Zum Inhalt

Lyoness: Anzeige - Gerichte werden tätig

, aktualisiert am

Gegen die Einkaufsgemeinschaft Lyoness wurden Klage und Strafanzeige eingebracht. Lyoness weist die Vorwürfe zurück und verweist auf die teilweise Einstellung der Strafanzeige.

Die Einkaufsgemeinschaft Lyoness will alle Kundenkarten durch ihre Lyoness Cashback Card ersetzen. Wenn man diese Karte in einem Partner-Handelsbetrieb vorzeigt, erhält man 1 bis 2 Prozent in bar zurücküberweisen. Wer neue Mitglieder wirbt, ist an deren Einkäufen mit 0,5 Prozent beteiligt. Durch immer mehr Einkäufe und so genannte „Gutschein-Anzahlungen“ kann man im System aufsteigen.

Schneeballsystem vermutet

Vor einigen Monaten hat der Rechtsanwalt Gunter Huainigg Strafanzeige gegen Lyoness eingebracht. Es handle sich um ein illegales Gewinnerwartungssystem, also ein pyramidenartig aufgebautes Schneeballsystem. Das Unternehmen hingegen pocht darauf, eine klar nachvollziehbare Einkaufsgemeinschaft zu betreiben. Dem Ex-Mitarbeiter, der die Strafanzeige ins Rollen  gebracht hatte, würden Malversationen vorgeworfen.

Lyoness bezeichnet Anschuldigungen als falsch

Das zweite Verfahren haben Lyoness-Kunden angestrengt, die diverse Lyoness-Werbekampagnen mitfinanziert haben. Die wollen ihr Geld zurück. Denn in Wirklichkeit handle es sich hier um Veranlagungen. Weil Lyoness aber keinen Kapitalmarktprospekt aufgelegt habe, seien die Investoren zum Rücktritt vom Kaufvertrag berechtigt. Auch diese Anschuldigungen bezeichnet Lyoness als falsch. Hier handle es sich um "reine Werbeaktivitäten, um die Bekanntheit zu steigern und neue Kunden zu erschließen", also keineswegs um eine Geldanlage.

Anzeige teilweise eingestellt

Zwei Tage nach Veröffentlichung dieses Artikels erhielten wir von Lyoness die Information: Die Klagenfurter Staatsanwaltschaft habe die Anzeige gegen Lyoness teilweise eingestellt. Die anzeigenden Personen seien, so erklärt Lyoness, selbst Hauptbeschuldigte eines Strafverfahrens vor dem Straflandesgericht, ebenfalls in Klagenfurt. Ein Urteil werde in der Verhandlung Anfang Februar erwartet. (Stand 27.1.2012)

Gesetzesänderung in der Schweiz

Auch in der Schweiz, wo Lyoness ebenfalls aktiv ist, droht Ungemach. Dort soll das Bundesgesetz gegen den Unlauteren Wettbewerb (UWG) per 1. April 2012 revidiert werden. Angeblich erfolge die Gesetzesänderung, um die Tätigkeit von Lyoness zu unterbinden. Schweizer Konsumentenzeitschriften warnen seit längerem vor Lyoness. Lyoness erklärt dazu, dass man die gesetzlichen Vorgaben einhalten werde, sollte sich die Gesetzeslage in der Schweiz ändern und verweist auf die ISO-Zertifizierung als Einkaufsgemeinschaft.

In Internetforen wird Lyoness sehr kontroversiell diskutiert. Auf ein kritisches Posting folgt häufig das Lob eines anderen Users, der davon schwärmt, dass man mit Lyoness nicht nur selbst sparen, sondern auch seinen Freunden zum Sparen verhelfen kann. Wirbt man nämlich einen Freund, so erhält man für die Einkäufe, die dieser Freund über Lyoness tätigt, ebenfalls 0,5% Freundschaftsbonus. Und wenn dieser Freund wieder einen Freund wirbt, dann verdient der ursprüngliche Empfehler daran ebenfalls (indirekte Empfehlung). 

Herkunft unklar

Wir wollten nun wissen, wo das Geld für diese Freundschaftsboni herkommt. Vom Handel wohl nicht. Da gibt jeder Händler je nach Vereinbarung ein bis zwei Prozent Rabatt beim Kauf. Dieses Geld erhält jene Person, die eingekauft hat, nicht der Freund, der Lyoness empfohlen hat. Wenn er aber nun über das Lyoness-System Geld bekommt, woher stammt  das? Lyoness erklärte uns dazu nur, dass der Händler keineswegs einen höheren Rabatt gibt, wenn man Freunde für Lyoness wirbt. Das Entgelt für die Lyoness-Cashback-Card bringt auch kein Geld, denn die ist kostenlos. Es hat den Anschein, als wäre Lyoness gelungen, wovon die Welt in diesen Zeiten träumt: Geld erscheint quasi aus dem Nichts …

Enttäuschte Hoffnungen

Der Freundschaftsbonus wird umso höher, je mehr Freunde man wirbt, die wiederum viele Freunde werben (Die Frage, ob es Freunde und Bekannte schätzen, wenn sie wegen einer Mitgliedschaft in einer Einkaufsvereinigung gelöchtert werden, sei hier einmal beiseite gelassen). Um höhere Boni zu lukrieren, kann man von Lyoness auch im Voraus Gutscheine erwerben. Dazu finden sich ebenfalls Einträge in Internetforen:  Nämlich von Personen, die hohe Vorauszahlungen in der Annahme geleistet haben, dass nun der Geldregen fließen würde. Auch dazu haben wir Lyoness befragt. Und erhielten die Auskunft, da die Eintragungen in Foren anonym seien, sei nicht feststellbar, ob es sich tatsächlich um Lyoness-Mitglieder handle oder "ob der  Kommentar ohne entsprechenden Kenntnisstand des Lyoness-Treueprogramms veröffentlicht wurde“.

"150.000 Akzeptanzstellen"

Die Lyoness-Homepage frohlockt: "Bereits über 1,9 Millionen Mitglieder!" Dazu erkundigen wir uns, worauf sich diese Zahl bezieht: Nun, es sind alle Lyoness-Mitglieder weltweit gemeint (Lyoness gibt es in 26 Staaten Europas, In den USA, Kanada,Brasilien, Südarfrika und dem Mittleren Osten).  Angesichts von ein paar Milliarden Menschen sind zwei Millionen nicht wirklich viel. Auch die 150.000 Akzeptanzstellen für Einkäufe, die Lyoness erwähnt, beeindrucken dann nicht wirklich.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang