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Brot aus dem Supermarkt - Oft nicht abgewogen

  Was Konsumenten alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Brot, das nicht nach seinem Gewicht, sondern pro Stück verrechnet wird.

Ölz: Körner Eck - Brotgewicht: 375g angegeben, 354g auf der Hauswaage. Bild: VKI/K. Schreiner
Ölz: Körner Eck - Brotgewicht: 375g angegeben, 354g auf der Hauswaage. Bild: VKI/K. Schreiner

Ölz: Körner Eck - Brotgewicht: 375g angegeben, 354g auf der Hauswaage. Bild: VKI/K. Schreiner

Deklariertes und tatsächliches Gewicht

Das ist das Problem

Bei uns häufen sich Meldungen verärgerter Kunden: In einer Reihe von Supermärkten wird Brot nicht nach Gewicht, sondern auf Basis des Stückpreises verrechnet und verkauft. Wiegt das Brot weniger, als auf dem Regal oder Etikett steht, hat man Pech gehabt. Und will man nur einen halben Laib Brot oder ein Viertel erstehen, kommt der Kauf bei diesem System überhaupt einem Roulettespiel gleich: Da es kaum möglich ist, Wecken in genau gleich große bzw. schwere Teile zu schneiden, zahlt zumindest ein Kunde drauf.

Wir fragten exemplarisch bei zwei Supermarktketten (Spar, Zielpunkt) und einer großen Bäckerei (Honeder Naturbackstube GmbH) nach, ob Brot vor dem Verkauf abgewogen wird. Teils, teils erfahren wir.

Halbe Laibe: nicht immer extra abgewogen

In den Filialen von Honeder Naturbackstube wird geteiltes Brot beispielsweise grundsätzlich gewogen. Bei Spar hingegen kommt halbiertes Brot nicht auf die Waage. Die Begründung: Das Brot wird von Bäckern geliefert, die es zum Stückpreis verrechnen. Zielpunkt wiederum wiegt geteiltes Brot in Filialen mit eigener Feinkost ab und verkauft ganze Laibe dort zum Stückpreis. In Filialen mit Schirnhofer Feinkosttheke wiederum wird Brot ausschließlich zum Stückpreis verkauft. Schirnhofers Begründung: Teiglinge und Teilbackbrot werden von Lieferanten bezogen und in der Feinkost frisch aufgebacken. Da das Gewicht nach dem Aufbacken nicht immer gleich ist, werden Teiglinge und Teilbackbrot als Stückartikel ein- und verkauft.

Stückpreis statt Preis pro Gramm

Auch die Wirtschaftskammer, Bundesgremium des Lebensmittelhandels, argumentiert, dass Brot im Lebensmittelhandel deshalb zum Stückpreis verkauft wird, weil es von Bäckern zugekauft und dabei nach Stück verrechnet wird. In die EDV-Systeme seien Stückpreise eingespeist, eine Verrechnung von Preisen auf Gramm sei daher nicht möglich.

Deklariertes und tatsächliches Gewicht sollten übereinstimmen

Wir sehen das anders. Wir meinen, dass der Lebensmittelhandel dafür zu sorgen hat, dass Brot gewogen wird und tatsächliches und deklariertes Gewicht übereinstimmen.

Wir haben übrigens noch die Probe aufs Exempel gemacht und stichprobenartig Brot eingekauft und abgewogen. Das Ergebnis: Kein Brot wog zu wenig. Von unseren Lesern wissen wir aber: Es kann auch anders sein.

Reaktionen von Honeder Naturbackstube, Schirnhofer, Spar, WKO, ZIP

Wie die Firmen Honeder Naturbackstube, Spar, Zielpunkt und Schirnhofer, die wir um Stellungnahme gebeten haben, den Preis halbierter bzw. geviertelter Brote berechnen und was die Wirtschaftskammer Österreich dazu meint.

Honeder Naturbackstube GmbH

"Danke, dass Sie auch unser Unternehmen prüfen, denn in der Honeder Naturbackstube gibt es dazu KLARE Regeln und Anweisungen an unsere MitarbeiterInnen.

Folgende Anweisung ist bei uns einzuhalten:
Wenn ein Kunde ein geteiltes Brot haben möchte, wird das Brot IMMER gewogen. Sollte es weniger Gewicht haben, wird der Kunde gefragt, ob er sich GRATIS ein Gebäck dazu aussuchen möchte, oder es wird ein anderes geteilt (genommen), das dem Gewicht entspricht. Wenn das geteilte Brot mehr Gewicht als die tatsächliche Hälfte hat, wird nur der Preis der gewünschten Menge bezahlt".

4.2.2013

SPAR Österreichische Warenhandels-AG

"Es ist richtig, dass die Brote nicht abgewogen werden, wenn sie halbiert werden. Der Grund dafür ist, dass wir die Brote nicht selber erzeugen wie Mann, Ströck oder Anker, sondern von Bäckern zugeliefert bekommen. Die Bäcker verrechnen uns für diese Brote keinen Kilopreis, sondern einen Stückpreis, daher sind in all unseren Systemen die Stückpreise eingespeist. Wir haben aber veranlasst, eine Änderung auf einen Kilo-Verkauf zu prüfen.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Brotabteilung sind angewiesen, beim Halbieren der Brote sehr gewissenhaft und genau zu sein, damit es zu keinen Ungerechtigkeiten kommt.

Zu Ihrer Anfrage bei nicht-halbierten Broten kann ich Ihnen folgendes mitteilen. Vereinzelt kann es vorkommen, dass das Produkt im Zeitverlauf minimal Wasser verliert und dadurch auch an Gewicht. Diese produkttypische Eigenschaft ist aber im ursprünglichen Gewicht der Brotwaren einkalkuliert. Viele Produkte unserer regionalen Bäcker werden in Handarbeit erzeugt, in seltenen Fällen kann es aufgrund eines Produktionsfehlers zu Abweichungen kommen."

8.2.2013

ZIP Warenhandels AG

"Einleitend möchten wir Sie informieren, dass man bei insgesamt 281 Zielpunkt Filialen unterscheiden muss in Zielpunkt Filialen
. mit Schirnhofer Feinkosttheke,
. ohne Schirnhofer Feinkosttheke und Filialen,
. mit eigener Feinkost (Selbstbedienung und Bedienung).
Die Verrechnung von Brot funktioniert bei Filialen mit oder ohne Schirnhofer etwas unterschiedlich.
Wir möchten Sie auf diesem Weg darüber informieren, wie die Praxis in jenen Zielpunkt Filialen mit Selbstbedienungs-Feinkosttheken und solchen mit eigener Feinkost ist. Hierbei handelt es sich aktuell um 59 von insgesamt 281 Filialen.

In diesen 59 Filialen verhält es sich so, dass das Brot sowohl in Stückartikeln als auch in Gewichtsartikeln angeboten wird. Stückartikel dann, wenn Kunden ganze Laibe Brot kaufen. Unsere Kunden haben aber auch die Möglichkeit, Gewichtsartikel zu erwerben. Hierbei handelt es sich um halbierte oder geviertelte Ware. Sobald Ware geteilt wird, gilt der Artikel immer als Gewichtsware und wird als solche ausgepreist und verkauft. Diese Regelung gilt sowohl für Selbstbedienung als auch für Feinkost in Bedienung."

6.2.2013

Schirnhofer Ges.m.b.H.

"Unser Unternehmen betreibt in circa 210 Zielpunkt-Filialen eigenständige Feinkosttheken, bei denen auch Gebäck angeboten wird.

Es verhält sich dabei so, dass wir im Wesentlichen Teiglinge und Teilbackbrot von unseren Lieferanten erhalten, welche frisch aufgebacken werden. Da nicht immer exakt fest steht, wie sich die Teiglinge im Backprozess gewichtsmäßig verhalten (Toleranzen nach oben und unten), werden diese als Stückartikel eingekauft und als solche verkauft."

13.2.2013

Wirtschaftskammer Österreich - Bundesgremium des Lebensmittelhandels

"Nach Rücksprache mit den betroffenen Firmen ist die Vorgehensweise damit zu begründen, dass die Lebensmittelhandelsunternehmen Brote nicht selbst erzeugen, sondern von Bäckern zugeliefert erhalten. Die Verrechnung erfolgt nicht nach Gewicht, sondern nach Stück, weshalb in den EDV-Systemen Stückpreise eingespeist werden und eine Verrechnung von Preisen auf Gramm nicht möglich ist.

Natürlich werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Abteilungen entsprechend angewiesen, beim Teilen der Brotlaibe sehr genau drauf zu achten, dass es zu keinen Ungerechtigkeiten kommt. Die Firmen bedauern sehr, sollte es diesbezüglich zu Beschwerden gekommen sein und bitten um Mitteilung, wo allenfalls negative Erfahrungen gemacht worden sind, damit eine Nachschulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im betreffenden Markt erfolgen kann."

15.2.2013

Wir meinen: Kontrollieren Sie im Geschäft mit der Gemüsewaage, ob das Brot so viel wiegt, wie angegeben. Legen Sie "Leichtgewichte" einfach wieder ins Regal zurück.

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