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Geschlossene Fonds - VKI klagt Raiffeisenbanken

Sie verkauften Anlegern riskante Fonds und die verloren Geld. Jetzt klagt der VKI örtliche Raiffeisenbanken und die Hypo Steiermark.

Die Vorgeschichte: Nachdem in Deutschland Finanzunternehmen riskante Fonds an Anleger verkauft hatten und der Markt abgegrast war, verkauften sie die selben Finanzprodukte (Schiffsfonds, Immobilienfonds) an Österreicher – mit Unterstützung österreichischer Banken. Seit Anfang 2014 konnte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) mit achtzig Prozent der Vermittler-Banken Vergleiche erzielen. Das bringt geschädigten Anlegern insgesamt rund sieben Mio. Euro.

Nicht zu Vergleichsgesprächen bereit

Der VKI klagt nun jene Banken, die nicht zu Vergleichsgesprächen bereit waren. Es geht um rund 700 Geschädigte. Heute brachte der Wiener Rechtsanwalt Dr. Sebastian Schumacher im Auftrag des VKI je eine Klage gegen die

  • Raiffeisenkasse Haidershofen und die 
  • Raiffeisenkasse Poysdorf ein.

Der Streitwert liegt bei je rund 15.000 Euro. In beiden Fällen haben die Konsumenten durch Investitionen in zwei riskante MPC Holland-Immobilienfonds Schaden erlitten. Sie hätten diese Produkte bei richtiger Beratung nie erworben und damit Verluste vermieden. Beide Fonds wurden – so die Verkaufsprospekt – „exklusiv“ von Raiffeisen vermittelt.

Raiffeisenkasse Haidershofen: "sicher und ertragreich" 

Der "Einundfünfzigste Sachwert Rendite-Fonds Holland GmbH & CoKG" (MPC Holland 51) wurde von der Raiffeisenkasse Haidershofen einem Konsumenten als "sichere und ertragreiche Anlage“ dargestellt, die „für die Altersvorsorge bestens geeignet“ sei. Heute hat der Fonds seine Ausschüttungen eingestellt. Der VKI wirft der Raiffeisenbank vor, die unrealistischen Prognoserechnungen nicht geprüft und den Kunden über die Eigenschaften des Fonds nicht bzw. falsch aufgeklärt zu haben.

Raiffeisenkasse Poysdorf: 7,78 Prozent

Der "Neunundfünfzigste Sachwert Rendite-Fonds Holland GmbH & Co KG“ (MPC Holland 59) wiederum wurde von der Raiffeisenkasse Poysdorf einem guten Kunden vermittelt. Sie beschrieb das Produkt mit „stetig steigenden Erträgen“ und „sehr geringem Risiko“. Auch hier sind derzeit aufgrund von Sondertilgungen von Darlehen die Ausschüttungen ausgesetzt. Auf dem Verkaufsprospekt findet sich neben dem Raiffeisen-Logo der Hinweis: „Exklusiv bei Raiffeisen“. Laut Prospekt handelt es sich bei dem Fonds um ein „konservatives“ Investment“. Tatsächlich liegt eine Geldanlage mit dem risiko des Totalverlustes vor. Laut dem Ertragskonzept des Prospekts ist mit einer durchschnittlichen „Ausschüttung“ von 7,48 Prozent pro Jahr zu rechnen. Die Bank erwähnt aber nicht, dass diese Ausschüttungen Rückzahlungen von eingezahltem Eigenkapital an den Anleger sind. Gläubiger der Fondsgesellschaft können vom Anleger dieses Geld zurückfordern.

Landeshypothekenbank Steiermark

Auch die Landeshypothekenbank Steiermark hat bislang Vergleichsgespräche unter den Bedingungen des VKI abgelehnt. Der VKI hatte von der Bank gefordert:

  • keine Direktgespräche mit Kunden
  • Verjährungsverzicht für die Zeit der Gespräche.

Der VKI bereitet daher für 27 Betroffene für September 2014 eine Sammelklage vor (mit Unterstützung des Prozessfinanzierers der FORIS AG). Der Schaden wird auf rund drei Mio. Euro beziffert.


Lesen Sie auch Schiffsfonds: VKI und BKS Bank AG erarbeiten Vergleich 5/2014 und Aufgespießt: Schiffsfonds: 21 Prozent Spesen 11/2013

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