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Bestattungsarten: See-, Luft-, Bergbestattung - Unendliche Möglichkeiten

See-, Luft-, Bergbestattung oder eine Reise zu den Sternen: Es gibt viele Möglichkeiten, die Asche eines Verstorbenen beizusetzen. Vorausgesetzt, man geht dafür ins Ausland.

Friedhofszwang in Österreich

„Wenn ich einmal nicht mehr bin, streut meine Asche in den Wind.“ – Wer diesen letzten Wunsch an seine Angehörigen hat, ist hierzulande chancenlos. In Österreich gilt nämlich grundsätzlich Friedhofszwang. Das heißt, der Leichnam muss auf einem Friedhof, in einem Urnenhain oder in einer Urnennische beigesetzt werden. Das schreiben alle neun Landesgesetze (das Leichen- und Bestattungswesen ist Sache der einzelnen Bundesländer) vor.

Ausweichen ins Ausland

In manchen anderen europäischen Ländern ist dagegen erlaubt, was bei uns verboten ist: In den Niederlanden z.B. darf Leichenasche überall, in Finnland überall außer auf öffentlichen Wegen und in der Schweiz überall außer auf Friedhöfen verstreut werden.

Kein Heimatzwang

So genau die hiesigen Gesetze das Vorgehen im Todesfall regeln, keines schreibt vor, dass ein in Österreich Verstorbener auch hier bestattet werden muss. Eine Beisetzung ist genauso im Ausland möglich. Die heimischen Krematorien sind nur verpflichtet, die Aschenurne an eine ordentliche Begräbnisstätte auszuhändigen (üblicherweise per Postversand). Ob diese sich in Österreich oder sonst wo befindet, ist nicht maßgebend, auch nicht, was mit der Asche weiter geschieht. Jenseits der Staatsgrenze sind daher längst außergewöhnliche Beisetzungsarten möglich, die teils über heimische Bestattungsunternehmen organisiert werden können.

Seebestattung

Bei einer Seebestattung wird die Asche wird in eine Urne aus leicht löslichem Material wie z.B. Muschelkalk umgefüllt, an Bord eines Schiffes gebracht und auf hoher See (Adria, Nord- oder Ostsee) versenkt. Für die feierliche Beisetzung ist in der Regel der Kapitän zuständig. Einige Rituale während der Beisetzung sind möglich, etwa das Einholen und Hissen der Flagge oder das Läuten der Schiffsglocke.

 

Die Hinterbliebenen des Verstorbenen bekommen einen Ausschnitt aus der Seekarte, wo der Ort der Bestattung markiert ist. Eine Beisetzung in Binnengewässern ist nicht möglich. Kosten: zwischen 1000 und 1800 Euro.

Bergbestattung

Die Bergbestattung kann vor allem in der Schweiz durchgeführt werden: Die Asche wird nicht in einer Urne beigesetzt, sondern auf einer Wiese ausgestreut.

Es ist auch möglich, einen Gedächtnisbaum zu pflanzen. Kosten: 600 bis 750 Euro.

Luftbestattung

Was in Österreich verboten ist, nämlich die Asche in den Wind zu streuen, ist z.B. in Frankreich, Spanien und der Schweiz erlaubt. Das geschieht üblicherweise von einem Ballon aus.

Aber auch Flugzeuge und Helikopter kommen zum Einsatz. Eine Alternative vor allem für diejenigen, die sich der Luftfahrt besonders verbunden fühlten. Kosten: 1300 bis 2300 Euro.

Wasserfontäne

Hier wird die Leichenasche über eine Spezial-Urne in eine Wasserfontäne eingebracht und kehrt so in den Kreislauf der Natur zurück.

Diese Bestattungsart ist z.B. in Budapest möglich. Kosten: 1600 bis 2000 Euro.

Baumbestattung

Eine biologisch abbaubare Aschenkapsel wird im Wurzelbereich eines Baumes beigesetzt. Die Pflanze nimmt die Asche auf. Der Baum kann auf Wunsch mit einer Plakette gekennzeichnet werden.

Entwickelt wurde diese Bestattungsart 1993 von einem Schweizer Elektroingenieur. Kosten: 1400 bis 1900 Euro.

Diamantbestattung

Die Asche des Verstorbenen wird unter hohem Druck und bei hoher Temperatur in einen Diamanten umgewandelt. Unternehmen in der Schweiz haben sich auf diesen Prozess spezialisiert, der etwa drei Monate dauert. Für die Fertigung des Edelsteins ist ein halbes Kilo Asche nötig, der Rest wird zur Beisetzung retourniert oder es werden mehrere Edelsteine gefertigt.

Der Diamant erstrahlt in Weiß oder Blau – je nach der individuellen chemischen Zusammensetzung der Asche. Er kann als Schmuckstück, z.B. als Ring, getragen oder an einem bestimmten Ort aufbewahrt werden. Die Preise dafür bewegen sich zwischen 5000 und 13.500 Euro.

Weltraumbestattung

Sie wurde in den USA erfunden und kann auch nur von dort aus durchgeführt werden. Angeboten werden derzeit drei Arten der Weltraumbestattung, sie kosten zwischen 11.000 und 25.000 Euro.

  • Earth Orbit Service (Bestattung in der Erdumlaufbahn): Ein Teil der Asche wird in einer Hülse, die etwa die Größe eines Lippenstiftes hat, in die Erdumlaufbahn gebracht. Diese Form der Bestattung wurde 1997 eingeführt und findet inzwischen regelmäßig statt.
  • Luna Service (Bestattung auf dem Mond): Diese einmalige Bestattungsform fand das erste Mal 1998 mit dem Abschuss des NASA-Satelliten Lunar Prospector zum Mond statt. Bei der Mondbestattung wird die Asche auf der Mondoberfläche abgesetzt. Wenn Sie sich dafür entscheiden, sollten Sie eine lange Wartezeit einplanen.
  • Voyager Service (Bestattung im Universum): Die Asche wird zu den Sternen geschossen und geht so auf eine endlose Reise. Auch bei dieser Bestattungsart ist mit einer langen Wartezeit zu rechnen.

Ob Erdumlaufbahn, Mond oder Universum: Es wird jeweils nur ein kleiner Teil der Leichenasche in den Weltraum überführt. Der verbleibende Teil kann auf der Erde beigesetzt werden.

Gemeinsam ist allen alternativen Bestattungsformen, dass die Angehörigen dabei sein können, wenn sie das möchten. Es ist aber auch eine anonyme Beisetzung möglich. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten: Geben Sie die jeweiligen Begriffe auf Google ein. Sie werden überrascht sein, wie viele Treffer es gibt. Die bei uns angegebenen Preise sind Richtpreise, die je nach Anbieter und tatsächlicher Leistung stark differieren können.

Keine Folgekosten

Alle diese etwas ausgefallenen Bestattungsarten ersparen den Hinterbliebenen weitere Folgekosten. Kein Grabstein muss gekauft, keine Friedhofsgebühr bezahlt, keine gärtnerische Arbeit geleistet werden. Doch den Angehörigen sollte klar sein, dass damit auch ein Ort fehlt, wo sie ihre Trauer hintragen können. Oft wird ihnen das erst bewusst, wenn es bereits zu spät ist.

Fotos: Wodicka, photos.com

Urne im Bücherregal

Trotz Friedhofszwang ist es auch bei uns möglich, eine Aschenurne daheim aufzubewahren oder im eigenen Garten zu bestatten. Voraussetzung: eine behördliche Genehmigung. Wie Sie zu dieser Bewilligung kommen und welche Auflagen damit verbunden sind, berichten wir in einer der nächsten Ausgaben von „Konsument“.

Leserreaktionen

„Welche Erlebnisse hatten Sie mit Bestattern?“, fragten wir in „Konsument“ 11/2007. Überraschend:
Die Meisten sind über die Höhe der Friedhofsgebühren verärgert. Zum Schutz unserer Leser
haben wir die Briefe anonymisiert.

Gut und günstig
Für 2800 Euro wurden von der Bestattung Wien alle Behördenwege erledigt, gab es Urnengrab, Sarg, Kremation, Urne, Überführung, Verabschiedung und Beisetzung. Schöne Parten kann man sich heute am PC schon selber machen.
A. H., Wien

In Villach gibt es die Städtische Bestattung oder die Pax. Ich habe mich für die Pax entschieden, als meine Tante starb. Sie sollte eingeäschert werden. Das ganze Begräbnis kostete nur 1612 Euro.
A. B., Villach

Schlecht beraten
Bei der Bestattung Wien wurden wir zwar freundlich begrüßt, aber alle weiteren Informationen und Auskünfte waren leider nicht nach unseren Vorstellungen! Die Angestellte war mit unseren Fragen sichtlich überfordert.
C. I., Wien

Immer teurer
Für das Benutzungsrecht eines Erdgrabes am Wiener Zentralfriedhof muss für jede Person (auch Exhumierte) bezahlt werden: Ein Sarg mit acht exhumierten Personen und ein Sarg mit einer Person ergeben 1102 Euro für
10 Jahre!
A.K., Wien

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