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Weizenkeim-Agglutinin - Gesundheitsschädlich oder nicht?

Ist Weizenkeim-Agglutinin (vor allem aus Vollkorn-Weizenprodukten) gesundheitsschädlich?

Wir sagen: Es gibt keine Langzeitbeobachtungen zu diesem Thema am Menschen. Die gesundheitlichen Auswirkungen einer langfristigen Ernährung ohne Weizenkeim-Agglutinin bzw. Vollkorn-Weizen wurde nie erforscht. Dass eine abwechslungsreiche Ernährung mit Vollkorn vor einigen Krankheiten schützt, ist allerdings relativ gut belegt.

KONSUMENT Faktencheck-Medizin: Beweislage unzureichend

Eiweißsubstanz schützt die Vollkornpflanze

Eigentlich gelten Vollkornbrot und Müsli als Inbegriff einer gesunden Ernährung. Auch die österreichische Ernährungspyramide empfiehlt täglich mehrere Getreideportionen, beispielsweise in Form von Gebäck und Nudeln. Andererseits sind vor allem Vollkorn-Weizenprodukte in Verruf geraten. In ihnen steckt nämlich relativ viel Agglutinin. Diese zur Gruppe der Lektine gehörende Eiweißsubstanz erfüllt für Pflanzen eine wichtige Rolle. Sie gilt als natürlicher Fraßschutz, der sowohl Insekten als auch Nagetieren den Appetit auf die nahrhaften Weizenkörner verdirbt. Weizen-Agglutinin steht seit einigen Jahren unter Verdacht, bestimmte Krankheiten auszulösen respektive diese zu begünstigen, etwa Darmschäden, Autoimmunerkrankungen wie Zöliakie oder auch Gelenksentzündungen.

An Ratten getestet

Der schädigende Effekt von Weizen-Agglutinin wurde allerdings bisher nur im Tierversuch nachgewiesen – und zwar bei Ratten, die mit großen Mengen davon gefüttert wurden. Daraus mögliche Wirkungen beim Menschen abzuleiten, ist jedoch problematisch: Zum einen sind Tierexperimente grundsätzlich nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar, zum anderen verzehren wir bezogen auf unser Körpergewicht keine derart großen Agglutininmengen in so kurzer Zeit, wie dies im Tierversuch geschah.

Keine Langzeitstudien

Die einzige Studie mit menschlichen Teilnehmern aus dem Jahr 1978 zeigte lediglich, dass unverarbeitetes Weizen-Agglutinin den menschlichen Magen-Darm-Trakt recht unbeschadet passiert. Am Versuch, der nur vier Tage dauerte, nahmen allerdings lediglich sechs Personen teil. Um mögliche gesundheitliche Konsequenzen erforschen zu können, wären gut gemachte Langzeitstudien mit viel mehr Teilnehmern notwendig. Auf Basis der aktuellen Studienlage erscheint es nicht sinnvoll, einen Verzicht auf Weizen-Vollkornprodukte zu empfehlen, zumal Weizen-Agglutinin durch Hitze, also beim Kochen und Backen, ohnehin zerstört wird. Außerdem haben Vollkornprodukte im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung eindeutig gesundheitliche Vorteile.

 

Stimmt das, was die berichten?

Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt. "Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich (Medizin transparent: Macht Weizenlektin krank?). Cochrane-Österreich ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

 

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