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Versicherungen: Agenten, Makler oder Berater - Viele Wege zur Polizze

Ein Versicherungsagent bietet Ihnen möglicherweise dasselbe Produkt an wie ein Versicherungsmakler – allerdings mitunter zu anderen Konditionen. Angebote im Internet eignen sich vor allem zur Vorinformation.

Der Versicherungsmarkt zeichnet sich nicht nur durch eine immense Produktvielfalt aus, sondern auch durch die große Zahl an Vertriebskanälen, über die Polizzen an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Vermittelt wird sowohl hauptberuflich wie auch im Nebenerwerb.

Mangel an fachlicher Ausbildung

Dass es in etlichen Fällen an fachlicher Ausbildung mangelt, ist in der Branche ein offenes Geheimnis. Ob sich der Versicherungsvertreter nun Vermittler, Experte oder ähnlich nennt, ist irrelevant, weil damit keine fachlichen Voraussetzungen verbunden sind. Informieren Sie sich ­daher in jedem Fall über seinen offiziellen ­(gewerberechtlichen) Status, denn dieser sollte Ihnen bereits einiges über die Art ­seiner Tätigkeit verraten.

Ver­sicherungsvermittlerregister

Hilfe dabei kann das sogenannte Ver­sicherungsvermittlerregister leisten. Darin müssen alle Personen, die Versicherungen vermitteln wollen, mit ihren relevanten ­Daten eingetragen sein (im Internet ist das Vermittlerregister abzurufen unter http://versicherungsvermittler.brz.gv.at - Klick auf "Suche"). Versicherungsvermittler können nun entweder als "Versicherungsagent“ oder als "Versiche­rungs­makler und Berater in Versicherungs­angelegenheiten" tätig werden. Für neben­gewerblich tätige Versicherungsvermittler (wie Kfz-Händler) können unter bestimmten Umständen Versicherungsunternehmen die fachliche Eignung des Versicherungsagenten bestätigen.

Schäden bis zu 1,5 Mio €/Jahr gedeckt

Durch die verpflichtende Ein­tragung ins Vermittlerregister ist für jeden Interessierten klar nachvollziehbar, mit wem er es zu tun hat und über welche Berech­tigungen der Vermittler verfügt. Weiters ist durch den Eintrag gewährleistet, dass der Vermittler über ausreichende Haftungsab­sicherungen verfügt (Berufshaftpflichtver­sicherung, Deckungsgarantie, Haftungserklärung). Damit sind allfällige Schäden von Kunden bis zu einer Höhe von 1,5 Millionen Euro pro Jahr gedeckt.

Nach­betreuung und Abwicklung im Schadensfall

Ist Ihnen die Funktion Ihres Versicherungsberaters klar? Ob unabhängiger Makler oder Mitarbeiter einer Versicherungsanstalt: Verkaufen wollen beide. ­Allerdings muss der Makler laut Gesetz ­immerhin das für Sie am besten geeignete Produkt aus dem gesamten Marktangebot herausfinden.

Das billigste Angebot ist nicht immer das beste. Gute Nach­betreuung (etwa durch regelmäßigen Polizzen-Check) und eine zuverlässige Abwicklung im Schadensfall sind garantiert mehr wert als eine um ein paar Euro günstigere Prämie.

Polizzen aus dem Internet

Mit dem World Wide Web hat sich ein völlig neuer Vertriebskanal für Anbieter von Finanzdienstleistungen aufgetan. Für den Abschluss von Versicherungsverträgen ist dieser Weg aber – mit Ausnahme von ein­facheren, nicht so kostspieligen Polizzen wie etwa einer Reiseversicherung – nicht zu empfehlen.

Online: ­Polizzen nicht automatisch günstiger

Versicherungspolizzen sind komplex und sollten in einem persönlichen Beratungs­gespräch auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt werden. Beispiel Kfz-Versicherung: Auf den ersten Blick könnte man meinen, es reiche, die eigenen Daten, die des Autos sowie Fahrgewohnheiten und persönliche Umstände (Vielfahrer, Sonntagsfahrer, Alleinbenutzer; Familienauto) in ein elektronisches Formular einzugeben und auf Knopfdruck die Prämie errechnen zu lassen. Auf die Höhe der Prämie allein kommt es aber nicht an, denn das günstigste Produkt ist nicht zwangsläufig das für den eigenen ­Bedarf beste.

Online: ­Polizzen nicht automatisch günstiger

Wichtig zu wissen ist auch, dass Online-­Polizzen nicht automatisch günstiger sind als herkömmlich abgeschlossene Verträge. Bei diesen werden oft Individualrabatte ­gewährt, oder ein Makler erhält aufgrund großer Stückzahlen bessere Konditionen. Das fällt bei ­automatisiert erstellten Ver­trägen weg.

Zudem sind die rechtlichen ­Rahmenbedingungen der Polizzen aus dem Internet noch nicht ­zufriedenstellend. Die Homepages sind von ihrer Informations­qualität her sehr unterschiedlich: Noch immer informieren einige Anbieter nicht ausreichend über Geschäftsbedingungen, Rücktrittsrecht und gesetzliche Grundlagen.

Who is who - Wer vertritt wen?

Versicherungsagent: Arbeitet haupt- oder nebenberuflich (mit Gewerbeberechtigung) für ein Versicherungsunternehmen und vertreibt ausschließlich dessen Produkte.

Mehrfachagent: Ist haupt- oder neben­beruflich (mit Gewerbeberechtigung) für mehrere, ganz bestimmte Versicherungsunter­nehmen tätig. Der Unterschied zum Makler liegt darin, dass es sich um eine ­beschränkte Zahl an Anbietern handelt.

Außendienstmitarbeiter: Arbeitet so wie der Versicherungsagent, allerdings angestellt, für einen einzigen Versicherer.

Nebengewerblicher Vermittler: Arbeitet (beispielsweise als Kfz-Händler) meist nur mit einem bestimmten Versicherer zusammen, der auch die Bestätigung seiner fachlichen ­Eignung für den unerlässlichen Eintrag im Versicherungsvermittlerregister übernimmt.

Versicherungsmakler/Berater in Ver­sicherungsangelegenheiten: Ist an ­keine Versicherungsgesellschaft gebunden und im Auftrag des Kunden tätig. Vermittelt Produkte jedes auf dem Markt befindlichen Versicherers. In Vergleichstests legten die Makler oft güns­tigere Angebote vor als die Versicherer selbst.

Gewerblicher Vermögensberater: Arbeitet als unabhängiger Finanzdienstleister und hat in dieser Funktion auch das Recht auf ­Vermittlung von Lebens- und Unfallversicherungen.

Buchtipp: "Gut versichert"

KONSUMENT-Buch: Gut versichertIm Polizzen-Dschungel jene Versicherung zu finden, die exakt zum persönlichen Anforderungsprofil passt, ist nicht gerade einfach. In unserem mittlerweile schon in 5., aktualisierter Auflage vorliegenden Buch "Gut versichert" erfahren Sie, welche Versicherungen Sie sich zulegen sollten, welche zumindest eine Überlegung wert sind und auf welche Sie getrost verzichten können.

Aus dem Inhalt:

  • Wer braucht welche Versicherung?
  • Das beste Angebot finden
  • Die Fallen im Kleingedruckten
  • Wenn der Versicherer nicht zahlt
  • So können Sie kündigen
  • Fachbegriffe einfach erklärt

132 Seiten, A4, 19,90 (exkl. Versandkosten), 5. Auflage, Wien 2021

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