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Scan4Chem - Druck auf Hersteller erhöhen

Helfen Sie mit, den Druck auf die Erzeuger zu erhöhen, schadstofffreie Produkte herzustellen – indem Sie die App „Scan4Chem“ aktiv nutzen.

Was haben Eisbären mit einer Schadstoff-App zu tun? Mehr als Sie vielleicht denken. Eisbären bzw. deren schwindende Lebensräume werden ja bereits als Sinnbild der drohenden Klimakatastrophe geführt. Aber nicht nur von dieser Seite droht diesen Wildtieren Ungemach, auch Schadstoffe setzen ihnen zu. Beispielsweise langlebige Umweltgifte (sogenannte POPs), die sich, einmal freigesetzt, häufig weltweit verbreiten und teilweise jahrhundertelang in Ökosystemen verbleiben.

Woher stammen die Schadstoffe?

Beispielsweise aus alten Elektrogeräten, Textilien oder Kunststoffen. Aber auch heute kommen POPs in Spezialprodukten wie Berufskleidung oder in medizinischen Produkten zur Anwendung. Sogar in Alltagsprodukten werden sie bisweilen noch eingesetzt. Wir Konsumenten werden völlig in Unkenntnis gelassen, was uns da untergejubelt wird. Solche Chemikalien gelangen in die Nahrungskette und können entsprechend auch in Eisbärengewebe gefunden werden. Und natürlich auch im Menschen.

Kann denn so etwas legal sein, werden Sie sich fragen? Leider ja. Mehr als 100.000 verschiedene Chemikalien werden weltweit bei der Herstellung von Alltagsgegenständen verwendet – darunter einige, die besonders schädlich für Mensch und Umwelt sind. 2007 ist die Chemikalienverordnung REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) in Kraft getreten, die in der EU den Umgang mit Chemikalien regeln soll. Ein Fokus liegt auf den besonders besorgniserregenden Substanzen, die Liste umfasst derzeit rund 200 solcher SVHCs (substances of very high concern).

SVHCs können hormonell schädlich, krebserregend, erbgutschädigend, fortpflanzungsgefährdend oder auch stark umweltschädigend sein. Verboten sind sie deshalb noch nicht. Aber REACH legt immerhin eine Informationspflicht für Hersteller fest, wenn ein SVHC in seinem Erzeugnis in einer Konzentration von mehr als 0,1 % enthalten ist.

Fragen Sie nach, mit unserer kostenlosen App!

Und jetzt kommt die eingangs erwähnte App ins Spiel. Gemeinsam mit 20 Partnern aus 13 europäischen Ländern arbeitet der VKI an der Erstellung einer umfassenden Datenbank, die SVHCs in Alltagsprodukten auflisten soll. Herzstück dieser Bemühung ist die Smartphone-App „Scan4Chem“, die es Konsumenten erleichtern soll, nachzufragen, ob in ihren Produkten Schadstoffe enthalten sind. Die Überlegung: Diese Konsumentenanfragen respektive die daraus generierte öffentlich einsehbare Produktdatenbank erhöhen den Druck auf die Unternehmen, giftige Stoffe durch sichere Alternativen zu ersetzen.

Natürlich wäre eine verpflichtende Kennzeichnung besser als eine Auskunftspflicht (die Auskunft muss darüber hinaus erst nach 45 Tagen erfolgen). Das Lobbying der Industrie ist bei diesem Thema allerdings äußerst ausgeprägt und erfolgreich. Aber sehen wir es positiv und betrachten wir es als weiteren Schritt in die richtige Richtung – steter Tropfen höhlt den Stein. Entsprechend lautet unsere Aufforderung: Laden Sie Scan4Chem gratis im App-Store Ihres Vertrauens herunter – und fragen Sie nach! Weitere Informationen finden Sie online auf Scan4Chem: App für Schadstoffe in Alltagsprodukten

Leserreaktionen

Bewusst geworden

Ich bedanke mich für Ihren Artikel bezüglich konventioneller Landwirtschaft und Scan4Chem. Ich habe die App jetzt heruntergeladen. Bezüglich des Begriffes der konventionellen Landwirtschaft hatte ich bis vor wenigen Jahren auch noch ein „irregeleitetes“ Verständnis. Auch ich verband etwas Positives mit diesem Begriff.

Vor einigen Jahren begann ich damit, mein Brot selbst zu backen, da mir bewusst wurde, wie wertlos das moderne industriell hergestellte Schwarzbrot war. Hochwertiges Vollkornbrot empfand ich als recht teuer, daher entschied ich mich, es selbst zu backen, und suchte nach erschwinglichen, gesunden Zutaten. Als ich mich mit der Materie beschäftigte, verstand ich den Begriff „konventionelle Landwirtschaft“ zum ersten Mal richtig und suchte nach Alternativen.

Ich möchte Sie ermutigen, die Thematik im Magazin immer wieder mal zu beleuchten von verschiedenen Seiten, damit wir als Konsumenten und Leser dahin gehend immer mehr aufgeklärt werden und verstehen, worum es eigentlich geht. Sie führen die Auswirkungen dieses Systems in Ihrem Artikel an. Es ist so traurig, wie sich die Dinge entwickelt haben. Ich hoffe, dass es möglich ist, manche Prozesse wieder umzukehren.

Danke für Ihren Dienst und das Investieren mit Herz!

Karin Maschkywitz
E-Mail
(aus KONSUMENT 2/2021)

Zur genannten App Scan4Chem: Gemeinsam mit 20 Partnern aus 13 europäischen Ländern arbeiten wir an der Erstellung einer umfassenden Datenbank, die Schadstoffe in Alltagsprodukten auflisten soll. Herzstück dieser Bemühung ist die Smartphone-App „Scan4Chem“, die es Konsumenten erleichtern soll, nachzufragen, ob in ihren Produkten Schadstoffe enthalten sind. Diese Konsumentenanfragen und die daraus generierte öffentlich einsehbare Produktdatenbank erhöhen hoffentlich den Druck auf die Unternehmen, giftige Stoffe endlich durch sichere Alternativen zu ersetzen.

Die Redaktion

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