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Yoga - Loslassen in Harmonie

Aus unserem neuen Handbuch „Die Andere Medizin“: Was Yoga bringt und wo Sie besser aufpassen.

Durch Yoga Entspannung, Stressabbau und Harmonisierung

Yoga ist – nach klassischem Verständnis – ein spiritueller Weg, um sich einem übergeordneten Ziel anzunähern. Dieses kann geistiger, spiritueller oder religiöser Art sein. In der heute im Westen praktizierten Form ist es im Wesentlichen eine Technik aus Körperhaltungen und Atemübungen, deren vorherrschendes Ziel Entspannung und Stressabbau sowie die Harmonisierung von Körper und Seele ist.

Verschiedene Yoga-Arten

Das klassische Yoga ist ein achtgliedriger Übungsweg, der in das altindische Medizinsystem Ayurveda  eingebettet ist. Ab dem 12. Jahrhundert entwickelten sich einzelne Bereiche des Yoga verstärkt und abgekoppelt von den anderen, und es entstanden viele Unterarten und Varianten. Auf diese Weise bildete sich unter anderem das Hatha-Yoga („Yoga des Impulses“), der die körperlichen Übungen betont. Aus den USA kommend sind in den vergangenen Jahren auch bei uns neue Yoga-Varianten aufgetaucht, wie zum Beispiel Power-Yoga oder Ashtanga-Yoga. Sie basieren zwar noch auf den Grundelementen des Yoga, doch werden die Haltungen und Bewegungen hierbei in schneller Abfolge ausgeführt; längeres Verharren ist nicht mehr vorgesehen. Mit dem eigentlichen Yoga haben sie nur noch wenig zu tun.

„Yoga“-Lehrer nicht geschützt

Heute bieten Volkshochschulen, private Yoga-Schulen und -Zentren, Einrichtungen der Erwachsenenbildung sowie Turn- und Sportvereine Yoga-Kurse an.

„Yoga-Lehrer“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Wer diese Methode anbietet, kann ganz unterschiedlich qualifiziert sein. In der Ausbildung sind Yoga-Verbände und viele private Yoga-Schulen tätig. Der größte Verband ist der Berufsverband der Yoga-Lehrenden in Österreich (BYO). Er hat Ausbildungsrichtlinien definiert, überwacht bei seinen Mitgliedern ihre Einhaltung und kontrolliert das Ergebnis im Rahmen einer Prüfung. Beim BYO gibt es  auch eine Liste von Mitgliedern ( www.yoga.at ).

Üblicherweise praktiziert man Yoga in der Gruppe; es gibt aber auch Einzelsitzungen.

Zur Ruhe kommen und entspannen

Die ersten Übungen dienen dazu, den Alltag hinter sich zu lassen und zur Ruhe zu kommen. Dann folgt eine Serie von Körperhaltungen (Asa-nas). Die wohl populärste ist der Lotossitz. Doch das ist nur eine von vielen; gebräuchlich sind 25 bis 30, beschrieben dagegen über 300. Jede dieser Haltungen spricht auf ihre Weise verschiedene Körperbereiche an oder trainiert Fähigkeiten wie zum Beispiel das Halten des Gleichgewichts. Zu den Asanas können Atemübungen (Pranayamas) hinzukommen. Die Haltungen werden so langsam wie möglich eingenommen. Man verharrt mehrere Minuten lang ruhig in jeder Haltung und entspannt die Muskeln, die nicht an der Halteübung beteiligt sind. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf das körperliche Empfinden. Den Abschluss des Trainings bilden in aller Regel Übungen zur Versenkung und tiefen Entspannung. Im Allgemeinen wird empfohlen, sich zweimal täglich 20 bis 30 Minuten seinen Yoga-Übungen zu widmen.

Zum Lernen oder Heilen

Yoga wird heute unter drei verschiedenen Aspekten eingesetzt: Zum einen gemäß der ursprünglichen Idee als Lernmethode mit dem spirituellen Ziel, sein derzeitiges Leben mit einem übergeordneten Prinzip in Übereinstimmung zu bringen. Zum anderen ist Yoga eine Maßnahme im Rahmen der Selbsthilfe, mit deren Übungsprogramm die Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit des Körpers erhalten werden und die als Entspannungstechnik den Auswirkungen eines krankmachenden Lebensstils vorbeugen soll. Drittens können Yoga-Übungen mit dem Ziel zusammengestellt werden, spezielle Krankheiten oder Symptome zu beeinflussen. Dann kann es eine ergänzende oder unterstützende Maßnahme zu üblichen medizinischen Verfahren sein.

Therapeutischer Einsatz nur durch Ärzte

Teilweise werden Yogaübungen auch als alleiniges Behandlungsverfahren propagiert, zum Beispiel bei Stress, Unruhezuständen und Schlafstörungen. Der therapeutische Einsatz von Yoga ist allerdings nur Ärzten erlaubt, nicht aber Yoga-Lehrern aus anderen Berufen.

Yoga kommt auch im Rahmen von psychotherapeutischen Behandlungen und bei der Physiotherapie zur Anwendung. Über den Einsatz von Yoga bei medizinischen Problemen gibt es eine umfangreiche Literatur. Es ist jedoch schwierig, sie im Hinblick auf die Frage nach der Wirksamkeit auszuwerten, denn Yoga wird bei vielen verschiedenen Indikationen eingesetzt, und es existieren zahlreiche Varianten.

Vorsicht ist geboten

Der Bereich, für den Yoga eingesetzt werden darf, begrenzt sich durch die Qualifikation des Trainers. Übungsprogramme mit einer definierten medizinischen Zielsetzung dürfen nur Ärzte zusammenstellen, die dann auch den Erfolg der Behandlung kontrollieren. Kurse in der Volkshochschule oder in einem Yoga-Institut werden üblicherweise von Personen geleitet, die nicht Ärzte sind. Wenn sie anbieten, Übungen zu zeigen, die zum Beispiel „den Blutdruck senken“, überschreiten sie ihre Kompetenzen. Die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit sollten respektiert werden. Niemand sollte sich zu Yoga-Haltungen zwingen, die ihm wehtun. Bevor sich jemand an extreme Körperhaltungen wagt, sollte ein Arzt den Zustand des Bewegungsapparats beurteilen.

Eine ärztliche Untersuchung ist ebenfalls ratsam, bevor man sich Übungen zuwendet, bei denen die Atmung immer mehr verlangsamt wird.

Vorsicht bei hohem Blutdruck und psychischen Krankheiten

Menschen mit erhöhtem Blutdruck sollten keine Haltungen einnehmen, die den Blutdruck weiter steigen lassen, zum Beispiel solche, bei denen der Kopf tiefer liegt als der übrige Körper. Bei Menschen mit einer psychischen Krankheit, wie zum Beispiel Depression oder Schizophrenie, können die Versenkungs- und Konzentrationsübungen im Yoga das psychische Gleichgewicht gefährden. Sie sollten Yoga nur praktizieren, wenn der behandelnde Arzt zugestimmt hat.

Wenn Yoga mit dem Ziel eingesetzt wird, den Blutdruck zu senken, kann es für Menschen, die ihren erhöhten Blutdruck bereits medikamentös behandeln, notwendig werden, die Arzneimitteldosis anzupassen. Auch das sollte in Absprache mit dem Arzt geschehen.

Im Extremfall Gehirnschlag

Yoga-Übende, die die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit überschreiten, können Muskeln, Sehnen und Bänder übermäßig beanspruchen. Dann kann es zu Überdehnungen, Zerrungen und Schmerzen kommen. Bei Menschen mit erhöhtem Blutdruck besteht vor allem bei den Über-Kopf-Haltungen das Risiko, dass ihr Blutdruck gefährlich ansteigt. Schlimmstenfalls kann das zu einem Gehirnschlag führen.

Das Kozept von Yoga

Dem Yoga liegt der in allen Religionen existierende Gedanke zu Grunde, dass der Mensch an sich arbeiten müsse, um sich so gut wie möglich einem übergeordneten Prinzip anzunäherrn.

Im Yoga führt der Weg dorthin über acht Stufen. Die ersten beiden Stufen widmen sich Verhaltensweisen, die die Beziehung des Menschen zu sich selbst und zu seinem sozialen Umfeld regeln. Die Stufen drei und vier bestehen aus Körper- und Atemübungen, die die Aufmerksamkeit für die Funktionen des Körpers schulen sollen. Die Glieder fünf bis acht sind Anweisungen zur inneren Versenkung und Konzentration.

Wissenschaftlich plausibel: Zum Yoga gehören viele Elemente, die die moderne Medizin für eine gesunde Lebensführung als notwendig erachtet: ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, geistige und körperliche Entspannung. Das Konzept des Yoga als Entspannungstechnik und als Training für den Bewegungsapparat, für Koordination und Gleichgewicht ist wissenschaftlich plausibel. Die beim Yoga vertiefte Atmung trägt zu alledem bei und verbessert darüber hinaus die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff. Durch die typischen Körperhaltungen und die Atemübungen lenkt Yoga die Aufmerksamkeit auf die im Körper ablaufenden Prozesse und macht sie bewusst.

Gesundheitliche Effekte: Die einzelnen Körperhaltungen ebenso wie Atemübungen haben spürbare, teilweise auch messbare Auswirkungen, die einige der gesundheitlichen Effekte eines Yoga-Trainings erklären können.

  • Die Gelenke werden in jeder Richtung beansprucht. Das fördert die Durchblutung der Gelenke und trägt dazu bei, ihre Beweglichkeit zu erhalten.
  • Die Spannung der Muskulatur lässt nach. Sie wird besser durchblutet, der Stoffwechsel verlangsamt sich.
  • Es kommt zu psychischer Entspannung.
  • Einige rhythmische Atemübungen regen den Kreislauf an. Dadurch können Herzfrequenz und Blutdruck sinken. Das tiefe Atmen versorgt den Körper mit mehr Sauerstoff.
  • Die Hauttemperatur in der Körperperipherie, zum Beispiel an Händen und Füßen, erhöht sich.
  • Die Atemübungen beeinflussen das nicht willentlich steuerbare Nervensystem und viele von selbst ablaufende Vorgänge.
  • Bewusstes Atmen und konzentriertes Entspannen verändern die Blutversorgung im Gehirn.

Yoga - Körperhaltungen

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Yoga Übung Konzentration
Yoga Übung Konzentration Gebräuchlich sind 25 bis 30 verschiedene Körperhaltungen, beschrieben sogar über 300. Wichtig: Zwingen Sie sich nicht zu Haltungen, die Ihnen wehtun. Wer sich an extreme Positionen wagt, sollte zuvor seinen Bewegungsapparat untersuchen lassen. | Bild: photos_com; Heft 10/2005
Yoga Übung Frau Mann Konzentration
Yoga Übung Frau Mann Konzentration | Bild: photos_com; Heft 10/2005
Yoga Übung Frau Mann
Yoga Übung Frau Mann | Bild: photos_com; Heft 10/2005
Yoga Übung Frau
Yoga Übung Frau | Bild: photos_com; Heft 10/2005
Yoga Übung Konzentration
Yoga Übung Konzentration Gebräuchlich sind 25 bis 30 verschiedene Körperhaltungen, beschrieben sogar über 300. Wichtig: Zwingen Sie sich nicht zu Haltungen, die Ihnen wehtun. Wer sich an extreme Positionen wagt, sollte zuvor seinen Bewegungsapparat untersuchen lassen. | Bild: photos_com; Heft 10/2005
Yoga Übung Frau Mann Konzentration
Yoga Übung Frau Mann Konzentration | Bild: photos_com; Heft 10/2005
Yoga Übung Frau Mann
Yoga Übung Frau Mann | Bild: photos_com; Heft 10/2005
Yoga Übung Frau
Yoga Übung Frau | Bild: photos_com; Heft 10/2005

Was ist belegt?

Wirksam.  Zur Normalisierung von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie erhöhter Blutdruck und erhöhte Cholesterinwerte, zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Multipler Sklerose,  zur Verringerung der Beeinträchtigung durch Rückenschmerzen und zur Unterstützung der Behandlung mit Antibiotika bei Tuberkulose. Die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus, Yoga ist für diese Anwendungsgebiete „geeignet.“

Schwache Hinweise. Bei Asthma, beim Karpaltunnel-Syndrom, bei Angstzuständen, Arthrose, Depressionen, der Entzugsbehandlung von Opiat-Abhängigkeit, bei Schlafstörungen bei Lymphom-Patienten, bei Stress, zur Verbesserung der sportlichen Leistung und bei Zwangsneurosen. Aufgrund des schwachen Wirksamkeitsnachweises für diese Anwendungsgebiete wird Yoga dafür als „wenig geeignet“ bewertet.

Nicht nachgewiesen. Behandlung von Diabetes, Epilepsie und Tinnitus. Die Abwägung von Nutzen und Risiken fällt negativ aus. Für diese Anwendungsgebiete ist Yoga „nicht geeignet.“

Hinweise für Yoga-Training

Für Kinder unter 14 Jahren. Für Kinder ist Yoga nicht geeignet.

Übungen, die die Gelenke stark beanspruchen, dürfen erst durchgeführt werden, nachdem das Wachstum abgeschlossen ist. Die Ruhe und Geduld, die für die Versenkungs- und Konzentrationsübungen erforderlich sind, bringen Kinder in aller Regel nur für kurze Zeit auf.

Für Schwangerschaft und Stillzeit. Körperpositionen, die den Unterleib beanspruchen und den Druck im unteren Bauchraum steigern, sollten während der Schwangerschaft nicht eingenommen werden. Welche Übungen dazu gehören, sollte der Trainer angeben können.

Für ältere Menschen. Ältere Menschen, die mit Yoga beginnen, sollten ganz besonders auf die Schmerzsignale ihres Körpers achten und sie als Grenze der Belastbarkeit ernst nehmen.

Zur Verkehrstüchtigkeit.  Wenn Sie nach einem Training benommen sind, sollten Sie so lange kein Fahrzeug lenken, keine Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten, bis das abgeklungen ist.

Mehr zum Thema

Detallierte Informationen über Yoga finden Sie in unserem neuen Handbuch „ Die Andere Medizin “.

Es enthält genaue Beschreibungen und Bewertungen von über 50 „alternativen“ Verfahren – von „A“ wie Ayurveda bis „Z“ wie Zelltherapie (336 Seiten, 34 Euro ).

Bestellungen: (01) 588 77-4 oder in unserem Online-Shop .

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