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Carver-Ski - Kapitaler Stern im Labor

  • Fahrvergnügen für alle
  • Grobe Mängel im Belastungstest
  • Preis und Marke sind keine Kriterien

Innerhalb weniger Saisonen haben die Ski mit der schlanken Taille die Pisten zwischen den Alpen und den Rocky Mountains erobert. Heute werden praktisch nur noch Carver-Modelle erzeugt. Die anfangs zum Teil berechtigte Scheu davor ist mittlerweile weder für Umsteiger noch für Einsteiger angebracht.

Keine Frage, das Kurvenfahren auf der Kante will gelernt sein. Bis es soweit ist, tolerieren die getesteten Carvermodelle problemlos die vom herkömmlichen Alpinski gewohnten gerutschten Schwünge (und das hilflose Umherrutschen von Anfängern sowieso). Die eher gemütlichen „Komfortfahrer“ unter unseren Testern kamen jedenfalls mit den meisten Carver-Ski ähnlich gut zurecht wie die rasanteren „Sportfans“, die den Kanteneinsatz schon im Griff hatten. In ihren subjektiven Urteilen hinsichtlich Toleranz, Carven, klassischem Schwung und Kantengriff wichen die beiden Gruppen nur in Einzelfällen um mehr als eine Note voneinander ab.

Bei der Auswahl sollten Sie jedoch nicht nur Ihr Fahrkönnen beachten, sondern auch die vom Handel getroffene Klassifizierung in Allround-Carver (Typ A in der Tabelle) und Allterrain-Carver (Typ B). Allround-Carver sind gleichsam die Standardmodelle für jede Gelegenheit, die (meist) etwas breiteren Allterrain-Carver eignen sich besonders gut für Fahrten im tieferen Schnee abseits der Piste.

Kanten ade!

Schön, wenn die Entscheidung so einfach wäre, wie der Praxistest vorgaukelt, und die Fahreigenschaften der Ski schon alles wären. Manche Testberichte geben sich damit (und mit Hinweisen auf das „coole“ Design) ja auch zufrieden. Doch Ski sind in ihrem ohnehin nicht allzu langen Leben hohen Belastungen ausgesetzt, die wir im Labor simuliert haben. Zum Beispiel mit einem Schlagpendel, dessen seitlicher Aufprall auf der Unterseite der Kante einer ebenso schwungvollen wie unsanften Begegnung mit einem aus dem Schnee herausragenden Stein entspricht. Das Ergebnis: eine verzogene Kante, die die Fahrstabilität beeinträchtigt und im schlimmsten Fall (wenn sie an der Aufprallstelle aus dem Ski herausgerissen wird) nicht mehr repariert werden kann.

Einen solchen Totalschaden erlitten gleich mehrere Modelle, besonders krass die beiden Nordica T 5.1 und T 7.1. Alle Ski, die bei dieser Prüfung mit einem „nicht zufriedenstellend“ abschnitten, wären nach einem solchen Malheur unbrauchbar. Positives Beispiel ist das Nordica-Modell N 9.1 (aus anderer Produktionsstätte und in hochwertigerer Ausführung), das von allen Testski die gesamte technische Prüfung am souveränsten bestand.

Ein klingender Markenname ist also offensichtlich keine Qualitätsgarantie. Gleiches gilt für den vom Hersteller angegebenen Listenpreis, wie sich etwa bei Rossignol zeigte: Das preisgünstige Modell Cut Power 10.5 erhielt bei der technischen Prüfung insgesamt die zweitbeste Wertung, während die um 1000 beziehungsweise 2000 Schilling teureren T-Power Cobra und Viper XL im hinteren Feld dahercarven.

Lebensdauer der Kanten

Einen Hinweis auf die (theoretische) Lebensdauer der Kanten gibt ihre Materialstärke, denn häufiges Fahren und regelmäßige Services zehren an der Substanz. Da sind die 1,5 Millimeter der Modelle Ergo X und Ergocross von Kneissl sowie T-Power Cobra und Viper XL von Rossignol im Vergleich zu den üblichen 1,8 und mehr Millimetern eher knapp bemessen.

Ein Aufprall zu viel

Der Aufpralltest war eine weitere „Disziplin“ mit interessanten Ergebnissen. Dabei wurden die Schaufeln und die Enden der Ski mit einer Kraft von bis zu 80 Kilogramm hochgezogen und auf eine Stahlplatte geschlagen. Dies simuliert eine flotte Fahrt auf einer Buckelpiste. Was die Gelenke und die Bandscheiben des Fahrers dazu sagen, ist die eine Sache. Die andere sind mögliche Haarrisse im Ski, wie sie in unserem Test deutlich sichtbar bei den Modellen ThermoGel SC von Blizzard, Ergo Cruise X von Kneissl, mod x von K2 und Viper XL von Rossignol auftraten. Auch wenn dies nicht unmittelbar das Ende bedeutet, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Ski ihre letzte Fahrt antreten. Noch schlimmer erwischte es wieder einmal die Nordica-Modelle T 5.1 und T 7.1. Bei ihnen ging die Verklebung der Schaufel auf, wodurch sich die Stabilität der ganzen Skikonstruktion gleichsam in Pulverschnee auflöste.

Alles in allem können wir mit gutem Gewissen vor allem jene Modelle empfehlen, die aus der technischen Prüfung mit „sehr guten“ oder „guten“ Ergebnissen hervorgegangen sind. Die Finger lassen sollten Sie von jenen, die beim Aufpralltest und/oder bei der Ausreißfestigkeit der Kanten versagt haben. Problemlos fahren können Sie auch damit, aber im nicht auszuschließenden Extremfall haben Sie Einwegprodukte an den Füßen.

Service und Fahrverhalten

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Skikante 1
Skikante 1 Richtig: Der Übergang zwischen Lauffläche und Kante ist eben. Der Ski lässt sich wie gewohnt steuern. |
Skikante 2
Skikante 2 Falsch: Die Kante ist höher als das äußere Ende der Lauffläche. Der Ski läuft wie auf Schienen. |
Skikante 1
Skikante 2

Fallweise passiert es, dass Ski nach dem ersten Service ein deutlich anderes Fahrverhalten aufweisen. Das kann unter Umständen daran liegen, dass beim Abschleifen zu viel von der Lauffläche abgetragen wurde und die Kanten nun fälschlicherweise über deren Rand hinausragen (siehe Bildergalerie: "Service und Fahrverhalten). Feststellen können Sie dies, indem Sie mit dem Daumen von der Lauffläche zur Kante streichen.

Radius wichtig. Fragen Sie nach dem Seitenradius (Kurvenradius) der Ski. Er ist längen- und modellabhängig. Ein kleiner Radius bedeutet enge Kurven und eignet sich gut für kurze Schwünge.

Die richtige Länge. Der Trend geht allgemein zu kürzeren Ski. Die Körpergröße ist bereits das Maximum.

Günstig, nicht „billig“. Von Haus aus „billige“ Ski sind schlechter verarbeitet, flattern mehr und bereiten weniger Fahrspaß. Im Laufe der Saison sinkt auch bei teureren Modellen der Verkaufspreis gegenüber dem Listenpreis deutlich. (Ehemals teure) Vorjahresmodelle sind eine Alternative.

Regelmäßiges Service. Lassen Sie Belag und Kanten – je nach Beanspruchung – zumindest einmal jährlich warten. Dies erhöht die Sicherheit und den Fahrspaß.

Ski abtrocknen. Nach dem letzten Schwung sollen Sie den Schnee von Ski und Bindung entfernen und sie trockenwischen. Schützen Sie sie auf dem Autodach in einem Skisack vor Rost fördernder Nässe und Salz. Zu Hause aus dem Sack herausnehmen und trocken lagern.

Atomic Austria GmbH, Lackengasse 301, A-5541 Altenmarkt im Pongau, (06452) 39 00-0

Blizzard Marketing GmbH, Klausgasse 32, A-5730 Mittersill, (06562) 63 91-0

Fischer GmbH, Ski/Tennis, Fischerstraße 8, A-4910 Ried im Innkreis, (07752) 909-0

Head Sport AG, Wuhrkopfweg 1, A-6921 Kennelbach, (05574) 608-0

K2 Ski-Sport-Mode GmbH, Hauptstraße 6, A-4813 Altmünster, (07612) 890 32

Kneissl Dachstein Sportartikel GmbH, Rabach 1, A-4591 Molln, (07584) 33 51-0

Nordica: Sport & More HandelsgesmbH, Moosfeldstraße 1/3/C2, A-5101 Bergheim, (0662) 45 30 30

Rossignol Österreich GmbH, Bernhard-Höfel-Straße 14, A-6020 Innsbruck, (0512) 36 45 85-0

Salomon Österreich GmbH, Lagerhausstraße 447, A-5071 Wals-Siezenheim, (0662) 85 11 85-0

Völkl Vertriebsbüro Österreich, Am Oberholz 14, A-4770 Andorf, (07766) 40 70

Getestet wurden 28 Carver-Modelle. Davon waren 18 Allround- und 10 Allterrain-Modelle (laut Herstellerzuordnung). Die Richtpreise liegen zwischen 3500 und 7000 Schilling. Die neuen Modelle der Marken Dynamic, Dynastar und Elan waren zum Testzeitpunkt noch nicht lieferbar.

Praxistest

Die Ski wurden auf einem Gletscher von zwei Gruppen zu je sechs Personen in Anlehnung an die ÖNORM ISO 8783 Probe gefahren. Für jede Gruppe (Komfortfahrer, Sportfan) wurde ein getrenntes Urteil ermittelt. Bewertet wurden Carven/Schneiden, Rutschen/Driften, Kantengriff und Bremsen sowie Toleranz auf einem vorgegebenen Kurs. Zusätzlich wurde auf nicht präparierten Pisten im Gelände getestet.

Technische Prüfung

Die Ausreißfestigkeit der Kante wurde mit einem Schlagpendel (definiertes Gewicht und Fallhöhe) geprüft, es wurden jeweils zwei Schläge an einem Ski durchgeführt und die Verformung der Kante gemessen. Die Lebensdauer der Stahlkante wurde durch Vermessen der Kante in der Skimitte ermittelt.

Beim Aufpralltest wurden Schaufel und Skiende mit unterschiedlichem Gewicht (dreimal mit 60 kg, einmal mit 70 kg und einmal mit 80 kg) hochgezogen, auf eine Stahlplatte aufgeschlagen und danach auf sichtbare Schäden überprüft.

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