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Kredite - Hartnäckig bleiben

  • Kleinere Banken oft günstiger
  • Günstige Fixzinsangebote nur zu Beginn
  • Konkurrenz-Offerte helfen beim Feilschen


Kredite sind derzeit besonders günstig. Sagt zumindest die Werbung. Wichtig: Bei unserem aktuellen Kreditvergleich zeigten sich alle Banken über die Konditionen gesprächsbereit. Daher: nicht gleich dem erstbesten Kredit nähertreten, sondern mehrere Angebote einholen. Ein Vergleich macht (verhandlungs-)sicher! Sie werden sehen, die Unterschiede in der Zins- und Kostengestaltung sind beträchtlich. Auch Ihre Bonität und die Sicherheiten, die Sie bieten können, helfen beim erfolgreichen Feilschen.

Lockende Zinszuckerln

Nicht der Zinssatz zählt, sondern die Gesamtbelastung! Die attraktiven Fixzinskonditionen zu Beginn sind es, die den Kredit günstig erscheinen lassen. Die „Diskontzinsen“ gelten aber meist nur für ein Jahr. Was viele Kreditnehmer nicht wissen: Ist die Fixzinsperiode abgelaufen, wird automatisch auf variable Zinssätze umgestellt. Unsere Tabelle zeigt Ihnen den Zinssatz nach der Fixzinsperiode auf Basis der derzeitigen Kapitalmarktlage. Und der liegt wesentlich höher als in der Fixzinsperiode (bei Hypothekarkrediten um bis zu 1 Prozent, bei Privatkrediten bis zu 13/4 Prozent).

Zinszuckerl fallen kaum ins Gewicht

Bezogen auf eine Gesamtlaufzeit von 20 Jahren fallen damit anfängliche „Zinszuckerln“ kaum ins Gewicht. Oft berechnen die Banken im Beratungsgespräch die Gesamtbelastung aber mit diesem günstigen Anfangszinssatz! Dazu das Rechenbeispiel der NÖ Hypo: Die Gesamtbelastung betrüge auf Basis des günstigen Anfangszinssatzes von 3,5 Prozent nur 99.860 Euro. Unsere realistische Berechnung ergibt aber 107.920 Euro. Die Differenz von 8060 Euro macht mehr als 10 Prozent der Kreditsumme aus! Was beweist, dass es darauf ankommt, welcher Zinssatz nach der Fixzinsperiode gilt.

Zögerliche Großbanken

Unsere Tester berichten, dass die kleineren Banken wie die BKS, Hypo NÖ, Oberbank, Volksbank Wien, aber auch BAWAG und P.S.K. gleich beim ersten Besuch mit ihren Bestzinsen herausrückten. In den Großbanken (Erste, BA-CA) wurde hingegen versucht, den Kredit zunächst so teuer wie möglich zu verkaufen. Um die besten Konditionen eines Instituts zu erfahren, müssen Sie direkt bei den Kreditspezialisten hart verhandeln – das Vorlegen günstigerer Offerte der Konkurrenz hilft dabei.

Fixe oder variable Verzinsung?

Bei dieser Entscheidung bleibt der Kreditnehmer meist auf sich allein gestellt. Klare Empfehlungen gab es nicht, nicht einmal fundierte Beratung über Vor- und Nachteile im Hinblick auf Kapitalmarktprognosen für die nächsten Monate. Unsere Tester gewannen den Eindruck, dass vor allem Produkte genannt werden, für die gerade geworben wird.

Fixzins: gut für die Planung

Generell gilt: Fixzinsbindungen bleiben auf einige Zeit konstant und sind damit gut planbar. Bei steigenden Zinsen sind sie von Vorteil, bei fallenden von Nachteil. Fragen Sie unbedingt nach dem Zinssatz nach Ablauf der Fixzinsperiode! Der Hinweis, dass danach wieder verhandelt wird, heißt nur, dass die Bank dann die Konditionen vorgibt. Kreditnehmer sind in einer schlechten Verhandlungsposition, da sich ein Bankwechsel wegen der Spesen kaum rechnet. Fixieren Sie am besten schon im Beratungsgespräch den Zinssatz (in Form eines Aufschlages auf den Kapitalmarkt-Richtwert, etwa den EURIBOR) für die Zeit nach der Fixzinsperiode.

Niedriger Anfangszins zählt

Variable Kredite sind für die Zukunft nicht so leicht berechenbar. Sinkt aber das allgemeine Zinsniveau, müssen die Kreditzinsen aufgrund der Zinsgleitklausel gesenkt werden. Aber auch hier kommt es auf einen niedrigen Ausgangszinssatz an und weniger darauf, wann und ab welcher Kapitalmarktänderung angepasst wird.

Geheimnis um Zinsgleitklausel

Obwohl im Kreditvertrag die Zinsgleitklauseln eindeutig festgelegt sind, machen viele Banken daraus immer noch ein Riesengeheimnis. So war es nicht möglich, die Vertragsbedingungen mit den Zinsgleitklauseln vorab zu bekommen, um diese in Ruhe durchlesen zu können. Wir raten: Nehmen Sie sich für das Kreditgespräch Zeit, und lassen Sie sich die Regelung ganz genau erklären (Aufschlag, Referenzwert, Anpassungszeitpunkte).

Feilschen – auch bei den Spesen

Je geringer die Kredithöhe und je kürzer die Laufzeit, umso mehr wirken sich die Spesen aus. Daher sollten Sie die Nebenkosten wie Bearbeitungsgebühr und Kontoführungsspesen so niedrig wie möglich halten. Hier ist Ihr Verhandlungsgeschick gefragt. Ein Beispiel: Obwohl die Erste Bank bei variablen Privatkrediten mit 4,25 Prozent den besten Zinssatz bietet, liegt die BKS bei der Gesamtbelastung vorne. Sie verlangt nur 1 statt 3 Prozent Bearbeitungsgebühr. Bessere Konditionen gibt es manchmal, wenn man ein Gehaltskonto bei der jeweiligen Bank hat (z.B. bei der Volksbank Wien). Unbedingte Voraussetzung für einen Kredit ist ein Gehaltskonto nur bei der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien und bei der easybank.

Bauspardarlehen als Alternative

Neben Hypothekarkrediten boten alle außer der Erste Bank auch Bauspardarlehen an. Die Raiffeisenbank NÖ-Wien und die Volksbank Wien empfahlen sie sogar als derzeit beste Finanzierungsform. Vorteil: Ziehen die Zinsen wieder an, ist man mit der Zinsobergrenze von sechs Prozent nach oben hin gut abgesichert. Aber auch hier gilt: Nicht die Einstiegszinsen sind entscheidend, sondern was unterm Strich an Gesamtbelastung steht (siehe „Konsument“ 2/2003). Von Fremdwährungskrediten, die ebenfalls angesprochen wurden, raten wir ab. Auch wenn die Raten noch so verlockend niedrig sind, es handelt sich um riskante Währungsspekulation! Bei den Banken sind sie beliebt, weil hier vielerlei Spesen (Währungsumrechnungen, doppelte Kontoführung – siehe „Konsument“ 3/2003) kassiert werden können.

Kompetent mit Konsument

  • Angebote vergleichen und verhandeln. Zinsen variieren je nach Filiale oder Betreuer. Auch Bearbeitungsgebühr und sonstige Spesen sind verhandelbar.
  • Klare Vereinbarungen. Vorher festlegen, wie der Zinssatz nach Ablauf der Fixzinsperiode berechnet wird (Aufschlag auf den Kapitalmarkt-Richtwert).
  • Zinssatz nach Fixzinsperiode berücksichtigen. Die Gesamtbelastung samt Nebenkosten mit realistischem Zinssatz nach der Fixzinsperiode durchrechnen lassen.
  • Krisenszenario. Lassen Sie den Kredit mit der Annahme durchrechnen, dass die Zinsen stark steigen.

So haben wir erhoben

Anfang Juni senkte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen, in Folge senkten auch die österreichischen Bankinstitute ihre Kreditzinsen. Daher sind die Daten vom Mai 2003 nicht mehr aktuell.

Erhebung Mai:

Bei 9 (Hypothekarkredit) bzw. 11 (Privatkredit) Banken führten wir verdeckte Erhebungen in Wien und Innsbruck durch. Wir fragten nach dem günstigsten Kredit zum Kauf einer nicht geförderten Eigentumswohnung (Kaufpreis € 100.000,– Finanzierungsbedarf  € 70.000,– Laufzeit 20 Jahre). Bei der Privatkredit-Erhebung fragten wir nach dem günstigsten Kredit zum Kauf von Möbeln (Finanzierungsbedarf € 10.000,–, Laufzeit 5 Jahre). Jeweils wurde gute Bonität des Kreditnehmers angegeben. Gesamtkosten und Gesamtzinssatz wurden aus den Beratungsangaben errechnet. Enthalten sind Kreditvertragsgebühr (0,8 %), Bearbeitungs- und Kontoführungsgebühr (Auszahlungsbetrag € 70.000,– bzw. 10.000,–, Gebühren dem Kreditkonto angelastet).

Bei Fixzinskrediten wurden die Gesamtkosten nach Ablauf der Fixzinsperiode mit dem Zinssatz unter derzeitigen Kapitalmarktbedingungen (siehe Zinssatz nach Fixzinsperiode) berechnet. Nicht berücksichtigt wurden Kosten für die hypothekarische Besicherung (€1092,– bis € 1500,–).

Erhebung Juni:

Insgesamt wurden 22 Bankinstitute aufgefordert ihre aktuellen Kreditkonditionen (Hypothekar bzw. Privatkredit) zu nennen (Basis- bzw. Standardbonität des Kreditnehmers). Gesamtkosten und Gesamtzinssatz wurden aus den Beratungsangaben errechnet. Enthalten sind Kreditvertragsgebühr (0,8%), Bearbeitungsgebühr und Kontoführungsgebühr. Der Auszahlungsbetrag ist die jeweils gewählte Kredithöhe, die Gebühren wurden dem Kreditkonto angelastet, d.h. die tatsächliche Belastung ist um die zu bezahlenden Gebühren höher. Bei Fixzinskrediten wurden die Gesamtkosten nach Ablauf der Fixzinsperiode mit dem Zinssatz unter derzeitigen Kapitalmarktbedingungen (siehe Zinssatz nach Fixzinsperiode) berechnet. Nicht berücksichtigt wurden Kosten für die hypothekarische Besicherung.

Sämtliche Zinsangaben der Bankinstitute verstehen sich als Richtwerte, d.h. je nach Kredithöhe bzw. Bonität des Kreditnehmers können diese abweichen.

Banken die noch nicht, bzw. zu spät geantwortet haben:

BTV, Hypo Niederösterreich, Tiroler Sparkasse, Volksbank Tirol.

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