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Mittel bei sehr hohem Übergewicht (Adipositas) - Medikamente sind keine Patentlösung

, aktualisiert am

  • Medikamente können den Kampf gegen Fettleibigkeit erleichtern
  • Doch ohne Änderung des Lebensstils geht gar nichts

 

Fettleibigkeit ist gefährlich

Laut Weltgesundheitsorganisation ist Fettleibigkeit (Adipositas) die am meisten unterschätzte Gesundheitsstörung unserer Zeit. Das Risiko, aufgrund zu vieler mitgeschleppter Kilos ernsthaft zu erkranken, ist hoch: Diabetes-Typ-2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenksprobleme ... können die Folge sein. Und die Zahl der Menschen, die an Adipositas leiden, ist weltweit steigend.

Zuviel gegessen, zuwenig bewegt

Woran liegt es, dass so viele Leute immer dicker werden? Der häufigste Grund ist zweifelsohne das Zuviel auf dem Teller - in Kombination mit zu wenig Bewegung. Wir sind oft von klein auf darauf getrimmt, mehr zu essen als wir brauchen und als uns gut tut. Gesunde Kleinkinder spüren noch ganz genau, wann sie satt sind. Doch dieses Wissen kann mit dem berühmten „Löffel für den Papa“ oder der nachdrücklichen Aufforderung, den Teller leer zu essen, systematisch wegtrainiert werden.

Und das Training wirkt bis ins Erwachsenenalter: Für eine Studie wurde zwei Probandenteams Suppe serviert. Den Mitgliedern des einen Teams in normalen, den anderen in präparierten Tellern, bei denen über einen Schlauch heimlich Suppe nachgefüllt wurde. Letztendlich aßen die Mitglieder dieser zweiten Gruppe an die 75 Prozent mehr als jene der Vergleichsgruppe. Und kein Proband hatte das Gefühl, mehr als eine Portion gegessen zu haben. Das Sättigungsgefühl hatte sich erst beim Anblick des leer gelöffelten Tellers eingestellt.

Viel Fett, viel Süßes, falsche Gene

Außer zu viel essen wir oft genug auch noch das Falsche: Viel Fett (auch über Fertigprodukte), reichlich Süßes und diverse Kleinigkeiten zwischendurch liefern mehr Kalorien als man meint. Und machen dabei vielleicht nicht einmal richtig satt. Verschiedene Erkrankungen wie eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) oder krankhaft bedingte Heißhungerattacken können ebenfalls Fettleibigkeit verursachen. Desgleichen können bestimmte Medikamente (vor allem Insulin und Cortison, auch Psychopharmaka oder Antiepileptika) Adipositas begünstigen.

Jüngere Studien weisen außerdem darauf hin, dass auch die genetische Disposition eine große Rolle spielt.

Reductil und Xenical

Zur Behandlung von Adipositas gibt es derzeit drei Medikamente: Reductil 10-mg- beziehungsweise 15-mg-Kapseln mit dem Wirkstoff Sibutramin und Xenical 120-mg-Kapseln mit dem Wirkstoff Orlistat. Alle sind rezeptpflichtig und müssen zudem chefärztlich bewilligt werden. Sie werden bei ernährungsbedingter Fettleibigkeit Personen mit einem Body Mass Index (BMI) über 30 verschrieben; bei erhöhten Blutfettwerten oder Diabetes Typ 2 auch schon ab einem BMI von 27 (Reductil) beziehungsweise 28 (Xenical).

Medikamente allein sind zu wenig

Doch alleine für sich hilft weder das eine noch das andere Präparat. Wer abnehmen will, kommt um eine Reduktion der Kalorienzufuhr und mehr Bewegung – kurz: um eine grundlegende Änderung des Lebensstils – prinzipiell nicht herum. Und so wird mit der medikamentösen Behandlung von Adipositas in der Regel auch erst dann begonnen, wenn zuvor schon über etliche Wochen hinweg ernsthaft versucht wurde abzunehmen.

Behandlung mit Reductil

Wenn die Umstellung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten alleine nicht greift und es binnen drei Monaten nicht gelingt, mehr als fünf Prozent des ursprünglichen Gewichts loszuwerden, kann Reductil verschrieben werden. Die Behandlung beginnt mit den 10-mg-Kapseln. Erweist sich diese Dosis als zu niedrig, kann auf Reductil 15 mg umgestellt werden, wenn es an sich gut vertragen wurde. Reductil verstärkt das Sättigungsgefühl und verhindert den sonst üblicherweise eintretenden Effekt, dass sich der Körper während des Abnehmens auf eine „Krise“ einstellt. Der körpereigene Grundumsatz bleibt konstant. Mögliche Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Schlafstörungen, Verstopfung, Bluthochdruck.

Xenical wirkt unterstützed

Wenn Sie hingegen mit einer Diät binnen vier Wochen bereits 2,5 Kilo oder mehr abgenommen haben – Sie also mit dem Abnehmen an sich zurande kommen –, kann unterstützend eine Behandlung mit Xenical begonnen werden. Beim kalorien- und vor allem fettreduzierten Essen müssen Sie natürlich weiterhin bleiben. Xenical blockiert die Fettverdauung. Wer zu fett isst, riskiert Fettstühle und Blähungen mit Stuhlabgang.

Weniger Kalorien, mehr Bewegung

Gleich ob Reductil oder Xenical: Mit Kalorien knausern und viel Bewegung machen heißt es auf jeden Fall auch nach Abschluss der Behandlung. Denn sonst landen all die Kilos, die Sie losgewordensind, ganz schnell wieder auf Ihren Hüften und Ihrem Bauch.

Was heißt adipös?

Ob die Waage Normalgewicht, Übergewicht oder bereits Adipositas anzeigt, können Sie anhand des Body Mass Index (BMI) errechnen. Dazu dividieren Sie Ihr Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat Ihrer Körpergröße in Metern. Ein Beispiel: Sie sind 1,70 groß und wiegen 90 Kilo? Dann beträgt Ihr BMI 31 (90 : 2,9 = 31). Die Weltgesundheitsorganisation definiert die BMI-Werte so:

unter 25: Normalgewicht
25–30: Übergewicht
> 30–35: Adipositas Grad I
> 35–40: Adipositas Grad II
über 40: Adipositas Grad III

Kinder brauchen andere Berechnung

Um das oben angeführte Beispiel wieder aufzugreifen: Ein BMI von 31 bedeutet demnach Adipositas Grad I. Sie sollten daher am besten sofort unter ärztlicher Aufsicht mit dem Abnehmen beginnen. All diese Angaben gelten ausschließlich für Erwachsene. Bei Kindern und Jugendlichen reicht es nicht aus, den BMI zu errechnen. Da müssen Alter und Geschlecht mit berücksichtigt werden. Ärzte vergleichen den BMI daher mit den so genannte Perzentilenkurven: Diese geben an, welche Werte des BMI für welches Alter normal sind.

Apfel- oder Birnentyp?

Das Risiko, dass durch Übergewicht Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorgerufen werden, wird auch davon beeinflusst, wo sich die Fettpölster ansammeln. Bei Frauen setzen sie sich bevorzugt an Hüften, Gesäß und Oberschenkeln fest. Ihre Figur ähnelt dann einer Birne. Männer legen meistens um den Bauch herum zu, ihre Figur gleicht eher einem Apfel. Doch es gibt auch Frauen, die zum Apfeltyp und Männer, die zum Birnentyp zählen. Für Apfeltypen ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen höher als für Birnentypen

typische Fettverteilung bei Frau und Mann

Hüftumfang messen

Um festzustellen welcher Typ Sie sind, messen Sie Ihren Taillen- und Ihren Hüftumfang mit einem Maßband und dividieren die Werte. Bei Frauen sollte der Quotient kleiner als 0,85, bei Männern kleiner als 1,0 sein – dann zählen sie zum Birnentyp. Höhere Werte bedeuten Apfeltyp und erhöhtes Gesundheitsrisiko. Allein schon ein Taillenumfang von über 88 Zentimetern ist für Frauen, einer von über 102 Zentimetern für Männer ein deutliches Warnsignal: Abnehmen ist angesagt.

Mittel bei Adipositas: Kompetent mit Konsument

  • Arzt konsultieren. Lassen Sie die Ursachen der Fettleibigkeit abklären und sich umfassend beraten, wie Sie Ihre überschüssigen Kilos am effizientesten loswerden.
  • Medikamente allein sind zu wenig. Sie werden und bleiben nur dann schlanker, wenn Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten umstellen und sich mehr bewegen.
  • Ess- und Trinkprotokoll führen. Tragen Sie genau ein, was Sie im Lauf eines Tages alles zu sich nehmen – das hilft beim Erkennen von Ernährungsfehlern.
  • Ausgewogen essen. Greifen Sie vor allem bei Vollkornprodukten, Obst und Gemüse zu. Sparen Sie bei Fett und verzichten Sie so oft wie möglich auf Alkohol.
  • Kleinere Portionen. Ein Glas Wasser vor dem Essen füllt schon ein bisschen den Magen. Laden Sie sich weniger auf den Teller und hören Sie auf, sobald Sie genug haben.

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