Zum Inhalt

Geldanlage: HVB Garant-Anleihe - Garantierte Spesen

Bank Austria/UniCredit: Anleihen mit Kapitalgarantie vermitteln Sicherheit – auch im schlimmsten Fall bleibt das Kapital erhalten. Dabei sollten Sie die Gebühren nicht außer Acht lassen. 

"Nutzen Sie die Ertragschancen von 15 Aktien internationaler Infrastruktur-Unternehmen plus Kapitalsicherheit“ – so ist das Angebot der „HVB Garant Cap Anleihe 2/2025“ überschrieben. Angeboten wird das Produkt von der Bank Austria als Konzernunternehmen der UniCredit Bank AG.

100% Mindestrückzahlung?

Schaut man sich das Produkt einmal näher an, überzeugt zuerst einmal die Klarheit der Beschreibungen im 39-seitigen Folder - siehe Download. Es handelt sich um eine Anleihe, deren Rückzahlungskurs durch den durchschnittlichen Kursgewinn (ohne Dividenden) von 15 konkret benannten Aktien bestimmt wird. Nach oben hin ist der Gewinn der Anleihe mit 40 Prozent nach 7 Jahren und 8 Monaten begrenzt, allerdings wird auch in Verlustsituationen ein Mindestrückzahlungsbetrag von 100 Prozent garantiert. Diese Garantie obliegt natürlich dem Emittentenrisiko, jedoch ist auch dies korrekt beschrieben.

Ertrag ohne Risiko?

Für den Anleger scheint interessant, dass er eine gute Ertragschance mit scheinbarem Null-Risiko lukrieren kann. Denn 40 Prozent möglicher Kursgewinn in 7 Jahren, 8 Monaten ist ja eine Rendite von rund 5,22 Prozent p.a. Dies aber natürlich als Maximalrendite, als Minimalrendite erwartet man Null Prozent und Kapitalerhalt – aber ist dies auch wirklich so? Auf die Gebühren wird dabei gerne vergessen.

Die Gebühren haben es in sich

Der Folder weist mehrfach auf die Gebühren hin, aufgeführt werden sie erst auf Seite 4 in Kleinschrift, während vorher immer von der Rückzahlung zumindest mit 100 Prozent die Rede ist. Die kleinste Einheit ist mit 1.000 Euro festgelegt.

An Gebühren und Kosten konnten wir feststellen:

  • Ausgabeaufschlag: 3,0 % der Nominale
  • Depotgebühren:    
    0,235 % p.a.
    + 20 % USt, mind. 3,92 Euro
    + USt je Wertpapier mind. 26,28 Euro
    + USt je Depot
  • Verkaufsspesen: 0,9 % vom Verkaufswert, mind. 86 Euro.

Die Depotgebühren sehen gering aus, haben es jedoch in sich.

Mindestgebühren

Und hier sind zuerst einmal die Mindestgebühren zu betrachten. Die Anleihe kommt mit einer Nominale von 1.000 Euro heraus. 0,235 Prozent von 1.000 Euro sind 2,35 Euro und damit deutlich weniger als der jährliche Mindestbetrag je Wertpapier. Je nach Ihrer Investitionsbereitschaft rechnen Sie also mit der Mindestgebühr je Wertpapier von 3,92 Euro + USt = 4,70 Euro pro Jahr oder mit 2,35 Euro + USt = 2,82 Euro multipliziert mit der Anzahl gekaufter Anleihen zu 1.000 Euro.

Wenn Sie noch kein (ausreichend großes) Depot bei der Bank Austria haben, berücksichtigen Sie in gleicher Weise die Mindest-Depotgebühr. Eine Mindest-Depotgebühr von 26,28 Euro und einer prozentualen Depotgebühr von 0,235 % entspricht einem Depot von rund 11.183 Euro (26,28/0,235 * 100).

Depotgebühren

Wir rechnen mit acht Jahren Laufzeit, da die Depotgebühren in der Regel im Vorhinein berechnet werden:
Ohne Mindestgebühren: 2,82 Euro * 8 Jahre = 22,56 Euro
Mit Mindestgebühr Wertpapier: 4,70 Euro * 8 Jahre = 37,60 Euro
Mit Mindestgebühr Depot: 31,54 Euro * 8 Jahre = 252,32 Euro

Man verliert bis zu 28%

Je 1.000-Euro-Anleihe fallen also neben den 3% Ausgabeaufschlag noch 2,26% (22,56 Euro / 1.000 Euro Nominale * 100 %), 3,76% oder 25,23% Depotgebühren während der Laufzeit an. Bei einer Rückzahlung der Anleihe zum Garantiewert (100 % Nominale) verliert der Anleger daher 5,5 % (3% + 2,26%), 6,76% oder gar 28,23%.

Erst bei Maximalgewinn bleibt etwas über

Kommt es aber zu einem Gewinn, so werden 27,5 Prozent Kapitalertragsteuer auf den Kursgewinn fällig. Von diesem Gewinn können die Kosten nicht steuersparend abgezogen werden. Es stellt sich also die Frage, ab welchem Gewinn man seine Kosten wieder erwirtschaftet hat:

  • 5,56% / (100 % - 27,5 %) * 100% = 7,67% Gewinnschwelle
  • 6,76% / (100 % - 27,5 %) * 100% = 9,32% Gewinnschwelle
  • 28,23% / (100 % - 27,5 %) * 100% = 38,94% Gewinnschwelle

Im ungünstigsten Fall, nämlich dem Kauf von 1.000 Nominale der Anleihe und einem neuen Depot bei der Bank Austria liegt die Gewinnschwelle praktisch auf gleicher Höhe mit dem Maximalgewinn von 40 Prozent. Für den Investor ist dies nie ein empfehlenswertes Geschäft. Und auch im günstigsten Fall ohne Mindest-Depotgebühren beträgt die Gewinnschwelle noch 7,67% und damit 1 Prozent je Laufzeitenjahr.

Ernüchternde Rechnung

Ein Maximalgewinn von 40% zum Laufzeitende oder rund 5,22% pro Jahr klingt verlockend. Eine Durchrechnung mit den Spesen und Gebühren kann da schon sehr ernüchternd sein.
 

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang