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Kein Telefon in Einöd - Telefonzellen sterben aus

Es lebe das Handy!

Das waren Zeiten! Die Telefone hatten Wählscheiben und konnten keine einzige Melodie klingeln; man musste schön „Bitte, bitte“ sagen, damit man eines bekam, die Telefonfirma hieß noch Post, und die Postler trugen fesche Uniformen.

Heute wird einem von allen Seiten zugerufen, man möge sich doch ein Handy schenken lassen. Das Wort „Festnetz“ riecht antiquarisch. Allein die Vorstellung, dass seine geistig hoch stehenden Gespräche durch einen dünnen Draht kriechen müssen, hat für den modernen Menschen etwas Steinzeitliches.

Es ist eine schöne neue Welt der Telekommunikation, in der wir leben. Der Himmel hängt voller Gedanken, die sich aus den Handys, frei wie die Vögel, in die Lüfte erheben. Zumindest so lange, bis sie der Erhalt einer Rechnung auf den Boden zurück holt.

Wenn wir aber die Glaskugel zur Hand nehmen und in die fernere Zukunft schauen, sehen wir, wenn auch verschwommen, dass uns da oder dort die alte Post doch fehlen könnte.

Was gehört zu den Pflichten privater Unternehmen? Sie sollen einen Gewinn machen, genau. Und womit werden sie ganz sicher keinen Gewinn machen? Zum Beispiel mit der Telefonzelle in Einöd am Walde, wo vorwiegend der Fuchs anruft, um dem Hasen gute Nacht zu sagen.

Wenn wir in der Glaskugel eine Statistik der Zukunft aufrufen, sehen wir, dass auf jeden Österreicher 1,8 Handys kommen werden. Wer sollte da noch eine Telefonzelle brauchen, außer den Herrschaften, die im spontanen Bestreben, sich im Volksmund als „Vandalen“ zu profilieren, den Hörer ab- und das Telefonbuch zerreißen?

Vielleicht der alte Einöd-Bauer, der sich kein Handy schenken lässt, weil er das Kleingedruckte nicht lesen kann. Muss er halt Briefe schreiben – aber halt, die Zustellung nach Einöd am Walde, sagt uns die Glaskugel, rechnet sich auch schon lange nicht mehr.

Wo überall liegt Einöd? fragen wir die Glaskugel, aber sie verdunkelt sich. Das macht sie immer bei schlechten Nachrichten – aus Angst, dass wir sie fallen lassen.

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