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Supermarkt-Backshop - Ein Experiment?

, aktualisiert am

Der Backshop bei BILLA wirft einige Fragen auf. „- Ein "Aufgespießt" von Konsument-Redakteur Gerhard Früholz.“ 

KONSUMENT-Chefredakteur Gerhard Früholz (Bild: U. Romstorfer/VKI)
E-Mail: Chefredakteur
Gerhard Früholz

Ich kaufe grundsätzlich lieber in kleinen Läden. Aber manchmal ist es halt bequemer, einfach in die nächste BILLA-Filiale zu laufen – etwa, um schnell Gebäck fürs Frühstück zu holen. Das gibt es dort neuerdings auch in Selbstbedienung.

Man könnte sich wohl bedienen lassen, aber das Personal ist entweder gerade nicht da oder mit anderen Dingen beschäftigt (etwa damit, Nachschub für die Frischkostvitrine vorzubereiten). Also bediene ich mich dann doch selbst.

Chaos bei der Selbstbedienung

Wo sind denn die leeren Croissants? Ich möchte eine Knopfsemmel und Handsemmeln, kann sie aber nicht finden, weil sich noch zwei andere Kunden selbst bedienen und wir einander im Weg stehen. Der älteren Dame fällt ein Weckerl auf den Boden – wohin damit? Verlegen steckt sie es zurück in ein Fach, nimmt es dann doch wieder heraus und stopft es irgendwie in das jetzt zu kleine Sackerl.

Ich erobere eine Gebäckzange, befülle mein Sackerl mit insgesamt fünf Stück. An der Kassa bremse ich leider den Kundenstrom. Denn der junge Mann muss mein Sackerl ganz genau auf den Inhalt untersuchen, in einem Verzeichnis die richtigen Gebäcksorten finden und einzeln scannen. Hoffentlich stimmt´s auch. Darüber denke ich jetzt gar nicht lange nach, denn andernfalls halte ich mit meinem SB-Gebäck den Betrieb nochmals auf.

Viele Nachteile für alle

Ich frage mich: Wo liegt der Vorteil für den Kunden? Bekomme ich bessere Ware? Einen besseren Preis? Besseren Service? Spare ich Zeit? Die Wartezeit wird durch die Selbstbedienung sichtlich nicht verkürzt. Wer etwa auch Gebäck möchte, das in Selbstbedienung nicht angeboten wird, muss sich erst recht anstellen. Dazu kommt umständliches Hantieren mit Einweghandschuhen, Zange und Sackerl.

Und noch etwas: Beobachten Sie einmal, wie oft das Gebäck von Kunden mit der Hand entnommen (und mitunter zurückgelegt) wird. An der Kassa wird man schließlich zum Störfaktor, armes Personal! Kurzum: Die Sinnhaftigkeit dieses Konzepts erschließt sich mir nicht. Aber vielleicht ist das alles ohnehin nur ein großes Experiment, ob wir Kunden uns daran gewöhnen?

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie eine Mail an leserbriefe@konsument.at

Leserreaktionen

Hygiene beim Bäcker?

Ich kann dem Leserbrief von Herrn Mark aus Nenzing nur bedingt zustimmen. Es stimmt, dass sehr viele Kunststoffhandschuhe und Papiersäckchen verbraucht werden. Jedoch statt der Handschuhe kann man auch die Brotzangen verwenden. Auch ich kaufe beim Bäcker ein und da stört mich, dass die Verkäuferinnen meist keine Handschuhe tragen – ist das etwa hygienisch? Unfair finde ich jedoch, der Hoferfiliale den Müll rund um das Geschäft zuzuschreiben, denn verantwortlich dafür sind einzig und alleine die Konsumenten. Darüber ärgere ich mich jedesmal und das nicht nur bei den Filialen von Hofer!

Monika Vandory
Innsbruck
(aus KONSUMENT 12/2017)

Ärgernis

Zu den von Ihnen schon angesprochenen Hürden, Nachteilen und Hindernissen kommen für mich weitere große Nachteile für die Umwelt hinzu: Massenweise Kunststoffhandschuhe für wenige Sekunden Gebrauch und massenweise Papiersäckchen mit Kunststoffsichtfenster werden zwangsweise auch wegen nur einem Gebäck verbraucht und landen nicht selten unweit der Geschäfte auf der Straße, am Gehsteig, in den Hecken und auf der Wiese. Rundum der Hoferfiliale unweit von uns ist dieses Backbox-Säckchen – neben Red-Bull- und anderen Dosen, Plastikflaschen und Zigarettenpackungen – eines der häufigsten Ärgernisseunserer Zeit.

In meinen Augen sind die Backboxen wieder mal nichts anderes als ein weiterer Versuch des Handels, auf Kosten der Umwelt und der Konsumenten Personal einzusparen, um den Konzerngewinn weiter zu erhöhen. Ohne mich! Es lebe der kleine Bäcker ums Eck!

Harald Mark
Nenzing
(aus KONSUMENT 8/2017)

Verbesserungsvorschläge

Ihrer Beschreibung der derzeitigen Handhabung des Gebäckverkaufs in Supermärkten ist nichts hinzuzufügen. Aber es ginge auch ein wenig besser, den Ablauf betreffend, wie z.B. in Finnland:

Methode 1: Die Gebäckstücke liegen sortiert in Behältern, die unseren ähnlich sind. Die Behälter sind mit einer Nummer gekennzeichnet. Man entnimmt die gewünschten Stücke (mit Zange, aber es gibt mehr als nur eine) und gibt sie in ein Sackerl (es stehen Sackerln verschiedener Größe zur Verfügung). Dann legt man das ganze auf die danebenstehende Waage und tippt die entsprechende Nummer ein. Ein Klebeetikett mit diversen Angaben und Preis wird ausgedruckt. Vorgang also wie z.B. beim Obst- oder Gemüsekauf bei uns.

Methode 2: Man entnimmt die Gebäckstücke wie oben und geht damit zur Waage. Dort tippt man zuerst die Anzahl der Gebäckstücke ein und dann die entsprechende Nummer. An der Kasse wird nur mehr das ausgedruckte Klebeetikett eingescannt. Fertig. Natürlich gibt‘s auch fertig abgepackte Einheiten.

Weitere Verbesserungsvorschläge für andere Bereiche wären eine Nummernausgabe für Fleisch- und Wursttheke. Man erspart sich damit Drängeleien und Anstehen und kann die Ware im Vorhinein begutachten, was beim derzeitigen System schwer möglich ist (Theke verstellt, Ware nicht einsichtig; erst wenn man drankommt, kann man entscheiden).

Dr. Norbert Bornatowicz
Berndorf
(aus KONSUMENT 6/2017)

Zum Leidwesen der Kunden?

Ihr Artikel trifft die Realität wirklich sehr. Wir haben hier am Land nur das eine Lebensmittelgeschäft, wie von Ihnen genannt den Billa, und sind darauf angewiesen, dort einzukaufen. Das mit dem neuen System mit dem Gebäck ist wirklich sehr problematisch. Leider ist das den Erfindern glaube ich nicht wirklich bewusst.

Es gibt große Unterschiede, wo man einkauft, Land oder Stadt. Wo keine Konkurrenz ist, wird leider geschlampt. Die Mitarbeiter erklären, dass sie durch das System bedeutend mehr Arbeit haben und nicht wie gedacht mehr Zeit haben, um sich um die Kunden zu kümmern. Leider kein extra Personal oder Erhöhung der Wochenstunden für die Mitarbeiter, die die Backshops betreuen.

Billa macht nur das nach, was andere begonnen haben, aber leider nicht sehr effizient. Das neue System lässt sich leider nicht überall gleich gut und gleich erfolgreich umsetzen. Das alles zum Leidwesen der Kunden, die sich mit dem System anfreunden müssen, so wie es bei uns der Fall ist.

User "Merlin 1"
(aus KONSUMENT 6/2017)

Ärgerlich

Als Ergänzung zu Ihrem Artikel möchte ich noch meine – negative – Erfahrung mit Backshops SB anmerken. Zu allen beschriebenen Erfahrungen finde ich es besonders ärgerlich, dass die div. Klappen der Backwerkfächer nicht halten und dauernd wieder herunterfallen. Problem: eine Hand für das Sackerl, eine Hand für die Zange, und wie halte ich jetzt die Klappe offen?

Christina Fuckerieder
Wien
(aus KONSUMENT 5/2017)

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