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Online-Wertpapierkauf - Sparmeister & Spesenritter

  • Sehr unterschiedliches Serviceangebot
  • Manche Homepages bieten nur dürftige Informationen
  • Große Unterschiede bei den Spesen
Drei Schüler der Handelsakademie Judenburg testeten im Rahmen ihres Maturaprojektes die Leistungen der wichtigsten in Österreich verfügbaren Online-Wertpapierbroker. Eine spannende Aufgabe und auch ein Indiz dafür, dass vor allem jüngere Anleger in Zukunft immer häufiger ihre Wertpapiere über das Internet ordern werden.

Nichts mit: „rund um die Uhr“

Damit es so weit kommt, müssen allerdings manche Online-Broker noch an ihren Homepages und Serviceangeboten feilen. Stichwort Handelszeiten: Wenn der virtuelle Laden um 19 Uhr dicht macht, werden die Profis unter den Kunden bald wieder abwandern, denn um diese Zeit wird es beispielsweise an der amerikanischen Börse gerade erst spannend. Oder Stichwort Realtime-Kurse: Bei sämtlichen österreichischen Anbietern können Wertpapierorder nur mit einer Zeitverzögerung von mindestens zwei bis drei Minuten, mitunter sogar bis zu 30 Minuten, durchgeführt werden. In dieser Zeit kann sich im rasanten Spekulationskarussell schon viel verändert haben.

Aufgepaßt bei Spesen

Bei den Spesen (An- und Verkaufsgebühr, Depotgebühr und Ähnliches) kommt es stark auf die Höhe der gehandelten Beträge an sowie darauf, an welchen Börsenstandorten Sie vor allem investieren möchten. Als Faustregel gilt: je kleiner die Order, desto höher die Spesen. Dennoch gibt es generell günstige oder teurere Anbieter. Vor allem bei den Depotgebühren waren die Unterschiede augenfällig. Die günstigsten Konditionen gab es hier bei den deutschen Anbietern comdirect und ConSors sowie bei der volksbank-direkt, während easybank, CA-DiscountBroker und Erste s-nettrading deutlich teurer als die Konkurrenz abschnitten (siehe auch Kasten „Spesen und Schwachstellen“). Generell erwiesen sich im Spesenvergleich DirektAnlage und volksbank-direkt als die günstigsten österreichischen Anbieter, und zwar an allen Börsen. Kann man darauf verzichten, Papiere an der Wiener Börse zu ordern, sind vor allem die deutschen Anbieter günstig.

Problemlose Orderausführung

Wegen der unterschiedlichen Voraussetzungen, die bei der Spesenhöhe eine Rolle spielen, floss in das endgültige Testurteil nur der Servicevergleich ein. Dabei interessierten die jungen Tester vor allem der Aufbau und die Informationen in den Homepages der Anbieter, deren Kundenfreundlichkeit und die Orderausführung. Um Letztere überhaupt überprüfen zu können, wurden 200.000 Schilling in verschiedene Aktientitel investiert. Das erfreuliche Resultat: Jeder An- und Verkauf wurde problemlos durchgeführt. Einziger Wermutstropfen war bei den meisten Anbietern, dass die Kurse nicht realtime, sondern verzögert angezeigt wurden.

Die Homepage

Nicht so einheitlich fiel das Urteil bei den Homepages aus: Während sich die meisten Anbieter um reichhaltige Informationsplattformen mit hilfreichen Kurs- und Chartanalysen sowie oft täglich aktualisierten Berichten bemühen, bot s-nettrading, abgesehen von der Möglichkeit einer Orderdemonstration, kaum nützliche Informations- und Servicebestandteile. Ein Manko, das unbedingt ausgemerzt werden müsste, wenn man bedenkt, dass beim Online-Wertpapierkauf keine Beratung stattfindet. Nach Ende unseres Tests hat die easybank ihre Homepage umgestaltet; Informationen zum Wertpapierhandel finden sich jetzt unter: www.easycharts.at

Ausführlich informieren

Die easybank punktete hingegen, als die Tester mittels E-Mail bei allen Anbietern nähere Informationen einholten: Die Online-Banker antworteten ausführlich auf alle Fragen und boten sogar Zusatzinformationen an. Das sollte absolutes Muss sein: bei Unklarheiten beim Online-Broker anfragen oder Informationen bei einem Geldinstitut oder einem unabhängigen Vermögensberater einholen.

Die einzelnen Anbieter im Überblick

CA-DiscountBroker: Spesenvorteile am heimischen Markt werden durch überhöhte fremde Spesen und Depotgebühren kompensiert. Liegt im Spesenvergleich gemeinsam mit easybank und s-nettrading hinter den Konkurrenten. Schwachstelle: keine Realtime-Kurse, kein Musterdepot.

comdirect: starke Ausrichtung auf den deutschen und amerikanischen Aktienmarkt. Durch hohe fremde Spesen am Wiener Markt Verlierer an der Wiener Börse. Bei den Depotgebühren günstigster Anbieter. Schwachstelle: komplizierte Depoteröffnung außerhalb Deutschlands, da Legitimation bei der deutschen Botschaft in Wien erforderlich.

ConSors: zweitgünstigster Online-Broker (nach comdirect) an den internationalen Börsen, jedoch sehr deutschlandorientiert mit günstigen Depotgebühren. In Wien teuerster Anbieter (fremde Spesen über 100 Euro). Schwachstelle: komplizierte Depoteröffnung außerhalb Deutschlands, da Legitimation bei der deutschen Botschaft in Wien erforderlich.

DirektAnlage: vor allem in Wien und New York sehr günstig, allerdings im Vergleich mit volksbank-direkt und den deutschen Anbietern relativ hohe Depotgebühren. Schwachstelle: keine Realtime-Kurse.

Direktbank: sehr moderate Spesen in Wien und New York, in Frankfurt jedoch teurer aufgrund hoher Fremdspesen. Depotgebühren sind durchschnittlich. Schwachstelle: keine Realtime- Kurse.

easybank: mit Ausnahme Wien überall deutlich über dem Durchschnitt, auch Depotgebühren überhöht. Schwachstelle: keine Realtime-Kurse, verzögerte Kursanzeige.

s-nettrading (Erste): sehr hohe Spesen, auch in Wien. Teuerster Anbieter unter den untersuchten Online-Brokern. Schwachstelle: keine Realtime-Kurse, Informationsgehalt unzureichend.

volksbank-direkt: in Wien gemeinsam mit DirektAnlage günstigster Anbieter. Generell starke Ausrichtung auf den deutschen Markt. Vergleichsweise hohe Spesen in New York. Sehr moderate Depotgebühren. Schwachstelle: keine Realtime-Kurse.

Verbesserungsfähig.

Wirklich professionelle Abwicklung bieten nur DirektAnlage, volksbank-direkt, Direktbank und die deutschen Anbieter.

Unzureichende Handelszeiten.

Nicht nur Profis wollen bis mindestens 22 Uhr oder an Feiertagen traden, um etwa an der New Yorker Börse dranzubleiben.

Zu hohe Spesen.

Für Anleger, die nur an der Wiener Börse investieren wollen, eignen sich die deutschen Anbieter nicht.

Nichts für Laien.

Nicht nur bei dürftigen Informationen und wenn kein Musterdepot vorhanden ist: Wer sich im Wertpapiergeschäft nicht auskennt, sollte nicht auf gut Glück per Internet ordern, sondern sich beraten lassen!

Im Test: acht Institute, die in Österreich den An- und Verkauf von Wertpapieren via Internet anbieten.

Erhebung: Jänner bis April 2001. Bewertet wurden die Homepages der Anbieter nach Informationsgehalt (News, Analysen, Gesamteindruck) und Zusatzleistungen (Kurse/Charts, Musterdepot, Infopackage). Das Kundenservice wurde mittels Test-E-Mail untersucht, wobei Kontaktaufnahme und Rückantwort verglichen wurden. Für die Bewertung der Orderabwicklung wurden insgesamt öS 200.000,– bei den einzelnen Anbietern investiert und verschiedene Aktienwerte ge- und wieder verkauft. Dabei wurde auf Funktionsfähigkeit, Reklamationsmöglichkeit bei der Orderausführung und die Dauer der Orderweiterleitung geachtet. Weiters wurden die Spesen gestaffelt nach Anlagebeträgen (kleinere bis öS 100.000,–, mittlere und größere Anlagebeträge ab öS 100.000,–) und auf verschiedenen Börseplätzen (Wien, Frankfurt, New York) verglichen. Dieser Spesenvergleich geht jedoch nicht ins Gesamturteil ein. 
 

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