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Girokonten - Schröpf, lass nach!

  • Erhebliche Verteuerung bei allen Kontogebühren
  • Überziehungszinsen weniger reduziert als Privatkreditzinsen
  • Sanfter Druck hin zum Pauschalkonto
  • Nur durch Selbstbedienung lässt sich sparen

Was ist nicht alles in jüngster Zeit billiger geworden: Schlagobers, Handys, Flugreisen, ja sogar die Mieten haben sich dort und da verringert oder zumindest auf dem Niveau des Vorjahres eingependelt. Ein erfreulicher Trend, der dazu führte, dass sich der Verbraucherpreisindex in den vergangenen zwei Jahren nur noch im Promillebereich nach oben bewegte.
Umso krasser springt die Preisgebarung der Banken ins Auge: Seit 1996 verteuerten sich die jährlichen Kontokosten beträchtlich, in einem Fall sogar um 91 Prozent! Von inflationsbedingter Anpassung kann hier keine Rede mehr sein. Und dass das Privatkontengeschäft angeblich defizitär ist, kann auch nicht erst in den vergangenen Jahren aufgefallen sein. Bleibt die Umstellung auf den Euro als einer der möglichen Gründe für derart massive Preissprünge. Aber hier hört man bestenfalls hinter vorgehaltener Hand, dass „man den Kunden gegenüber ehrlicherweise sagen muss: Die Banken werden die Kosten für die Euro-Einführung nicht allein tragen“.

Kompetent

Enorme Steigerungen.

Einzelverrechnungskonten sind in den vergangenen drei Jahren im Schnitt um 20 Prozent, Pauschalkosten um 13 Prozent teurer geworden.

Teure Kontoüberziehung.

Die Sollzinsen liegen weit über denen von Privatkrediten.

Pauschal oder einzeln?

Fragen Sie Ihren Bankberater, ob sich bei Ihnen ein Pauschalkonto eher rechnen würde als ein Einzelverrechnungskonto.

Kosten sparen.

Ist bei Einzelverrechnungskonten mit etwas Eigeninitiative möglich.

So haben wir getestet

Es wurden die Angebote zu Verbrauchergirokonten von 13 Banken analysiert. Die eine Testtabelle (14 Produkte von 12 Banken) enthält die jährlichen Kontokosten der sogenannten Konten mit Einzelverrechnung (alle Kontoleistungen werden gesondert bezahlt, insbesondere die Buchungen über eine Zeilen- beziehungsweise Transaktionsgebühr); die zweite Testtabelle (12 Produkte von 11 Banken) enthält die jährlichen Kontokosten der sogenannten Konten mit Pauschalverrechnung (alle Leistungen, insbesondere alle Buchungen werden über einen Pauschalpreis abgerechnet).
Die jährlichen Kontokosten wurden in Modellberechnungen für 180 Buchungen pro Jahr (Normalnutzer, siehe Modell unten) bei Konten mit Einzelverrechnung (Tabelle Einzelverrechnung Normalnutzer) und Konten mit Pauschalverrechnung (Tabelle Pauschalverrechnung Normalnutzer) ermittelt. Die jeweiligen Ergebnisse wurden den Banken übermittelt. Die Reihung in der Testtabelen erfolgt nach den jährlichen Kontokosten ohne Überziehung (über vier Quartale im Guthaben). In der Spalte daneben sind die jährlichen Kontokosten mit Überziehung angeführt (über vier Quartale im Minus), wobei nur eine allfällige erhöhte Kontoführungsgebühr im Falle einer Überziehung berücksichtigt wurde.

Erhebungszeitraum:

1. April bis 1. Juli 1999

Transaktionsart

Anzahl der
Transaktio-
nen pro Jahr



Gehaltsgutschriften

12

Sonstige Gutschriften

10

Barauszahlung über Kassa

3

Barauszahlung über Indoor-Geldausgabeautomat

10

Bankomat (inkl. P. O. S.)

40

Scheckverrechnung

2

Überweisungen zu Gunsten institutseigener Konten

9

Überweisungen zu Gunsten institutsfremder Konten

10

Daueraufträge zu Gunsten institutseigener Konten

12

Daueraufträge zu Gunsten institutsfremder Konten

24

Lastschriften

48

Gesamtanzahl der Transaktionen

180

Sonstiges:

Kontoauszug über Drucker

17

ec-Karte mit Bankomatfunktion

1

Scheckvordrucke

2

Dauerauftragseröffnung zu Gunsten institutseigener Sparkonten

1

Dauerauftragsänderung zu Gunsten institutsfremder Konten

1

Einzelne Posten saftig teurer

Erhöhungen und Änderungen der Kontogebühren müssen zwar auf dem Kontoauszug bekannt gegeben werden, aber – Hand aufs Herz – wissen Sie genau, wie teuer Sie Ihr Konto zu stehen kommt? Kennen Sie die genaue Höhe der Kontoführungsgebühr, die Kosten der einzelnen Buchungszeilen, die Anzahl der Freibuchungen? Falls nicht, dann widmen Sie diesen Ausgabeposten einmal Ihre Aufmerksamkeit, denn hier werden ohne großes Aufsehen beträchtliche Sümmchen abgezogen – mit steigender Tendenz.
Wehren kann man sich dagegen schwer, denn die Verteuerungen ziehen sich quer durch die Branche. Aber man muss auch nicht resigniert hinnehmen, was die Hausbank gerade bietet. Denn je nachdem, wie intensiv das Konto genutzt wird, kann man sich ein für die eigenen Zwecke günstigeres Modell aussuchen. Dazu muss aber klar sein, worauf zu achten ist. Bei unserer Untersuchung zeigte sich, dass die Verteuerungen bei Konten mit Einzelverrechnung vor allem von drei Faktoren herrühren:
* erstens wurden die Buchungspreise erhöht,
* zweitens wurden die Freibuchungen reduziert,
* drittens wurden die Kontoführungsgebühren pro Quartal angehoben.

Auch Kleinvieh macht Mist

Im Vergleich zu 1996 fanden wir in diesem Test Preissteigerungen von durchschnittlich 21 Prozent bei Einzelverrechnungskonten und 13 Prozent bei Pauschalkonten für einen Normalnutzer (siehe: „So haben wir getestet“). Besonders drastisch dürfte sich die Anhebung der Kontoführungsgebühren ausgewirkt haben: Sie wurden im Durchschnitt um ein Drittel erhöht. In einem Fall (Bank Austria) sogar zu 110 Prozent. Konkret bedeutet das, dass der Kontonehmer nun beispielsweise statt 160 Schilling pro Jahr plötzlich 336 Schilling bezahlt. Fairerweise muß man dazusagen, daß die Bank Austria ihr Standardpaket nicht mehr aktiv anbietet, sondern ein Modulkonto entwickelt hat, das nur diejenigen Bestandteile enthält, die der Kunde auch braucht.
Aber auch die Zeilengebühr, die im Schnitt um 13 Prozent erhöht wurde, macht auf dem Kontoauszug in Summe einen nicht zu unterschätzenden Betrag aus. Ein Drittel der untersuchten Banken gewährt nun außerdem deutlich weniger Freibuchungen, die Bank Austria beispielsweise hat die Zahl gleich um die Hälfte (von zwölf auf sechs Freibuchungen pro Quartal) gesenkt. Wie und dass sich das auswirken kann, zeigt der Kasten „Kleine Eingriffe, große Wirkung“.
Neben den drei erwähnten Faktoren gibt es noch eine Reihe anderer Bankleistungen, wo eine kräftige Erhöhung offenbar das Kraut fett macht. So wurden die Euroscheckkarten mit Bankomatfunktion im Laufe der Jahre mit durchschnittlich 20 Prozent plus empfindlich teurer. Kann ein Dauerauftrag mangels Deckung nicht durchgeführt werden, dann sind bei der Bank Austria nun 80 Schilling (statt 20 Schilling im Jahr 1993) zu bezahlen, bei Creditanstalt und Erste Bank 50 statt 20 Schilling und bei der BAWAG immerhin noch 45 statt ehemals 20 Schilling. Bareinzahlungen am Schalter (egal, ob auf ein institutseigenes oder institutsfremdes Konto) konnten ebenfalls gewaltige Preissteigerungen von bis zu 100 Prozent verzeichnen; Behebungen am Schalter werden zwar noch von den meisten Banken kostenlos abgewickelt, aber es gibt bereits die ersten Vorreiter (Bank für Kärnten und Steiermark, Oberbank und Tiroler Sparkasse), die bis zu 7 Schilling Körberlgeld pro Behebung veranschlagen. Somit wird eine Gebühr für die Auszahlung des Geldes kassiert, das dem Kunden sowieso gehört. Eine seltsame Praxis, die in Deutschland von Gerichten mehrfach gerügt wurde.

Pauschal erst bei 150 Transaktionen sinnvoll

Um das Girokonto kommt heute kaum noch jemand herum. Darum kann man sich nur überlegen, wie man die Kosten möglichst niedrig hält. Die Frage, ob man jede Transaktion einzeln abrechnen lässt oder gleich ein Kontomodell wählt, bei dem in jedem Quartal derselbe pauschalierte Preis anfällt, muss individuell entschieden werden. Der Trend geht jedenfalls in Richtung Pauschalkonto. Er wird von den Banken zum Teil sogar forciert: Die Einzelverrechnung (etwa bei der Bank Austria) wurde exorbitant verteuert. Der Schwellenwert, ab dem man sich einen Umstieg überlegen sollte, liegt bei 150 bis 200 Buchungen pro Jahr. Tatsächlich war es bei unserer Untersuchung so, dass die Pauschalverrechnung für Normalnutzer mit 180 Buchungen in fünf von acht Fällen rentabler war als die Einzelabrechnung. Bei teureren Pauschalkonten lohnt sich der Umstieg erst ab rund 200 Buchungen. Auch notorische Überzieher sollten aufpassen: Einige Institute verlangen bei überzogenem Konto eine höhere Kontoführungsgebühr!

Einzelverrechnung erfordert Eigeninitiative

Pauschalpakete inkludieren oft eine Reihe von Zusatzleistungen (etwa Kreditkarte, Schecks oder Möglichkeit zum kostenlosen Home-Banking). Wer all das nicht braucht oder ohnehin nur wenige Transaktionen über sein Konto durchführt, kann sein Einzelverrechnungskonto etwas günstiger gestalten, indem er auf das eigene Nutzungsverhalten achtet (siehe Kasten „So lässt sich sparen“). Diese Eigeninitiative verschlingt natürlich einiges an Zeit, aber immerhin ist es eine Möglichkeit, Kosten zu senken. Recht viel mehr steht den Kontoinhabern nämlich nicht offen: Vergleiche mit anderen Bankinstituten sind zwar absolut empfehlenswert, aber zum einen gibt es keines, von dem sich sagen ließe, dass es wirklich deutlich günstiger ist als die Konkurrenz. Zum anderen lässt sich die Zusammensetzung des Buchungsentgelts kaum nachvollziehen. Selbst bei einem relativ einfach konstruierten Kontenmodell ist es eine mathematische Herausforderung, von der Summe der Kontogebühren auf die einzelnen Posten rückzuschließen. Wenden Sie sich daher an Ihren Bankberater, wenn Sie Ihren Bedarf eine Weile beobachtet haben und meinen, dass sich ein Umstieg lohnen könnte.

Hohe Sollzinsen bei Kontoüberziehung

Dass man trotz beständigem Plus auf dem Girokonto keine besonders dicken Guthabenzinsen lukrieren wird, ist bekannt. Verhandeln ist fast schon Pflicht. Zumindest der Zinssatz für täglich fällige Gelder sollte drinnen sein. Bekannt ist auch, dass sich ein Minus auf dem Konto äußerst ungünstig auf die ohnehin schon prekäre persönliche Finanzlage auswirkt. Sollzinsen auf Girokonten waren und sind praktisch immer höher als Zinsen für einen Privatkredit. Aber auch hier hat sich die Schere in den vergangenen drei Jahren noch weiter aufgetan: Während bei einer Kontoüberziehung im Erhebungszeitraum im Schnitt fast 10 Prozent Sollzinsen anfielen, lag der Zinssatz für Konsumkredite zwischen 6 und 7 Prozent! Auch hier gilt: Verhandeln kann sich auszahlen. Wer über den Überziehungsrahmen hinaus Schulden macht, muss gar durchschnittlich 15 Prozent Sollzinsen berappen. Die Sollzinsen auf dem Konto sind in den letzten drei Jahren somit bei weitem nicht so stark gefallen wie die Privatkreditzinsen. Logische Konsequenz: Falls das Geld auf dem Konto knapp wird und in absehbarer Zeit keine Deckung in Sicht ist, besser nach einem Privatkredit umsehen.

Enormer Anstieg

Kontoführungsgebühr bei Einzelverrechnungskosten (ohne Überziehung):

Kontoführungsgebühr bei Pauschalkonten

ec-Karte mit Bankomatfunktion

Bareinzahlung auf institutseigenes Konto

Bareinzahlung auf institutsfremdes Konto

 

Kleine Eingriffe, große Wirkung

Allein die Erhöhung der Buchungsgebühr pro Zeile hat bereits viele Konten erheblich verteuert. Noch drastischer fiel das Kostenplus aus, wenn gleichzeitig die Zahl der Freibuchungen pro Jahr reduziert wurde. Für einen Normalnutzer mit 180 Buchungen pro Jahr kann die Kostensteigerung dann so aussehen:

1996

Zeilengebühr:

öS 1,50

60 Freibuchungen:

öS 180,–

1999

Zeilengebühr:

öS 1,90

60 Freibuchungen:

öS 228,–

= > + 27% teurer!

1999

Zeilengebühr:

öS 1,90

40 Freibuchungen:

öS 266,–

= > + 48% teurer!

Auch nicht ganz gratis: Do-it-yourself-Banking

Wenn es nach den Banken geht, sollen Zahlungsverkehr und Bankgeschäfte in Zukunft immer mehr über Selbstbedienungs-(SB-)Automaten, Telefon und Computer ablaufen (siehe Rubrik „Scheinwerfer“ auf Seite 5 in diesem Heft).

Die Ersparnis hat die Bank. Sie spart Personal und aufwendige Filialen, der Kunde aber nicht unbedingt Kosten. Internet- beziehungsweise Electronic Banking (via Computer von zu Hause aus) ist oft nur bei Studenten- und Jugendkonten gratis. Einige Banken haben in ihren Pauschalverrechnungspaketen bereits Leistungen des Electronic Banking inkludiert.

Auch beim Electronic Banking fallen Kosten an. Buchungszeilengebühren oder Transaktionskosten zum Beispiel, und nicht zu vergessen: Telefongebühren! Da man beim Banking vom Wohnzimmer aus keinen Beleg über die in Auftrag gegebene Transaktion in Händen hält (Computerausdrucke gelten nicht), fallen dann, wenn man einen Nachweis braucht, auch Kosten für den Kontoauszug an. Entweder druckt man ihn am SB-Terminal der Bank aus, oder man lässt ihn sich zuschicken, was mit Ausnahme der P. S. K. zusätzliche Gebühren für das Porto verursacht. Dauerauftragseinrichtungen oder -änderungen hingegen sind im Do-it-yourself-Verfahren meist deutlich günstiger als am Schalter.

Kaum Ersparnis bei Pauschalverrechnung. Selbstbedienung und Home-Banking wirken sich bei Pauschalverrechnungskonten kaum auf die Kontogebühren aus. Bei Einzelverrechnung kann es sich aber durchaus lohnen. Falls wirklich alles elektronisch erledigt wird, lässt sich unter Umständen bis zur Hälfte der Buchungskosten einsparen.

So lässt sich sparen

Wer sich für ein Einzelverrechnungs-konto entscheidet, kann die anfallenden Kosten mit etwas Geschick geringer halten:

* Barauszahlungen nicht am Schalter, sondern am Cash-Terminal oder Bankomat vornehmen. (Die Bank für Kärnten und Steiermark verrechnet für Schalter-Barauszahlung 7 Schilling.)
* Buchungen über günstige Datenträger abwickeln (zum Beispiel über Telefon oder Internet).
* Regelmäßig anfallende Zahlungen im Dauer- oder Lastschriftverfahren einzahlen statt jedes Mal am Schalter.
* Schecks als Zahlungsmittel vermeiden (kosten zum Beispiel bei der Volksbank 3 Schilling pro Vordruck + 8 Schilling pro Buchung).
* Kontoauszüge am SB-Automaten (gratis) ausdrucken statt zuschicken lassen (kostet zum Beispiel bei Raiffeisen 4 Schilling + Porto).
* Statt drei bis vier Mal die Woche kleinere Beträge am Bankomat zu beheben, besser einmal eine größere Summe (spart Buchungszeilen).
* Kontoüberziehung wegen Sollzinsen und höherer Kontoführungsgebühr vermeiden.

Welche Leistungen Pauschalkonten enthalten

WSK

keine (nur alle Buchungen)

Bawag

Internet-Banking

Erste

keine (nur alle Buchungen)

P.S.K.

20Schecks pro Jahr

Oberbank

Internet-Banking, Selbstbedienungstransaktionen
am Dialog-Center

Bank Austria

Online-Zugang zum Bank Austria-Konto, Pluscard
im Wert von öS 50,–

Hypo NÖ

keine (nur alle Buchungen)

Raiffeisen Direkt

Internet-Zugang und 1 Kreditkarte für ein Jahr
gratis1)

Raiffeisen Komfort

keine (nur alle Buchungen)

Tiroler Sparkasse

1 MasterCard2)

BKS

höherer Kontorahmen, 1 BKS-MasterCard2),
sparbuchgerechte Habenverzinsung

Creditanstalt

20 Schecks pro Jahr, CA-TelefonService,
CA-MasterCard2), CA-HotLine, CA-Polizzen-
Service

Zeichenerklärung:
1) Gilt für Direkt-Konto (Konto mit Einzelverrechnung) und Direkt-Konto Intensiv.
2) Wegen der inkludierten Kreditkarte ist ein Kostenvergleich mit der Einzelverrechnung nur bedingt möglich.
Stand: 1. Juli 1999

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