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Medizin-Mythen - 100 Fragen und Antworten

Welches Mittel hilft gegen Cellulite, schützt Aspirin vor Krebs und ist das Glas Rotwein pro Tag tatsächlich gesund? Im neuen gehen wir 100 immer wieder aufgestellten Behauptungen aus der Welt der Medizin auf den Grund.

Glaubt man den Berichten in Zeitungen und Magazinen, bräuchte die Welt schlimme ­Erkrankungen wie Alzheimer, Krebs oder Rheuma eigentlich nicht mehr zu fürchten. Fast täglich werden wir mit Artikeln über und Werbung für Wundermittel konfrontiert, mit denen sich die genannten Krankheiten garantiert bekämpfen lassen.

Begeisterte Patienten, wunderbare Geschichten

Die großflächigen ­Inserate sind meist garniert mit Erfahrungsberichten von begeisterten Patienten, die die wunderbare Geschichte ihrer Genesung erzählen. Sympathisch wirkt auch, dass es ­häufig pflanzliche Präparate – teilweise nicht einmal Medikamente, sondern Nahrungs­ergänzungsmittel – sind, von denen eine derart durchschlagende Wirkung ausgehen soll.

Oft teuer und lange einzunehmen

Nimmt man die Investition in Inserate zum Maßstab, muss das Geschäft mit den Wundermitteln geradezu boomen. Offenbar lassen sich viele zum Kauf derartiger Präparate verleiten. Da die Mittel oft nicht gerade günstig sind und über einen längeren Zeitraum ein­genommen werden müssen, um ihre vermeintliche Wirkung zu erzielen, kann es richtig ­teuer werden. Dabei sind es nicht nur Krankheiten, die Kunden tief ins Portemonnaie ­greifen lassen. Auch bei Übergewicht oder Cellulite sitzt das Geld locker. Doch halten die Mittel, Tinkturen und Therapien wirklich, was die Werbung verspricht?

100 Mittel, Wirkstoffe und Therapien unter der Lupe

Für Konsumenten ist es so gut wie unmöglich, den Wahrheitsgehalt der Wirkungsversprechen zu überprüfen. Gemeinsam mit unserem Koope­rationspartnern vonCorona-Impfstoff: Moderna einem Projekt der österreichischen Cochrane Zweigstelle, haben wir deshalb 100 Mittel, Wirkstoffe, Verfahren sowie Therapien ausgewählt und unter die Lupe genommen. Auf den Prüfstand kamen dabei schulmedizinische wie komplementärmedizinische Präparate und ­Behandlungsformen.

Keine oder unzureichende Studien

Wir haben die Lite­ratur nach wissenschaftlichen Belegen durchforstet, um Antworten auf immer wieder gestellte ­Fragen zu finden. Das Ergebnis ist eher ernüchternd: In etwa der Hälfte aller untersuchten Fälle liegen überhaupt keine Studien vor beziehungsweise sind nur äußerst unzureichend ausgeführte Arbeiten vorhanden, die keine fundierten Aussagen über Schaden und ­Nutzen zulassen.

Beispiel: Schlankheitsmittel

Schlankheitsmittel Exapidin

Mitunter wird Mitteln auch eine Wirkung zugesprochen, für die es nicht einmal den Hauch eines Beweises gibt. Ein Beispiel unter vielen ist etwa das Präparat Exadipin von Dr. Auer. Das diätetische Lebensmittel soll laut Packungs­beilage bei der Behandlung von Adipositas (Fettleibigkeit) wirksam sein. Als Wirkstoffe sind ein Wurzelextrakt der in Indien vor­kommenden Pflanze Salacia reticulata sowie Vitamin D angegeben.

Im Beipacktext ist zu lesen, dass die Wirkung von Salacia reticulata durch zahlreiche Studien belegt sei. Es ­exis­tiert jedoch keine einzige Studie, in der untersucht wurde, ob die Kombination aus Vitamin D und Salacia reticulata bei der ­Gewichtsreduktion hilft. Zu beiden Komponenten gibt es zwar jeweils Studien, aber auch diese liefern zu wenig Hinweise, dass sich mit Vitamin D oder Salacia reticulata ­alleine Gewicht reduzieren lässt.

Keine geeigneten Studien

In der Praxis wurden Studien mit Salacia-Extrakten bisher fast ausschließlich an Ratten oder Mäusen durchgeführt. Ob der Pflanzenextrakt Menschen beim Abnehmen helfen kann, wurde wissenschaftlich nie untersucht. Der zweite Inhaltstoff von Exadipin ist Vitamin D.

Dieses soll die Gewichtsreduktion zusätzlich unterstützen. Eine Studie mit 454 Teilnehmern, bei der Vitamin D über 12 Monate eingenommen wurde, zeigte allerdings, dass dem nicht so ist. Dies alles muss noch nicht bedeuten, dass Exadipin überhaupt nicht wirkt. Um eine mögliche Wirksamkeit nachweisen zu können, wären jedoch geeignete Studien notwendig.

Hormontherapie und Kälte-Therapie

Exadipin ist im Übrigen nicht das einzige Beispiel zum Thema Abnehmen, mit dem wir uns näher beschäftigt haben. Auf dem Prüfstand stehen auch eine Hormontherapie und ein Verfahren, bei dem Fett mit Kälte "weggeschmolzen" werden soll.

Geschäft mit dem Krebs, Überraschungen

Geschäft mit dem Krebs

Gegen Krebs- und Tumorerkrankungen ist ein ganzes Sammelsurium von Wunder­mitteln und Therapien auf dem Markt. Aus diesem Grund nimmt das Kapitel Krebs einen etwas breiteren Raum ein. Unterm Strich darf man sich hinsichtlich der Wirkung der vertriebenen Präparate so gut wie nichts ­erwarten. Schaut man sich die Mittel beziehungsweise die enthaltenen Wirkstoffe ­genauer an, liegt der Verdacht nahe, dass vor allem aus der Verzweiflung todkranker Menschen Kapital geschlagen werden soll.

Legt der gesunde Menschenverstand doch nahe, dass, wenn es ein Mittel gäbe, mit dem sich der Krebs besiegen ließe, dieses wohl eine der meistverkauften Arzneien weltweit wäre (die Anbieter hätten es dann wohl kaum ­nötig, derartige Inserate in Printprodukten zu platzieren). Doch in ihrer verzweifelten Lage klammern sich Patienten an verlogene Werbeaussagen und fadenscheinige Berichte angeblich geheilter Menschen.

Vermeintlich gut oder schlecht

Ausführlicher beschäftigt sich unser Buch auch mit Substanzen beziehungsweise Verfahren, die im Ruf stehen, gefährlich für die Gesundheit zu sein. Ob Fluorid in Zahnpasten oder Amalgam in Zahnfüllungen, ob genetisch veränderte Lebensmittel, das Würz­mittel Glutamat oder in der Mikrowelle zuberei­tetes Essen: Die ­Ergebnisse der Recherchen bestätigen, dass einigen Dingen des täglichen Lebens mitunter mit einem gerüttelt Maß an Vor­urteilen ­be­gegnet wird – zumindest, wenn es um die Gesundheit geht.

Auf der anderen Seite ­zeigen unsere Recherchen zu bestimmten Vorsorgeuntersuchungen oder Opera­tionstechniken, dass selbst der ge­sundheitliche Nutzen arrivierter Methoden, die bereits ­Bestandteil unseres Gesundheitssystems ­geworden sind, hinterfragt werden sollte.

Überraschungen

Ähnliches gilt für scheinbar längst geklärte ­Zusammenhänge. Wie oft haben wir gehört, dass Hühnereier aufgrund ihres hohen Choles­teringehalts oder ein zu hoher Salzkonsum schädlich für Herz und Kreislauf sind. Wie oft ­lesen wir, dass zu viel Zucker unser Diabetes­risiko erhöht. Die unvorein­ge­nom­menen Recherchen der Wissenschaftler von Corona-Impfstoff: Moderna lassen so manche ­Zusammenhänge in einem anderen Licht erscheinen.

Buchtipp: "100 Medizin-Mythen"

Helfen probiotische Joghurts bei Depressionen, schützt Aspirin vor Krebs und ist das tägliche Glas Rotwein tatsächlich gesund? Das Buch beantwortet jene Fragen, die durch die Gazetten geistern und nicht nur Aufsehen erregen, sondern auch Verunsicherung schaffen. Auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse erfahren Sie, ob es sich bei solchen Meldungen um leere Versprechungen handelt, sie nur ein Körnchen Wahrheit enthalten oder einer strengen Prüfung standhalten.

www.konsument.at/medizinmythen

Aus dem Inhalt

  • Wirkstoffe, Verfahren und Therapien unter der Lupe
  • Fundierte Antworten auf 100 Fragen
  • Verständliche Bewertungen

220 Seiten, 14,90 € + Versand

 KONSUMENT-Buch: 100 Medizin-Mythen

 

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