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Bluthochdruck-Behandlung - Nicht nur Medikamente

  • Oft hilft schon eine Änderung des Lebensstils, den Blutdruck zu normalisieren
  • Nur eindeutig erhöhter Blutdruck muss mit Medikamenten behandelt werden

Jeder Dritte betroffen

In vielen Kulturen ist Bluthochdruck unbekannt, aber in Industriestaaten hat nahezu ein Drittel der Bevölkerung zwischen 30 und 70 einen leicht bis stark erhöhten Blutdruck, Männer häufiger als Frauen. Ständig erhöhter Blutdruck führt in jedem Lebensalter zu einer Schädigung der Innenwand der Blutgefäße. Der Körper sucht die Einrisse durch Ablagerungen auszubessern, was zur Verengung der Gefäße führt. Daher muss das Blut mit vermehrtem Druck durchgepumpt werden.

Schwer bemerkbar

Als Folge des Bluthochdrucks kommt es zu arteriellen Durchblutungsstörungen, es steigt das Risiko für Angina Pectoris, Herzschwäche, Herzinfarkt, Hirnblutung und Schlaganfall, Nierenerkrankungen und Zuckerkrankheit sowie Erkrankungen der Netzhaut im Auge. Besonders tückisch: Als Betroffener merkt man erhöhten Blutdruck nicht – außer bei sehr hohen Blutdruckwerten oder bei raschem Druckanstieg, der sich mit Kopfschmerzen, Sehstörungen, Unwohlsein und Übelkeit bemerkbar macht.

Verschiedene Auslöser

In mehr als 90 Prozent der Fälle handelt es sich um den so genannten primären Bluthochdruck, dessen Ursachen weitgehend unklar, teilweise aber erblich bedingt sind. Als sekundäre Hypertonie wird Bluthochdruck bezeichnet, der eine Folge von anderen Erkrankungen ist. Oft wird Hochdruck auch von anderen Krankheiten begleitet, wie Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen.

Lebensstil entscheidend

Der Lebensstil kann den Blutdruck hochtreiben. Bei Menschen, die beruflich immer unter Druck stehen, steigt auch der Blutdruck, denn Stress verengt die Gefäße. Übergewicht, reichlich Alkohol, kochsalzreiche Kost, Rauchen, Kaffee und Cola sowie Lärm lassen den Blutdruck ebenfalls ansteigen.

Ausschalten von Risikofaktoren

Wenig bekannt ist, dass bei jedem dritten Betroffenen der Blutdruck von selbst wieder sinkt. Er gilt erst dann als krankhaft erhöht, wenn er länger als vier Wochen auf hohem Niveau bleibt. Als ausreichende Maßnahme bei noch normalem Blutdruck von 130–139/85–89 gilt eine Lebensstiländerung, die möglichst viele Risikofaktoren ausschaltet. Sie ist auch die Basis jeder Behandlung.

Verschiedene Möglichkeiten

Wer 10 Kilo Übergewicht abbaut, kann den systolischen Wert um 5 bis 20 mmHg reduzieren. Auch auf Salz weitgehend zu verzichten kann den Blutdruck um 2 bis 8 mmHg senken und steigert die Wirkung vieler Blutdruckmittel. Achtung: In Fertigprodukten versteckt sich viel Salz. Mehr Obst, Gemüse, Fisch, weniger Fett und gesättigte Fettsäuren in der Nahrung senken den systolischen Blutdruck um 8 bis 14 mmHg.

Sport statt Rauchen und Alkohol

Regelmäßige Bewegung – am besten Ausdauersport wie Nordic Walking, Joggen, Schwimmen, Radfahren und Schilanglauf – senkt den Blutdruck: 30 Minuten täglich im optimalen Puls-Trainingsbereich bringen beim systolischen Wert etwa 4 bis 9 mmHg. Der Alkoholkonsum sollte minimiert werden (höchstens zwei Achtel Wein oder ein großes Bier), harte Drinks sind tabu. Das Rauchen aufzugeben senkt zwar nicht den Blutdruck, schont jedoch die Blutgefäße.   

Im folgenden die wichtigsten Medikamentengruppen:

Diuretika

Sie bewirken eine vermehrte Ausscheidung von Wasser und Natrium (Salz) aus dem Körper. Dadurch sinkt das Volumen der Flüssigkeit in den Gefäßen und der Druck. Zum Erreichen der optimalen Blutdruckwerte ist jedoch häufig eine Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Medikamenten notwendig. Es werden meist Produkte der Kategorie Thiazide oder kaliumsparende Diuretika eingesetzt.

Nebenwirkungen: Es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen. Ebenso ist eine Überwachung der Elektrolyte im Blutserum angezeigt. Es können negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel auftreten wie Erhöhung von Cholesterin- und Triglyceridwerten, Harnsäurewerten und Blutzuckerspiegel – weshalb auch hier eine Kontrolle der Blutwerte notwendig ist.

Betablocker

Diese Mittel wirken einerseits an den so genannten Beta-1-Rezeptoren des Herzens, wodurch sich der Herzschlag verlangsamt, andererseits an den Beta-2-Rezeptoren, wodurch sich die Bronchien verengen. Sie beeinflussen auch die Druckfühler, die die Gefäße weiten, und bremsen in den Nieren das gefäßverengende Hormon. Der exakte Mechanismus, über den sie den Blutdruck senken, ist jedoch noch nicht bekannt. Betablocker verringern nachweislich die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Sterblichkeit von Hochdruckpatienten.

Nebenwirkungen: Betablocker sollten möglichst niedrig dosiert und gemeinsam mit den Mahlzeiten eingenommen werden. Speziell am Beginn der Therapie kann es zu Kopfweh, Müdigkeit, Schwindel und Pulsverlangsamung kommen, zu Atemschwierigkeiten, Verwirrtheitszuständen (besonders bei älteren Personen) und reduzierter Aufmerksam-keit. Knöchel und Füße können anschwellen.

Bei Männern können Potenzprobleme auftreten. Der Herzschlag kann sich verlangsamen, der Blutdruck zu rasch absinken. Anzeichen sind kalte Hände und Füße sowie Müdigkeit. Gelegentlich können die Mittel Depression, Albträume und Halluzinationen auslösen – darüber muss der Arzt sofort informiert werden. Die Umstellung auf einen anderen Betablocker löst das Problem meist rasch.

Achtung: Betablocker dürfen niemals abrupt abgesetzt werden, da es sonst zu einem plötzlichen Hochschießen des Blutdrucks kommt. Soll das Mittel abgesetzt werden, darf dies nur unter ärztlicher Kontrolle geschehen.

Personen mit schweren Atemwegserkrankungen sollten keine Betablocker einnehmen, weil diese die Bronchien und Gefäße verengen.

Kalziumantagonisten

Kalzium spielt eine zentrale Rolle bei der Fähigkeit der glatten Muskelzellen der Gefäßwände, sich zusammenzuziehen. Kalziumblocker verhindern, dass Kalzium einströmen kann und sich die Blutgefäße verengen. Die Muskelwand bleibt weit gestellt und der Blutdruck sinkt. Diese Mittel kommen vor allem zum Einsatz, wenn Diuretika und Betablocker nicht wirken oder wenn bereits Organschäden vorliegen sowie bei stabiler Angina Pectoris ohne Beschwerden.

Nebenwirkungen: Zu niedriger Blutdruck, Schwindel, Verstärkung einer Herzschwäche, zu schneller oder zu langsamer Herzschlag, Kopfschmerzen, Gesichtsröte, Verstopfung und Wasseransammlung in den Beinen.

ACE-Hemmer

ACE ist die Abkürzung für Angiotensin-Converting-Enzym. Dieses Enzym ist im Körper dafür verantwortlich, das inaktive Angiotensin in die wirksame Form Angiotensin II umzuwandeln. Dieses wiederum bewirkt ein starkes Verengen der Blutgefäße. ACE-Hemmer unterbinden diese Wirkung, die Adern erweiten sich und der Blutdruck sinkt. ACE-Hemmer sind besonders dann zur Blutdrucksenkung geeignet, wenn zusätzlich Herzschwäche oder eine Zuckerkrankheit besteht. In diesen Fällen können Folgeprobleme wie Nierenschäden verhindert werden. Bei Personen mit chronischen Nierenerkrankungen kann deren Verschlimmerung verzögert werden.

Nebenwirkungen: Zu Beginn der Therapie kann es zu einem starken Blutdruckabfall kommen, weshalb hier mit einer geringen Dosis begonnen werden sollte. Bei 15 bis 33 Prozent der Behandelten, besonders bei Frauen, verursachen ACE-Hemmer einen unstillbaren Reizhusten. Nach Absetzen des Medikaments verschwindet der Husten bald wieder. Es können Blutbildstörungen und erhöhte Kaliumwerte auftreten – letztere führen zu Muskelschwäche und Veränderungen im EKG. Da dies nur vom Arzt erkannt werden kann, sollte er zu Beginn der Behandlung und weiterhin einmal im Quartal den Kaliumspiegel kontrollieren. Zu Behandlungsbeginn sollte er auch alle vier bis acht Wochen die Nierenfunktion anhand der Blutwerte überprüfen. Bei einem von hundert Patienten können Juckreiz und Ausschlag auftreten, die ein Hinweis auf Unverträglichkeit sind. Verstärken sie sich oder schwillt das Unterhautgewebe im Gesicht, an Lippen und Zunge an (angioneurotisches Ödem), begleitet von Erstickungsanfällen, sollte sofort der Notarzt gerufen werden.

Angiotensin-II-Antagonisten (AT-II-Blocker)

Sie vermindern die Wirkung des körpereigenen, gefäßverengenden Stoffes Angiotensin II. Dadurch erweitern sich die Blutgefäße, sinkt der Blutdruck, und das Herz wird entlastet. Sie können angewendet werden, wenn ACE-Hemmer wegen schweren Reizhustens nicht vertragen werden.

Nebenwirkungen: Häufig treten Magen-Darm-Störungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und Atemwegsinfektionen auf. In seltenen Fällen können Leberschäden, massive Rötung und Schwellung des Gesichts (Quincke-Ödem) oder Kaliumüberschuss (Anzeichen dafür können Unlust, Schwäche, Verwirrtheit und Herzprobleme sein) vorkommen.

Behandlungsschema 

So werden die verschiedenen Stadien von Bluthochdruck behandelt:

Blutdruck über 120–129/80–84 : Lebensstiländerung und regelmäßige Kontrolle

Blutdruck noch normal:  130–139/85–89

Ohne weitere Risikofaktoren: Lebensstiländerung

Zusätzlich 1 bis 2 Risikofaktoren: Lebensstiländerung und häufige Blutdruckkontrolle

Zusätzlich mehr als 3 Risikofaktoren oder Diabetes oder Organschäden: Lebensstiländerung + Medikamente

Bei Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankung: Lebensstiländerung + Medikamente

 

Bluthochdruck Stadium 1 : 140–179/90–109

Ohne weitere Risikofaktoren: Lebensstiländerung + Medikamente nach Verlaufskontrolle (innerhalb von 3 Monaten; je höher der Blutdruck, desto früher Medikamenteneinsatz)

Zusätzlich 1 bis 2 Risikofaktoren: Lebensstiländerung + Medikamente, wenn Zielblutdruck nicht schnell erreicht wird

3 Risikofaktoren oder Diabetes oder Organschäden: Lebensstiländerung + Medikamente sofort

Zusätzliche Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankung: Lebensstiländerung + Medikamente sofort

 

Bluthochdruck Stadium 2 : über 180/110

Sofort Medikamente und Lebensstiländerung

Risikofaktoren und Folgen

Risikofaktoren

  • Alter (Frauen > 65 Jahre, Männer > 55 Jahre)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt) in der Familie (Frauen < 65 Jahre, Männer < 55 Jahre)
  • Rauchen
  • erhöhte Blutfettwerte
  • Bauchfettsucht (Bauchumfang Männer > 102 cm, Frauen > 88 cm, gemessen an der dicksten Stelle des Bauches)

Organschäden

  • Bluthochdruck aufgrund Schädigung der linken Herzkammer
  • Eiweiß im Harn
  • eingeschränkte Nierenfunktion
  • diagnostizierte Arteriosklerose

Folge- und Begleiterkrankungen

  • Herzinfarkt, Angina Pectoris, bereits erfolgte Herzkatheter-Untersuchung mit Aufdehnung verengter Gefäße (PTCA), Bypassoperation, Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Erkrankungen der Gefäße des Gehirns (Schlaganfall, Hirnblutung)
  • Verschlusskrankheit der Arterien
  • Erkrankungen des Auges (Blutungen oder Wasseransammlungen in der Netzhaut)
  • Zuckerkrankheit
  • Nierenerkrankungen

Wann ist der Blutdruck erhöht?

Angegeben wird der Blutdruck in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Zwei Werte bestimmen die Blutdruckmessung:

Der systolische Wert zeigt den Druck beim Zusammenziehen des Herzmuskels an und gestattet Rückschlüsse auf die Pumpleistung des Herzens.

Der diastolische Wert zeigt den Druck beim Erschlaffen des Herzens an (2. Wert ) und gestattet Rückschlüsse auf den Widerstand in den Blutgefäßen.

  • Der ideale Blutdruck liegt unter 120/80,
  • normal sind 120–129/80–84,
  • noch normal sind 130–139/85–89,
  • Bluthochdruck Stadium 1: 140–179/90–109,
  • Bluthochdruck Stadium 2: über 180/110.

Da der Blutdruck sehr starken Tagesschwankungen unterliegt und bei der Messung beim Arzt durch Aufregung etwas ansteigt, empfiehlt die Österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie die Selbstmessung. Dazu werden mindestens 30 Messwerte erhoben. Wenn 7 oder mehr dieser 30 Werte über 135/85 liegen, spricht man von Bluthochdruck.

Dieser Wert ist um 5 mmHG niedriger als jener, der bei einer Arztmessung als Bluthochdruck bezeichnet wird (140/90). Alle genannten Grenzwerte müssen im Falle einer Selbstmessung um 5 mmHg nach unten korrigiert werden.

Hinweise zur Bewertung

Bei unseren Medikamententests gibt es vier Stufen der Bewertung, wobei sich die Aussage über die Eignung ausschließlich auf die angeführten Anwendungsgebiete bezieht. Gelistet haben wir diesmal jene 10 Präparate aus den beschriebenen Medikamentengruppen gegen Bluthochdruck, die in Österreich am häufigsten verschrieben werden.

  1. Geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist. Ihre Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus, sie sind gut erprobt. Der therapeutische Nutzen dieser Mittel ist hoch, sie gehören zu den Standardtherapeutika. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.
  2. Auch geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber noch nicht so lange erprobt sind wie die als „geeignet“ bewerteten. In diese Kategorie fallen vor allem neue oder weniger gut untersuchte Wirkstoffe.
  3. Mit Einschränkung geeignet sind Mittel, die zwar therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. Diese Bewertung gilt auch für Mittel, bei denen noch weitere Studien erforderlich sind, um ihre therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachzuweisen.
  4. Wenig geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind und deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist, sodass die wahrscheinlichen Risiken mehr Gewicht haben als der mögliche Nutzen. „Wenig geeignet“ sind darüber hinaus Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, wenn sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll ergänzen oder keinen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

Bluthochdruck-Behandlung: Kompetent mit Konsument

  • Selbst richtig messen: Lassen Sie sich vom Arzt in der Blutdruckselbstmessung einschulen. Richtig messen ist Voraussetzung für aussagekräftige Messreihen.
  • Lebensstil ändern: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Lebensstiländerung infrage kommt, setzen Sie sich erreichbare Ziele, und lassen Sie die Erfolge durch den Arzt kontrollieren.
  • Medikamentöse Therapie: Blutdruckmittel regelmäßig einnehmen, Dosis nicht eigenmächtig ändern und nie ohne Absprache mit dem Arzt absetzen. Bei vielen Mitteln ist langsames „Ausschleichen“
    lebenswichtig.

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