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Investmentfonds im Dauertest: grüne Fonds - Sauberes Gewissen

  • Öko- und Ethikstandards sehr unterschiedlich
  • Testurteile oft unter dem Durchschnitt
  • Passen sie in Ihren Anlagemix?

 

"Saubere" Fonds erfolgreich?

Ökologisch investieren und ökonomisch profitieren – das ist für immer mehr Anleger erstrebenswert. Aber können die Fonds, die in „saubere“ Wertpapiere investieren, wirklich mit den herkömmlich veranlagenden Fonds mithalten? Und was genau dürfen Anleger unter ökologisch, ethisch oder nachhaltig orientierten Fonds verstehen?

Genaue Definition nicht möglich

Sicher ist: Weder Öko- noch Ethikfonds lassen sich über einen Kamm scheren. Eine allgemein gültige Definition gibt es nicht; schließlich lässt allein die Vorstellung davon, was ethisch ist, viel Raum für philosophische Debatten. Dementsprechend eng oder weit gefasst sind die Auswahlkriterien der Fonds. Was in dem einen Fonds erlaubt ist, kann bei einem anderen absolut ausgeschlossen sein.

Oft muss man nachhaken

So bleibt als Zielvorgabe bei der Auswahl in erster Linie, dass die Kriterien mit dem persönlichen Verständnis von Ökologie und Nachhaltigkeit übereinstimmen sollten. Doch auch das ist nicht immer leicht zu beurteilen: Ein an sich umweltfreundliches, sozial ausgerichtetes Unternehmen kann über Kapitalverflechtungen oder Zulieferverträge mit ganz und gar nicht ökologischen Betrieben verbunden sein.

Hier hilft nur hartnäckiges Nachhaken, umfassende Information bei unabhängigen Stellen (siehe Kasten „Mehr zum Thema“) sowie ein wenig Interesse an den beteiligten Unternehmen, Branchen und – damit die Rendite nicht zu kurz kommt – auch an den Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt.

Unterschiedliche Performance

Etwas einfacher lässt sich die Frage nach der Performance beantworten. Die Pioniere der nachhaltigen Fonds sind in die Jahre gekommen, und so kann erstmals in breitem Stil deren Wertentwicklung über fünf Jahre nachverfolgt werden. Dabei zeigt sich: Im Vergleich mit konventionell investierenden Fondsprodukten stehen die ethisch-ökologischen Fonds oft schlechter da.

30% über dem Durchschnitt

Fast die Hälfte schnitt schwächer ab als der Durchschnitt des jeweiligen Fondssegments, rund ein Fünftel erreichte gerade den Schnitt. Aber auch hier lässt sich nicht verallgemeinern: Immerhin lagen rund 30 Prozent der getesteten Öko- und Ehtikfonds über dem Durchschnittswert, 4 von den 32 getesteten (Sarasin-FairInvest-Universal, Superior 2-Mix, Activest EcoTech C und ÖkoVision) können es sogar leicht mit herkömmlichen Top-Fonds aufnehmen. Das heißt: Nachhaltiges Investieren kann sich durchaus auch wirtschaftlich bezahlt machen.

Bedenken Sie aber bei der Auswahl: Die hier nachverfolgten Entwicklungen beziehen sich auf die Vergangenheit und sind kein Garant für eine ähnliche Performance in der Zukunft!

Die Gesetze des Marktes

Außerdem zeigt unsere Untersuchung wieder einmal sehr deutlich auf, wie stark der Ertrag von Wertpapieren auch von den äußeren Rahmenbedingungen abhängt und wie wichtig es daher ist, dass Sie nicht kurzfristig von diesen Anlagebeträgen abhängen. So sind die meisten der getesteten Aktienfonds bei einer Fünf-Jahres-Betrachtung noch im Minus – das Börsetief von 2001 war äußerst nachhaltig. Wer die Nerven behielt oder danach einstieg, wurde belohnt: Denn in den vergangenen drei Jahren, in denen es allmählich wieder bergauf ging, erzielten selbst die schlechtesten Aktienfonds einen Ertrag von 10 Prozent jährlich.

Anleihen verloren an Wert

Bei den Rentenfonds hingegen lief es gerade in die entgegengesetzte Richtung: Sie basieren auf Anleihen und diese verlieren bekanntlich an Wert, wenn die Zinsen steigen. Genau das war in jüngster Zeit der Fall, und dementsprechend mager ist die Wertentwicklung. Sehr klar zeigt sich das auch bei den Mischfonds: Je höher der Aktienanteil, desto besser die Rendite der letzten drei Jahre.

Und je defensiver (mit Schwerpunkt Anleihen), desto bescheidener die Erträge. Auch Öko- und Ethikfonds unterliegen also weitgehend den Gesetzmäßigkeiten des Geld- und Kapitalmarkts. Der Rest ist gutes Management.

Sauber, sozial – und sicher?

Die Chance-Risiko-Klasse der „grünen“ Fonds unterscheidet sich nicht von jener herkömmlich investierender Fonds. Hier wie da kommt es darauf an, in welches Anlageprodukt Sie investieren und wie Ihr Portfolio zusammengestellt ist. Wenn Sie auf Aktienfonds setzen, riskieren Sie bei grünen wie bei herkömmlichen Papieren mehr als mit Rentenfonds. Und wenn Sie ohne einen Grundstock aus Sparbüchern oder ähnlich sicheren Anlagen Ihr gesamtes Erspartes in Wertpapiere stecken, ist das mit konventionellen Produkten ebenso unklug wie mit nachhaltigen Anlagen.

Achtung!

Erhöhte Vorsicht ist dann angebracht, wenn Sie Ihr Geld in Anlageprojekte von „Ökopionieren“ oder Umwelttechnologie-Betrieben investieren: Während international operierende Großunternehmen mehr Möglichkeiten haben, ihr Risiko zu streuen, sind die Papiere kleiner und mittlerer Firmen häufiger heftigen Kursschwankungen ausgeliefert, weil sie Einbrüche ihrer Stamm-Märkte kaum ausgleichen können.

Hohes Risiko gegeben

Außerdem sind junge Unternehmen oft noch nicht mit genügend Eigenkapital ausgestattet, um Krisen durchzustehen, und nicht zuletzt ist nicht jeder erfindungsreiche Technikfreak ein guter Wirtschafter. Dem größeren Risiko stehen natürlich höhere Gewinnchancen gegenüber. Aber auf solche Spielchen sollten Sie sich nur mit entsprechenden Rücklagen einlassen.

Welcher Fonds soll es sein?

Wer sich für ethisch-ökologische Anlagen interessiert, will natürlich einen Fonds finden, dessen Anlagegrundsätze mit seinen persönlichen Vorstellungen von Ökologie und Ethik übereinstimmen. Dazu ist viel Eigeninitiative gefragt. Informationen finden sich etwa in Verkaufsprospekten und Rechenschaftsberichten der Fondsgesellschaften, aber auch via Internet. Auch direkte Anfragen an die jeweilige Fondsgesellschaft bringen vielleicht mehr Klarheit. Auf Folgendes sollten Sie achten:

  • Welches Verständnis von Ökologie/Ethik/Nachhaltigkeit liegt dem Fonds zu Grunde?
  • Sind Negativkriterien („keine Unternehmen, die im Zusammenhang mit Atomenergie, Chemie, Rüstung, gravierenden Arbeits- oder Menschenrechtsverletzungen usw. stehen“) und/oder Positivkriterien („nur Unternehmen, die in erneuerbare Energie investieren, die öffentliche Verkehrsmittel herstellen usw.“) formuliert?
  • Nach welchen Kriterien werden Unternehmen analysiert und für nachhaltig befunden?
  • In welchen Abständen erfolgt eine Überprüfung?
  • In welche Unternehmen/ Branchen/Länder (zum Beispiel Problem Menschenrechte, Todesstrafe) ist der Fonds derzeit konkret investiert?
  • Trägt der Fonds das Österreichische Umweltzeichen ( www.umweltzeichen.at/article/archive/1350 )? Dann können Sie sich auf einen hohen Umwelt- und Sozialstandard verlassen.
  • Unterliegt der Fonds den Transparenzrichtlinien des European Social Investment Forums ( www.eurosif.org )? Dann fordern Sie bei der Fondsgesellschaft die Unterlagen dazu an. Darin werden die meisten der vorhin erwähnten Fragen umfassend beantwortet.
  • Welche Wertentwicklung hat Ihr Wunsch-Fonds? Mit dem OeKB Sustainability Fund Index (OeSFX) kann die Wertentwicklung eines Aktienfonds tagesaktuell mit in Österreich zugelassenen nachhaltigen Aktienfonds verglichen werden. Der OeSFX ist ein kostenloser Service der Österreichischen Kontrollbank und kann unter www.profitweb.at  abgerufen werden.

So lesen Sie die Tabelle

Fondsname: Die Namen sind oft stark abgekürzt, zuverlässig lässt sich ein Fonds nur über die Kennnummer ISIN identifizieren. Ein T hinter dem Fondsnamen weist auf einen thesaurierenden Fonds hin, bei dem die jährlichen Erträge automatisch wiederveranlagt werden. Daneben gibt es auch ausschüttende Fonds, bei denen der Ertrag ausbezahlt wird. Wird ein Fonds in beiden Varianten angeboten, ist nur die thesaurierende Art angeführt.

ISIN: International Securities Identification Number, internationale Wertpapierkennnummer. Die Buchstaben zeigen die Herkunft des Fonds an: AT = Österreich, BE = Belgien, CH = Schweiz, DE = Deutschland, LU = Luxemburg. 
 
Chance-Risiko-Klasse: Die Fonds sind nach der Wahrscheinlichkeit eines Verlusts innerhalb eines Jahres eingeteilt. Risikoklasse 1 bedeutet, dass der Fonds höchstwahrscheinlich nicht mehr als 2,5 Prozent Verlust im Jahr erreicht, in der Risikoklasse 11 kann der Verlust bis zu 60 Prozent betragen.

„Konsument“-Testurteil: Setzt sich zusammen aus den Punktezahlen für Wertentwickung und Stabilität (75 Prozent Wertentwicklung, 25 Prozent Stabilität). Die Bewertung jedes Fonds bewegt sich zwischen 0 und 100 Punkten, der Durchschnitt der jeweiligen Fondsgruppe liegt immer bei
50 Punkten.

Relative Wertentwicklung: Die Fonds werden jeweils über die fünf letzten Jahre betrachtet. Für jeden Monat wird die Wertentwicklung des Fonds mit dem Durchschnitt der jeweiligen Fondsgruppe verglichen. Die Summe der positiven Abweichungen wird ins Verhältnis zur Summe aller Abweichungen gesetzt.

Stabilität: Die relative Wertentwicklung wird in 49 Untersuchungszeiträumen (12 Monate, 13 Monate, 14 Monate etc.) der fünfjährigen Bewertungsperiode beobachtet und daraus der Mittelwert gebildet.

Bewertung der Wertentwicklung für kürzere Zeiträume: Angabe der Bewertung der relativen Wertentwicklung für kürzere Zeiträume.

Verlustanalyse. Längste Verlustphase: Längster Zeitraum, in dem der Fonds durchgehend unter einem einmal erreichten Wert lag. Dauert diese Phase noch an, ist dies mit einem Sternchen gekennzeichnet. Die maximale Verlusthöhe gibt an, wie weit der Fonds unter einen einmal erreichten Wert gefallen ist. Beide Daten beziehen sich auf die Werte zu Monatsende.

Wertentwicklung: Durchschnittliche Entwicklung des tatsächlichen Kurswertes in den letzten ein, drei und fünf Jahren in Prozent pro Jahr.

Kompetent mit Konsument: "Saubere" Fonds

  • Unterschiedlichste Schwerpunkte. Umfassendes Informieren bleibt Ihnen nicht erspart, um ein Produkt zu finden, das Ihren Vorstellungen von „ökologisch“ und „ethisch“ entspricht.
  • Wertentwicklung. Vier der 32 getesteten Ethik-/Ökofonds konnten locker mit herkömmlichen Top-Fonds mithalten; die Mehrzahl schnitt aber im Vergleich mit konventionell investierenden Fonds nur durchschnittlich bis unterdurchschnittlich ab.
  • Risiko streuen. Anlagen in junge, innovative, stark technologieorientierte Unternehmen und Branchen sollten nur einen kleinen Teil Ihres Vermögens ausmachen.

Mehr zum Thema

  • "Grünes Geld. Jahrbuch für ethisch-ökologische Geldanlagen" von Max Deml und Hanne May (2005/2006), Balance Verlag. Überblick über den Markt der grünen/ethischen Geldanlage.
  • www.gruenesgeld.at : Plattform für ethisch-ökologische Veranlagung der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT).
  • www.eco-reporter.de : Informationen über ethisch-ökologische Investments.
  • www.nachhaltiges-investment.org : Informationen rund um das nachhaltige Investment; Herausgeber: Institut für Ökologie und Unternehmensführung.
  • www.forum-ng.de: Zusammenschluss von 75 Unternehmen und Organisationen, die sich für nachhaltige Geldanlagen einsetzen. Gründungsmitglied des europäischen Dachverbands EUROSIF ( www.eurosif.org ).
  • Einen Überblick über unsere Ethiktests finden Sie hier: Ethischer Konsum Extra
  • Weitere Infos unter: Ihr Geld Extra.

 

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