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Granderwasser - Das Wasserrätsel bleibt ungelöst

Rückschlag für die Grander-Gemeinde: „Der wissenschaftliche Beweis“ für die Wirkung des belebten Wassers wurde widerlegt.

Große Faszination

Die Wasserbelebung nach Johann Grander übt auf viele Menschen eine große Faszination aus. Ihr werden geradezu phantastische Wirkungen nachgesagt: Verschmutztes Wasser wird wieder sauber, Pflanzen wachsen schneller, der Waschmittelverbrauch geht zurück, und selbst fühlt man sich auch wohler als je zuvor. Granderwasser bietet alles, was Erfolg garantiert:

Große Fangemeinde

Einen Entdecker, der zurückgezogen in seiner Holzhütte lebt und nur ausgewählte Besucher an sich heranlässt; eine riesige Fangemeinde, die von den tollsten Erlebnissen zu berichten weiß; Prominente, die sich in den Dienst der Sache stellen; und natürlich Feindbilder, die sehr sorgfältig gepflegt werden.

Keine wissenschaftliche Anerkennung

Doch die Sache hat einen Schönheitsfehler: Die wissenschaftliche Anerkennung bleibt der Grander-Technologie versagt. Auch nach der hoffnungsvollen Diplomarbeit an der TU Graz (Autor Klaus Faißner), die in einer Versuchsreihe nachweisen wollte, dass die Oberflächenspannung von belebtem Wasser geringer sei als die von normalem Wasser. Damit ließe sich der um bis zu zwei Drittel niedrigere Waschmittelverbrauch durch den Einsatz von Granderwaser erklären.

Studie mit peinlichem Fehler

„Es gibt einen Beweis!“ Der Jubel in der ORF-Sendung „Modern Times Spezial“ vom 21. August 2003 war bereits zum Zeitpunkt seiner Ausstrahlung überholt. Denn da war schon eine Gegenstudie in Umlauf gebracht worden, die von zwei Forschern des Max-Planck-Instituts in Potsdam angestrengt worden war. Sie wiesen der Grazer Studie einen Fehler in der Versuchsanordnung nach. Die niedrigere Oberflächenspannung sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass das Wasser durch einen Gartenschlauch geleitet wurde: Die aus dem Kunststoff austretenden Weichmacher könnten dafür verantwortlich sein.

Nach einer Schrecksekunde wird der peinliche Fehler jetzt auch eingestanden. Zumindest konzediert dies Grander-Forschungsleiter Johannes Larch: „Wir haben das überprüft und sind zum selben Ergebnis gelangt.“

Nicht repräsentative Adressliste

Doch es gibt doch „die vielen Praxisberichte von Industriebetrieben, die mit der Grander-Technologie sehr zufrieden sind“, wollte der Autor der Diplomarbeit, Faißner, bei einer Wasser-Tagung in Weiz im Oktober die Ergebnisse der Studie relativieren: „Das kann man nicht wegleugnen.“ Er räumte allerdings ein, dass die Adressen der von ihm befragten Industriebetriebe von der Grander-Vertriebsorganisation U.V.O. zur Verfügung gestellt worden waren, die Befragung sei also „nicht repräsentativ“.

Großbetriebe ausgestiegen

Tatsächlich gibt es auch Großbetriebe, die nach einer mehrjährigen Versuchsphase den Grander-Einsatz abgebrochen haben, weil die erhoffte Wirkung – weniger Algen- und Bakterienbildung im Kühlwasser – nicht eingetreten ist.

Die Methode hat System

Nach Auffassung von Wissenschaftern hat die Methode, positive Berichte von Anwendern für sich sprechen zu lassen, System. Man könnte diese behaupteten Wirkungen natürlich auch in Laborversuchen bestätigen lassen, das werde aber nicht gemacht. „Bei der Wasserbelebung darf ich Dinge behaupten, die ich nicht beweisen muss, wohl wissend, dass ich es nicht kann.“ (Herbert Greschonig, Institut für Chemie, Uni Graz)

"Persönliche Erfahrungen von Anwendern"

Auch auf der Homepage von Grander ( www.grander.com ) wird man konkrete Aussagen des Betreibers vergeblich suchen. Es werden lediglich „persönliche Erfahrungen von Anwendern“ zitiert, aus denen sich „Eigenschaften des belebten Wassers ableiten lassen“.

Gutes Geschäft

Der (wirtschaftliche) Erfolg kann der Grander-Organisation nicht abgesprochen werden – an die 200.000 Grander-Geräte sollen in den letzten Jahren weltweit abgesetzt worden sein. Doch um nachzuweisen, dass diese auch wirklich etwas bringen, müsste Grander wesentlich mehr Initiative zeigen als bisher.

Mehr zum Thema

Näheres zur Studie bzw. Gegenstudie über Oberflächenspannung ist im Internet unter
www.grander.com bzw. http://mailbox.univie.ac.at/erich.eder/wasser/ zu finden.

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