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Ein Mann sitzt mit einer Decke auf dem Sofa und putzt sich die Nase.
Kann Erkältungsspray eine Erkältung verhindern oder ihre Beschwerden lindern? Bild: Srdjan Randjelovic/Shutterstock.com

Erkältungsspray - Beschwerden und Dauer verringert?

Schützt ein Erkältungsspray mit Trypsin vor Erkältungen beziehungsweise verringert der Spray Erkältungsbeschwerden und -dauer?
 

Beweislage: unzureichend. Es liegt lediglich eine sehr kleine Studie vor, die zudem erhebliche methodische Schwächen aufweist. Die Arbeit liefert keine zuverlässigen Belege, dass ein Erkältungsspray mit Trypsin das Risiko für eine Infektion senkt oder bei einer bestehenden Erkältung die Beschwerden lindert oder die Erkrankungsdauer verkürzt. 

KONSUMENT Faktencheck-Medizin: Beweislage unzureichend

Ein Mittel, das vor lästigen Erkältungen samt Husten, Schnupfen und Heiserkeit schützt oder zumindest die Zeit des Leidens verkürzt? Damit ließen sich garantiert Milliarden verdienen. Bislang war der Forschung nur wenig Erfolg beschieden. Doch inzwischen ist ein Präparat auf dem Markt, das dies alles schaffen soll, ein Erkältungsspray mit Trypsin, der in Österreich und Deutschland unter dem Namen "Viruprotect“ und international als "Coldzyme“ vertrieben wird.

Proteine spalten gegen die Erkältung

Trypsin ist ein Verdauungsenzym, das Proteine spalten kann. Interessant ist, dass es auch jene Proteine attackiert, auf die Erkältungsviren unbedingt angewiesen sind, wenn sie sich im menschlichen Körper festsetzen wollen. Laut Hersteller muss der Spray bis zu sechs Mal täglich in Mund und Rachen gesprüht werden. So entsteht angeblich ein Schutzfilm auf den Schleimhäuten, der eine Erkältung komplett verhindern oder zumindest die Dauer der Erkältung verkürzen soll. Doch gibt es eindeutige Belege dafür, dass der Anti-Viren-Spray mit Trypsin tatsächlich funktioniert und wie sicher ist das Mittel für die Anwenderinnen und Anwender?

Unseriöse Durchführung und Auswertung

Die Expertinnen und Experten von medizintransparent.at haben dazu eine einzige Untersuchung gefunden. Die Arbeit umfasste mit 46 gesunden Freiwilligen allerdings nur eine geringe Zahl an Testpersonen und warf viele Fragen zu Durchführung und Auswertung auf. Die angeblich positive Anti-Erkältungs-Wirkung, von der das Autorenteam berichtet, lässt sich daraus nicht nachvollziehen.

Schützen Sie wirklich vor Erkältungen? (Bild: vipman/shutterstock.com)

Stark anzuzweifeln ist auch, dass sich die Erkrankungsdauer, wie das Autorenteam nahelegt, mithilfe des Trypsin-Erkältungssprays um dreieinhalb Tage verkürzen lässt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden unter Laborbedingungen nur mit einer einzigen Erkältungsvirus-Art namens Rhinovirus 16 infiziert. Im Alltag gibt es aber viel mehr Erreger, die Erkältungen auslösen können. Ob die Ergebnisse der Studie auf echte, die üblichen Lebensumstände übertragbar sind, ist also fraglich.

Sicherheit des Produktes?

Etwas Skepsis erscheint auch bezüglich der Aussagen zur Sicherheit des Produktes angebracht. Laut der Studie wurden zwar keine unerwünschten Wirkungen beobachtet, die mit dem Rachenspray im Zusammenhang stehen, allerdings fehlen ausführliche Angaben dazu, wie unerwünschte Wirkungen erfasst und bewertet wurden. Der Hersteller hat inzwischen eine weitere Studie durchgeführt, die zum Zeitpunkt unserer Recherche noch nicht veröffentlicht war (Stand Dezember 2018). 

Lesen Sie mehr: Viruprotect: Ein Erkältungsspray gegen Viren?

Stimmt das, was die berichten?

Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt. "Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Cochrane-Österreich ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.
Corona-Impfstoff: Moderna

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