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Marktübersicht: Privatarzt-Versicherungen - VIP-Service beim Arzt

  • Privatarzttarife immer beliebter
  • Kontaktlinsen, Massagen, Alternativmedizin immer beliebter
  • Achtung auf Annahmerichtlinien

Rasch eine neue Brille

Kurz vor Jahresende setzte ein Run auf Augenärzte und Optiker ein. Viele Österreicherinnen und Österreicher wollten sich noch rasch eine neue Brille besorgen. Seit 1. Jänner haben die gesetzlichen Krankenkassen ihre Leistungen für Sehbehelfe stark reduziert (siehe "Brillen – Was die Kasse noch leistet"). Dies rückt die private Arztversicherung – im Versicherungsdeutsch meist „Tarif für ambulante Heilbehandlung“ genannt – ins Blickfeld. Denn hier gibt es auch weiterhin die Möglichkeit, einen Zuschuss für Brillen zu lukrieren: Entweder rechnet man zuerst mit der Sozialversicherung ab, dann übernimmt der private Versicherer den Selbstbehalt, den die Kasse nicht zahlt.

Bei privater Versicherung einreichen

Viele Patienten vermeiden auch den mühsamen Papierkrieg mit ihrer Krankenkasse und reichen die Kosten gleich bei der Privatversicherung ein. Dann ersetzt diese einen Gutteil der tatsächlichen Kosten (je nach Vertrag 50 oder 80 Prozent). Allerdings gibt es den Kostenersatz für Brillen und Kontaktlinsen auch nur alle zwei Jahre (ausgenommen bei Merkur und Wiener Städtische, die diese Einschränkung nicht kennen). Und: Es rentiert sich nicht, ausschließlich wegen der Brillen diese Versicherung abzuschließen. Dafür würden die Prämien oft mehr ausmachen, als an Kostenersatz möglich ist.

Akupunktur, Bachblüten, Chiropraktik  

Vor allem für jene Patienten ist diese Krankenversicherung interessant, die einen Doktor ihres Vertrauens öfter privat aufsuchen wollen und entsprechend honorieren müssen. Das braucht nicht unbedingt ein prominenter Primar zu sein. In manchen medizinisch unterversorgten Gegenden Österreichs sind ASVG-Versicherte auf so genannte Wahlärzte angewiesen, bei denen die Krankenkasse nur einen Teil des Honorars übernimmt.

Refundierung variiert

Hier kann diese Versicherung die Finanzierungslücke schließen helfen. Nicht nur Arztkosten werden bis zu einer vereinbarten jährlichen Höchstgrenze bezahlt sondern auch viele andere Behandlungen, Therapien und Diagnoseverfahren. Es gibt Tarifmodelle, bei denen 80 Prozent der Kosten ersetzt werden und solche mit niedrigeren Prämien, wo nur 50 Prozent der tatsächlichen Kosten refundiert werden.

Eltern sind besonders ansprechbar

Das Angebot medizinischer Leistungen wächst ständig. Und die Pflicht-Krankenkassen achten stärker auf ihre Kosten und schießen immer weniger zu. Daher erfreut sich diese Form der zusätzlichen Krankenversicherung steigender Beliebtheit. Glaubt man den Versicherern, so schließen sie besonders Eltern gerne für ihre Kinder ab, um ihnen die bestmögliche Behandlung zu sichern.

Angebote für Alternativ-Medizin

Anhänger alternativer Heilmethoden können aus einer Vielzahl von Therapien wählen, von Kneippanwendungen über Homöopathie bis zu Bachblüten. Allerdings gibt es hier bei den fünf Anbietern Unterschiede: Allianz und Generali zählen nur ein paar komplementärmedizinische Verfahren auf, Wiener Städtische und Merkur bezahlen sehr viele, auch umstrittene Heilverfahren und Heilmittel. Die Uniqa verweist in ihrer Werbung vage auf „alternativmedizinische Behandlung“. Nicht nur „sanfte“ Heilweisen werden bezahlt, auch Strahlenbehandlung und Chemotherapie – falls sie ambulant verabreicht werden.

Psychotherapie eher Ausnahme

Die Kosten für Psychotherapie werden nur von Allianz, Merkur und Uniqa übernommen, und auch nur bis zu bestimmten Höchstgrenzen. Die liegen etwa bei Uniqa je nach Tarif zwischen 325 und 864 Euro. Eine Therapiestunde kostet aber zwischen 60 und 120 Euro. Das Beispiel veranschaulicht, dass der Versicherungsschutz in diesem Bereich enge Grenzen hat. 

Pillen auf Privatrezept

Auch Medikamentenkosten sind durch den Ambulanzkostentarif gedeckt. Nicht jedes Mittel wird von der Krankenkasse bezahlt. Und der Medikamenten-Selbstbehalt – genannt Rezeptgebühr – macht bei chronisch Kranken einen erklecklichen Budgetposten aus, vor allem deshalb, weil die Packungsgröße verringert und nur mehr der Bedarf für einen Monat abgegeben wird. Auch diese Gebühr wird von dieser Versicherung bis zur jeweiligen Höchstgrenze übernommen. 

Physiotherapie gegen Rückenbeschwerden

Ein anderes Beispiel ist die Physiotherapie: Wen Rückenschmerzen plagen, dem spendiert beispielsweise die Wiener Gebietskrankenkasse im Allgemeinen einmal jährlich mickrige zehn Massagen oder Schlammpackungen. Andere Therapien, etwa Osteopathie, werden gar nicht bezahlt. Mit einer Privatversicherung kann man seinem Kreuzweh häufiger Erleichterung verschaffen.

Hörgeräte und Schuhe

Neben den Kosten für Sehbehelfe deckt die Privatarztversicherung auch die Kosten für andere Heilbehelfe, wie zum Beispiel Hörgeräte oder orthopädische Schuhe, zu 80 beziehungsweise 50 Prozent ab. Inbegriffen sind weiters ambulante Operationen sowie die medizinische Hauskrankenpflege durch diplomiertes Krankenpflegepersonal, beispielsweise das Verabreichen von Injektionen oder die Wundversorgung.

Arzt am Urlaubsort

Schätzen wird diese Versicherung auch, wer am Ferienziel einen Arzt braucht: Wo es kein Sozialversicherungsabkommen gibt oder der Arzt auf jeden Fall Bares sehen will, können die Kosten beim Versicherer eingereicht werden. Als „kompletter“ Krankenschutz im Ausland reicht diese Versicherung aber wegen der möglichen Kosten eines Spitalsaufenthaltes nicht aus!
Hingegen werden manche Behandlungskosten ausdrücklich nicht übernommen. So etwa lehnt die Allianz die Kosten für kosmetische Operationen ebenso ab wie für künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation).

Zahnbehandlung kaum inkludiert

Nicht erfasst sind meist auch alle Kosten rund ums Gebiss, ausgenommen bei der Allianz, wo auch Zahnversorgung inkludiert ist. Für diesen Zweck gibt es bei den vier anderen Anbietern eigene Zahntarife.

Nicht alle Tarife kann man separat abschließen. Mitunter gibt es die Privat- Ëarztversicherung nur in Kombination mit einer Sonderklasse- oder Taggeldversicherung (etwa bei einigen Generali-
Tarifen). Und bei der Uniqa kann man einen Kindertarif nur dann abschließen, wenn auch ein Elternteil im gleichen Tarif versichert ist.

Was fiel im letzten Jahr an?

Bei der Auswahl des Tarifs sollte man sich vom Bedarf leiten lassen. Hilfreich ist eine Aufstellung der Kosten für private Arztbesuche, Medikamente, Sehbehelfe und Therapien, die in den letzten Jahren in der Familie angefallen sind. Dann suche man in der Spalte „Höchstleistung pro Jahr“ nach dem ungefähr entsprechenden Betrag. Danach vergleiche man die zugehörigen Prämien.

Hier zeigen sich deutliche Unterschiede. Geht man von einer Höchstsumme von ungefähr 2000 Euro jährlich und einer Kostenübernahme von 80 Prozent aus, zahlt eine 30-jährige Frau bei der Merkur 438,96 Euro im Jahr, bei der Uniqa 426 und bei der Wiener Städtischen 353 Euro. Die Allianz ist anders: Weil Zahnbehandlung und Zahnersatz inbegriffen sind, sind ihre Tarife nicht vergleichbar. Dieser Anbieter wird übrigens im Laufe des Jahres neue Tarife auflegen.  

Annahmerichtlinien als Hürde

Ehe Sie den Luxus des Privatpatientenstatus genießen können, ist die Hürde der Annahmerichtlinien zu bewältigen. Prinzipiell sind nur gesunde Personen zu den Tarifen in unserer Tabelle versicherbar. Wer bereits über das eine oder andere Wehwehchen klagt, muss entweder einen Risikozuschlag berappen oder der Versicherungsschutz erstreckt sich nicht auf diese Gebrechen. Im schlechtesten Fall nimmt einen der Versicherer gar nicht. Um beim eingangs erwähnten Beispiel der Sehschwäche zu bleiben:

Die Merkur akzeptiert Personen ab 5 Dioptrien nur mit Risikozuschlag. Bei der Uniqa hingegen wird ein solcher Zuschlag erst ab 8 Dioptrien fällig. Bei der Generali wird der Kandidat ab 8
Dioptrien näher geprüft. Die Allianz schließt schon bei 3 bis 10 Dioptrien korrigierende Operationen und deren Folgen aus, ab 10 Dioptrien kann die Fehlsichtigkeit nicht mehr versichert werden.

Wartezeiten beachten

Zu beachten ist weiters die Wartefrist, ehe man Versicherungsleistungen in Anspruch nehmen darf. Die beträgt drei Monate – bei der Wiener Städtischen gibt es keine (ausgenommen bei Schwangerschaft). Dafür belohnen die übrigen vier Anbieter die Gesunden: Wer in einem Kalenderjahr keine Leistungen beansprucht, erhält bis zu drei Monatsprämien zurück. Bei der Wiener Städtischen muss man die Rückvergütung gesondert vereinbaren. Angesichts dieser Unterschiede heißt es: Versicherungsbedingungen studieren und vergleichen, ehe man sich für ein bestimmtes Produkt entscheidet!

Brillen – Was die Kasse noch leistet

Seit 1. Jänner 2005 haben Sozialversicherte einen Selbstbehalt von 72,60 Euro (vorher 23 Euro) für Brillen zu tragen. Zudem übernimmt die Kasse nur noch alle drei Jahre einen Kostenanteil. Ausnahmen werden nur in medizinisch begründeten Fällen gemacht, zum Beispiel wenn sich die Sehfähigkeit rapide verschlechtert. Dreistärkengläser (Gleitsicht- und Trifokalgläser) werden gar nicht mehr bezahlt, ebenso wenig Kontaktlinsen.

Selbstbehalt

Ausnahmen gibt es für bestimmte Augenerkrankungen. Auch hier gilt der Selbstbehalt von 72,60 Euro. Wer von der Rezeptgebühr befreit ist, bekommt die Brillenkosten auch weiterhin zur Gänze ersetzt, ebenso Kinder unter 15 Jahren. Für Kinder zwischen 15 und 27 Jahren beträgt der Selbstbehalt nur 24,40 Euro. 

Kompetent mit Konsument

  • Ergänzung zur Krankenkasse . Private Arztrechnungen, Medikamente, Sehbehelfe, Hörgeräte und Therapien – auch Alternativmedizin – werden bezahlt.
  • Bedarf erheben . Arzt- und Medikamentenkosten der letzten Zeit zusammenstellen. Diesem Betrag sollte die gewählte maximale jährliche Höchstleistung entsprechen.
  • Annahmerichtlinien beachten . Nur gesunde Personen können zu den in der Tabelle angegebenen Tarifen versichert werden. Sonst muss man Risikozuschläge oder Ausschlüsse akzeptieren.

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