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Euro - Den Preissündern auf der Spur

Der Euro bewegt die Nation: In den letzten Wochen sind unzählige Leserbriefe und Telefonate bei uns eingelangt, die über ungerechtfertigte Preiserhöhungen im Vorfeld der Währungsumstellung berichten. Wir bringen hier einen repräsentativen Querschnitt.

Kann das noch Zufall sein?

Mir fallen in letzter Zeit immer mehr Preiserhöhungen im Lebensmittelhandel auf, die, wenn sie durch 13,7603 dividiert werden, sehr einfach „abzurundende“ Beträge ergeben (zB von 18,90 Schilling auf 24,90; dieser Betrag könnte in der Folge auf 1,79 Euro abgerundet werden). Kann so etwas Zufall sein und falls nicht, sind dieses Preiserhöhungen so kurz vor der Einführung des Euro eigentlich noch gesetzeskonform?

Stefan Waltl
Internet

SPAR: abrunden oder aufrunden?

In einer Postwurfsendung von SPAR wird doppelseitig die „Abrundungsgarantie“ – Weglassung der 3. Kommastelle – angepriesen! Als Beispiel: Statt 10 Schilling zahle man ab 1. 1. 2002 nur 9,91 Schilling (was 0,72 Euro entspricht). Aber: Es gibt gar keine 10-Schilling-Preise, sondern 9,90-Preise. Im selbigen Prospekt werden sieben(!) 9,90-Preise angepriesen, aber kein einziger 10-Schilling-Preis, was somit Beweis genug ist. Wenn aber ein 9,90-Preis auf 0,72 Euro umgerechnet wird, liegt eine Preiserhöhung vor, nämlich auf 9,91 Schilling. Eine Verbilligung wäre bei einem Euro-Preis von 0,71 gegeben (entspricht 9,77 Schilling). Bin mir sicher, diese wird es nicht geben.

Ing. Herbert Beclin
Velden

Die SPAR-Verbraucherberatung hat darauf wie folgt reagiert:
Die Abrundung gilt selbstverständlich auch bei einem Produktpreis von 9,90 Schilling. Mit Jahreswechsel 2001/2002 zahlen Sie für ein solches Produkt effektiv nur mehr 9,77 Schilling.

Genaue Kontrolle

Ich möchte dringend darauf hinweisen, dass sich schleichende Preiserhöhungen in Geschäften des täglichen Bedarfs (Spar, Billa, Hofer...) regelmäßig feststellen lassen. Ein Beispiel: Ein Liter Milch, der bisher 8,90 Schilling (0,65 Euro) gekostet hat, kostet nunmehr 9,60 Schilling (0,70 Euro). Dies ließe sich beliebig fortsetzen. Ich hoffe, dass hier eine genaue Kontrolle (wie von der Regierung versprochen) stattfindet und der VKI seiner Aufgabe gerecht wird.

Peter E. Drechsler
Hard

Leider gibt es gegen solche Preiserhöhungen nur in Extremfällen eine rechtliche Handhabe. Wirkungsvoller erscheint es uns, Preissünder der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dazu werden wir unseren Beitrag leisten.

Die Redaktion

Unauffällige Preiserhöhungen

Ich kann schon nicht mehr hören, wie sich einige Handelsfirmen und Politiker nicht entblöden, immer wieder zu betonen, dass der Konsument bei der Euro-Umstellung nicht „draufzahlen“ wird. Ja manche sogar kreativ ankündigen, für den Kunden abzurunden statt aufzurunden (Spar in Ganzseiten-Inseraten). Fest steht, dass bereits jetzt etliche Handelsbetriebe (Spar, Billa…) kleine Preiserhöhungen durchführen, die nicht so auffallen weil sie im „Ein-Schilling-Bereich“ liegen.

Bei Anker zum Beispiel kostet ein bestimmtes Kornweckerl von heute auf morgen statt 14,90 Schilling plötzlich 15,90. Und so zieht sich das durch die Lebensmittelbranche. Wird man als Konsument für blöd angeschaut?

Günter Krepella
Internet

Viele schwarze Schafe

Vorausschicken möchte ich, dass ich grundsätzlich für die Einführung der Euro-Währung bin. Leider wird durch viele „schwarze Schafe“ in der Wirtschaft der Sache nichts Gutes getan. Trotz aller Beteuerungen in Publikationen, TV-Werbesendungen usw., dass bei der Umrechnung ab Jänner 2002 durch Aufrundung kein „Körberlgeld“ erwirtschaftet wird, sind kluge Köpfe schon seit einiger Zeit daraufgekommen, dass man die Preiserhöhungen – ob gerechtfertigt oder nicht – ja auch vorziehen kann. Ein paar Beispiele (gekürzt):

Die Marktgemeinde Perchtoldsdorf hat die Parkgebühr in den Kurzparkzonen heuer bereits von 5 auf 7 Schilling erhöht. Nach der Umrechnung ergibt sich wundersamerweise wieder ein runder Betrag: 0,50 Euro! Die Preiserhöhung beträgt stolze 40 Prozent. Die Konditorei L. Heiner hat plötzlich auch Groschenbeträge für ihre Mehlspeisen, so kostet ein Nussbeugerl statt 19 nun 19,40 Schilling; sind nur 2 Prozent, aber mit steigender Begeisterung der Wirtschaft für diese Methoden wird die Inflationsrate ganz schön steigen. Der neue Betrag lässt sich auch hübscher umrechnen. Ich glaube zu wissen, dass in der Einführungsphase des Euro Umrechnungs-Preiserhöhungen verboten sind. Leider hat man auf Regelungen für die Zeit bis dahin vergessen. Ich halte dies für eine grobe Unterlassung der dafür Verantwortlichen. Wenn von der Wirtschaftskammer blauäugig darauf hingewiesen wird, dass die Wirtschaft ersucht wurde, in dieser Zeit besondere Preisdisziplin zu halten, hilft das wenig. Öffentlichwirksam wird diese Tatsache auch nicht diskutiert – kein Wunder, arbeiten Kommunen und Medien doch nach der gleichen Methode.

Rudolf Sadransky
Internet

Getarnte Preiserhöhung

Der Preis der Sorte Enzian der Firma Rupp blieb gleich, aber der Inhalt der Packung wurde von 240 auf 200 Gramm reduziert, was einer Preiserhöhung von 20 Prozent entspricht. Unverschämt, zumal überdies der Käsegehalt von 55 auf 52 Prozent reduziert wurde. Da bei der Umstellung auf den Euro keine Preiserhöhungen erlaubt sind, ist es verständlich, dass alle Produzenten jetzt erhöhen. Doch die Preiserhöhung von Rupp übersteigt bei weitem die Indexsteigerung und ist daher nach meinem Dafürhalten nicht gerechtfertigt.

Dr. Helmut Sockel
Wien

Bewusst geworden

Heute ist mir das erste Mal bewusst geworden, dass durch den Euro Dinge teurer werden. War heute beim Schlecker, der deutschen Diskontkette. Ich kaufe dort immer bunte Servietten, die bisher 5,90 gekostet haben. Jetzt: 6,80 Schilling (oder 49 Cent). Nominal keine aufregende Erhöhung, aber in Prozent schaut es schon anders aus. Daraufhin habe ich mir die anderen Preise auch angesehen. Und siehe da – alles „schöne“ Euro-Preise: 99 Cent, 1,29 Euro…, aber in Schilling ist alles teurer geworden. Jaja, nicht nur beim Schlecker wird das so sein...

Vanessa Schwärzler
Internet

Sollten Sie Fragen zum Thema Euro haben, rufen Sie unsere EURO-Hotline 0810 810 226 (Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, österreichweit zum Regionaltarif) – eine Kooperation mit der EURO-Initiative der Bundesregierung.

Haben auch Sie Erfahrungen mit ungewöhnlichen oder falsch umgerechneten Preisen gemacht? Schreiben Sie uns Ihre Beobachtungen - wir werden weiterhin darüber berichten und die Informationen auch der EURO-Initiative der Bundesregierung zur Verfügung stellen, die gegebenenfalls rechtliche Schritte unternehmen kann.

Kennwort "EURO",
Postfach 441, 1061 Wien
oder
E-Mail: leserbriefe@konsument.at

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