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Babygreifling aus Holz auf Felsenspitze
Bild: pixabay

Baby-Spielzeug - Schadstoffe und Sicherheit

Spielzeug für Babys muss robust und schadstofffrei sein. Leider fielen in unserem aktuellen Test 6 von 29 getesteten Produkten durch. Teilweise hätten sie nicht einmal in den Handel kommen dürfen.

Wir haben Babyspielzeug (Greiflinge, Schnullerketten, Wagenketten und -clips) von folgenden Herstellern getestet:

  • Chicco
  • dm/babylove                     
  • Fehn
  • Fisher-Price
  • Glückskäfer
  • Grünspecht
  • Haba
  • Heimess
  • Hess
  • Ikea
  • Käthe Kruse
  • Kik
  • Lamaze
  • Oball
  • Ravensburger Ministeps
  • Selecta
  • Senger Naturwelt
  • Sigikid
  • Steiff
  • Sterntaler
  • Vulli

In den Test-Tabellen finden Sie Infos und Testurteile zu: Mechanische Sicherheit, Schadstoffe, Preis

Lesen Sie nachfolgend den Testbericht.


Babyspielzeug muss sicher sein. Wenn die Kleinen es bearbeiten, daran lutschen und nuckeln, dürfen sich keine Teile, geschweige denn Schadstoffe aus den Produkten lösen. Leider wurden diese Selbstverständlichkeiten, wie unsere Untersuchungen der letzten Jahre zeigten, häufig nicht erfüllt.

29 Spielzeuge untersucht

Auch im aktuellen Test, einer Gemeinschaftsproduktion mit der deutschen Stiftung Warentest, schnitten wieder 6 der 29 getesteten Produkte mit "weniger zufriedenstellend" bzw. "nicht zufriedenstellend" ab. In drei Spielzeugen fanden wir in Gummischnüren gesundheitsschädliche Substanzen.

Aus einem Produkt lösen sich Kleinteile, die verschluckt werden könnten, bei einem anderen könnten sich Babys aufgrund einer zu langen Schnur selbst strangulieren, und in einem Fall besteht durch eine Schwanzflosse ein Stoßrisiko im Rachen.

Test auf 280 chemische Substanzen

Untersucht wurden Spielzeuge aus Holz, Kunststoffen und Textil bzw. aus einer Kombination dieser Materialien. Die Auswahl reichte von Greiflingen über Beißringe bis hin zu Schnuller- und Wagenketten. Bei ihrer Arbeit im Labor gingen die Prüfer minutiös vor. Wochenlang zerschnitten sie Textilien, kratzten Lacke von Holzstücken und zerkleinerten Kunststoffe.

Die Proben wurden auf Milligramm genau abgewogen und auf 280 verschiedene chemische Substanzen untersucht. Zusätzlich wurden die exakt vermessenen Spielzeuge Belastungstests unterzogen.

Strangulations- und Erstickungsgefahr

Zu lange Ketten: Strangulationsgefahr

Drei Produkte, die Schnullerkette von Glückskäfer, die Schnullerkette Käfer Tom von Hess und die Wagenkette Nixe, ebenfalls von Hess, halten rechtliche Vorgaben nicht ein. Sie hätten deshalb nicht verkauft werden dürfen.

Die Länge der Glückskäfer-Schnullerkette überschreitet die in einer Norm vorgeschriebenen 22 Zentimeter. Theoretisch könnte sie somit den Hals eines Babys umfassen. Dies kann zur Strangulation führen.

Verschlucken

Bei der Schnullerkette Käfer Tom von Hess lösen sich Kleinteile zu leicht ab. Die aus Halbkugeln bestehenden Käfer-Öhrchen hielten den Zugkräften der Prüfmaschine nicht stand. Sie lassen sich leicht abziehen und können vom Baby verschluckt werden.

Erstickungsrisiko

Bei der Kinderwagenkette Nixe von Hess beanstanden wir die große Schwanzflosse aus Holz. Dieser könnte sich das Baby in den Rachen stoßen und einen Brechreiz auslösen. Liegt der Säugling dabei auf dem Rücken, könnte er am Erbrochenen ersticken.

Schadstoffe: Grenzwerte überschritten

Gesundheitsgefährliche Schadstoffe

Die Kinderwagenkette Nixe ist zudem aufgrund von gesundheitsschädlichen Substanzen problematisch. Aus dem grünen Lack lösen sich mehr Organozinnverbindungen, als die Spielzeug-Richtlinie erlaubt. Einige dieser Verbindungen können das Immunsystem schädigen und die spätere Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Für Schwangere sind diese Substanzen problematisch, weil sie den Fötus schädigen können.

Ebenfalls zu beanstanden ist der Greifling von Selecta. Die Gummischnur enthält zu hohe Mengen nitrosierbarer Stoffe. Beim Ablutschen können sich diese lösen, in den Magen des Babys gelangen und dort zu stark krebserregenden Nitrosaminen umgewandelt werden.

Diese sind selbst in kleinsten Mengen gefährlich. Das Vorhandensein dieser Substanzen ist besonders ärgerlich, weil sie erst bei der Herstellung von Gummi entstehen und sich durch entsprechende Sorgfalt technisch vermeiden lassen.

Grenzwert erst ab 2021

Den Grenzwert überschreitende nitrosierbare Verbindungen lösen sich auch aus den Wagenketten Crocolini von Selecta und Nixe von Hess. Da Babys bei diesen Produkten die Gummischnüre beim typischen Gebrauch jedoch nicht in den Mund bekommen, haben wir diese Produkte noch mit "weniger zufriedenstellend" bewertet. Bei der Wagenkette von Hess führten die genannten Organozinnverbindungen im Lack zum "nicht zufriedenstellend".

In einzelnen aus Schnur gefertigten Sonnenstrahlen der Sigikid-Wagenkette konnten wir Nonylphenolethoxylate nachweisen. Diese Substanzen sind für Wasserorganismen sehr giftig. Die EU hat für das Umweltgift einen Grenzwert in waschbaren Textilien festgelegt. Dieser gilt leider erst ab dem Jahr 2021.

Testtabelle: Spielzeug - Sicherheit und Schadstoffe - Greiflinge

Testtabelle: Spielzeug - Sicherheit und Schadstoffe - Schnullerketten

Testtabelle: Spielzeug - Sicherheit und Schadstoffe - Wagenketten und -clips

VKI-Tipps

  • Beim Einkaufen. Unterziehen Sie Babyspielzeug im Laden einem kleinen Stabilitätstest, bevor Sie es kaufen. Gehen Teile ab, wenn Sie das Produkt leicht schütteln und etwas daran ziehen, sollten Sie es keinem Baby zumuten. Gleiches gilt, wenn das Spielzeug unangenehm riecht oder abfärbt.
  • Am Kinderwagen. Achten Sie darauf, dass Wagenketten immer korrekt am Kinderwagen befestigt sind, und lassen Sie sie nie lose neben dem Baby liegen. Das Kind könnte sich darin verheddern und im schlimmsten Fall damit strangulieren.

Testkriterien

Im Gemeinschaftstest mit der Stiftung Warentest haben wir 29 Greiflinge, Schnullerketten, Wagenketten und -clips für Babys untersucht.

Mechanische Sicherheit

Geprüft wurde nach der Spielzeugnorm und gegebenenfalls nach der Schnullerhaltung, ob beispielsweise Gefahr durch verschluckbare Kleinteile, Stoß- oder Strangulationsgefahr bestand. Es wurden Akustik-, Drehmoment-, Einweich- und Zugprüfungen sowie Fall- und Schlagprüfungen durchgeführt und die Schnurlängen gemessen.

Schadstoffe

Farbmittel: In Lacken und Textilien wurde die Freisetzung von sensibilisierenden und krebserzeugenden Farbstoffen sowie der Gehalt verbotener Azofarbstoffe bestimmt.

Flammschutzmittel, Monomere, Formaldehyd, Holzschutzmittel: Kunststoffe wurden auf die Freisetzung bestimmter Monomere wie Bisphenol A und Acrylamid, Textilien und Kunststoffe auf verbotene halogenierte Flammschutzmittel, zusätzlich Textilien auf den Gehalt an Formaldehyd sowie Holz auf Holzschutzmittel überprüft.

Bei Kunststoffen wurde der Gehalt an kurzkettigen Chlorparaffinen nach Lösungsmittelextraktion analysiert.

Nickel: Metallhaltige Teile wurden mit einem Nickelschnelltest untersucht und die Abgabe des Metalls wurde nach den Nickelprüfnormen ermittelt.

Nitrosamine und nitrosierbare Stoffe: Es wurde geprüft, ob Spielzeugteile aus Elastomeren wie Gummi diese Stoffe abgaben. Die Gummischnüre mit Textilummantelung wurden mit Speichelprüflösung versetzt und vier Stunden lang bei 40 Grad Celsius stehen gelassen.

Nonylphenolethoxylate (NPE), Nonylphenol: Bei Lacken, Kunststoffen und Textilien wurde der Gehalt an NPE und Nonylphenol analysiert.

PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe): Lacke, Kunststoffe und Textilien wurden nach den Vorgaben des GS-Prüfzeichens (GeprüfteSicherheit) nach Extraktion mit dem Lösungsmittel Toluol überprüft.

Phthalate: Lacke und Kunststoffe wurden nach Extraktion auf Phthalate untersucht, die in Spielzeug, das Kinder in den Mund nehmen können, verboten sind. Zusätzlich wurde auf die als besonders besorgniserregend eingestuften Phthalate geprüft.

Schwermetalle: Die freigesetzte Mischung aus abgeschabten Materialien, zerkleinerten Textilien und Kunststoffen wurde überprüft, indem die Proben mit Salzsäure versetzten und danach analysiert wurden. Der Gehalt an Blei und Kadmium sowie an Organozinnverbindungen wurde bestimmt.

Bei der Überprüfung der Speichel- und Schweißechtheit wurde mit Speichel- sowie mit Schweißprüflösung ermittelt, ob die Materialien Farbe abgaben.

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