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Waschbare Herrenanzüge - Ab in die Maschine!

  • Baumwollanzüge sind für die Waschmaschine ungeeignet
  • Polyester punktet in fast allen Bereichen
  • Anzüge sind meist pflegeaufwendig

Nicht bei allen beliebt, aber oft eben „notwendig“: der Anzug gehört in manchen Branchen immer noch zur Berufskleidung. Wem edle Anzüge aus superfeinem Garn zu teuer sind, und wer die Kosten und den Aufwand für die Putzerei scheut, mit denen besonders bei hellen Anzügen in kurzen Abständen zu rechnen ist, für den gibt es eine Alternative: waschbare Herrenanzüge.

Drei Exemplare

Wir haben uns drei Exemplare näher angesehen. Das markenlose Produkt aus Polyester bekam ein „sehr gut“; ein Anzug aus der Odermark men’s collection konnte ein „gut“ verbuchen und der Bonomi-Anzug musste mit einem „weniger zufriedenstellend“ vorlieb nehmen.

Testergebnis materialabhängig

Das Testergebnis, so viel ist klar, hängt sehr stark vom Material ab. Der Testsieger war zur Gänze (Obermaterial und Futter) aus der sehr robusten Chemiefaser Polyester gefertigt. Der Verlierer verwendete Baumwolle als Obermaterial und Polyester als Futter. Baumwolle, das lernt der Textiltechniker schon im Kindergarten, geht ein und knittert leicht. Zwar kann die Chemie mit Hilfe der sogenannten Ausrüstung die Naturfaser weniger empfindlich und pflegeleichter machen. Aber das hat, wie der Test zeigt, nur eingeschränkt funktioniert.

Billigprodukt aus Polyester war sehr gut

Was nützt mir der schönste waschbare Anzug, wenn er beim Waschen eingeht? Der markenlose Anzug ist überhaupt nicht eingegangen, was bei Polyester zu erwarten war. Beim Odermark-Anzug schrumpfte das Sakkofutter ein wenig und der Bonomi-Baumwollanzug ging kräftig ein (knapp drei Prozent). Fachleute stufen Maßänderungen von bis zu einem Prozent als „gut“ ein. Liegt sie über drei Prozent, ist sie inakzeptabel. Das wirkt sich vor allem an den Ärmeln und noch mehr an der Hose aus. Ist die Hose vor dem Waschen zum Beispiel einen Meter lang und geht sie dann drei Prozent ein, dann sind das immerhin drei Zentimeter, und das schöne Männerbein wird sichtbar – bloß will das keiner sehen. Die Lösung könnte darin bestehen, dass Sie eine langgestellte Hose nehmen (so lautet der Fachausdruck für die extralangen Konfektionsgrößen), waschen und dann erst die Beinlänge endgültig fixieren.

Obermaterial und Futter müssen harmonieren

Der Test zeigte auch, dass Obermaterial und Futter – das gilt für alle Kleidungsstücke – harmonieren müssen. Sonst passiert es wie beim Bonomi-Anzug, dass das Futter unverändert bleibt (Polyester), im Vergleich zum eingegangenen Obermaterial aber zu groß wirkt. Da stimmen die Relationen nicht mehr.

Wellige Vorderseite bei zwei Produkten

Ein heikler Punkt bei Sakkos ist die Vorderseite. Früher brachte der Schneider die sogenannte Front mit Einlagen verschiedenster Art und mit Nadel und Zwirn in Form. Heute werden die äußeren und inneren Stoffschichten unter Druck und Hitze verklebt, „Frontfixierung“ heißt das. Immer wieder kommt es vor, dass sich diese Frontfixierung teilweise löst, wellig wird und unansehnlich aussieht. Das kann in der Putzerei ebenso wie beim Waschen zu Hause passieren. Wieder zeigte der Polyesteranzug eine einwandfreie Frontfixierung, die beiden anderen boten wellige Nähte, Falten und Stellen, an denen sich das Innenleben außen abzeichnete. „Nicht für die Besprechung mit dem Chef geeignet“, lautet unser Urteil – es sei denn, Sie wollen auf ganz besonders raffinierte Weise um eine Gehaltserhöhung vorstellig werden. Besonders unangenehm fiel uns der Baumwollanzug auf: Nach den fünf Wäschen hatte sich deutlich die Farbe geändert. Bei dunklen Anzügen wäre der Farbverlust noch stärker ausgefallen.

Bügeln braucht viel Erfahrung

Ist schon das korrekte Bügeln eines Hemdes keine einfache Sache, so braucht es für das Bügeln eines Anzuges noch viel mehr Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Das schafft meist nur die Putzerei. Bei waschbaren Herrenanzügen gehört aber das eigenhändige Bügeln dazu. Denn es hat keinen Sinn, durch das Waschen zu Hause Geld zu sparen, um dann den Anzug in der Putzerei bügeln zu lassen.

Auch beim Bügeln punktete der markenlose Polyesteranzug deutlich: Um ein gutes Aussehen zu erreichen, war nur ein mäßiger Aufwand nötig. Sehr aufwendig gestaltete sich hingegen die Prozedur beim Bonomi-Baumwollanzug. Der Bug war nach dem Waschen weg und musste neu in die Hose gebügelt werden. Auch die Oberfläche des Baumwollanzuges vertrug das Waschen nicht sonderlich gut. Sie wurde rau, bildete kleine Knötchen (Pilling); der Ärmelansatz an der Schulter zog Falten, die Nähte wurden wellig. – Die Hosen überstanden das Waschen deutlich besser als die Sakkos (die Baumwollhose mit Einschränkung).

Unser Rat: Wenn Sie sich einen waschbaren Anzug zulegen, müssen Sie ihn folgendermaßen reinigen: bei 30 Grad im Schonprogramm (Balken unter dem Bottich) waschen, dann kurz anschleudern, sofort herausnehmen, auf einen Kleiderbügel hängen, ausstreifen und in Form bringen.

Ergebnis: Nur der Anzug aus 100 Prozent Polyester war nach dem Test noch einigermaßen schön. Wobei „schön“ relativ ist. Alle drei sind beige, farblich also kein wirkliches Schmuckstück. Bei der Pflege hat sich Polyester bewährt. Ob für Männer diese Chemiefaser bei Sommertemperaturen angenehm zu tragen ist, ist eine andere Frage. Schließlich saugen Baumwolle und Wolle den Schweiß viel besser auf. Doch die mangelnde Feuchtigkeitsaufnahme sollte kein wirkliches Argument sein. Schließlich geht auch bei den Frauen der Trend in der Oberbekleidung weg von der Natur-, hin zur Chemiefaser.

Vorteile:

  • geringe Ausgaben für die Reinigung
  • Unabhängigkeit von der Putzerei

Nachteile:

  • Anzüge werden (Ausnahme: Polyester) bald unansehnlich.
  • Baumwollanzüge sind für das Waschen nicht geeignet.
  • Das Bügeln ist schwierig.
  • Die Auswahl ist gering.
  • Für formelle Anlässe sind sie nicht zu empfehlen.

Testergebnisse

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Anzug 1
Anzug 1 markenlos (gekauft bei Texhages) Test-Urteil: sehr gut Preis: 795,– Material: Oberstoff und Hauptfutter 100 % Polyester Technische Prüfung und subjektive Beurteilung: Keine Maß-, Stoffstruktur- oder Farbtonveränderungen, der Bügelaufwand ist gering, Tragen und optischer Gesamteindruck sind gut. |
Anzug 2
Anzug 2 Odermark men´s collection (gekauft bei Kleiderhaus Hermann Teller) Test-Urteil: gut Preis: 4880,– Material: Oberstoff: 75% Polyester, 25 % Modal, Hauptfutter: 54% Viskose, 46% Polyester Technische Prüfung und subjektive Beurteilung: Geringe Maßänderung beim Futter, leichte Farbtonveränderung; Bügelaufwand, Tragen und optischer Gesamteindruck sind durchschnittlich. |
Anzug 3
Anzug 3 Bonomi (gekauft bei Peek & Cloppenburg GesmbH.) Test-Urteil: weniger zufriedenstellend Preis: 2490,– Material: Oberstoff 100 % Baumwolle, Hauptfutter 100% Polyester Technische Prüfung und subjektive Beurteilung: Große Maßänderung beim Oberstoff, keine beim Futter, Farbton- und Stoffstrukturänderung durchschnittlich, Bügelaufwand sehr groß, Tragen und optischer Gesamteindruck: weniger zufriedenstellend. |
Anzug 1
Anzug 2
Anzug 3

Pflegeleicht. Waschbare Polyesteranzüge sind sehr pflegeleicht. Es könnte aber sein, dass Sie in dem Polyestergewebe ins Schwitzen kommen.

Keine Baumwolle. Baumwollanzüge sind für das Waschen nicht zu empfehlen. Sie werden unansehnlich.

Bügeln ist aufwendig. Wer seinen Anzug zu Hause wäscht, sollte ihn auch selbst bügeln. Dazu braucht es eine sehr geübte Hand.

Hose und Sakko. Wie in der Putzerei: Zusammengehörige Teile müssen miteinander gereinigt werden.

Im Test: drei als waschbar gekennzeichnete Herrenanzüge. Untersucht wurde, wie die Anzüge nach fünf Haushaltswäschen passen, aussehen und sich bügeln lassen.

Wäschen: Gewaschen wurde in einer Miele-Haushaltswaschmaschine im Feinwaschprogramm (30 Grad Celsius, 400 Schleudertouren), eingesetzt wurde ein Marken- Colorwaschmittel.

Beurteilung: Beurteilt wurden Maß- und Farbtonänderung, Bügelaufwand, Tragbarkeit, Änderung der Stoffstruktur, optischer Gesamteindruck nach der fünften Wäsche.

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