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Olivenöl - Wilde Mischung

, aktualisiert am

Test Olivenöl: Immer mehr Ölverkäufer setzen bei der Rohware auf EU-Mischungen statt auf regionale Herkunft. Wer sich hier auf hübsche Bildchen auf den Etiketten verlässt, wird knallhart angeschmiert. Und die Belastung mit Schadstoffen ist immer noch ein Thema.

Im Test:

  • Alnatura - Bio Olivenöl Nativ Extra
  • Billa - Natives Olivenöl extra
  • Bertolli - Natives Olivenöl Extra
  • Carapelli - Natives Olivenöl extra
  • Conte De Cesare - Natives Olivenöl extra
  • Filippo Berio - Natives Olivenöl extra
  • Gaea - Natives Olivenöl Extra
  • Iliada - Natives Olivenöl Extra
  • Ja!Natürlich - Olivenöl extra nativ, fruchtig
  • Mani - Olivenöl nativ extra
  • Minos - Olivenöl Extra Nativ
  • Monini - Natives Olivenöl Extra Gran Fruttato
  • Natürlich für uns - Natives Olivenöl extra
  • Olio Carli - Olio extra vergine di oliva Delicato
  • Primadonna - Natives Olivenöl Extra
  • S-Budget - Natives Olivenöl extra
  • San Fabio - Natives Olivenöl extra
  • Spar Natur pur - Bio Olivenöl extra nativ

In der Testtabelle finden Sie Angaben zu Füllmenge, Preis, gekauft bei, Bio-Produkt, Herkunft der Oliven, Geschmack (Urteil aus Experten- und Laienverkostung), chemische Eigenschaften (Fettsäuremuster, Schadstoffe, Weichmacher, PAK, Wärmebehandlung), Kennzeichnung.

Dieser Test ist geeigent für die [Asset Included(Id:318893575453;Type:MagazinArtikel)]

Hier unser Testbericht:


Jetzt, wo der Sommer im Anmarsch ist, ­beginnt endlich wieder die Salatsaison. Höchste Zeit, sich um ein gutes Öl umzuschauen. Wer Olivenöl liebt, sollte allerdings, um die richtige Entscheidung zu treffen, vor dem Einkauf einen Blick in unsere Testtabelle werfen.

Lange Zeit führten Salatöle bei uns ein Schattendasein. Zum Kochen und für die ­Zuspeise wurde meist ein und dasselbe raffinierte Sonnenblumenöl oder ein Maiskeimöl verwendet. Heute gibt es in fast jedem ­Supermarkt eine Auswahl verschiedenster Öle, darunter auch Spe­zialitäten wie Traubenkern- oder Walnussöl – und natürlich Kürbiskernöl. Am größten ist das Angebot aber bei Olivenöl.

Test: Olivenöl der obersten ­Qualitätsklasse

Es steht praktisch laufmeterweise in den ­Regalen und der Großteil davon ist extra vergine, also Olivenöl der obersten ­Güteklasse. - Ende 2011 bzw. Anfang 2012 haben wir ­zuletzt Olivenöl getestet (Olivenöl - Extra angeschmiert). Die Ergebnisse ­waren nicht ganz so miserabel wie bei unserer allerersten Untersuchung (Olivenöl im Test: Extra bitter - Teure Öle schmecken nicht besser), trotzdem hagelte es eine Menge schlechter Noten. Auch der Verdacht, dass mit einer verbotenen Wärmebehandlung die Qualität des Öls "verbessert" worden war, stand bei zwei Produkten erneut im Raum.

  • Was hat sich seither bei den Ölverkäufern getan?
  • Steckt in den Flaschen endlich das, was auf dem Etikett versprochen wird?
  • Und wie sieht es mit der Schadstoffbelas­tung aus, Stichwort PAK (poly­zyklische ­aromatische Kohlenwasserstoffe) und Weichmacher?

Eigenmarken der Supermärkte

Um das herauszufinden, haben wir 18 Öle erstanden. Neben den Klassikern, die es fast überall zu kaufen gibt, haben wir in unserem Olivenöltest auch verstärkt die Eigenmarken der großen Handelsketten berücksichtigt. Zusätzlich bestellten wir online ein Öl bei Olio Carli in Italien. Viele Leser hatten uns beim letzten Test auf diese Marke hingewiesen.

Nativ extra - extra vergine

Alle eingekauften Öle tragen die Bezeichnung nativ extra (extra vergine) und ­ge­­­hören damit der höchsten ­Güteklasse an. Diese Olivenöle müssen unter anderem in Geruch und ­Geschmack fehlerfrei sein. So legt es ­eine ­eigene EU-Verordnung fest, die darüber ­hinaus auch noch bestimmte chemische ­Anforderungen stellt.

Experten aus Deutschland

Experten aus Deutschland

Ob ein Olivenöl tatsächlich nativ extra ist oder doch nur nativ, also schon leichte sensorische Fehler aufweist, können ausschließlich Fachleute riechen und schmecken. In Österreich stehen dafür keine Profis zur Verfügung, aber in Deutschland. Und so haben wir auch diesmal das Deutsche Olivenöl ­Panel (DOP) mit der sensorischen Beurteilung unserer Öle beauftragt. Alle Gebinde gingen per Post in unser Nachbarland und wurden dort vom Leiter des Panels anonymisiert an die anderen Panel-Teilnehmer geschickt.

Geschmacksprofil für jedes Öl

Die Experten verkosteten die Proben und erstellten für jedes Öl ein eigenes sen­sorisches Profil sowie eine verständliche Charakterisierung. Bereits zu Beginn der ­Verkostungsserie wurden drei Öle von den Profis als fehlerhaft eingeschätzt und umgehend an ein zweites Panel – beim Instituto Superiore di Agronomia (ISA) in Lissabon – zur Gegenprobe geschickt.

Kein Öl schaffte die Bestnote

Kein einziges Öl erreichte bei den Experten die Bestnote. Immerhin sechs Proben haben sie aber sensorisch als gut beurteilt. Das sind deutlich mehr als noch bei unserem letzten Test.

Carapelli: Mängel beim Geschmack

Fehlgeschmack

Am unteren Ende der Skala stehen diesmal vier Öle. Die Eigenmarke von Billa enthält beträchtliche Schadstoffmengen. Die anderen drei Öle mussten von den Profiverkostern aufgrund eines Fehlgeschmacks zurückgestuft werden: Bei San Fabio (Penny), aber auch bei Bertolli und Carapelli ist von extra vergine keine Spur! Diese Öle sind nur nativ, also zweite Güteklasse und nicht, wie am Etikett behauptet, erste Qualität.

Carapelli: manche lernen es nie

Apropos Carapelli: 2007 bestand bei diesem Olivenöl der Verdacht auf eine verbotene Wärmebehandlung, 2011 musste es ebenfalls wegen sensorischer Fehler abgewertet werden. Manche lernen es offenbar nie!

Öle verkosten ist Schwerarbeit

Natürlich haben nicht nur Experten, sondern auch Laien die Olivenöle verkostet. 18 Öle auf Aussehen, Geruch, Konsistenz und ­Geschmack nach dem Schulnotenprinzip zu beurteilen, ist echte Schwerarbeit. Wie schon bei früheren Olivenöltests, waren die Laien auch diesmal milder in ihren Urteilen als die Profis. Trotzdem: Vom Hocker gerissen hat auch sie keines der Öle. Bemerkenswert: Die Hälfte der Produkte würden sie erst gar nicht kaufen.

Ab ins Labor: Suche nach Weichmachern

Ab ins Labor

Auch wenn Riechen und Schmecken die wichtigsten Prüfparameter sind – die Qualität eines Öls hinsichtlich Fettsäuremuster und Schadstoffen kann nur die Analyse im Speziallabor ans Licht bringen. Im Zentrum stand auch diesmal die Suche nach Weichmachern und PAK. Weichmacher sind kri­tische Substanzen, die aus Kunststoffen ­herausgelöst werden können. Ins Olivenöl gelangen sie während des Herstellungs­prozesses durch Kontakt mit Schläuchen und Behältern oder ungeeigneten Flaschen­verschlüssen. Besonders heikel ist, dass Weichmacher inzwischen praktisch überall vorkommen und sich in der Nahrungskette anreichern, da sie fettlöslich sind.

15 Öle ohne Weichmacher

Die gute Nachricht: 15 Öle waren in Sachen Weichmacher komplett sauber! Beim letzten Test konnten wir diese Schadstoffe noch in jedem Öl nachweisen. Hier haben die Ölproduzenten ihre Hausaufgaben offensichtlich gemacht – ein erfreuliches Ergebnis.

Nur in drei Ölen wurden wir fündig, und zwar beim Weichmacher DEHP (Diethylhexyl­phthalat), das im Tierversuch krebserregend und fortpflanzungsschädigend wirkt. Viel zu viel davon steckte im Olivenöl von Billa.  Etwas geringere Mengen an DEHP fanden wir bei Minos und Conte De Cesare.

Durchgehend schlecht sieht es dagegen bei den PAK aus. Hier haben wir in unseren ­Olivenölen nach insgesamt 13 polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen gesucht, die in Lebensmitteln vorkommen.

Schadstoffcocktail im Öl

Alle Öle enthielten PAK

PAK sind gefährliche Umweltschadstoffe, von denen einige beim Menschen eindeutig krebserregend wirken. So wie die Weich­macher kommen sie inzwischen überall vor und werden über die Nahrung und das Trinkwasser, aber auch über die Haut und die ­Atmung aufgenommen. Kein einziges unserer getesteten Öle war frei von PAK.

Für das krebserregende BaP (Benzo(a)pyren) gibt es seit 2005 einen Grenzwert von 2 Mikrogramm BaP pro Kilogramm Olivenöl. Dieser Wert wurde zum Glück von allen unseren untersuchten Proben unterschritten. Doch in gleich neun Ölen konnten wir BaP nachweisen.

Schadstoffcocktail im Öl

Leider haben wir aber nicht nur diesen einen, sondern viele PAK gefunden. Noch unangenehmer: Zahlreiche Öle enthalten nach wie vor einen regelrechten Schadstoffcocktail. So stecken in Ja! Natürlich, Mani und Minos gleich neun verschiedene PAK. Dass es zum Glück auch mit weniger geht, zeigt Ihnen unsere Test-Tabelle. Die wenigsten PAK, nämlich vier, fanden wir beim Öl von Alnatura, einem Bio-Produkt.

Schadstoffe: auf die Summe kommt es an!

Kein Grenzwert überschritten

Auch wenn die analysierten Schadstoffe jeder für sich allein nur eine geringe Belastung darstellen und keine Grenzwerte überschritten werden: Auf die Summe kommt es an! Die deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft (DGF) hatte deshalb vor einiger Zeit Richtwerte für die Beurteilung der PAK-­Belastung in Speiseölen definiert.

Iliada und Minos fielen auf

Dem Vernehmen nach wurde dieser vernünftige ­Vorschlag von den zuständigen Behörden inzwischen schubladiert. Legt man diesen Maßstab trotzdem an, überschreitet zwar keines der Öle die festgelegten Werte bei einzelnen PAK, in Summe aber sehr wohl. Vor allem Iliada und Minos fielen hier besonders negativ auf.

PAK: keine Richtwerte zum Gesamtgehalt

Obwohl seit Jahren bekannt ist, dass in ­vielen Ölen eine Menge an verschiedenen Schadstoffen steckt, gibt es bei den PAK noch immer keine offiziellen Richtwerte über den zulässigen Gesamtgehalt. Ein untrag­barer Zustand, wie wir finden, denn auch geringe Mengen an einzelnen Schadstoffen können in Summe zu hohen Belastungen führen. Also her mit klaren Regelungen zum Schutz der Konsumenten – und jener Ölproduzenten, die sich um ein möglichst schadstoffarmes Produkt bemühen.

Ohne Wärmebehandlung

Ohne Wärmebehandlung

Weniger Ärger als bei früheren Tests gab es in Sachen Wärmebehandlung. Durch sie kann man fehlerhafte Öle "upgraden“ und so aus einem nativen Öl ein extra natives machen, was natürlich verboten ist. Nach wie vor kann man eine thermische Behandlung nicht hundertprozentig nachweisen, sondern nur eine hohe Wahrscheinlichkeit feststellen.

Werte nicht eindeutig

Oliven enthalten den grünen Blattfarbstoff Chlorophyll. Wird Olivenöl erwärmt, bilden sich als Abbauprodukte vermehrt Pyro­pheophytine. Schon 10 Prozent dieser Stoffe ­gelten in einem extra nativen Olivenöl als auffällig, ein Wert von 15 Prozent ist bereits höchst verdächtig. Bei drei Ölen waren die gemessenen Werte nicht ganz eindeutig. Auch die Diglyceride (Fettbestandteile) pass­ten bei einigen Proben nicht, was ebenfalls ein Hinweis auf eine verbotene Wärme­behandlung sein kann. Weitere drei Öle ­gerieten durch die Untersuchung mittels UV-Spektrometrie unter Verdacht. Alle diese Proben mussten deshalb noch genauer untersucht werden.

Carapelli: Verdacht auf verbotene Wärmebehandlung

Die abschließenden Ergebnisse zeigten ­jedoch: Der große Aufreger bei früheren ­Olivenöltests hat sich zum Großteil erledigt. Nur bei Carapelli blieb bis zum Schluss der Verdacht auf eine verbotene Wärmebehandlung bestehen. Nach Abzug der Mess­unsicherheit lag dann aber auch dieses Öl haarscharf unter dem für Pyropheophytine definierten Grenzwert von 15 Prozent.

Herkunft korrekt angegeben

Und noch eine erfreuliche Nachricht: Auch bei der Herkunft gab es wenig zu beanstanden. Alle Proben stimmten mit der angegebenen Herkunft überein. Kunden können sich also sicher sein, dass dort, wo etwa Griechenland auf dem Etikett steht, auch Oliven aus Hellas in der Flasche sind. Ärgerlich ist hier nur, dass immer mehr Ölverkäufer auf EU-Mischungen setzen, bei der Aufmachung ihrer Öle am Etikett aber etwas ganz anderes suggerieren. Oliven aus allen möglichen Ländern in die Flasche füllen und dann mit hübschen Bildchen und blumigen Formulierungen z.B. einen auf Italien machen heißt, die Kunden an der Nase herumzuführen. Wer sich hier besonders hervortut, lesen Sie unterOlivenöl: Mamma mia! - Kommentar von E. Spanlang.


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Achten Sie beim Kauf auf die KONSUMENT-Testplakette; mehr Informationen finden Sie unter Testplakette: Info

Testtabelle: Olivenöl

Steckbriefe: So schmecken die Öle

Hier die Steckbriefe der 18 Olivenöle samt Testurteil und geschmacklicher Bewertung. Sie sind absteigend gereiht, der Testsieger ist oben, das am schlechtesten bewertete Olivenöl unten.

Iliada
10,98 €/l
Testurteil: gut
grün mittelfruchtig, wenig bitter, leicht scharf, gut ausgewogen
gekauft bei: Billa

Filippo Berio
17,98 €/l
Testurteil: gut
grünreif mittelfruchtig, leicht bitter, leicht scharf, gut ausgewogen
gekauft bei: Interspar

Ja!Natürlich
11,72 €/l
Testurteil: gut
grün mittelfruchtig, leicht bitter, leicht scharf, gut ausgewogen
gekauft bei: Billa

Natürlich für uns
13,30 €/l
Testurteil: gut
grün stärker mittelfruchtig, wenig bitter, leicht scharf, gut ausgewogen
gekauft bei: Pfeiffer

Monini
11,85 €/l
Testurteil: durchschnittlich
grün mittelfruchtig, etwas bitter, etwas scharf, gut ausgewogen
gekauft bei: Merkur

Mani
12,29 €/l
Testurteil: durchschnittlich
grünreif mittelfruchtig, wenig bitter, leicht scharf, ausgewogen
gekauft bei: Interspar

Alnatura
12,80 €/l
Testurteil: durchschnittlich
reif mittelfruchtig, leicht bitter, leicht scharf, ausgewogen
gekauft bei: dm

S-Budget
4,79 €/l
Testurteil: durchschnittlich
grünreif mittelfruchtig, leicht bitter, leicht scharf, ausgewogen
gekauft bei: Interspar

Primadonna
3,72 €/l
Testurteil: durchschnittlich
grünreif mittelfruchtig, wenig bitter, leicht scharf, ausgewogen
gekauft bei: Lidl

Spar Natur pur
12,98 €/l
Testurteil: durchschnittlich
reif mittelfruchtig, wenig bitter (süß), leicht scharf, ausgewogen
gekauft bei: Interspar

Gaea
17,98 €/l
Testurteil: durchschnittlich
grün mittelfruchtig, leicht bitter, leicht scharf, gut ausgewogen
gekauft bei: Merkur

Minos
7,32 €/l
Testurteil: durchschnittlich
reif fruchtig, kaum bitter (süß), wenig scharf, ausgewogen
gekauft bei: Hofer

Olio Carli
13,97 €/l
Testurteil: durchschnittlich
reif mittelfruchtig, kaum bitter (süß), leicht scharf, ausgewogen
gekauft bei: www.oliocarli.it

Conte De Cesare
13,98 €/l
Testurteil: durchschnittlich
reif mittelfruchtig, wenig bitter, leicht scharf, ausgewogen
gekauft bei: Interspar

San Fabio
4,79 €/l
Testurteil: nicht zufriedenstellend
reif mittelfruchtig, leicht bitter, leicht scharf, aber fehlerhaft
gekauft bei: Penny

Bertolli
9,78 €/l
Testurteil: nicht zufriedenstellend
reif mittelfruchtig, wenig bitter, leicht scharf, aber fehlerhaft
gekauft bei: Merkur

Carapelli
9,82 €/l
Testurteil: nicht zufriedenstellend
reif mittelfruchtig, leicht bitter, leicht scharf, aber fehlerhaft
gekauft bei: Billa

Billa
10,65 €/l
Testurteil: nicht zufriedenstellend
grünreif mittelfruchtig, leicht bitter, leicht scharf, gut ausgewogen
gekauft bei: Billa

 

Qualitätsfrage: Nativ extra

Olivenöl wird in verschiedenen Güteklassen angeboten, die EU-weit geregelt sind.

  • Nativ extra. Die oberste Güteklasse. Diese Öle müssen in Geruch und Geschmack fehlerfrei sein und ein Mindestmaß an Fruchtigkeit aufweisen. Die Ölgewinnung erfolgt ausschließlich mit mechanischen Verfahren ohne Wärmezufuhr. Zum Zeitpunkt unseres Testeinkaufs war im österreichischen Handel bis auf wenige Ausnahmen nur diese Güteklasse erhältlich.
  • Nativ. Die zweite Güteklasse. Darunter fallen Öle mit leichten sensorischen Fehlern oder fehlender Fruchtigkeit.

Aufreger Alkylester

Seit April 2011 erlaubt eine EU-Verordnung den Verkauf von Olivenölen unter der Gütebezeichnung nativ extra bei einem Gehalt von maximal 150 Milligramm Alkylester pro Kilogramm Öl. Unter Alkylester versteht man chemische Verbindungen, die sich in größeren Mengen vor allem in Ölen finden, bei denen schlechte Fruchtqualitäten ver­arbeitet wurden. Auch wenn bei der Ölherstellung Fehler passieren, kann der Anteil an Alkylester steigen.

Ölmischungen zweifelhafter Qualität

Experten, vor allem aber Konsumenten sahen durch diese EU-Verordnung für Ölpanscher Tür und Tor geöffnet. Auch wir befürchteten damals eine Überschwemmung des Marktes mit Ölmischungen von zweifelhafter Qualität.

Eine Überprüfung von 7 ausgewählten Ölen ergab aber Werte weit unter den zulässigen 150 mg Alkylester/kg Öl. Die Befürchtung, dass die Hersteller bei zweifelhaften Ölen noch mehr nachbessern als bisher, hat sich zumindest bei diesem Olivenöltest nicht bestätigt.

Zusammenfassung

  • Verbessert. Olivenöl hat diesmal im Test etwas besser abgeschnitten als bei früheren Untersuchungen. Aber 3 von 18 Ölen täuschten eine höhere Qualität vor, als tatsächlich in der Flasche steckt. Und eines fiel wegen zu hoher Schadstoffbelastung durch.
  • Preisfrage. Unsere getesteten Öle kosten pro Liter zwischen 3,72 und 17,98 Euro. Am günstigsten ist Primadonna (Lidl) gefolgt von S-Budget, und dem „nicht zufriedenstellenden“ San Fabio (Penny); am teuers­ten kommen Filippo Berio und Gaea.
  • Diskont nicht mehr top. Für ein gutes Olivenöl müssen Konsumenten rund 11 bis 18 Euro pro Liter hinlegen. Öle vom Diskonter zu Kampfpreisen schafften es diesmal nicht an die Spitze.
  • Gesund. Olivenöl kann aufgrund seiner Fettsäurenzusammensetzung wärmstens empfohlen werden. Die darin enthaltene Ölsäure beeinflusst den Cholesterin­spiegel günstig. Sekundäre Pflanzenstoffe können vor Krankheiten schützen.
  • Richtig lagern. Wie jedes Öl reagiert auch Olivenöl empfindlich auf Wärme und Licht. Am besten kühl, dunkel und gut verschlossen aufheben.
  • Bald verbrauchen. Nach spätestens 15 Monaten, sagen Experten, ist jedes Öl "hinüber“. Also nicht zu lange bunkern. Bei bereits lange geöffneten Flaschen vor der Verwendung erst riechen und kosten. Verdorbenes Öl erkennt man an seiner Ranzigkeit.

Testkriterien

Im Test: 18 Olivenöle der Güteklasse nativ extra

Alle Öle wurden sowohl von Experten als auch von Laien verkostet (Sensorik). Im Labor erfolgte außerdem eine chemische Untersuchung der Produkte (Chemie). Auch die Angaben auf den Flaschenetiketten wurden beurteilt (Kennzeichnung). Prozentangaben bezeichnen die Gewichtung dieses Faktors am Gesamturteil.

SENSORIK    60 %
Expertenverkostung (60 %)
Alle Öle wurden vom Deutschen Olivenöl Panel (DOP), das aus mind. 8, max. 12 Teilnehmern besteht, anonym bewertet. Die angewandte Methode entspricht der VO 2568/91 in ihrer aktuell modifizierten Fassung. Drei als kritisch eingeschätzte Öle wurden von einem zweiten Panel in Lissabon/Portugal – Instituto Superiore di Agronomia (ISA) – geprüft. Auch dieses Panel ist vom International Olive Oil Council (IOOC) anerkannt.
Die Bewertung der Ausgewogenheit der einzelnen Olivenöle erfolgte nach der validierten Methode DOP-2007-1-A47 zusammen mit der sensorischen Analyse. Sie unterteilt die Öle zusätzlich nach Kriterien der sensorischen Harmonie. Die Methode, die nicht Teil der EU VO ist, wird bei allen Proben im DOP angewendet.
Laienverkostung (40 %)
Die Beurteilung durch die Laien erfolgte nach Aussehen, Geruch, Konsistenz und Geschmack mittels Schulnotensystem. Außerdem wurde für jedes Öl ein Gesamturteil vergeben.
Zusätzlich wurden Geschmackseigenschaften wie bitter, kratzig, sauer, ranzig, stechend, mild, intensiv, harmonisch, fruchtig und Geruchseigenschaften wie intensiv, fruchtig, stechend, ranzig, harmonisch anhand einer 5-stufigen Skala bewertet.

CHEMIE    30 %
Im Labor wurde eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt.
Fettsäuremuster (1 %), Triacyglycerolmuster (1 %)
Die Bestimmung erfolgte mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie gaschromatographisch und titrimetrisch.
Schadstoffe (88 %)
Weichmacher (50 %): mittels Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie (LC-MS/MS)
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) (50 %): mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie-Fluoreszentdetektion (HPLC-FLD)
Verdacht auf Wärmebehandlung (10%)
Pyrophäophytine: mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie-Fluoreszentdetektion (HPLC-FLD)
UV-Absorption: wurde photometrisch ermittelt
Isomere Diacylglyceride: mittels Gaschromatographie-Flammenionisationsdetektor (GC-FID)
Alkylester- und Wachsgehalte: mittels Flüssigchromatographie-Gaschromatographie-Flammenionisationsdetektor (LC-GC-FID)

KENNZEICHNUNG    10 %
Die Etiketten wurden nach der VO (EG) 1019/2002 resp. der gültigen Änderungs-VO (EG) 182/2009 bzw. der VO (EG) 29/2012 untersucht. Ebenso wurde die Transparenz der Herkunft geprüft.

Anbieter

Alnatura GmbH
Darmstädter Straße 63
D-64404 Bickenbach
+49 6257 932 20
Alnatura

Bertolli: Merkur Warenhandels AG
IZ NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
A-2355 Wr. Neudorf
02236 600-0
Alnatura

Billa: Billa Warenhandels AG
IZ NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
A-2355 Wr. Neudorf
0800 82 87 00
Billa

Carapelli: Billa Warenhandels AG
IZ NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
A-2351 Wiener Neudorf
0800 82 87 00
Billa

Conte De Cesare: Spar Österreichische Warenhandels-AG
Europastraße 3
A-5015 Salzburg
0810 111 555
Spar Österreichische Warenhandels-AG

Filippo Berio: Spar Österreichische Warenhandels-AG
Europastraße 3
A-5015 Salzburg
0810 111 555
Spar Österreichische Warenhandels-AG

Gaea: Merkur Warenhandels AG
IZ NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
A-2355 Wr. Neudorf
02236 600-0
Merkur Warenhandels AG

Iliada: Billa Warenhandels AG
IZ NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
A-2355 Wr. Neudorf
0800 82 87 00
Billa

ja!Natürlich: Billa Warenhandels AG
IZ NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
A-2351 Wiener Neudorf
0800 82 87 00
Billa

Mani: Spar Österreichische Warenhandels-AG
Europastraße 3
A-5015 Salzburg
0810 111 555
Spar Österreichische Warenhandels-AG

Minos: Hofer KG
Hofer Straße 1
A-4642 Sattledt
07244 80 00
Hofer

Monini: Merkur Warenhandels AG
IZ NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
A-2355 Wr. Neudorf
02236 600-0
Merkur Warenhandels AG

natürlich für uns
EMO Eigenmarken GmbH
Egger-Lienz-Straße 15
A-4050 Traun
07229 685-12 11
natürlich für uns

Olio Carli: Fratelli Carli S.P.A.
Via Garessio 11
I-18100 Imperia
+39 183 70 80
Olio Carli

Primadonna: Lidl Österreich GmbH
Unter der Leiten 11
A-5020 Salzburg
0800 50 08 10
Lidl

San Fabio: Billa AG/Abteilung Penny
IZ NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
A-2355 Wr. Neudorf
0810 60 07 04
Penny

Sbudget: Spar Österreichische Warenhandels-AG
Europastraße 3
A-5015 Salzburg
0810 111 555
Spar Österreichische Warenhandels-AG

Spar Natur pur: Spar Österreichische Warenhandels-AG
Europastraße 3
A-5015 Salzburg
810 111 555
Spar Österreichische Warenhandels-AG
 

Reaktionen

Anbieter von Produkten mit einem negativen Testergebnis – „nicht zufriedenstellend“ – bekommen hier Gelegenheit, eine Stellungnahme abzugeben.

San Fabio, Bertolli, Carapelli

Zu den drei beanstandeten Olivenölen liegen uns aktuelle Untersuchungsergebnisse vor, welche die deklarierte Kategorie: „Natives Olivenöl Extra“ bestätigen. Die in Ihrem Test aufgezeigten Abweichungen nehmen wir dennoch ernst und stehen bereits im Dialog mit unseren Lieferanten. Grundsätzlich werden Olivenöle durch das Qualitätsmanagement der REWE International AG regelmäßig zu einer um­fassenden Analyse in akkreditierte Untersuchungsanstalten eingebracht. Sollten Abweichungen zur vereinbarten Qualität aufgedeckt werden, so erfolgen sofort die Kontaktaufnahme mit unseren Lieferanten und die Einleitung von Korrektur­maßnahmen.

Billa

Das Produkt wurde erst kürzlich routinemäßig durch ein akkreditiertes Institut im Auftrag des REWE International AG Qualitätsmanagement auf Weichmacher untersucht und es wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Trotzdem intensivieren wir aufgrund Ihres Ergebnisses natürlich unsere Kontrollen sowie die Maßnahmen­setzung beim Lieferanten. Die beanstandete Produktionscharge von "Billa Natives Olivenöl extra, 750 ml“ wurde umgehend aus dem Verkauf genommen.
Ines Schurin
REWE International AG, Wiener Neudorf

Leserreaktionen

BILLA Natives Olivenöl extra

Dieses Öl wurde vom zuständigen Untersuchungslabor (Eurofins SOFIA, mit Sitz in Berlin) aufgrund einer hohen Schadstoffbelastung als „nicht verkehrsfähig“ eingestuft. Erst nach Beginn der Auslieferung der Printausgabe von KONSUMENT zog das Labor dieses Gutachten zurück. Daher korrigiert der VKI alle diesbezüglichen Aussagen.

Die Korrektur bezieht sich dabei nicht auf die gemessenen Werte, sondern ausschließlich auf die Beurteilung als „nicht verkehrsfähig“. BILLA hat auf das Testergebnis umgehend reagiert und verstärkte Kontrollen angekündigt. Die beanstandete Produktions-Charge des Produktes „BILLA Natives Olivenöl extra“ wurde zudem nach dem Vorsorgeprinzip aus dem Verkauf genommen. Das KONSUMENT-Testurteil „nicht zufriedenstellend“ behält aufgrund des Schadstoffgehalts seine Gültigkeit.

Das „Native Olivenöl extra“ von BILLA, das jetzt in den Regalen zu finden ist, hat eine andere Chargennummer als das von KONSUMENT getestete Öl.

Die Redaktion

Kein „faires“ Öl

Vielen Dank für den Olivenöl-Test. Da ich sehr viel Olivenöl daheim brauche, war der Test toll für mich. Schade finde ich allerdings, dass kein EZA-Olivenöl aus einem Weltladen getestet wurde. Ich fände sehr interessant, ob dieses besser abschneiden würde als andere Produkte. Und das Testergebnis wäre dann vielleicht auch ein Aufschwung für EZA- bzw. Fair-Trade-Produkte!

Johanna Ulseß-Vana
E-Mail
(aus KONSUMENT 6/2015)

Die Öle für unseren Nachtest sind bereits im Labor. Leider ist kein EZA-Olivenöl dabei. Wir werden es aber bei unserem nächsten Olivenöl-Test gerne berücksichtigen!

Die Redaktion

Minderwertig

Mit diesem Test trägt der von mir sonst geschätzte KONSUMENT dazu bei, die Olivenölkultur, die sich bereits in einer äußerst prekären Lage befindet, weiter zu zerstören. Es wird hier unter dem Vorwand, potenziell hochwertiges Olivenöl zu testen, bekanntermaßen minderwertige Ware vollkommen unnötig aufwändig getestet, um darauf zu kommen, dass eigentlich keines gut ist.

Ihre Aussage, dass ein gutes Olivenöl für 11 bis 18 Euro pro Liter zu haben ist – und damit implizieren, dass alles über 18 Euro pro Liter zu teuer ist – ist irreführend, schädigend und verwerflich. Es kann kein gutes Olivenöl unter 15 Euro pro Liter im Einzelhandel geben, das ist wirtschaftlich gesehen unmöglich.

Dimitris Arvanitis
Wien
(aus KONSUMENT 6/2015)

Testsieger von 2011 fehlt

Ich war erfreut, wieder einmal Olivenöle getestet zu bekommen, war dann aber enttäuscht, als das beste Öl vom Test Olivenöl - Extra angeschmiert, Bio Olivenöl von Penny, nicht dabei war (sondern ein anderes, nämlich San Fabio). Warum wurde der Ex-Testsieger nicht mehr berücksichtigt. Ich kaufe seither nur mehr dieses Öl und hätte gern gewusst, ob es immer noch so gut ist!

Gerhard Pfeffer
Wien
(aus KONSUMENT 6/2015)

Auf vielfachen Konsumentenwunsch testen wir Echt Bio von Penny nach. Die Ergebnisse werden in einer der nächsten Ausgaben von KONSUMENT veröffentlicht.

Die Redaktion
 

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Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

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