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BAWAG Investmentfonds Zielrendite 2020 - Nicht in Stein gemeißelt

Der neue Investmentfonds der BAWAG bietet fixe Ausschüttungen von 3 Prozent jährlich. Ein Angebot mit vielen Wenn und Aber.

Renditeversprechen unterhalb der Inflationsrate und damit reale Kapitalverluste sind nicht nur Österreichs Sparer inzwischen gewohnt. Nur 1,8 Prozent sind es bei der Republik Österreich auf die lange Frist von 10 Jahren, bei Sparangeboten sind die Renditen von rund 2 Prozent die strenge Ausnahme.

BAWAG Zielrendite 2020

Eine fixe Ausschüttung von rund 3 Prozent verspricht jetzt das Angebot "Zielrendite 2020" der BAWAG. Wir haben uns das Produkt für Sie angesehen. Die wesentlichen Rahmendaten: Ausschüttung jährlich rund drei Prozent, Laufzeit sieben Jahre und zwei 2 Monate,  die geplante Rückzahlung beträgt 100 Prozent.

3 % pro Jahr geplant, nicht sicher

Bereits diese groben Daten sind aufgrund von Fußnoten und der (noch) fehlenden Festlegungen der BAWAG etwas erklärungsbedürftig. Zuerst einmal stehen die 3 % Ausschüttung noch nicht sicher fest. Hier kauft die BAWAG beim Zeichnungsschluss des Fonds (29. März 2013) bis zu 50 Anleihen unterschiedlicher Länder und Unternehmen mit einer Laufzeit von genau 7 Jahren und 2 Monaten. Je nach Einkaufskurs dieser Anleihen durch den Fonds kann die Ausschüttung des Fonds dann leicht unter oder über den geplanten 3 Prozent sein.

Kapitaleinsatz: keine Garantie

Spannender wird es jetzt noch bei der geplanten Rückzahlung zu 100 Prozent am Laufzeitende. Geplant heißt hier ganz klar: "nicht sicher". Sie erhalten keine Garantie auf die Rückzahlung Ihres Kapitaleinsatzes. Vielmehr sind Sie auf die vollständige Rückzahlung aller Anleihen angewiesen – fällt eine aus, sind auch Sie mit dem anteiligen Betrag dabei. Da hat es natürlich Sinn, sich mit den Schuldnern der zu kaufenden Anleihen zu beschäftigen.

Investieren in BBB-Anleihen

Dazu führt die BAWAG aus, dass es kein Währungsrisiko gibt (Anleihen in Euro oder kursgesichert) und die Emittenten aus unterschiedlichen Ländern und Branchen (Staat, Banken, Stromversorger, Dienstleistungen, ..., Sonstiges). Konkrete Unternehmen werden also noch nicht genannt. Allerdings heißt es in den Angaben zum Produkt: "Das Fondsmanagement investiert in rund 50 Anleihen ..., deren durchschnittliches Rating bei Fondsauflage bei ca. BBB (Investmentgrade) liegen wird."

Ratingdaten: niedriger Investmentgrade ...

Was bedeutet jetzt dieses "BBB"? Aus unserem Buch: "Geldanlage kompakt" kennen Sie die Gegenüberstellung von Ratings der drei wichtigsten Rating-Agenturen:  

Moody's S&P Fitch  
Long Term Short Term Long Term Short Term Long Term Short Term  
Aaa   AAA   AAA      Höchste Kreditqualität
Aa1 AA+ AA+  
Aa2 AA AA  
Aa3 AA- A-1+ AA- A1+    Sehr hohe Kreditqualität  
A1 A+   A+    
A2 P-1 A A-1 A A1  
A3   A-   A-      Hohe Kreditqualität
Baa1 P-2 BBB+ A-2 BBB+ A2    Gute Kreditqualität,
Baa2 P-3 BBB A-3 BBB A3    niedrigster Investmentgrade

 

... bedeutet höheres Ausfallrisiko

Die BAWAG verrät uns zwar nicht auf welche Rating-Agentur sich das "BBB" bezieht, allerdings ist es sowohl bei "S&P" (Standard & Poors) als auch bei "Fitch" das unterste langfristige Rating im Investmentgrade. Der BAWAG Fonds investiert also nicht in Anleihen der Republik Österreich (Rating "AAA"), sondern in eine schlechtere Schuldnerqualität. Dies erklärt die geplante höhere Ausschüttung von 3 Prozent – bedeutet aber auch ein höheres Ausfallrisiko!

 

Schlechtestes Rating, weitere Kosten

Heikler "Durchschnitt"

Bitte beachten Sie die schönen Worte "durchschnittliche Rating". Der Fonds kann also auch in bessere und schlechtere Schuldnerqualität investieren, um auf eine Ausschüttung von rund 3 % zu kommen. Vergessen Sie hierbei nicht, dass mit einem schlechteren Rating die Ausfallwahrscheinlichkeit steigt – und Sie als Anleger dieses Risiko tragen. Für Sie als Anleger ist nicht das durchschnittliche Rating (z.B. "BBB" als Durchschnitt von "AAA" und "CCC") relevant, sondern das schlechteste Rating.

Hier sehen Sie die Ratings im Non-Investment-Grade: 

Moody's S&P Fitch  
Long Term Short Term Long Term Short Term Long Term Short Term  
Ba1 Not Prime BB+   BB+      
Ba2 BB BB  Non Investmentgrade
Ba3 BB- BB-  spekulativ
B1 B+ B+  
B2  B B  
B3 B-  B B- B Hoch spekulativ
                       
Caa CCC+ Ausfall als relle Wahrscheinlichkeit
     
Ca CCC Ausfall wahrscheinlich
     
C CCC- C CCC C Zahlungsausfall mit kleiner Chance auf Erholung
           
/  D /  DDD / Erfolgter Zahlungsausfall / Insolvenz

 

Der mögliche Zahlungsausfall beim schlechtesten Rating trifft Sie als Anleger, für ein besseres Rating erhalten Sie hingegen keine 'Bonuspunkte'.

Weitere Kosten

Lassen Sie uns noch kurz die anderen Aspekte des Fonds "Zielrendite 2020" ansehen:

  • Aufgeld: Sie zahlen beim Kauf ein Agio (Aufgeld) von 1,5 Prozent, d.h. 101,50 Prozent für 100 % Fondsanteil. Ihre Rendite auf den Kaufpreis ist also weniger als die 3 % Ausschüttung.
  • Verwahrungskosten: Für die Verwahrung Ihrer Fondsanteile berechnet Ihnen die BAWAG pro Jahr 0,2 % plus Mehrwertsteuer, d.h. 0,24 %. Auch dies schmälert Ihre Rendite.
  • Fondsverwaltungsgebühr: Die zusätzliche Fondsverwaltungsgebühr von 0,5 % pro Jahr trägt der Fonds. Dies bedeutet, dass die zu kaufenden Anleihen eine jährliche Rendite von 3,5 statt 3,0 % haben müssen. Für Sie ist dies insofern relevant, als die höhere Rendite auch ein höheres Risiko für die einzelnen Anleihen bedeutet. Und dieses Risiko tragen Sie!

Unser Fazit: mit Kapitalverlusten rechnen

Die höhere Ausschüttung von rund 3 Prozent wird bei diesem Produkt mit dem Risiko eines Ausfalls von einer oder mehreren Anleihen erkauft! Und dieses Risiko trägt der Anleger dadurch, dass er möglicherweise nicht sein nominelles Kapital (100 Prozent statt der gezahlten 101,50 Prozent) zurück erhält. Wer in dieses Produkt investieren möchte, sollte sich des Risikos eines teilweisen Kapitalverlustes bewusst sein und sein Geld für die gesamte Laufzeit von 7 Jahren und 2 Monaten nicht benötigen. Denn ansonsten drohen Kursverluste (z.B. wegen Rating-Verschlechterungen einzelner Schuldner). Außerdem berechnet die Bank Verkaufsgebühren von einem weiteren Prozent.

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