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Mundgeruch: Zungenreinigung - Es liegt auf der Zunge

Die Ursache von schlechtem Atem liegt meistens im Mund selbst. Wer häufig unter Mundgeruch leidet, sollte auch auf eine regelmäßige Reinigung der Zunge achten.

KONSUMENT-Cartoon zu Zungenreinigung und Mundgeruch, gezeichnet von Leszek Wisniewski (L.Wisniewski/VKI)Mundgeruch (Halitosis) ist alles andere als angenehm und doch sehr häufig. Studien zufolge leiden sechs Prozent der Bevölkerung ständig darunter. Jeder Vierte hat zumindest zu bestimmten Tageszeiten regelmäßig mit schlechtem Atem zu kämpfen. Die Ursachen dafür liegen zwar nicht ausschließlich, aber doch meistens im Mund.

Bakterien zerlegen Speisen

Hier tun Milliarden von Bakterien einen an sich nützlichen Dienst, indem sie unsere Nahrung vorverdauen und so Magen und Darm entlasten. Unter anderem zersetzen die Mikroben eiweißhaltige Speisereste. Dabei entstehen schwefelhaltige Verbindungen, die sich als übel riechende Beläge auf Zunge, Zähnen und Zahnfleisch niederschlagen.

Werden sie nicht gründlich entfernt, fördert dies den Mundgeruch. Eine weitere Quelle für die Geruchsemissionen sind Entzündungen von Zahnfleisch (Gingivitis) und Zahnbett (Parodontitis), die durch nicht entfernte Speisereste und Beläge entstehen. Besonders wichtig ist auch, Zahnersatz und Prothesen sorgfältig zu reinigen.

Andere Ursachen

Vergleichsweise selten entsteht Mundgeruch durch Erkrankungen des Hals-Nasen- Ohren-Bereiches. Bei Mandel- oder Nasennebenhöhlenentzündungen kann Sekret, das in den Rachenraum rinnt, das Bakterienwachstum im Mund fördern. Andere Arten von Mundgeruch können ein Hinweis auf bestimmte innere Erkrankungen sein.

Ein Geruch wie von Nagellackentferner (Aceton) weist auf eine Diabeteserkrankung hin, Nierenleiden verursachen einen Atem, der nach Fisch oder Urin riecht, bei einer eitrigen Bronchitis entstehen faulige Gerüche. Wer hungert oder fastet, kann ebenfalls einen unangenehmen Geruch verströmen.

Mehr trinken

Auch ein trockener Mund kann eine Ursache sein. Er kommt häufig bei älteren oder pflegebedürftigen Menschen vor, die hauptsächlich durch den Mund atmen. Hier kann eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr für Speichelfluss und somit eine Selbstreinigung sorgen.

Zähneputzen genügt nicht

Zähneputzen allein genügt nicht

Das wirksamste Mittel gegen Mundgeruch ist eine sorgfältige Mundhygiene mit regelmäßigem Zähneputzen und Säubern der Zahnzwischenräume mit Interdentalbürstchen und/oder Zahnseide.

Wenn jedoch auch die Zunge mit ihren unzähligen Furchen und Nischen vom anrüchigen Bakterienrasen überzogen ist, genügt diese Grundreinigung oftmals nicht mehr. Vor allem das hintere Drittel des Organs, das mit der Zahnbürste kaum erreicht werden kann, bedarf dann einer gesonderten Behandlung.

Mundgeruch kommt in vielen Fällen von Bakterienbelägen im hinteren Zungenbereich. Zungenschaber reduzieren diese Beläge (Bild: Romstorfer/VKI)

Mittel der Wahl für die Bereiche weit hinten auf dem Zungenrücken sind spezielle Zungenreiniger. Im Handel sind geeignete Produkte aus Kunststoff oder Edelstahl erhältlich. Dies zeigte ein Praxistest der deutschen Stiftung Warentest. Ein Großteil der Probanden war mit Handhabung und Ergebnis zufrieden. Sie gaben an, dass sich die Zungenoberfläche nach der Reinigung deutlich glatter anfühlte.

Keine Verletzungsgefahr

Bei korrekter Verwendung – vom hinteren Zungenbereich mit leichtem Druck über den Zungenrücken nach vorne streichen – besteht keine Verletzungsgefahr, da Kanten ausreichend gut abgerundet sind. Manche Reiniger sind auf einer Seite mit einer weichen Lamelle oder einem Bürstchen ausgestattet. Damit können Beläge besonders schonend entfernt werden, nachdem sie mit der festeren Schabekante gelöst wurden.

Sanfte Reinigung

Bei der Anwendung sollte man möglichst sanft vorgehen, um keinen Würgreflex auszulösen. Ein sehr flacher Reiniger kann hier vorteilhaft sein; hilfreich ist zudem, die Zunge mit einem Taschentuch leicht nach vorne zu ziehen. Unterstützend kann bei der Bekämpfung des Mundgeruchs auch Zahnpasta direkt auf der Zunge angewendet werden. Dazu eine kleine Menge auftragen und mit dem Reiniger abziehen.

Mundwasser, Spüllösung, Zahnarzt

Mundwasser und Spüllösung

Viel beworben werden auch Mundwässer. Diese können zwar nützlich sein, vermögen die unangenehmen Gerüche allerdings genauso wie Kaugummis nur kurzfristig zu überdecken, da sie die Ursachen des Übels nicht beseitigen. Manche Produkte enthalten als desinfizierenden Wirkstoff Chlorhexidin.

Es kann bei Zahnfleischentzündungen hilfreich sein und ebenso, wenn es etwa beim Setzen von Zahnimplantaten darum geht, Infektionen zu vermeiden. Ein dauerhafter, medizinisch nicht indizierter Gebrauch birgt allerdings Risiken. So können sich Zunge und Zähne verfärben und das Geschmacksempfinden kann beeinträchtigt werden.

Chlorhexidin und Zinkverbindungen

Gefährlich wird die Anwendung von Chlorhexidin, wenn eine Allergie dagegen vorliegt. Dann kann es unter Umständen sogar zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Besser geeignet sind andere antibakterielle Wirkstoffe, zum Beispiel Zinkverbindungen. Allerdings sollten auch diese nur über einen kurzen Zeitraum verwendet werden.

Zahnarzt aufsuchen

Verschwindet der Mundgeruch trotz gründlicher Hygiene nicht, sollte man unbedingt einen Zahnarzt aufsuchen. Denn dann liegt die Ursache des Übels mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer Entzündung des Zahnfleisches oder des Zahnbetts, die einer medizinischen Behandlung bedarf.

Die Zunge

Unsere Zunge ist ein äußerst gut durchbluteter und mit vielen Nerven versorgter Muskel, der von einer Schleimhaut überzogen ist.

Seine raue Oberfläche verdankt das Organ sogenannten ­Zungenwärzchen oder Papillen, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Dank der Papillen können wir etwa Form und Festigkeit aufgenommener Lebensmittel und Gegenstände beurteilen und Geschmack wahrnehmen. Für diesen hochkomplexen Vorgang ist eine Vielzahl von Nervenzellen notwendig. Die Geschmackspapillen vergrößern die Oberfläche der Zunge um ein Vielfaches. In den durch die Zungenwärzchen gebildeten Vertiefungen können sich vor allem im hinteren Drittel der Zunge Speichel und Speisereste einlagern. Diese begünstigen die Bildung von Fäulnisbakterien. Sichtbar werden sie durch einen weißlichen Belag auf der Zunge, der auch für Mundgeruch verantwortlich ist.

Zusammenfassung

  • Zungenreiniger: Wer häufig unter Mundgeruch leidet, sollte regelmäßig bakterielle Beläge von der Zunge entfernen. Dazu geeignet sind im Handel erhältliche Zungenreiniger aus Kunststoff oder Edelstahl. Zweimal täglich ver­wenden, am besten gleich im Anschluss an das Zähneputzen.
  • Anwendung: Zungenspitze vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger festhalten und leicht nach vorne ziehen. Ein Taschentuch kann dabei hilfreich sein. Mit der anderen Hand den Zungenreiniger mit sanftem Druck mehrmals von möglichst weit hinten im Rachenbereich über den Zungenrücken nach vorne ziehen.
  • Waschen und trocknen lassen: Den Reiniger zwischendurch mit klarem Wasser abspülen. Nach Gebrauch gründlich unter fließendem Wasser abwaschen und anschließend an der Luft trocknen lassen.

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