Bezirkshauptmannschaften, in Städten beim Magistrat). Sie helfen kostenlos bei der Identifizierung. Für die Bestimmung ist der ganze Pilz mit Stielbasis wichtig. Deswegen diesen beim Pflücken nicht abschneiden (außer der Pilz wächst auf Holz), sondern durch Herausdrehen mit Stumpf und Stiel aus dem Boden nehmen. Von Bedeutung ist das vor allem bei Knollenblätterpilzen, die einen knollig verdickten Stiel aufweisen, der in einer lappigen Hauttasche (Scheide) steckt. Pilze sollten nur in einem Korb transportiert und aufbewahrt werden. Nicht geeignet sind Kunststoffsäckchen, in denen Pilze schwitzen und faulig werden. Dabei kann es zur Bildung von Stoffen kommen, die auch bei gut bekömmlichen Pilzen toxische Wirkungen hervorrufen.

Menü mit Todesfolge

Knollenblätterpilz (links) und Parasol (rechts):
tödliche Verwechslung

Sonntagssammler“, die nur mit geringen Vorkenntnissen auf Pilzjagd gehen, „setzen sich einem fürchterlichen Risiko aus“, so Ing. Walter Rauch vom Marktamt der Stadt Wien. In Österreich gibt es rund fünftausend Pilzarten, wovon dreitausend zu den größeren Sorten gehören. Darunter wiederum sind etwa zweihundert Giftpilze, von denen neunzig ziemlich stark und zehn tödlich giftig wirken können.
„Pilze sind eine eigene und fremde Welt, und wer sich dort nicht sehr gut auskennt, sollte die Finger vom Sammeln lassen“, meint Ing. Rauch. Wichtig für den Pilzfreund ist es, die Merkmale der einzelnen Arten genau zu studieren, zum Beispiel Hut, Stiel, Ring, Hutunterseite, Geruch, Farbe, Manschette usw. Bei den Blätterpilzen besteht die Hutunterseite aus Lamellen oder Blättern, bei den Röhrlingen aus Röhren. „Ich habe selber schon Sammler getroffen, die Giftpilze im Korb hatten, zum Beispiel Grünblättrige Schwefelköpfe statt essbarer Stockschwammerln. Als ich sie darauf aufmerksam machte, waren manche regelrecht erbost, dass ihnen ein schmackhaftes Mahl entgeht. Der Leichtsinn der Leute ist erstaunlich“, so Ing. Rauch. Um schwere Unfälle zu vermeiden, sollte jeder, der sich für die faszinierende Welt der Pilze interessiert, an geführten Exkursionen der österreichischen Mykologischen Gesellschaft (Institut für Botanik der Universität Wien, Rennweg 14, 1030 Wien, Herr Dr. Hermann Voglmayr, Tel. 01/42 77 54-050) teilnehmen. Dabei kann man in der Praxis die feinen, aber oft lebensrettenden Unterschiede der einzelnen Pilzarten studieren. Das Marktamt der Stadt Wien informiert auch im Internet: http.//www.magwien.gv.at - Button „Gesundheit – Pilzberatung.“ Auch mit Pilzbestimmungsbüchern kann man sich fortbilden.
Äußerste Vorsicht ist auch bei sogenannten „Allergiepilzen“ geboten. Sie können bei manchen Menschen nur leichte, bei anderen wieder schwerste Vergiftungserscheinungen auslösen. Der Kahle Krempling gehört zu dieser Gruppe. Es gibt aber auch Pilzsorten, die nur in Verbindung mit Alkohol ihr Gift freisetzen. Dabei kann der Alkoholgenuss bis zu zwei Tage zurückliegen oder erst drei Tage später erfolgen, was die Wirkung des Giftes nicht vermindert, etwa beim Grauen Faltentintling. Giftpilze können unterschiedlich wirken. Manche, wie der Fliegenpilz, beeinträchtigen das Nervensystem so stark, dass es zu schweren Halluzinationen kommen kann, andere, wie der Riesenrötling oder der Speitäubling zielen auf die Verdauungsorgane, was zu starkem Durchfall und Erbrechen führt.

Kahler Krempling:
für manche giftig

Der Grüne Knollenblätterpilz ist für rund 90 Prozent aller Todesfälle durch Pilze verantwortlich. Er zerstört die inneren Organe wie die Leber und kann leicht mit dem Grünen Speisetäubling oder dem schmackhaften Parasol verwechselt werden. „Deswegen kann ich nur alle Pilzfreunde aufs Schärfste warnen, ohne fundierte theoretische und praktische Vorkenntnisse wahllos Pilze zu sammeln und zu essen“, betont Ing. Walter Rauch. Auch aus anderen Gründen sollte man bei Pilzen vorsichtig sein. Sie können radioaktive Substanzen und Schwermetalle speichern (siehe Artikel auf Seite 12).

Pilze gehören dem Waldbesitzer

Laut Gesetz sind die natürlichen Früchte des Bodens Eigentum des Grundbesitzers. Zwar können die meisten Schwammerljäger davon ausgehen, dass ihr Treiben geduldet wird, aber der Grundeigentümer kann es auch verbieten. Unabhängig davon regelt das Forstgesetz die Sachlage. Werden unbefugt mehr als zwei Kilogramm Pilze „pro Person und Tag“ mitgenommen, kann dies eine Verwaltungsstrafe bis 2000 Schilling nach sich ziehen. Das heißt jedoch nicht, dass umgekehrt das Sammeln dieser Menge grundsätzlich erlaubt wäre. In einigen Bundesländern kommen nämlich Auflagen aus Naturschutzgründen hinzu. In Salzburg darf in den Sommermonaten nur in der Zeit von 7 bis 19 Uhr, ab 1. Oktober nur von 7 bis 17 Uhr gesammelt werden. In Kärnten können Pilzliebhaber nur vom 15. Juni bis 30. September von 7 bis 18 Uhr auf die Pirsch gehen.

Der Speitäubling führt zu Durchfall und Erbrechen.

Ganz drakonisch sind die Regelungen in Tirol. Dort gibt es eine eigene Pilzschutzverordnung, die das Sammeln nur an geraden Tagen zwischen 7 und 19 Uhr erlaubt. Außerdem ist nur eine Beute von einem Kilo pro Person und Tag erlaubt. Diese Beschränkungen gelten das ganze Jahr. Ein Sprecher der Landesregierung: „Wir haben es hier mit einer echten Pilzmafia‘ zu tun. Unsere italienischen Nachbarn kommen ausgerüstet mit Funkgeräten herüber und räumen unsere Wälder leer. Zu Hause verkaufen sie die gesammelten Speisepilze für umgerechnet dreitausend Schilling das Kilogramm. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als möglichst hart durchzugreifen.“ In Südtirol braucht man zum Sammeln eine gebührenpflichtige Genehmigung.

Kompetent

Auf Nummer sicher gehen.

Nur wirklich gut bekannte Pilze sammeln. Bei Unsicherheit Pilzberatung (bei Bezirkshauptmannschaften, in Städten beim Magistrat) aufsuchen.

Vorsicht, Irrtum.

Fraßspuren sind kein sicheres Merkmal für die Unbedenklichkeit. Giftpilze müssen nicht bitter oder scharf schmecken oder unangenehm riechen.

Nur die besten.

Alte, schimmelige, durchnässte oder gefrorene Pilze erst gar nicht pflücken. Nicht umstoßen, sie sind wichtig für den Bestand des Waldes.

Kühl lagern.

Am besten im Korb, keine Kunststoffsäckchen, sonst rascher Verderb. Möglichst rasch zubereiten.

Schwer verdaulich.

Nicht zu viele Pilze auf einmal essen, das belastet den Magen. Zerkleinern erleichtert die Verdauung. Nicht roh essen. Vorsicht mit Alkohol.

Im Ernstfall.

Bei Vergiftungserscheinungen sofort zum Arzt. Vergiftungsnotruf (01) 406 43 43. Bei Knollenblätterpilzen Beschwerden oft erst nach 48 Stunden!

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