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Euro-Leserlobby - Euro als Preistreiber

Vier von fünf Konsumenten sind der Meinung, dass der Euro die Preise in die Höhe getrieben hat. Das ist eines der markantesten Ergebnisse der jüngsten Leserlobby.

Zahlreiche Politiker, Unternehmer und Experten haben in den letzten Monaten zum Euro ihre Meinung geäußert. Doch die, um die’s geht, sind bisher kaum zu Wort gekommen: die Konsumenten. Im Laufe des Novembers hatten „Konsument“-Leser und Besucher unserer Internet-Seiten die Möglichkeit, auf strittige Fragen rund um die „Euro-Umstellung“ zu antworten. 4400 Personen haben den Fragebogen retourniert. Auffällig ist die hohe Beteiligung älterer Menschen – 33 Prozent der Teilnehmer sind Pensionisten. Offensichtlich geht gerade dieser Bevölkerungsgruppe das Problem, das von vielen nur belächelt wird, unter die Haut.

Ein wenig Statistik

76 Prozent der Teilnehmer begrüßen die doppelte Preisauszeichnung als sinnvolle Maßnahme, nur 10 Prozent sehen dies nicht so. Für die Mehrheit bietet sie eine gute Hilfestellung zur Umrechnung und zur Kontrolle eventueller Preiserhöhungen. Nur 15 Prozent fürchten, dass die doppelte Preisauszeichnung zu Verwirrungen Anlass geben könnte.
Ausgesprochen positiv wird auch die relativ kurze Umstellungszeit, in der Schilling und Euro nebeneinander existieren, bewertet. Nur 13 Prozent halten die zwei Monate bis Ende Februar für zu kurz. Interessanterweise teilen auch ältere Menschen diese Meinung, von denen man erwartet hätte, dass sie größere Probleme mit der Währungsumstellung haben. Allerdings hätte es die überwiegende Mehrheit aller Befragten lieber gesehen, Euro-Banknoten schon einige Tage vor dem Jahreswechsel zu beziehen, nur 22 Prozent halten dies nicht für nötig.

Scheinbare Preiserhöhungen

Soweit die gute Nachricht für die verantwortlichen Stellen. In den anderen Fragen überwiegt nämlich die Kritik beziehungsweise eine negative Erwartungshaltung. Am deutlichsten wird dies in der Frage nach den Preiserhöhungen der letzten Monate und deren Ursache. Namhafte Politiker und Experten haben sich ja immer wieder geradezu beschwörend an die Öffentlichkeit gewandt und eurobedingte Verteuerungen als undenkbar bezeichnet. Erst Ende November hat die Euro-Preiskommission in ihrem ersten Bericht festgestellt, dass es „keinerlei Hinweise“ dafür gebe. Nebenbei wurde allerdings auch erwähnt, dass allein aus dem Zeitraum bis Ende Oktober 420 Konsumentenbeschwerden vorliegen, die erst einer näheren Prüfung unterzogen werden müssten.

Euro = Teuro: 83 Prozent

Die Haltung unserer Leser und Homepage-Besucher könnte eindeutiger nicht sein: 83 Prozent haben Preiserhöhungen beobachtet und halten diese ausschließlich oder zumindest zum Teil für vorgezogene Euro-Preiserhöhungen. Ganze 6 Prozent glauben, dass die Preiserhöhungen durch den Markt gerechtfertigt und notwendig sind. Dieser deutliche Widerspruch zur veröffentlichten Meinung zieht sich durch alle Altersklassen und Bildungsschichten.

Vorgehen gegen Preissünder

Eine klare Mehrheit unterstützt die Vorgangsweise des VKI, Preissünder beim Namen zu nennen (66 Prozent). 44 Prozent würden sich daneben aber auch eine härtere Vorgangsweise der Behörden wünschen. Bemerkenswert: Gerade Jüngere plädieren überdurchschnittlich stark für ein härteres Vorgehen (55 Prozent der unter 30-Jährigen). Nur eine Minderheit (38 Prozent) tritt dafür ein, eher nichts gegen Preissünder zu unternehmen, weil der Markt dies von selbst regeln würde.

Die Euro-Preisgarantie

Versuchen der Wirtschaft, die Bedenken der Konsumenten zur zerstreuen, wird kein großes Vertrauen geschenkt. Die Wirtschaftskammer hat eine Aktion „Euro-Preisgarantie“ ins Leben gerufen. Entsprechende Logos und Plakate finden sich in den Auslagen und Regalen vieler Geschäfte. Mit der „Euro-Preisgarantie“ verspricht ein Unternehmen, keine ungerechtfertigten Preiserhöhungen vorzunehmen und die Preise korrekt in Euro umzurechnen. 45 Prozent der Befragten halten dies für unglaubwürdig, vertrauenswürdig finden es lediglich 21 Prozent. In der Ablehnung dieses Logos sind sich alle Bevölkerungsgruppen einig, auch unter den Selbstständigen bringt nicht einmal jeder vierte dem Logo Vertrauen entgegen.

Kosmetische Preisgestaltung

Teilweise verständnisvoll erweist sich die „Konsument“-Leserschaft gegenüber „geschönten“ Preisen in Euro, die gleichzeitig sehr seltsame – unrunde – Schillingpreise bedingen. 49 Prozent haben dafür Verständnis, 50 Prozent haben es (eher) nicht. Anders als diese kurzfristige Preisgestaltung in der Übergangszeit werden die berühmten „psychologischen“ Preise großteils abgelehnt. Fast zwei Drittel der Befragungsteilnehmer empfinden die 9,99-er Preise als störend. Mit diesem Untersuchungsergebnis entpuppt sich auch ein gängiges Argument der Marketingexperten als eine Art Lebenslüge: Man würde ja gerne „normale“ Preise festlegen, aber die Kunden wollten dies so… Vielleicht sollten sie ihre Kunden einfach einmal fragen?!

Die Probleme im Alltag

Welche Probleme sehen die Betroffenen in der nächsten Zeit auf sich zukommen? In der Doppelwährungsphase, in der Schilling und Euro nebeneinander als Zahlungsmittel fungieren, sind es vor allem die längeren Wartezeiten an den Geschäftskassen, die die Teilnehmer an der Leserlobby befürchten. 78 Prozent sehen darin ein mehr oder weniger großes Problem, nur 8 Prozent (eher) keines. Nur wenig geringer wird die Problematik bewertet, dass man durch die vielen Euro-Münzen mehr Kleingeld mit sich herumschleppen wird müssen. Auch die Gefahr, dass beim Retourgeld Irrtümer entstehen, ist für mehr als zwei Drittel ein wesentliches Problem.
Vor möglichem Euro-Falschgeld fürchten sich nur 31 Prozent – dennoch lohnt es, sich die Sicherheitsmerkmale der neuen Währung einzuprägen. Auch noch nicht auf Euro umgestellte Automaten und die Gefahr, durch vermeintlich niedrige Preise höhere Ausgaben zu tätigen, gelten als weniger problematisch.

Mögliches Kauf- und Zahlungsverhalten

63 Prozent der Teilnehmer glauben, dass sich die Konsumenten in den ersten Monaten nach der Euro-Einführung beim Einkaufen zurückhalten werden oder zumindest größere Einkäufe später tätigen (61%). Darin drückt sich das Unbehagen vieler Menschen für die erste Zeit nach der Währungsumstellung aus: Man verschiebt Einkäufe auf später, um mögliche Probleme zu vermeiden. Noch mehr Befragte erwarten, dass die Konsumenten auf bargeldlose Zahlungsmittel ausweichen werden: 83 Prozent vermuten, dass Bankomat- und Quickkassen viel stärker als zuvor in Anspruch genommen werden, 73 Prozent sehen einen verstärkten Einsatz der Kreditkarte. Nur 24 Prozent hingegen erwarten einen vermehrten Zugriff auf Electronic Banking. Und vier von fünf wollen von Beginn an nur Euro verwenden, um Mischgeldprobleme zu vermeiden. Nur wenige halten es auch für nötig, Schillingmünzen aufzuheben, um zu vermeiden, dass man bei möglicherweise noch nicht umgestellten Automaten keine Ware bekommt.

Was kann man selber tun?

So überstehen Sie die Umstellungszeit am besten:

  • Benötigtes Schilling-Bargeld noch vor den Feiertagen abheben.
  • Nicht kurz vor Ladenschluss einkaufen.
  • Bankbesuche möglichst auf später verschieben.
  • Mischgeld vermeiden, daher besser nur mehr Euro verwenden.
  • Immer zuerst Münzen ausgeben, dann erst Banknoten.
  • Mehr bargeldlos zahlen (auch wegen der Falschgeldgefahr).

 Was soll mit Preissündern geschehen?

Die Namen sollten veröffentlicht werden

66%

Die Behörden sollten gegen sie härter vorgehen

44%

Der Markt regelt sich letztlich selbst

33%

Geben Sie Fälschern keine Chance – prägen Sie sich die wichtigsten Sicherheitsmerkmale der Euro-Banknoten ein! Im Moment sind allerdings noch die Fälschungen in alten Währungen das Problem. Laut Nationalbank sind vor allem falsche D-Mark-, Lire- und Francs-Banknoten im Umlauf.
Vorsicht beim Wechseln größerer Geldbeträge in diesen Währungen!

Sicherheitsfaden:
In der Mitte der Banknoten ist im Gegenlicht eine dunkle Linie erkennbar.

Kippeffekt:
Beim Kippen erscheint ein Hologramm, das je nach Betrachtungswinkel ein Architekturdetail oder die Wertzahl sichtbar macht (bei 5-, 10- und 20-Euro-Scheinen in Form eines senkrechten Streifens).

Kippeffekt auf der Rückseite:
Die Wertzahl wechselt beim Kippen ihre Farbe (nicht bei 5-,10- und 20-Euro-Scheinen).

Wasserzeichen:
Am linken Rand der Vorderseite sind im Gegenlicht Architekturmotive und die jeweilige Wertzahl zu sehen.

Durchsichtsregister:
Erst im Gegenlicht wird die gesamte Wertzahl sichtbar.

Tiefdruck:
Ertastbare Schriftzeichen.

Was halten Sie von der "Euro-Preisgarantie" der Wirtschaftskammer?

 

Durchschnittlich

33%

Garnicht vertrauenswürdig

24%

Wenig vertrauenswürdig

21%

Vertrauenswürdig

17%

Sehr vertrauenswürdig

4%

Weiß nicht

1%

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