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Ob Lebensmittel, Hautcremen, iPod oder Kinderwagen – in Österreich ist für absolut identische Waren durch die Bank deutlich mehr auf den Tisch zu legen als in Deutschland. Abhilfe schaffen nur Rundum-Preisvergleiche oder eine Lieferadresse in Deutschland.
"Das darf doch nicht wahr sein", schreiben uns verärgerte Leser immer wieder. "Ich habe mir bei einem Versandhändler eine Ware bestellt, und kurze Zeit später entdecke ich ganz zufällig, dass der gleiche Anbieter genau das gleiche Stück in Deutschland um ein Drittel billiger anbietet!"
Fast doppelt so teuer
"Wer kann mir das erklären?", fragt sich auch ein anderer Konsument, der sich bereits damit abgefunden hat, "dass Einkaufen in Deutschland bei vielen Artikeln zwischen 10 und 15 Prozent billiger ist als in Österreich". Als er dann aber an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Preise einer Müller-Filiale in München und in Wien verglich, blieb ihm trotzdem fast die Spucke weg: Eine L‘Oréal Tagescreme, die in Deutschland für 7,95 Euro zu haben war, kostete in Österreich mit 14,50 Euro fast das Doppelte; dasselbe bei der Nachtcreme oder bei der Nutrisse Creme Color, die in München für knapp 3 Euro zu haben war, in Wien hingegen fast 7 Euro kostete.
Keine Aktions- Preise
"Bei keinem der Preise handelte es sich um Aktionen", fügte der Kunde noch gewissenhaft hinzu, um voreilige Erklärungsversuche für die niedrigeren deutschen Preise gleich abzuschmettern.
Das war auch bei jenen Preisen nicht der Fall, die ein interessierter Konsument bei Tchibo Österreich und Tchibo Deutschland verglich: "Ging es zu Beginn nur um eine Uhr, die in Deutschland um 20 Euro weniger kostete, so musste ich feststellen, dass ein Glastisch in Deutschland gleich um 50 Euro billiger ist. Gut, dachte ich, wird das Gewicht betreffend die Logistik sein. Dann sah ich aber, dass eine Büroschrankwand in Deutschland nur um 10 Euro billiger ist, die ist aber sicherlich weit schwerer."
Preisgestaltung: Willkür oder Logik?
Beispiele wie diese sind zahlreich. Für Konsumenten aus den an Deutschland grenzenden Regionen ist es seit Langem ein offenes Geheimnis, dass über der Grenze vieles günstiger zu haben ist. Schon vor der Einführung des Euro warben zum Beispiel bayrische Möbelhäuser und Einkaufszentren um Kundschaft aus Salzburg und Oberösterreich. Mit der gemeinsamen Währung lässt sich auch das Kleinpreisige auf einen Blick vergleichen. Und seit im Internet immer mehr Shops ihre Waren anbieten, bleibt die Möglichkeit zum Vergleichen nicht mehr nur auf Grenzgänger beschränkt.
Kein Wunder also, dass sich immer mehr Österreicher an derartigen Preisgestaltungen stoßen und sich fragen, ob es dafür nachvollziehbare Gründe gibt oder ob die Händler ihnen einfach eine Deppensteuer aufbrummen. - Lesen Sie dazu auch unseren satirischen Kommentar "Das Märchen vom kleinen Preis" von Alois Grasböck und unseren Preisvergleich: Drogeriemärkte Deutschland/Österreich 4/2013.
Kommentare
Ein Leser hat uns ein weiteres Beispiel genannt: Nicht nur im Lebensmittelhandel gibt es beträchtliche Preisunterschiede zwischen Österreich und Deutschland - scheinbar auch im Baustoffhandel. Weil ich gerade meinen Garten umgestalte, bin ich auf folgendes Beispiel gestoßenn: Rasengittersteine aus Beton (30x60x8cm = 4,17 Stück pro m²) Hornbach (Österreich):2,99 pro Stück Hornbach (Deutschland):1,49 pro Stück Bei einer Fläche von 100m² kosten die selben Steine in Österreich: 1246,83 Euro Deutschland: 621,33 Euro Zwar gibt es in Österreich und Deutschland verschiedene Hersteller für diese Betonsteine - Qualität und Format sind aber standardisiert. Ein Preisunterschied von 50% ist daher für das gleiche Produkt unter keinen Umständen zu rechtfertigen. Gerade bei diesen kleinteiligen Produkten - die in Stück und nicht in Quadratmeter verrechent werden, kann der Handel schnell den Preis erhöhen. Was am ersten Blick nicht Viel ist - summiert sich bei ensprechender Menge aber schnell. Ich kann mir vorstellen das diese Praxis für mehrere Produkte im Baustoffhandel zutrifft und Hornbach sicher nicht die einzige Kette ist die in Österreich die Preise erhöht. Redaktion KONSUMENT