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Lawinensuchgeräte - Jede Minute zählt

  • Fünf unterschiedliche Gerätesysteme
  • Für Tourengeher, Variantenskifahrer und Snowboarder
  • Kein Schutz, sondern Hilfsmaßnahme für den Notfall
Die Erschließung der Berge für den Massensport täuscht darüber hinweg, dass schon wenige Meter neben der präparierten Piste das alpine Gelände beginnt, hinter dessen reizvoll-wilder Schönheit Lebensgefahr lauert.

100 Todesopfer pro Jahr

Angelockt vom Erlebnis der Freiheit, die das Fahren im Tiefschnee und im unverspurten Gelände verspricht, sind immer mehr Wintersportbegeisterte abseits der Pisten unterwegs. Allein im Alpenraum endet für jährlich rund hundert von ihnen der Spaß tödlich. Wobei laut Statistik 95 Prozent aller Lawinen von den Skifahrern selbst ausgelöst werden.

Kommt es in der Folge zu einer Ganzkörperverschüttung, stehen die grundsätzlichen Überlebenschancen mit 46 Prozent von vornherein schlecht. Dabei spielt aber der Zeitfaktor eine wesentliche Rolle: Gelingt die Bergung innerhalb von 15 Minuten, entkommen noch 93 Prozent der Verschütteten dem „weißen Tod“. Danach beginnt – nüchtern medizinisch ausgedrückt – die Erstickungsphase. Weniger als eine Stunde nach dem Lawinenabgang liegt die Wahrscheinlichkeit einer Lebendbergung nur noch bei mageren 25 Prozent und sinkt in der Folge auf ein Minimum ab. Statistische Daten, hinter denen Winter für Winter menschliche Tragödien stehen und die belegen, wie wichtig die so genannte Kameradenrettung ist. Dieses militärisch anmutende Wort meint die sofortige Einleitung von Rettungsmaßnahmen durch jene Personen, die gemeinsam mit dem Verunglückten unterwegs waren. Die Zeit, die bis zum Eintreffen eines Rettungsteams verstreicht, ist viel zu kostbar. So ist es nicht verwunderlich, dass – um nochmals die Statistik heranzuziehen – bei organisierter Rettung mehr als 70 Prozent Totbergungen zu verzeichnen sind.

Richtiges Verhalten schützt

Die Mehrzahl der klassischen Tourengeher ist sich der Gefahren abseits der Pisten durchaus bewusst, doch mit den Variantenskifahrern und den Snowboardern sind zwei große Risikogruppen hinzugekommen, bei denen es schon bei den grundsätzlichen Vorbeugemaßnahmen hapert. Etwa beim Einholen allgemeiner Informationen über die Lawinensituation (telefonischer Lawinenwarndienst, Tageszeitungen, Teletext, Internet, Fremdenverkehrsämter, einheimische Bergführer). Schwieriger, aber unerlässlich ist es, die Lawinengefahr an Ort und Stelle selbst einzuschätzen (Beobachtung von Wind, Temperatur, Niederschlagsmenge sowie des Geländes und der Schneedecke). Alpine Vereinigungen wie der Österreichische Alpenverein oder der Österreichische Bergrettungsdienst bieten dazu Kurse an, die zumindest ein Grundwissen vermitteln. Aber auch nach deren Absolvierung sollten sich Unerfahrene ausschließlich in Begleitung eines ausgebildeten Führers in den Tiefschnee wagen!

Die Ausrüstung für den Notfall

Wer ins Gelände geht, sollte dies grundsätzlich niemals alleine tun und außerdem stets eine komplette Tourenausrüstung mitführen. Diese besteht aus einer klappbaren oder zusammensteckbaren Schaufel, einer zerlegbaren Sonde sowie einem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS). Ergänzend dazu sollte man ein weiteres Rettungssystem nützen. Nicht zu vergessen das Handy, das mittlerweile zum wichtigsten Notrufgerät am Berg geworden ist.

Ausrüstung für den Notfall

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Schaufel 1
Schaufel 1 Schaufel: gehört zur Grundausstattung. |
Sonde 2
Sonde 2 Sonde: gehört ebenfalls zur Grundausstattung. |
AvaLung 3
AvaLung 3 AvaLung: Die AvaLung-Weste wird als äußerste Kleidungsschicht getragen. In die Vorderseite ist eine breite, mit einem Filter abgedeckte Hohlkamer eingenäht. Dem Verschütteten soll es über einen Atemschlauch möglich sein, lebensnotwendige, sauerstoffreiche Luft aus dem Schnee zu saugen. Preis ja nach Ausstattung: 2499 bis 3499 Schilling. |
Lawinen-Verschütteten-Suchgeräte LVS 4
Lawinen-Verschütteten-Suchgeräte LVS 4 Lawinen-Verschütteten-Suchgeräte (LVS): Derzeit sind Geräte von fünf Herstellern auf dem Markt. Sie bestehen im Wesentlichen aus einem Sender und Empfänger. Alle Tourenteilnehmer müssen ihr Gerät auf "Senden" schalten. Zur Ortung eines Verunglückten mittels optischer und akustischer Signale stellen die Helfer ihre Geräte auf "Empfangen". Die LVS sind in ihrer Funktion gleich und miteinander kompatibel, unterscheiden sich aber hinsichtlich der Handhabung, die vor der Tour geübt werden sollte. Gerät und Batterien müssen vor jeder Tour auf ihre Funktion überprüft werden. Ausstattung und Preise siehe: Tabellen - "Lawinen-Verschütteten-Suchgeräte". |
Lawinenairbag 5
Lawinenairbag 5 Lawinenairbag: Ähnlich wie ein Autoairbag wird der Lawinenairbag bei Gefahr aktiv ausgelöst und vergrößert sein Volumen um 150 Liter. Der Skifahrer soll dadurch an der Schneeoberfläche gehalten und nicht unter der Lawine begraben werden. Zur besseren Erkennung sind die Airbags rot gefärbt. Preis Einfachairbag: 7000 Schilling, Preis Doppelairbag: 7600 Schilling. |
Avalanche Ball 6
Avalanche Ball 6 Avalanche Ball: Der Avalanche Ball wird in einer Systemtasche auf dem Rucksack befestigt. Im Notfall zieht man an einer Reißleine, und ein Ball mit 20 Liter Volumen wird in Sekundenschnelle aufgeblasen. Im Fall einer Verschüttung soll der Ball an der Oberfläche bleiben. Von ihm weg führt eine Seilverbindung zum Skifahrer. Preis: 2800 Schilling. |
Recco Rescue System 7
Recco Rescue System 7 Recco Rescue System: Das Recco Rescue System ist ein elektronisches System zur Ortung von Lawinenopfern. Es besteht aus einem Detektor und den Reflektoren. Der Detektor ist ein 1,6 kg leichtes Radar-Suchgerät, das auf die Reflektoren anspricht. Als solche dienen kleine elektronisch ausgestattete Streifen, die in der Kleidung eingearbeitet bzw. an den Schuhen befestigt sind. Es wird, ergänzend zu den herkömmlichen LVS, zur schnellen und zielgenauen Ortung im pistennahen Gebiet verwendet. Anders als die übrigen Systeme kommt es nur bei der organisierten Rettung zum Einsatz. |
Schaufel 1
Sonde 2
AvaLung 3
Lawinen-Verschütteten-Suchgeräte LVS 4
Lawinenairbag 5
Avalanche Ball 6
Recco Rescue System 7

Kalkulierbares Risiko. Vorinformationen und die Beurteilung der Situation vor Ort minimieren das Risiko bei Ausflügen in den Tiefschnee. Grundsätzlich gilt: Nie alleine gehen und Unerfahrene nur mit Bergführer!

Lawinengefahr ist Todesgefahr. Im Zweifelsfall lieber umkehren. Man gefährdet sonst nicht nur das eigene Leben, sondern auch jenes seiner Begleiter und der Rettungsmannschaften. Davon abgesehen verursacht eine Bergung hohe Kosten.

Gut gerüstet. Keines der hier vorgestellten Geräte schützt vor Lawinenabgängen. Aber sie erhöhen im Ernstfall die Chance, rechtzeitig gerettet zu werden.

Doppelt hält besser. Der Handel und die verschiedenen alpinen Vereinigungen neigen dazu, jeweils ein bestimmtes Gerät zu favorisieren. Sinnvoll ist aber auf jeden Fall die Kombination eines LVS mit einem der anderen Rettungssysteme.

Arva: Sand Johann A., Sportartikelvertrieb, Freienberg 77, A-8223 Stubenberg, (03176) 89 45

Avalanche Ball: Sport+Mode GmbH, Nik Rafanovic, Hauptstraße 6D, A-4843, Altmüster, (0663) 87 33 77

AvaLung: Eybl Sport & Mode VertriebsgesmbH, Mariahilfer Straße 138, A-1150 Wien, (01) 895 73 70-0

Barryvox: Mammut Toko GmbH, Neubaustraße 15, A-4400 Steyr, (07252) 460 51-0

Lawinenairbag: Sand Johann A., Sportartikelvertrieb, Freienberg 77, A-8223 Stubenberg, (03176) 89 45

Ortovox Vertriebs-GesmbH, Obere Klaus 176, A-8970 Schladming, (03687) 225 51-0

Pieps: Stubai Werkzeugindustrie regGenmbH, Dr.-Kofler-Straße 1, A-6166 Fulpmes, (05225) 69 60-0

Recco Rescue System: Eybl Sport & Mode VertriebsgesmbH, Mariahilfer Straße 138, A-1150 Wien, ( 01) 895 73 70-0

Tracker: Pro Montagne, Franz Hohensinn, Marzollerweg 10, D-83451 Piding, (0049 8651) 98 41 86

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