Zum Inhalt

Garantieprodukte der Banken - Sicherheit hat ihren Preis

  • Hauptsächlich Anleihen
  • Kosten meist unklar
  • Nicht vorzeitig verkaufen

Banken und Versicherer bieten Garantieprodukte an

Die Kursabstürze der letzten Jahre sitzen den Anlegern noch in den Knochen. Mit Garantieprodukten wollen Banken und Versicherer jene Kunden ansprechen, die zwar überdurchschnittliche Erträge anstreben, gleichzeitig jedoch Kapitalverluste ausschließen möchten.

Bank splittet Kapital auf

Wie schon früher (siehe dazu: Weitere Artikel - " Finanzprodukte mit Kapitalgarantie ", und " Kapaitalgarantieprodukte ") haben wir uns diese Produkte genau angesehen. Denn: Was so viel versprechend klingt, muss für Anleger nicht unbedingt ein gutes Geschäft sein. Der Grund dafür liegt in der Konstruktion dieser Produkte und den damit verbundenen Spesen. Die Bank splittet das angelegte Kapital in zwei Teile. 80 bis 90 Prozent des Betrages werden in festverzinsliche Anleihen investiert. Diese sollen am Ende der Laufzeit mit den ausgeschütteten Zinsen die Höhe des Garantiebetrages erreichen. Mit den restlichen zehn bis 20 Prozent spekuliert die Bank, meist in Form einer Option auf einen Aktienindex.

Lange Liste an Nebenkosten

Geht alles gut, ist das Grundkapital gesichert. Mit dem Spekulationsanteil wird sozusagen die Butter aufs Brot erwirtschaftet. Allerdings, und das ist auch schon der erste Haken: Selbst wenn der Spekulationsanteil einen Gewinn von sagen wir 50 Prozent macht, so ergibt das bei einem Anleihenanteil von 90 Prozent auf das Gesamtinvestment nur einen Gewinn von fünf Prozent. Angesichts einer Laufzeit von fünf bis sieben Jahren eine eher matte Rendite. Zudem müssen von dieser Rendite noch etliche Posten abgezogen werden. An Offensichtlichem gibt es etwa die Kapitalertragsteuer, den Ausgabeaufschlag, die Spesen des Wertpapierkontos und die Depotgebühr. Hinzu kommen noch verdeckte Verwaltungskosten wie Managementgebühren oder Transaktionskosten beim An- und Verkauf jener Papiere, aus denen das Garantieprodukt zusammengesetzt ist. Einzig die „Capital Invest Osteuropa Garantie 10/2011“ der BA-CA ist bezüglich der Kosten transparenter. Es handelt sich nämlich um einen Investmentfonds, und Fonds müssen seit heuer mit der Kennziffer „Total Expense Ratio“ (TER) auch die meisten fondsinternen Kosten prozentuell angeben. Eine TER auch für andere Garantieprodukte wäre daher wünschenswert.

Unterschiedliche Konstruktionen

Dieser Fonds ist auch in seiner Konstruktion ein wenig anders als die üblichen Garantieprodukte. Ein Rechenprogramm kalkuliert täglich anhand der Entwicklung der Zinsen und der Aktienmärkte, wie hoch der Aktienanteil im Fonds maximal sein darf, um das garantierte Kapital am Laufzeitende zu gewährleisten. Der Nachteil dieses Modells ist allerdings, dass wenn wirklich täglich der optimale Mix zwischen Anleihen- und Aktienteil angepasst wird die Transaktionskosten im Fonds erheblich werden. Diese Kosten sind in der Kennziffer „Portfolio Turnover Ratio“ (PTR) erfasst, die bei Fonds ebenfalls verpflichtend anzugeben ist.

Die übrigen Garantieprodukte sind als Anleihen konzipiert und unterscheiden sich vor allem in der Höhe der Kapitalgarantie, der Ausgestaltung des Spekulationsanteils und der Beteiligung der Anleger an allfälligen Spekulationsgewinnen. Der durch Anleihen und ihre Erträge gedeckte Garantiebetrag liegt bei den Produkten unserer Übersicht zwischen 100 und 110 Prozent.

Kapitalgarantie

Fünf Produkte in unserer Übersicht sind endfällig, das heißt, die Kapitalgarantie bezieht sich nur auf das Ende der Laufzeit, und auch Erträge werden erst dann gutgeschrieben. Hingegen ist beim „Blue Chip-Dynamik Bond III“ der Erste Bank eine jährliche Ausschüttung von zwei Prozent plus allfälliger Erträge aus dem Spekulationsanteil garantiert, beim „Klassik Aktien Garantiezertifikat“ der Raiffeisen Salzburg mindestens ein Prozent. Auch der Oberbank Triple Garant und der Volksbank Up & Down Garant schütten 2,625 Prozent jährlich aus.

Aber Achtung: Auch hier gilt die Kapitalgarantie erst mit dem Ablauf. Wer vor dieser Zeit verkaufen möchte, muss wie bei den anderen Produkten auch mit Kapitaleinbußen rechnen!

Worauf bezieht sich „Garantie“?

Spekuliert wird in der Regel auf Aktienindizes, etwa DAX, Nikkei, DOW-Jones oder EuroStoXX50. Der „Raiffeisen fin4cast Garant 2004-2011“ der RLB NÖ/Wien setzt hingegen auf ein Rechenprogramm, das mit Alternative Investments arbeitet, also mit hochspekulativen Investitionsformen. Unter gewissen Bedingungen lassen die Richtlinien auch die Aufnahme von Fremdkapital zu. Waren vor einigen Jahren die Spekulationsanteile so ausgerichtet, dass die Optionen auf das Laufzeitende hin aufgenommen wurden, so arbeiten viele Banken jetzt mit Zwischenzielen. Das klingt zwar gut, aber: Geht die Spekulation in Stufe eins nicht auf, ist das Risikokapital verspielt, und der Kunde sitzt dank der Spesen auf sehr, sehr kostspieligen Anleihen.

"lock in" oder Höchststandsgarantien

Manche Produkte arbeiten mit „lock in“ oder Höchststandsgarantien. Dabei darf ein gewisser einmal erreichter Wert nicht mehr unterschritten werden. Der Nachteil ist jedoch, dass die Absicherung dieser Erträge wiederum über Anleihen erfolgt, also weniger Mittel für weitere Investitionen mit höheren Ertragschancen zu Verfügung stehen. Und natürlich bezieht sich diese Garantie nur auf den Spekulationsanteil. Aber „80 Prozent des Kursgewinnes“ klingt ja viel spektakulärer als beispielsweise „80 Prozent des Kursgewinnes von 20 Prozent, bezogen auf einen Gesamtanteil von 15 Prozent des eingesetzten Kapitals“. – Das wäre dann nämlich nicht nur sprachlich anstrengend, die gerade einmal 2,4 Prozent wirkten wohl auch weit weniger attraktiv.

Kapitalgarantie

Insgesamt empfiehlt es sich, bei Garantieprodukten genau zu hinterfragen, ob nach Abzug aller Unkosten immer noch 100 Prozent des Kapitals garantiert sind. Erst dann lässt sich der Wert des möglichen Spekulationsertrages beurteilen, und zwar umgelegt auf das Gesamtkapital und den Jahresertrag. Denn: Legt man die obigen 2,4 Prozent auf eine Laufzeit von sechs Jahren um, kommt man auf gerade mal 0,4 Prozent jährlichen Ertrag. Zugegeben, ein Beispiel, das mit vorsichtigen Schätzungen operiert, aber solche Ergebnisse sind eben auch möglich – und manchmal nicht einmal die.

Tipp: In der nächsten Ausgabe nehmen wir die Garantieprodukte der Versicherer unter die Lupe.

Testergebnisse für 1700 Fonds

Für Einsteiger, Fondsbesitzer und Anlageprofis

Testergebnisse von 1700 Investmentfonds finden Sie in unserer Konsument Fonds-Info, die jeden Monat neu aktualisiert herauskommt. Übersichtlich in Gruppen zusammengefasst und nach Bewertung gereiht – so ist es für Sie ganz einfach, die Fonds zu vergleichen.

Ein in Österreich bislang nicht existierender Service, der laufend ein aktuelles Ranking aller in Österreich zugelassenen Fonds liefert, die älter als fünf Jahre sind. Der fünfjährigeBeobachtungszeitraum und die aufwendige Analyse garantieren höchstmögliche Genauigkeit und Objektivität.

Aktuelle Einzelausgabe : € 25,- (plus Versandspesen € 2,54)

Fonds-Info Abo (12x im Jahr): € 200,- Der Versand erfolgt ausschließlich per Post.

Bestellungen : (01) 588 774 oder E-Mail: kundenservice@konsument.at

Kompetent mit Konsument

  • Nebenspesen beachten . Ist der garantierte Betrag höher als das, was inklusive Ausgabeaufschlag eingezahlt wird?
  • Laufzeit bedenken. 5 Prozent Ertrag über sieben Jahre entsprechen einer Jahresverzinsung von 0,71 Prozent.
  • Verluste verhindern. Die Kapitalgarantie bezieht sich meist auf das Ende der Laufzeit. Ein Verkauf vor dem Fälligkeitstermin kann sehr wohl Kapitalverluste mit sich bringen.

Links zum Thema

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Sparcards - Stark durchmischt

Klarer Testsieger Österreichische Verkehrskreditbank Hohe Zinsen bei minimalen Gebühren möglich Kostenfallen lauern vor allem bei Kleinbeträgen

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang