Zum Inhalt

Online-Banking - In den Kinderschuhen

  • Die Ersparnis ist eher gering
  • Allround-Verfügbarkeit nicht immer gegeben
  • Generelle Mindeststandards wünschenswert

Am Internet-Banking scheiden sich die Geister: Manchen ist es ein Gräuel, nach mehreren Stunden Arbeit am Computer auch noch die privaten Bankgeschäfte mittels Blechkiste zu erledigen. Dazu kommen Unsicherheiten in Bezug auf die Zuverlässigkeit der elektronisch abgewickelten Bankgeschäfte. Für andere wieder sind Geldgeschäfte via Mausklick das Nonplusultra an Komfort und Unabhängigkeit: keine Öffnungszeiten, die man im Kopf haben muss, kein Anstellen im Schalterraum, keine Umwege, um noch schnell etwas einzuzahlen.

Alle von uns geprüften Online-Banken verwenden das PIN/TAN-System: Der Benutzer muss sich mittels PIN-Code identifizieren, jede Transaktion muss mit einem TAN-Code bestätigt werden, der nur einmal verwendbar ist. Diesem System wird von Experten ein hohes Sicherheitsniveau bescheinigt. Unsicherheitsfaktoren stellen allerdings die Post-Zusendung von PIN und TANs dar sowie deren Aufbewahrung durch den Benutzer.

Rentiert sich Online-Banking?

Unsere Erhebung stammt aus dem Zeitraum November 2001 bis Februar 2002. Die Online-Systeme werden nach Angaben von Bankenvertretern „ständig weiterentwickelt“, es kann also zwischenzeitlich der eine oder andere Mangel behoben worden sein.

Einen großen finanziellen Vorteil darf man sich derzeit nicht erwarten: Bessere Konditionen, wie etwa höhere Guthabenzinsen, gibt es üblicherweise nicht, die oftmals gepriesenen geringeren Transaktionsgebühren fallen nur bei einem Einzelverrechnungskonto ins Gewicht. Bei Online-Banking im Rahmen eines bestehenden Pauschalkontos – wie es viele Konsumenten haben – sind die Transaktionskosten ohnehin eine fixe Größe. Deutlichere Kosteneinsparungen ergeben sich bei einigen wenigen Instituten für Änderung und Löschung von Daueraufträgen – bei den meisten ist diese Transaktion allerdings preisgleich wie am Schalter oder wird online gar nicht angeboten. Außerdem dürfte die Ersparnis übers Jahr gesehen gering ausfallen, denn wie oft pro Jahr ändert man schon einen Dauerauftrag!

Dem steht ein zusätzlicher finanzieller Aufwand gegenüber: Es fallen auch Provider- und Telefongebühren an.

Wenn schon nicht unbedingt die Kosten, was spricht dann für Online-Banking? Zum einen, so das Hauptargument der Anbieter, dass man jederzeit und von jedem Ort aus (an dem sich ein Computer mit Internet-Anschluss befindet) Zugriff auf sein Konto hat.

Auch das muss relativiert werden: Im Testzeitraum war bei zwei Anbietern (Erste Bank und Oberbank) zwischen 0 und 5 Uhr morgens Sendepause. Die Erste Bank wollte mit Ende März 2002 auf 24-Stunden-Betrieb umstellen. Und einen mysteriösen Knopf in der Leitung stellten wir nicht nur einmal fest. Bei einem Anbieter konnten wir auf unser Testkonto sogar einen ganzen Monat lang nur eingeschränkt zugreifen. Wenn Sie eine dringende Überweisung haben, sollten Sie daher nie bis zum letzten Tag warten. Schicken Sie die Zahlung besser mit einem fixen Buchungstag versehen ab. Dann kann es auch nicht passieren, dass Ihnen – wie bei BAWAG und Easybank – eine am Samstag getätigte Überweisung am selben Tag wertmäßig abgebucht, die Buchung aber erst am Montag durchgeführt wird. Für Sie bedeutet das immerhin zwei Tage Zinsverlust!

Auch Computer machen eine Pause

Grundsätzlich herrscht am Wochenende bei allen Bankrechnern Feiertagsruhe. Sie können zwar auf Ihr Konto zugreifen und Transaktionen eingeben, „richtig“ gearbeitet wird aber erst wieder zu den Banköffnungszeiten. Ähnliches trifft auf die Hotlines zu, die Ihnen Hilfestellung bei Problemen bieten sollen. Auch diese sind nur zu bestimmten Zeiten erreichbar. Die Verfügbarkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit ist also relativ. Beachten Sie außerdem, dass auch elektronische Überweisungen generell zwei Tage dauern. Dass es schneller gehen kann, zeigt sich bei Banken, die verbundene Systeme haben, aber verlassen sollten Sie sich darauf nicht.

Umfassendes Angebot gefragt

Alles in allem schneiden Erste Bank und Creditanstalt in Bezug auf Verwaltungskomfort und Benutzerfreundlichkeit am besten ab, während BAWAG und Easybank hier noch deutlichen Aufholbedarf haben. Ein wirklich umfassendes Online-Banking-Konzept, das alle Features der Kontoverwaltung (siehe Kasten „Das sollte Online-Banking bieten“) bietet und darüber hinaus benutzerfreundlich und übersichtlich ist, hatte zum Zeitpunkt unserer Erhebung keines der geprüften Institute im Angebot.

Die gröbsten Mängel stellten unsere Tester bei der Rückmeldung von Aufträgen (Informationsgehalt, aber auch optische Gestaltung) und bei Informationen zu bereits getätigten Transaktionen fest. Unabdingbar ist unserer Ansicht nach, dass bei der Rückmeldung von Aufträgen die genauen Daten zu den in Auftrag gegebenen Überweisungen mitgeteilt und alle getätigten, noch offenen und periodischen Aufträge übersichtlich aufgelistet werden. Diese Informationen sollten in zweckmäßiger Form ausdruckbar beziehungsweise elektronisch archivierbar sein. Hilfreich wäre auch die Einsehbarkeit der Spesenlisten und Konditionen im Internet.

Bleibt zusammenfassend nur zu sagen: Wer gern auf dem Computer arbeitet oder seine Bankgeschäfte vorzugsweise am Abend erledigt, fährt mit der elektronischen Kontonutzung nicht schlecht. Solange aber etliche Bankdienstleistungen erst recht wieder nur durch einen Besuch in der Hausbank erledigt werden können, bietet das Online-Banking keinen echten Anreiz umzusteigen.

1. Transaktionsmöglichkeiten

a) Einzeltransaktionen

  • Inlandsüberweisungen
  • Auslandsüberweisungen (inklusive begünstigte Europazahlung)
  • Sammelaufträge oder andere Form der gesammelten Zeichnung

b) Periodische Transaktionen: Daueraufträge (einrichten, ändern, löschen)

2. Informationsgehalt bei getätigten Transaktionen

  • Unmittelbare Rückmeldung von Transaktionen inklusive übertragener Daten
  • Übersicht und Details zu gebuchten Transaktionen (mehr als 30 Tage)
  • Maximale Rückblicksdauer der angezeigten Buchungen am Kontoauszug (mehr als 3 Monate)
  • Umsatzsuche
  • Maximale Rückblicksdauer der angezeigte Buchungen in Umsatzsuche (mehr als 3 Monate)
  • Übersicht periodische Transaktionen

3. Verwaltung bestehender Aufträge (Terminüberweisungen, Daueraufträge)

a) Informationsgehalt bestehender Aufträge

  • Übersicht periodische Transaktionen und offene Aufträge
  • Einsicht in Details
  • Verwaltbarkeit (ändern/ stornieren)

b) Umsatzkontrolle: Filtern der Umsätze nach

  • Zeiteinschränkung 
  • Betragshöhe 
  • Textsuche

c) Archivierbarkeit der Information

konventionell: Ausdruck Kontoauszüge

  • Gut lesbare Schrift (Größe, Schriftart)
  • Übersichtlichkeit, übersichtliche Gliederung

am PC: Speichern und Weiterverarbeitung

  • Download der Daten vorgesehen
  • Einfache Weiterverarbeitung der Daten (z.B. Kopieren der HTML-Daten per Cut & Paste in Excel-Liste)

4. Benutzerfreundlichkeit

  • Unmittelbare Rückmeldung von Transaktionen inklusive übertragener Daten
  • Formularkontrolle (Kontrolle vor TAN-Zeichnung, Plausbilitätskontrolle)
  • Vorlagen bei Formular direkt anwählbar
  • Automatische Übernahme von Formulardaten als Vorlagen

 

Diese Zielvorgaben werden von keinem der heutigen Systeme völlig erfüllt.

... sollten Sie auf folgende Punkte achten:

Nur über eine gesicherte Verbindung kommunizieren. Merkmale: Sicherheitssymbol im Browser (zum Beispiel Schlüssel, Vorhangschloss); Adresse des Webservers muss auf „https“ statt wie sonst üblich auf „http“ lauten.

Sicherheitszertifikat prüfen. Das Zertifikat zeigt an, ob Sie mit dem richtigen Server verbunden sind. Dazu auf das Symbol für eine gesicherte Verbindung (Schlüssel, Vorhangschloss) klicken. Das Zertifikat muss auf das jeweilige Kreditinstitut ausgestellt sein. Bei ungesicherter Verbindung ist der Schlüssel unterbrochen oder das Vorhangschloss geöffnet.

Virenscanner einsetzen. Damit wird Ihre Software regelmäßig auf Viren und so genannte Trojaner (spionieren Passwörter aus) untersucht. Anti-Viren-Programme regelmäßig aktualisieren.

Benutzerzahlen geheim halten. PIN nirgends notieren, unter keinen Umständen am PC speichern. Letzteres gilt auch für TANs, die an einem sicheren Ort aufbewahrt werden müssen. PIN in regelmäßigen Abständen ändern, auf jeden Fall aber dann, wenn jemand anderer ihn gesehen haben könnte. TANs sperren lassen, falls Missbrauch vermutet wird oder sie jemand in Erfahrung gebracht haben könnte.

Transaktionen/Belege ausdrucken. Ein Ausdruck dient zwar nicht als Beweis, kann aber bei der Beseitigung von eventuellen Fehlern helfen.

Online-Kontoauszüge regelmäßig überprüfen. So kommen Sie Missbrauch und anderen Unregelmäßigkeiten schnell auf die Spur.

Gleich ausschalten. Internet-Banking-Applikation immer durch Anklicken des Abmeldebuttons beenden, damit die Verbindung mit dem Server sofort unterbrochen wird.

Verschlüsselte Seiten nicht am PC speichern. Entweder Zwischenspeicher löschen oder dieses Speichern generell unterbinden (im Internet-Explorer über: Extras>Internetoptionen>Erweitert).

Wer sich von Online-Krediten bessere Konditionen verspricht, wird enttäuscht sein. Es lohnt sich, näher hinzusehen.

Die gebotenen Konditionen sind großteils nur geringfügig verbesserte Standardkonditionen, die sich durch Verhandeln auch bei einem herkömmlichen Schalterkredit erzielen lassen – beispielsweise ein um einen Achtelprozentpunkt niedrigerer Nominalzinssatz. Und: Die dazu auf den Webseiten vorhandenen Informationen sind häufig derart mangelhaft und unvollständig, dass wir derzeit abraten, einen Kreditantrag online zu stellen.

Große Unterschiede in der Abwicklung
Insgesamt steckt das Produkt „Online-Kredit“ derzeit noch in den Kinderschuhen. Einige Banken bieten diese Möglichkeit überhaupt nicht an. Bei Erste Bank, Steiermärkischer Sparkasse und Raiffeisenbank (gültig für Wien, Niederösterreich, Burgenland und Steiermark) ist eine Online-Kreditanfrage möglich. Bei anderen Banken kann bereits der Kreditantrag online gestellt werden (Bank Austria/Creditanstalt, Bawag, BTV, Easybank, Entrium, P.S.K.). Zum Abschluss des Vertrages ist es aber weiterhin notwendig, eine Bankfiliale aufzusuchen. Nur bei Entrium können sämtliche Formalitäten per Post erledigt werden.

Schlecht informiert
Problematisch ist, dass auf vielen Webseiten über die Rahmenbedingungen für die Kreditaufnahme nicht ausreichend informiert wird. Das macht einen Vergleich nahezu unmöglich. So kann bei Bank Austria/Creditanstalt und BTV zwar der Kreditantrag online gestellt werden, allerdings wird auf keine Nebenkosten hingewiesen. Zudem finden sich auf der Homepage der BTV und der Bank Austria keinerlei Angaben zu den Zinssätzen. Die Creditanstalt führt zwar den Nominalzinssatz an, der wesentlich aussagekräftigere Effektivzinssatz hingegen fehlt.

Folgende Basisinformationen sollten vorab bekannt sein:

  • Auszahlungsbetrag/Kreditsumme
  • Nominal- und Effektivzinssatz
  • Gesamtbelastung
  • Sonstige Kosten und Gebühren: Kreditvertragsgebühr, Bearbeitungsgebühr, Kontoführungskosten und Versicherungskosten (Kreditrestschuldversicherung).

Auch das Thema „Sicherstellungen“ wird unterschiedlich behandelt. Bei BTV und Bank Austria finden sich überhaupt keine Bedingungen für die Kreditbesicherung. Bawag, BKS, Creditanstalt, Erste und Steiermärkische führen immerhin eine Gehaltsbestätigung an. Aus der Praxis wissen wir, dass diese in den meisten Fällen nicht ausreicht. Nur vier Institute sprechen konkret eine zusätzliche Kreditversicherung an (Easybank, Entrium, Raiffeisenbank, P.S.K.).

Wenigstens die „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ sind inzwischen bei fast allen Instituten im Internet zu finden (mit Ausnahme von Bawag, Entrium und Raiffeisen), aber die speziellen Kreditbedingungen sind nur bei Entrium und der Raiffeisenbank online abrufbar.

Richtig rechnen nicht leicht gemacht
Nicht sehr aussagekräftig sind oft die auf den Webseiten angebotenen Kreditkalkulatoren. Eigentlich sollten diese kleinen Berechnungsprogramme dabei helfen, die monatliche Ratenbelastung, abhängig von gewünschter Laufzeit und Kredithöhe, selbst zu errechnen. Da viele Kalkulatoren die Nebenkosten und Gebühren nicht oder nur teilweise berücksichtigen, bleibt die Information über zusätzlich anfallende Kosten und über die Gesamtbelastung unvollständig. Positive Ausnahme: Der Kalkulator der Raiffeisenbank berücksichtigt alle sonstigen Kosten und weist sie auch aus.

Online billiger?
Bleibt die nicht unwesentliche Frage, ob Online-Kredite trotz aller Vorbehalte wenigstens günstiger kommen? Auf den ersten Blick ja, denn die Bearbeitungsgebühren und/oder Nominalzinssätze sind größtenteils etwas niedriger als die Standardkonditionen am Schalter. Wie wir jedoch aus unseren Erhebungen zu den Privat- und Wohnkrediten („Konsument“ 2/2002 und 3/2002) wissen, lassen die Banken über die Konditionen durchaus mit sich reden, wenn die Bonität gegeben ist. Ein persönliches Gespräch bietet überdies die Möglichkeit, sich ausführlicher über alle Nebenkosten und die Kreditbedingungen zu informieren.

Wer einen Kredit benötigt, kann sich aber im Internet einen Überblick über die marktüblichen Konditionen und aktuellen Angebote verschaffen. Diese Informationen sind ein guter Ansatzpunkt für die Verhandlungen.

Unsere Tipps

  • Nutzen Sie das Internet, um sich vor der Kreditaufnahme über die aktuellen Angebote (auch der Mitbewerber) zu informieren.
  • Nebenkosten beachten. Bei vielen Angeboten „fehlen“ Angaben zu Gesamtbelastung, Effektivzins und sonstigen Kosten.
  • Online-Kredite scheinen zwar (geringfügig) billiger zu sein. Diese Konditionen lassen sich aber durch Verhandeln auch für herkömmliche Schalterkredite erzielen.

  • Nicht in letzter Minute überweisen. Wenn die Leitungen überlastet sind oder Wartungsarbeiten anstehen, kann die Zahlung eventuell nicht mehr rechtzeitig durchgeführt werden.
  • Besser mit Datumsangabe. Damit vermeiden Sie nicht nur Zahlungsverzug, sondern sichern sich auch einen Zinsvorteil.
  • Risiken minimieren. Gehen Sie vor allem mit PIN und TANs sorgfältig um. Die Gefahr, dass Unbefugte sie in die Hände bekommen, ist weitaus größer, als dass Computer-Hacker während einer Transaktion Ihren Zugangscode entschlüsseln.


Es wurden zehn österreichische Kreditinstitute, die neben dem normalen Filialgeschäft zusätzlich Onlinebanking anbieten, untersucht. Zusätzlich wurde noch die Easybank, die Onlinebanking anbietet, aber über keine Bankfiliale verfügt, untersucht. Die Internetapplikation zur Kontoverwaltung der Hypo Niederösterreich ist identisch mit jener der Volksbank. Erhebungszeitraum: Oktober 2001 bis Februar 2002.

Kriterien waren Transaktionsmöglichkeiten, Informationsgehalt, Verwaltung sowie Benutzerfreundlichkeit.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Onlineshopping - Einmal hin und retour


Bei den überprüften heimischen Onlineportalen gab es keine groben Schnitzer, aber große Unterschiede hinsichtlich Kosten und Zahlungs-möglichkeiten. Bei großen, schweren Stücken und beim Rückversand in Drittstaaten kann Porto von über 100 Euro anfallen.

Onlinebanking - Bequemes Do-it-yourself

Bei entsprechend sorgfältiger Handhabung ist das Risiko für Missbrauch gering. Die Angebote der einzelnen Anbieter unterscheiden sich nur im Detail. So können Erreichbarkeit der Hotline am Wochenende und Kontoführungsgebühren zum Entscheidungskriterium werden. Und: Auch nach dem neuen Zahlungsdienstegesetz haften Banken für die Richtigkeit von Überweisungen.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang